ups - nun will ich mal versuchen die vielen fragen von trüffel zu beantworten.
vorweg - alleine das vorhandensein dieser fragen beweisst mir, dass wir in unserer arbeit leider immer noch viel zu sehr eine sprache sprechen, die uns zwar vertraut ist - aber den usern eben nicht - und auch das müssen WIR ändern.
ich finde es gut, daß Du Dich an der Diskussion hier beteiligst, weil wohl nur so der allgemeinen Abzockmentalität das Genick gebrochen werden kann. Und daß sich was bewegt, sehe ich zum Beispiel daran, daß jene Seite, welche mir zum Verhängnis wurde, nicht mehr ganz so aggressiv mit kostenlos wirbt. Statt der ursprünglich 4 Kostenloshinweise nur noch 3 auf der ersten Seite,2 auf der 2. Seite und einer auf der dritten Seite. Na immerhin schon ein kleiner Fortschritt.
Auch hier darf man keine Wunder erwarten, die schier über Nacht passieren. Steter Tropfen hölt den Stein und mittlerweile bin ich der Meinung, das sich in der AWM-Szene derzeit die Spreu vom Weizen trennt.
Lest mal diesen Thread der zur Zeit im JF geführt wird und in dem doch schon sehr viel erbauliches zu finden ist.
http://www.jaginforum.de/showthread.php?s=&postid=209937#post209937
Dass dies heute eben auch ganz anders diskutuiert wird, liegt nicht zuletzt am steten Tropfen, der den Stein hölt. Der Zeitpunkt als mein persönlicher Kampf gegen Abzocke begann, liegt sehr weit vor dem, als sich die Medien dafür zu interessieren begannen. Das war die Zeit in der die Dialer gerade mal aufkamen und damals war ich ziemlich alleine auf weiter Flur und hatte nur ganz wenige Mitstreiter, die mir zumindest "bedingt Recht" gegeben haben.
Aber mal im Ernst, welche Chance sähest Du gegen derartige Betrügereien vor Gerichten bestehen zu können? Die Leute sind sich so sicher und gedeckt von ganz anderen Größen, daß der Verbraucher meiner Meinung nach doch sowieso den kürzeren zieht. Genau deshalb sähe ich in der Prävention die größten Chancen Verbraucher vor derartigen Methoden zu schützen.
Gegen offensichtliche Abzocke gibt es Gesetze und die gelten natürlich auch im Internet. Gegen Bauernfängerei gibts leider keine, denn entweder man gesteht dem verbraucher Mündigkeit zu oder eben nicht.
Würde man hier zuviel in Richtung Verbraucherschutz tun, hätte dies zur Folge, dass die Abzocker ins "Käuferlager" wechseln um dann von dort aus unter dem Schutz des Gesetzes zu agieren - das haben wir leider heute schon vielfach.
Also um das Netz, so wie jeden Wirtschaftskreislauf am Leben zu erhalten braucht es Rechte und Pflichten auf beiden Seiten. Und es braucht Richter, die davon etwas verstehen. In Bezug auf alles was ich in der Richtung bisher gelesen habe, gab es nur eine handvoll Fälle, bei denen der entscheidende Richter auch Ahnung von der Materie hatte.
Die meisten Urteile lesen sich für mich leider so, als hätte hier ein Richter aus Hinterhirniehausen über den plötzlichen Kindstot bei nordafrikanischen Wüstenameisen entscheiden müssen.
Warum muß es überhaupt Fuchs und Hase beim Onlinehandel geben? Handel verstehe ich unter gleichberechtigten Partnern und weil der Hase nie freiwillig dem Fuchs über den Weg laufen würde, sind manche Geschäfte eben keine Geschäfte, sondern Abzocke.
Fuchs und Hase gibts nicht nur im Onlinehandel sondern in jedem Geschäft der Welt. Nur meistens merkt man es nie oder nicht so häufig, dass auch hier Geschäfte abgeschlossen werden, die auf unterschiedlicher Informationsqualität basiert.
Ich nehme mal als Beispiel Versicherungen.
Wohl dem, der nie in die Situation kommt eines Tages am eigenen Leibe verspüren zu müssen, welchen Vertrag er da eigentlich unterschrieben hat
Ich nehme mal an, dass es NICHT EINEN EINZIGEN Deutschen gibt, der nicht zu Hause eine Versicherungsurkunde hat, die eine Klausel beinhaltet von der er nichts gewusst hat und unter der seine eigene Unterschrift steht.
