Seit Juni 2008 gingen fünf Anzeigen beim Betrugskommissariat K 4 im PP Mainz ein, die letzte Anfang November. Aber das ist vermutlich nur die Spitze eines Eisberges.
In diesen fünf Fällen geht es um ein bestimmtes Firmenkonglomerat (es gibt allerdings noch andere, zu denen auch andere Anzeigen gehören), das kaum zu durchschauen ist.
Die „Firmenidee“ ist eigentlich einfach: Man bietet kostenlose Computerprogramme (Sicherheitsprogramme, Fotobearbeitung etc.), die es im World Wide Web umsonst gibt, über eine kostenpflichtige Seite an und kassiert bei den Benutzern. Ob die Nutzer diese Programme auch tatsächlich herunterladen, spielt dabei keine Rolle. Möglicherweise surfen dabei die Bürger auf dieser kostenpflichtige Seite, ohne von der Kostenfalle etwas zu merken, da es keine gut erkennbaren Hinweise auf die Kosten bzw. die Abonnementfalle gibt.
Nach bisherigen Ermittlungen war/ist die kostenpflichtige Seite (
Mega-Downloads.net - Getestete Software) mit Seiten von Firmen verlinkt, die ihre Programme kostenfrei anbieten. Stichproben ergaben, dass die realen Softwarefirmen mit den Verlinkungen mit kostenpflichtigen Seiten nicht einverstanden sind.
Beispiele:
Ein Mainzer erhielt im Juni 2008 von einer Firma aus Wien eine Zahlungsaufforderung von 100,50 Euro. Der Geschädigte erinnerte sich an keinen Vertragsabschluss und schrieb die Firma mit der Bitte um Aufklärung an. Er bekam keine Antwort. Einen Monat später verlangte ein Inkassounternehmen aus Herford über 150 Euro. Im August erhielt er eine weitere Zahlungsforderung von dem Inkassounternehmen, diesmal über 155 Euro. Der Mann erstattete Anzeige.
Ein weiterer Mainzer erhielt die Aufforderung, seinen Jahresbeitrag von 96 Euro zu entrichten. Er habe eine Mitgliedschaft (die sogenannte „Abo-Falle“) über mega-downloads erworben, das pro Monat mit 8 Euro zu Buche schlägt und mindestens zwei Jahre läuft. Er reagierte sofort, informierte die „Gesellschaft“ darüber, dass er keinen rechtmäßigen Vertrag eingegangen ist, legte Widerspruch ein und kündigte sicherheitshalber fristlos und ohne jegliche Zahlung.
Der eigentliche Firmensitz des dubiosen Anbieters ist in den Vereinigten Emiraten (vermutlich ein Ein-Mann-Betrieb). Diese „Firma“ unterhält Briefkastenfirmen in Europa (vermutlich ebenfalls Ein-Mann-Betriebe, mitunter hat sogar ein Betreiber mehrere „Firmen“), durch die die Rechnungen verschickt werden. Spätestens nach einem Monat wird ein deutsches Inkassounternehmen mit der Eintreibung der Gelder beauftragt. Bislang überprüfte Firmenadressen zeigten, dass es sich um angemietete Postfächer oder Briefkästen handelt, also Briefkastenfirmen. Dazu gehörige Büroräume gibt es nicht bzw. werden nicht genutzt. Die Post (z.B. Anfragen an die dubiose Firma, die die Rechnung verschickt) wurden aus dem Briefkasten abgeholt und unbearbeitet und direkt an das Inkassounternehmen weitergeleitet.
Gegen die bekannten Firmenbetreiber wird bereits ermittelt, dennoch läuft die Betrugsmasche, bei der nachweislich viele Bürger bezahlen und so für einen Millionenumsatz innerhalb kürzester Zeit sorgen, weiter.
Die Polizei rät:
- Unberechtigte Geldforderungen nicht bezahlen!
- Anzeige erstatten – bei jeder Polizeidienststelle möglich
- Vorsicht vor sogenannten Abo-Fallen!
- Zusätzlich und hilfsweise: Wegen Täuschung und/oder Irrtums anfechten, Widerspruch einlegen, zur Sicherheit fristlos kündigen und die polizeiliche Anzeige beilegen!
- Den Verbraucherschutz fragen!
Bislang ist kein Fall bekannt, in dem das Inkassounternehmen gerichtlich gegen die Schuldner vorgegangen ist. Also: Nicht einschüchtern lassen, nicht zahlen!!!