Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

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Dir, technofreak, zu helfen sei:
hab seit vierzehn neun nullzwei
alle die Gedichte brav gespeichert
die Dialerschutz dereinst bereichert.

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Und dir Adele wünsch ich eben
Die Poe- und die Fantasie,
die sind uns eins, denn ohne sie
ohne den Mut dazu wär manch's im Leben
nicht zu erfüllen, gar zu leben...

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@ Avor zur Erinnerung:
Es gab in den vergangenen Jahrhunderten
schon immer Dichter, die verwunderten.
Auch in Jahrzehnten schon zuvor
gab's welche - so wie Du - Avor!
Ich denk an Roth, an Erhardt, Otto,
von denen jeder - treu dem Motto
was Spass macht, ist auch stets erlaubt -
humorvoll an den Reimen schraubt.


Reinhard ;)
 
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Ganz gerührt von den unverdienten Lobeshymnen meiner Vorredner
fällt mir spontan noch ein längeres Stück aus der späteren Frühperiode ein,
das aktuell ganz gut hierher passen könnte.

Poesie

"Hab Sonne im Herzen!"
Sagt die Henne zum Ei.
"Ich hab´dich geboren mit Schmerzen,
gib acht, gleich kommen noch zwei!"


Schönen Tag und gute Verrichtung!

Avor
 
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Glückwunsch zum Geburtstag

Im Schnee auf einem Bündel Reisig
friert ein silbergrau gestreifter Zeisig.
Der Hunger nagt, der Wind bläst eisig,
er denkt, zählt nach und rechnet fleißig:
“Wenn´s stimmt, dann bin ich heute dreißig”


Gruß Avor
 
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Lieber Avor

Dreissig????????????? So, so.... Na denn mal meinen Glückwunsch zum Dreissigsten

Erinnerung

Das Leben dauert manchmal lange.
Blickt man zurück, mal froh, mal bange,
taucht Vieles auf aus Nebelwänden,
zu greifen fast mit beiden Händen.

Doch seltsam, manches scheint nun anders.
Der Blick geändert samt und sonders,
besieht, was früher ist geschehen,
schon mal mit sehnsuchtsvollem Wehen.

Denn die Erinnerung macht milde,
und zeichnet oftmals Truggebilde
von der Vergangenheit zu lügen.
Wie schnell lässt sich der Geist betrügen.

Die Schule war gar nicht so von Übel,
bezog man manchmal auch die Prügel,
der Anderen, die selbst heut' schwelgen.
Doch die Banausen sind die Selben.

Und auch so manches Zipperlein,
denn schließlich war es noch ganz klein,
sie nicht recht spürte, höchstens ahnte,
war Balsam, selbst für meine Tante,

weil sie da noch nicht ging auf Krücken
und sich noch konnte selber bücken.
Hat man einst Job und Chef getadelt,
weiß man doch heut', dass Arbeit adelt.

Ja, die Erinnerung macht milde,
sprach kürzlich noch die Tante Hilde,
und machte schnell aus einer Zote
noch eine schöne Anekdote.
 
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Die wilde Hilde

Tante Hilde steigt, trotz Gicht und aller Plagen
zum Dachboden hinauf, krumm und gebückt.
Dort findet sie aus glücklicheren Jugendtagen
Kleider und Dessous, goldrand-bestückt.

Poesiealben und Kisten voller Liebesbriefe,
vergilbte Fotos ihrer Auserwählten, ungezählte:
Gut gebaute Burschen, machmal auch schiefe,
auch ältere Herren, von Hämorrhoiden gequälte.

Drei Brautkleider findet sie, von Motten zerfressen,
traurige Erinnerungen an mißglückte Hochzeitsnächte.
Otto war besoffen, den zweiten konnte man vergessen.
Emil der Dritte faselte über das Wetter und höhere Mächte.

Mit Schnaps hat er schließlich Mut sich angesoffen,
sang Soldatenlieder im Smoking und Zylinderhut.
Nach dem dritten Versuch hat ihn der Schlag getroffen.
“Ach Emil” seufzt Hilde, “du meintest es gut.”