Stell Dir mal vor, morgen würde JEDER dieser Versicherungsverträge zum Versicherungsfall, was da los wäre. Da würden die Trickdieberein der Mehrwertnummernbetrüger dagegen als Kavaliersdelikt erscheinen und dazu käme, dass nicht nur ein paar hundert Tausend sich als die Betrogenen fühlen würden, sondern ALLE.
Wie sollte ein Gericht anders entscheiden als nach dem, was im Vertrag formuliert ist? Dazu sind Verträge nun mal da, dass sie alle Wenns und Abers regeln und das jeder die Freiheit hat einen Vertrag zu akzeptieren oder nicht.
Das ist also schon ein sehr dünnes Eis auf dem wir uns bewegen, wenn wir Verträge als ungültig deklarieren wollen, weil sie von einer Seite der Vertragspartner nicht verstanden wurde. Dies würde bedeuten, dass wir dem ganzen deutschen Volk den Jagdschein ausstellen und alle für unzurechnungsfähig erklären müssen.
Ethisch gesehen gebe ich Dir auf jeden Fall Recht, denn viele sogenannte AGB sind so langatmig verfasst, dass man daran tagelang lesen müsste um zumindest die Grundsätze davon zu erfassen.
Andererseits kann ich Dir aus der Praxis sagen, dass uns selbst schon Betrugsabsicht unterstellt wurde, weil wir nicht expliziet in unseren AGB darauf hingewiesen haben, dass unsere Seiten beim Aufruf Probleme bereiten, wenn jemand mit Windows 95 im Netz unterwegs ist, welches moderne Techniken nicht unterstützt.
Wenn ich das alles in AGB fassen sollte dann hätten wir aleine ein paar hundert Seiten von abenteuerlichen Systemkonfigurationen innerhalb der AGB, die ganz sicher niemand mehr lesen würde.
Noch ein Beispiel, welches zeigt, dass hier immense Wissenlücken bestehen:
Vor kurzem erhielt unser Support eine böse Beschimpfungsmail, in der uns "Abzockerei" unterstellt wurde weil der User mit einer völlig dicht gemachten Firewall rumsurfte und diese Einstellungen nicht ändern wollte.
Er verlangte VON UNS, dass WIR das in unserem programm ändern.
Im Klartext heisst das, er wollte, dass wir ihn hacken, damit er alle Inhalte sehen kann.
Das ist die reale andere Seite der Medaille, die zweifellos auch nicht von Ungefähr kommt, denn die Sicherheitssysteme sind erst durch unlautere Methoden erzwungen worden aber auf welcher Basis soll man denn dann seriöse Geschäfte betreiben, wenn nicht durch Information und wieder Information.
Was z.B. ist ein Zahlungsanbieter, was sind Upgrads, wenn diese im direkten Zusammenhang mit Zugangsversionen genannt werden, nach welchem Recht werden Lastschrift und Kreditkartengeschäfte bewertet? Welche Begriffe gibt es für den Nutzer einzudeutschen, um eben der Mehrdeutigkeit von Angeboten ein Ende zu setzen? Was ist eine Vertifikation, wie oft findet diese statt und so weiter und so weiter. Hier gilt es doch genau aufzuklären. - Und solange dieses nicht geschieht, werden immer wieder Leute auf unseriöse Angebote, auch zu Deinem Schaden hereinfallen.
Über diese konkreten Fragen freue ich mich am meisten, denn da handelt es sich zweifellos um ein "Branchenwörterbuch" bei dem vielfach einfach irrtümlich vorausgesetzt wird, dass der User mit den Begriffen umgehen kann.
Bei einem Zahlungsanbieter handelt es sich um Unternehmen, die spezialisiert auf Abrechnungen im Internet sind. Diese stellen in der Regel die sicheren Leitungen, das KnowHow und die Software zur Verfügung, die zur Online-Abrechnung gebraucht wird.
Sicher hast Du schon mal von der "ärztlichen Verrechnungsstelle" gehört. Im Prinzip ist das nichts anderes. Zahlungsanbieter übergeben die ihnen vom Zahlungsformular übermittelten Daten an die entsprechenden Schnittstellen bei Banken oder Kreditkartenfirmen, prüfen diese Daten auf Plausibilität, überprüfen ob eine Kreditkarte gültig ist oder eventuell als gestohlen gemeldet wurde u.s.w. Darüberhinaus übernehmen auch viele dieser Anbieter die Mitgliederverwaltung. Das heisst sie tragen Mitglieder in die Benutzerdatenbank ein oder aus und übernehmen die Abwicklung von Kündigungen usw.
Unter Upgrades versteht man, wenn eine Mitgliedschaft um eine bestimmte Leistung erweitert wird. Also angenommen Du hast eine Mitgliedschaft auf einer Seite in der bestimmte beschriebene Leistungen enthalten sind und andere eben nicht. Leider wird der Begriff "Upgrade" aber oft auch fälschlicherweise dazu benutzt, Schnupperzugänge in feste Abos zu verwandeln. Also einen 3-Tages-Zugang in ein Monatsabo "upgraden", was ich persönlich in diesem Zusammenhang als falsch empfinde.
Richtig wäre, wenn man zum Beispiel einen normalen Emaildienst abboniert hat und dieser sagen wir mal 2 Euro im Monat kostet für 1 Emailadresse. Wenn der Anbieter jetzt zum Beispiel eine Erweiterung des Dienstes anbietet und dafür 5 Emailadressen und einen besseren Spamfilter für 5 Euro im Monat anbietet, dann wäre dies ein "Upgrade vom Dienst 1 für 2 Euro auf den Dienst 2 für 5 Euro".
Zu den Lastschrift und Kreditkartenverträgen ist zu sagen, dass sie nach dem selben Recht behandelt werden, wie dies im "richtigen Leben" auch der Fall ist. Eine Ausnahme besteht dabei jedoch, denn irrtümlicherweise glauben viele, dass hier das Fernabsatzgesetz mit seiner 14-tägigen Rücktrittsklausel gelten würde - dem ist aber nicht so und das aus verständlichen Gründen. Bei jeder Onlinebuchung fallen grundsätzlich für den Programmanbieter Kosten an, die auch bei einem Vertragsrücktritt anfallen würden. Diese Kosten beziehen sich in der Hauptsache auf die Leistungen des o.g. "Zahlungsanbieters" plus die durch die Nutzung des Programmes entstandenen Kosten (Traffic, angekaufte Dienstleistungen etc). Insofern wäre es fatal für jeden Programmanbieter, wenn dieses Rücktrittsrecht hier möglich wäre und würde die Produkte im Preis vervielfachen.
Also hier gilt bestellt ist bestellt und man muss zumindest den bestellten Zeitraum in jedem Fall bezahlen und dann halt unverzüglich kündigen, wenn man nicht will, dass sich ein eventuell abgeschlossenes Abo verlängert.
Der Begriff Verifikation ist im Prinzip eine Überprüfung von Angaben.
Er wird meist im Zusammenhang mit Jugendschutztoren benutzt. Hier ist dann meist von Altersverifikation die Rede.
Wie oft man eine solche (völlig unsinnige) Verifikation durchlaufen muss kommt darauf an, mit welchem Verifikationssystem der Anbieter arbeitet.
Jugendschutz ist in Deutschland zu einem hervorragenden geschäft geworden, das Bauernfängereien Tür und Tor öffnet.
In einigen Staaten der USA hat man gesehen wohin das läuft. Da wird ein Angebot angeblich aus hochethischen Jugenschutzgründen mit einem kostenpflichtigen Alterverifikationssystem versehen, über das man Zugriff auf tausende von Seiten hat (hinter denen in der Regel 20 Nackbildchen stecken). Einige solcher Alterverifizierungssysteme arbeiten mit jährlichen Mitgliedsbeiträgen (weil ja offensichtlich ein volljähriger User im nächsten Jahr wieder minderjährig sein kann) - andere bieten eine "lebenslange Mitgliedschaft" zum einem Pauschalbeitrag. Bei diesen Systemen ist es dann meistens so, dass sie, sobald sie eine bestimmte Marktsättigung erreicht haben, einfach vom Markt verschwinden und dann auf den entsprechenden Seiten ein "völlig neues und revolutionöres Altersverifizierungssystem" angeboten wird, was dann natürlich wieder Kohle kostet.
Dazu ist zu sagen, dass Deutschland im Augenblick auf dem besten Weg ist, solche kostenpflichtigen Altersverifizierungssysteme den Anbietern sogar per Gesetz aufzuzwingen. Was letztendlich zu noch viel mehr Abzockereien führen wird.
Es interressiert mich nicht nur ob das Ei oder das Huhn, sondern der User oder der Abzocker zuerst da war!