Beim Anblick seiner Unterhose errötet Tante Hilde,
wischt sich eine Träne ab und seufzt: “Emil, bitte verzeih,
daß ich in der Männerwelt galt als Hilde, die Wilde!
Das Trauerjahr ging halt viel zu schnell vorbei. "


Gute Nacht und gute Verrichtung!

Avor
 
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Die wilde Hilde

Teil 2


Zwischen Dachgebälk und Spinnenweben
entdeckt Hilde ihr altes, verschlissenes Kanapee.
Am mürben Stoff noch Mahlzeitreste kleben
und vom letzten Tete-a-Tete ein Schluck Zigeunertee.

Tante Hilde setzt sich ächtzend nieder,
wischt mit einer Handbewegung weg den Dreck.
Es schmerzt das Herz und auch die Glieder,
nur den hellen Fleck kriegt sie nicht weg.

Erinnerungen kommen und gehen wie der Wind.
Sie findet Utensilien aus ihrem langen Leben.
Ihre Puppen, mit denen sie spielte als Kind
und dem Teddybär, der traurig liegt daneben.

Vom Schlaf der Gerechten und von Nebeln umhüllt
füllt sich der Dachboden allmählich mit Leben:
Die Puppen tanzen um den Teddy, der auch gewillt
Tante Hilde ihre Kindheit zurück zu geben.

Hilde im Glück tanzt mit den Puppen, den Teddy im Arm
doch allmählich werden aus den Puppen Knaben.
Den Teddy im Arm erkennt sie als ihren ersten Schwarm
den sie unter einer Brücke küßte, an einem Wassergraben.

Aus einem alten Grammophon himmlische Musik erklingt:
eine Stimme, die Hilde im Schlaf den Atem raubte.
“Dein ist mein ganzes Herz...” der große Caruso singt,
der Liebling der Damen, der längst tot geglaubte.

Daß ich soviel Schönes noch erleben darf,
Emil, der Verblichene fordert sie zum Tanzen auf,
dann kamen sie alle , die sie machte einst scharf
und nahm ausnahmsweise auch die tauben Nüsse in Kauf.

Bei den Ungetreuen ist es müßig, noch zu hadern.
Sie war ja auch nicht immer treu und brav.
Doch plötzlich stockt das Blut in ihren Adern,
eine unheimliche Vision raubt ihr den Schlaf.

Eine Gestalt kommt gemessenen Schrittes auf sie zu,
Ganz in Weiß, - ein Mann? - Oder ist es ein Geist?
Die Augen und den Mund erkennt sie im Nu -
doch stumm die Lippen - der Blick starr und dreist.

Hilde erschrickt und will fliehen, doch sie kann es nicht,
sie hört die Stimme ihrer Schwester, Klärchen genannt:
“Erkennst du nicht diesen Körper und das edle Gesicht?
Es ist doch mein Ewald, in Alabaster gebrannt.”

“Ewald in Gips?!” Ruft Hilde und ist jäh erwacht
“Du bist nicht tot? Du lebst? - Daran glaubte ich feste!
”Oh Ewald, Du warst, ob bei Tag, oder in der Nacht,
auf diesem Kanapee immer der Beste!”


Avor
 
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Zwischenaktmusik

Ein Einhorn bläst auf seinem Horn
und hält das Horn ganz vorn,
doch die Töne kommen nur von hinten ,
wo auch die Wohlgerüche bald entschwinden.

Avor
 
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Die wilde Hilde, Teil 3

'Zig Geister und ein Klappergestell?
Das ist tatsächlich schon ziemlich grell,
wer auf dem Boden in diesem Hause
wohl feiern wollte jetzt eine Sause.

Doch Hilde, die sich schon herzlich freute,
auf den Geliebten, auferstanden grad' heute,
und soeben wurde vor Freude erregt,
bemerkt', dass die Schwester sie reingelegt.

Hatte nicht Klärchen den Ewald zerdeppert?
Es hatte doch damals so kräftig gescheppert,
als die Büste zersprang und fast fiel auf die Katze,
die grad' noch gerettet hatt' ihre Tatze,

und gab's nicht im Keller die Mauerspalte,
die war zugespachtelt mit dicker Pampe?
Sie sah des Klärchens verächtliche Blicke,
als diese beäugt' die Erinnerungsstücke,

und spürte, dass diese sie immer noch hasste,
und auch das Gedenken noch längst nicht verblasste.
Die Hilde wünschte sich nur noch ihre Ruhe,
und die Schwester zurück in die Tiefkühltruhe.
 