So hart die Antwort auf diese Frage auch klingen mag - es war der User, der zum Abzocker wurde, denn im Prinzip haben im Internet alle mal als User angefangen. Und dass auch heute noch immer mehr User auf den Abzockerzug aufspringen möchten beweise ich Dir mit der Tatsache, dass heute bei Ebay völlig nutzlose und inhaltslose Abzockerdomains erfolgreich zu Preisen versteigert werden, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Kein professioneller Webmaster dieser Erde würde dafür auch nur das schwarze unter dem Fingernagel geben, wofür offensichtliche "Spätgoldgräber" tausende und abertausende hinlegen um von dem erstunkenen und erlogenen Geldregen auch noch ein paar Tröpfchen abzubekommen - und dies wohlgemerkt in dem Wissen, dass hier offensichtlich Leute aufs derbste über den Tisch gezogen werden, weil es sich dabei um Domains ohne Inhalt handelt.
Thommy, wie viele der Geschädigten würden sich auf ein Angebot einlassen, welches ihnen die Existenz kosten würde? Welcher Mensch, der nur halbwegs beisammen ist würde das tun? Aber die Fälle gibt es doch, sie sind nachzulesen und sie sind mit einem riesigen Kampf verbunden, mit nicht nur einer „Mühle“, sondern vielen Mühlen wird da gekämpft und das Schlimmste ist doch, daß selbst nach langer Beschäftigung mit der Materie, sich denen erst sehr zäh das Konglomerat an Mitverdienern, sowie Methoden erschließen und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich nicht einer von denen bin, die immer noch weitgehend im Dunkeln tappen und ihre Existenz bereits schon verloren haben.
Genau da sind wir am Kernpunkt meiner Befürchtungen, die ich vom ersten Tag meines "Webmasterlebens" an hatte. Ich setze auf Erfolg durch Zufriedenheit und Leistung. Und ich sehe Mails, die wir manchmal von unseren Usern erhalten und in denen sie uns mitteilen, dass sie mal ne Auszeit brauchen oder auch mal was anderes sehen wollen immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend natürlich, weil uns dann Umsatz verloren geht - lachend aber, weil ich weiss, dass diese Kunden auch irgendwann zurück kommen werden, weil wir uns "in Freundschaft" getrennt haben und viele auch erst dann den vergleich zu anderen Programmen kennen und einzuschätzen wissen.
Es macht keinen Sinn, die Henne zu schlachten die unser Frühstücksei legt und dafür habe ich mich immer stark gemacht und werde dies auch weiter tun.
Ich sehe das als Partnerschaft die entstanden ist aus einer Nachfrage zu der wir eben EIN mögliches Angebot liefern. Es muss nicht für jeden das richtige Angebot sein - dazu ist unsere Welt zu individuell.
Wogegen ich mich aber wehre ist, dass ein Angebot auf biegen und brechen verkauft wird obwohl der Kunde eindeutig signalisiert hat es nicht zu mögen.
Dazu vielleicht noch ein kurzer Ausschnitt aus einem Thread, den ich vor Kurzem in einem Webmasterforum geführt habe:
Ein Webmaster stellte die Frage, wieviele verschiedene, otisch unterschiedliche Layoutseiten er zum Start eines neuen Programmes bräuchte.
Darauf antwortete ich:
---zitat:
ich denke zur kundenfreundlichkeit gehört letztendlich auch, dass man ein produkt erkennbar macht.
die ganze geschichte mit dutzenden von layouts kommt doch nur aus der dialerzeit wo man halt versucht hat den kunden über ne andere optik immer wieder mit dem selben produkt über den tisch zu ziehen, so dass er das erst merkt wenn er schon drin ist und geld ausgegeben hat.
wenn man wirklich ein gutes produkt hat, dann hat man so etwas nicht nötig - denn man muss dem kunden auch zugestehen, dass er ein produkt eben nicht kauft weil er es eben schon kennt - that´s live - but fair.
---zitat ende
das erfreilich überraschende daran war aber, dass von einem schon länger im geschäft befindlichen webmaster darauf die aussage kam:
---zitat:
Caramba, das war mir so nicht bewusst, aber Teufel auch, du hast Recht.
Das ist für mich die Erkenntnis des Tages.
---zitatende
Daran erkennt man doch aber, dass man auch in diesem Geschäft nicht nur auf taube Ohren stösst und dass da durchaus auch Leute sitzen, die sehr wohl zuhören und dankbar dafür sind, wenn man ihnen dabei hilft die eigene (und darüberhinaus überall vorhandene) Betriebsblindheit zu überwinden.
Wenn Du in deinem Beitrag hier eines sehr deutlich gemacht hast, dann ist es die Tatsache, dass wir daran arbeiten müssen die selbe Sprache zu sprechen und uns gegenseitig etwas besser zu verstehen.
Ich denke damit wären schon mehr als die Hälfte aller Probleme ad acta zu legen. Der Rest ist mühsame Kleinarbeit.
viele grüsse
thommy