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Die wilde Hilde

Teil 4

Träume sind Schäume - Hilde ist entsetzt und enttäuscht:
“Warum mußte dieses Biest mir den Spaß mit Ewald verderben
wo sie doch mit diesem Laffen Eduard zum Karneval ist entfleucht?
Und mir hinterließ von Ewald nur Staub und ein paar Scherben."

"Unseren Ewald zusammengerührt zu einer matschigen Pampe?
Ohne Mitleid hat sie ihn in eine Kellerritze hinein geschmiert?
Diese Untat wird sie mir büßen, diese Schampe!
Ihr blöder Eduard wird demnächst von mir entführt."

Hilde öffnet weinend ihre alte Toilettentasche,
holt Lippenstift und Nagellack heraus,
doch farblos der Stift und ausgetrocknet die Flasche
die Wimpertusche ebenfalls - es ist ein Graus.

Die Musik ist mit einem Mißklang jäh verklungen.
Enrico, der große Caruso lebt nun auch nicht mehr.
Die Puppen , die eben noch getanzt und gesungen´
liegen tot am Boden neben dem Teddybär.

Mit tiefstem Mitgefühl!

Avor
 
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Die wilde Hilde, Teil 5

Vorbei, vorbei die Illusion!
Und Hilde sehr verzweifelt schon
will aus dem Fenster stürzen, doch,
das ist ihr einfach viel zu hoch.

Schaut sie hinunter, wird ihr übel,
doch nirgends steht ein großer Kübel.
So muss erbrechen sie, o Weh,
sich auf das alte Kanapee.

Wie peinlich, doch sind dessen Decken,
ja schließlich voller Eiweißflecken,
von Ewald, Erwin und den Andern,
die grad' durch ihr Gedächtnis wandern.

Entschlossen sagt sie dann, ich will,
das Ding nun schmeißen auf den Müll,
den Krempel voll Erinnerung.
Ich werde einfach wieder jung.

Zunächst schleicht sie zum Orthopäden,
der ihr die Knochen richtet eben,
und der Chirurg, der von der Schönheit,
der bügelt ihre Falten weit.

Ein wenig Farbe noch dazu,
dann zum Friseur in aller Ruh',
und als sie trifft den Eduard,
hat der sie gar nicht mehr erkannt.
 
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Die wilde Hilde

Teil 6

Eduard trifft auf der Straße Klara´s Schwester,
„Ach, - wie hieß sie noch, die blöde Kuh?
Vor 60 Jahren wollt´ ich sie vernaschen an Silvester,
Ohrfeigen gab sie mir und einen Fußtritt noch dazu.“

„Den Emil, Klara´s zweiten hat sie sich gewählt
diesen gottsärbärmlich dummen Hund.
Den hat sie in der Hochzeitsnacht zu Tod gequält.
Sein Glück, er war auch sonst nicht ganz gesund.

„Entsetzlich, wie die mit dem Hintern wackelt,
wo das Weib schon über neunzig ist.
Mit Toupet und falschen Wimpern aufgetakelt,
mit Perlen behängt und anderem Mist.“

„Oh Gott, jetzt hat sie mich entdeckt
ich sehe ihren bösen Blick!“
Eduard ergreift die Flucht erschreckt
und stolpert über seinen Walkingstick.

Er sinkt hinab und ruft: "Ich werde sterben!
Vor dieser Frau, die Klara´s Ewald hat verführt,
den Klara eingegipst und zertrümmerte zu Scherben
und zur Strafe in Kellerlöcher hat geschmiert."

Erinnerungsfetzen kommen schnell und gehen
Eduard stöhnt vor Angst, dem Tode nah.
Jetzt kann er Hilde als Jungfrau sehen,
nackt, wie er sie damals an Silvester sah.

Er sieht auch der Schwestern Missetaten:
Eingefrostet haben sie ihn in der Tiefkühltruhe,
bei Sauerkraut, Schweinebauch und Rinderbraten.
„Gott - laß mich mit diesen Weibern in Ruhe!“

Dann gleitet Eduard friedlich von hinnen.
Die wilde Hilde trifft vor Wut der Schlag,
als sie den Verblichenen beschimpfte, wie von Sinnen.
Umarmt wurden sie bestattet am nächsten Tag.

Ruhet sanft!

Avor

Richtigstellung:

Die verstreichenen Jahre und die Nebel des Vergessens sind die Ursachen einer bedauerlicher Namens-Verwechslung, die hier klar gestellt werden soll:

Der oben fälschlicherweise Eduard genannte war nur ein namen-und profilloser Ex-Liebhaber von Hilde mit der Tagebuch-Registriernummer 986 der überlieferten, altdeutschen Zählweise. Emil dagegen war nicht der zweite Ehegatte von Tante Klara, sondern ihr erster und später der dritte ihrer jüngeren Schwester Hilde, dem allerdings als Folge einer falschen Bewegung während der Hochzeitsnacht alle weiteren nachehelichen und außerrehelichen Verpflichtungen und andere weltliche Freuden erspart geblieben sind.

Klara´s dritter Gatte hieß Ewald den sie wegen wiederholter Seitensprünge mit Schwester Hilde und anderen Weibern auf schändlichste Art und Weise um die Ecke brachte, indem sie ihn im Schlaf mit Gips übergoss und ihn fortan im Herrenzimmer als überlebensgroße Büste aufstellte, zum Vergnügen ihrer Kanaster- und Roméfreundinnen die sich wöchentlich zum Zocken hier trafen. Als sich herausstellte, daß Ewald auch diese Damen in seinem viel zu kurzen Leben oft und reichlich beglückt hatte, zerhackte Tante Klara in blinder Wut und zorniger Erregung die Büste und versteckte das Ganze, zu Brei verrührt in diversen Mauerritzen im Keller und anderen Räumlichkeiten des Hauses.

Diese Untat wurde von Theodor, einem abgehalfterten Karnevalsprinzen, der hier fälschlicherweise Eduard genannt wird, beobachtet. Sein Schweigen erkaufte sich Klara, indem sie sich ihm hingab und ihn wider Willen zu ihrem vierten Ehemann machte. Wegen ständiger Mißhandlungen, seelischer Grausamkeit mit Körperverletzungen entschloss sich Theodor schließlich, in einem Bordell Hilfe zu suchen und Klara´s Untaten der Polizei zu melden. Dies konnte jedoch mit Hilfe ihrer Schwester Hilde, von Theodor verhaßt, weil sie sein Buhlen in einer Silvesternacht vor vielen Jahren mit Ohrfeigern und Fußtritten beantwortet hatte, verhindert werden. Klara hatte den zumindest für Theodor wenig erfreulichen Plan, ihn auf möglichst umweltschonende Art in der Gefriertruhe zu entsorgen, nachdem sie ihn mit der Bratpfanne zunächst kampfunfähig machte. Er konnte jedoch kurz vor dem endgültigen Erfrierungstod und nachfolgender Umwandlung zu einem festen Medium in letzter Sekunde gerettet werden. Klara, die heimtückische Mörderin konnte sich während des Kölner Karnevals im Jahre 2005 als Nonne verkleidet aus dem Staube machen und befindet sich seitdem auf der Flucht.

Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, lediglich die Namen der Beteiligten noch lebenden oder bereits durch gewöhnliche oder außergewöhnliche Umstände zu Tode gekommenen wurden geändert.


gez. Der Co-Autor,
in stillschweigender Voraussetzung der wohlwollend zustimmenden Genehmigung durch die
Co-Autorin.
 
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Die Co-Autorin stimmt wohlwollend zu...

Vorsichtsmaßnahme

Welch eine Schmach, und welch ein Grauen
und alles nur wegen der Frauen,
so mag der brave Leser denken,
der nicht mehr wagt, sein Herz zu schenken,

der, die er lange schon vergöttert,
es könnt' ja sein, dass sie zerschreddert,
sein Herz auf allerschlimmste Weise,
d' rum ist hinfort er besser leise.

Und senkt den Blick, wenn er begegnet,
der, die mit Schönheit ward gesegnet.
Es könnt' ja sein, man weiß ja nie,
dass sie ihn meuchelt, irgendwie.
 
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Herz, Schmerz und Sühne

Theodor und Hilde, eng umschlungen
warten an der Himmelspforte, notgedrungen.
Versöhnt entfleuchten sie dem kühlen Grab,
wo sie ihm die lang verschmähte Liebe gab.

Vom lieben Gott persönlich wurden sie begrüßt
Der wilden Hilde gab er einen Orden,
weil sie Männern die Stunden versüßt
und die Lust auf Fußball verdorben.

Im Himmel sieht sie alle nun als Engel schweben.
Als Tattergreise auch die abgedankten Ehegatten.
Alle, die sie beglückt in ihrem wilden Leben
und fremde Ehefrauen , die verflucht sie hatten.

„Hallo!“ Grüßten sie, die nach ihr schmachteten,
die starken Typen und die gut betuchten.
Verschämt die Träumer und Umnachteten,
die vergebens bei Ihr Liebe suchten.

Ein Engel schwebt heran mit starkem Flügelschlag.
„Mein Ewald?!“ - Hilde hat ihn sofort erkannt.
Ihr geliebter Schwager, der nach einem linden Maientag
von einer Furie gemeuchelt und rücklings entmannt.

„Warte nicht auf deine Schwester Klara,
die würde ernten hier nur Hohn und Spott.
Sie ist erfroren auf der Flucht in der Sahara“
versichert glaubhaft ihr der liebe Gott.

„Ein Wüstenscheich hat sie errettet,
als sie dem Verdursten nah,
halbtot hat er sie auf sein Kamel gekettet,
wo sie Ewald als Fata morgana sah.“

„Der Scheich wurde ihr fünfter Gatte,
als zehnte Nebenfrau nahm er sie auf,
doch soviel Fleisch auf einer Hängematte
nahm sie ungern nur in Kauf.“

„Weil sie die Hitze nicht gewöhnt
hat sie der Scheich mit Eis verwöhnt
und kaufte ihr dann eine Tiefkühltruhe,
wo sie Erfrischung fand und ihre Ruhe.“

„Seit Jahren wütet, eingeklemmt im Eis
der verruchten Klara´s böser Geist.
Dieses Weib, das auf den Hund gekommen
hat keinen Platz hier, bei den Frommen.“

„Sie hat gebüßt und wird nun auf der Stelle
aufgetaut vom Teufel in der Hölle.
Das geht schmerzlos und ganz flott,
so wahr ich bin der liebe Gott.“

Gruß Avor
 
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Zu früh gefreut

Zu früh gefreut, zu früh, Ihr Lieben,
denn Klara ist sich treu geblieben.
Hat auch der Scheich sie tiefgekühlt,
als Geist sie doch noch Rache fühlt.

Und in der Hölle, wie man weiß,
wär' es selbst Klara viel zu heiß.
Der Teufel reizt sie auch nicht sonders,
ihr Geisterdasein sieht sie anders.

Und bald ist sie, die längst verblichen,
aus ihrem Tiefkühlgrab entwichen.
Der Scheich, der sonst recht unverdrossen,
hat wohl den Deckel schlecht geschlossen.

Dem Höllenfürst entwischt sie wie ein Hase,
ganz sacht durch die marode Dichtung.
dem lieben Gott zeigt sie die lange Nase,
entschwebt sogleich in eine and' re Richtung.
 
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Wirklich zu früh gefreut?


Eine Leiche im Keller
macht noch keine Edelfrau!
Mit Macht und Geld geht´s schneller,
Doch Klara war nur eine arme Sau.

Für Edelmänner, die auch Leichen sammeln,
die entdeckt im Keller, ehe sie vergammeln
gibt´s zur Strafe Freispruch, statt die Zelle,
das ist effektiv und geht auch schnelle.

Die Anwälte, fest angestellt und nicht sehr teuer,
klagen auf Rückzahlung der Leichen-Lagersteuer,
der Kellermiete und der Sammelkosten,
weil die Blechkisten leer jetzt nicht mehr rosten.

Sie finden im Gesetz auch eine Hintertür
zur Ermäßigung der Beerdigungs-und Grabgebühr.
Der Staat wird alles reibungslos begleichen ,
Politiker verstecken nämlich auch im Keller Leichen.

„Für eure Klara aber gilt das nicht!“
Sprach Gott mit Sorge im Gesicht.
„Ohne Geld und Lobby macht es keinen Sinn,
Besonders, weil sie nie zur Beichte ging.“

„Ich kenne die Menschen sehr genau,
als Affen habe ich sie einst erschaffen!
Nicht als Adam, aus einer Rippe seine Frau!
Den Quatsch glauben nur die Pfaffen.

„Die Schlange Klara, personalisierte Schlechtigkeit,
wollte heimlich sich entziehen der Gerechtigkeit!
Ihr Ungeist, der sich aus dem Eis befreit,
sei verdammt in alle Ewigkeit.“

„Diesem Weib war nicht zu trauen,
Den Mord an Ewald konnte man verzeihen..
Doch Theodor den Fastnachtsorden klauen?
statt sich das Kleinod ehrlich auszuleihen?

Das Symbol der Fastenzeit hat sie entehrt
und die gesamte närrische Christenheit
weil ein Muselman den teuren Orden hat begehrt
zum Dank, weil er sie vom Tod befreit´.“

„Den Fastnachtorden hat der Scheich genommen
ihn seinem Kamel dann um den fetten Hals gehängt.
Dann hat er Allah´s zornige Stimme vernommen .
Das Kamel fiel tot um, erstickt und tief gekränkt.“

„Steig hinauf! Geist dieser sündigen Klara!
Verdampfen sollst du in der Hitze der Sahara
Als ein Nichts sollst du zur Hölle fahren!“
Der Teufel kann sein Fegefeuer sparen!“

Eine schwarze Wolke verdunkelt die Sonne.
Es blitzt und donnert, der Himmel bebt.
Die weiblichen Engel jubeln: „Och welche Wonne!
Klara ist tot, aber Ewald lebt!“

Avor
 
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Die Sanduhr

Leise rieselt der Sand
in der Sanduhr an der Wand.
Sie zeigt die Zeit, die schon dahin gekrochen,
wie lang´s noch dauert, bis die Eier kochen.

Aus Holz und Glas sie einst der Meister schuf,
zur Verzierung nur mit einem Rand aus Chrom.
Kein Ticken, Läuten, oder Kuckucksruf -
braucht kein Benzin und keinen Strom.

Mit dem Sand verrinnen die Zeiten.
Sollten wir nicht innehalten ein paar Augenblicke?
Um nachzudenken über uns und uns´re Möglichkeiten,
die uns bleiben zum Lenken der Geschicke?

Wir hetzen und rennen tagaus, tagein
unserem scheinbaren Glück hinterher.
Doch wir fühlen uns hilflos und klein
wenn die Uhren gehen nicht mehr.

Wenn das letzte Sandkorn Ruhe gefunden
und leblos hängt an der Wand die Uhr,
dann fragen wir, waren es Tage oder Stunden?
Eine Ewigkeit oder ein paar Minuten nur?

Zeit zur Einkehr und Besinnung
über uns und die Wege, die wir gehen?
Über unser Tun und die Bestimmung,
wieder die Sanduhr zu drehen?

Doch keine Zeit für Trauergesichter,
über vergangene Zeiten zu grollen.
Leuchten sollen bunte Neonlichter!
Die Räder müssen rollen!

Keine Zeit auch für die Sanduhr an der Wand!
Jemand hat gedreht, von vorn beginnt die Leier:
Wieder rieselt von oben nach unten der Sand,
Ungeduldig warten schon die Frühstückseier.


Ein geruhsames Wochenende

wünscht Avor
 
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Zeitweise

Die Zeit, sagt man
läuft uns davon.
Doch dann und wann
man weiß es schon

tropft sie wie Blei
und lähmt uns sehr,
fast nebenbei
so erdenschwer.

Mag nicht vergeh´ n
in Wartezeit,
bleibt manchmal steh´ n,
ist nicht bereit,

zu lösen Qual,
die den erwischt,
der manches Mal
im Trüben fischt.
 
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Dichters Nachtlied

Es bluht die Au
die Sonne gleimt,
ein Dichter schleimt
ein Liebesleid für seine Flau:

Schwankelmütig kriech ich hier,
Liehbste, vor Dir und Deinem Bett.
Mich dürstet nach Dier und noch einem Bier,
erhöhre mein Flehen, sei so doch nett!

„Es pockt mein Herz
Es kockt mein Bluht
Dein ist mein ganzer Schmerz!

Bin heiß wie Gnut
Sei doch so gut,
Gib mir zehn Euro bis zum März.“

Gute Nacht!

Avor
 
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Ein Hundeleben

Vom Schmerz geplagt krümmt sich ein Hund,
Brutus nennt er sich seit Kindesbeinen.
Ein edles Tier, ein Held voll Kraft und kerngesund,
jetzt nicht mehr , so muss es leider scheinen.

Von einem Insekt wurde er gestochen,
Der Notarzt sagt: „Es steht um ihn nicht gut“
steif und angeschwollen sind die Knochen
Die Augen glasig und vergiftet sein Blut.“

Brutus, in seinen letzten Zügen hegt Verdacht,
als ihn umschwirren zwei turtelnde Wespen.
Doch die Ältere schüttelt den Kopf und lacht:
Dummer Köter - wir sind nur wespische Lesben!”.

Er kann den Sinn der Worte nicht verstehen,
wo er ín Biologie sich auskennt besonders gut.
“ Wesben -Lespen - was ist mit mir geschehen?“
Schüttelfrost übermannt ihn und Fieberglut.

„Die Wespenlesben es nicht waren!“
hört er im Dilirium eine sanfte Stimme.
„Du sollst nicht ohne Antwort in den Himmel fahren:
Ein Menschenfeind hat dir angetan das Schlimme.

„Ich, eine Riesenhornisse bin es gewesen!
Mein ganzes Gift hab´ ich in dich gestochen.
Daran wird der stärkste Mann nie mehr genesen!
Doch, Mensch, warum hast du wie ein Hund gerochen?

„Ich bin kein Mensch, ich bin Brutus, der Hund
Der Verwechselte bäumt sich auf mit letzter Kraft:
Ich bin ein Tier, ein Prachtvieh und kerngesund
soll jetzt sterben wie ein Mensch an Lesbensaft?

Brutus, im Leben ein Held und Schwerennöter
mit guten Manieren, nicht wie irgend ein Straßenköter.
Bald. wenn das Abendrot wird rot und röter ,
ist er ganz tot und auf dem Weg ins Jenseits immer töter.

Olga, Brutus´ Lieblingskatze kommt vorbei
um zur Nacht noch eine fette Maus zu fangen.
Dann entfleucht ihr ein erschreckter Schrei:
Brutus! - Warum bist du von uns gegangen?

Epilog

“Hier ruhe ich, Brutus der Hund!”
Steht eingeritzt auf einem Kreuz aus Holz.
“Mein Leben war kurz, aber aufregend und bunt,
ich verjagte Katzen, das machte mich stolz."
Lespische Wesben und gehörnte Nissen
haben mich schamlos tot gebissen!
und ohne Reue mir ihr Gift ins Fell gestochen,
dafür sollt ihr in der Hölle kochen!

Ruhe in Frieden!

„Brutus - ich werde mich in Zukunft sehr vermissen
und niemals mehr an Bäume pissen!"


Einen schönen Abend
wünscht Avor
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 1

Letzte Ruhe

Alle Tiere trauern, eng umschlungen:
Brutus war der Teuerste und Beste!
Loblieder werden auf ihn gesungen
und seine bedauernswerten Überreste.

Von weit her sind sie gekommen,
festlich gefrackt oder auch ohne Gewänder.
Über Ozeane oder durch Bäche geschwommen,
durch die Lüfte geeilt aus aller Herren Länder.

„Asche zu Asche
und Staub zu Staub“
spricht der Pastor und erhebt die Flasche.
Doch Brutus hört es nicht, sein Ohr ist taub.

Auch die Augen, die von Mörderhand getrübt,
seh´n den Pastor mit der Flasche nicht,
wenn die letzte Ölung nun wird ausgeübt
und der Elende kniet vor´m jüngsten Gericht.

Wortlos sinkt er dann in´s Grab,
nachdem die Flasche leer.
Er denkt: "Ich war der Beste, den es gab!"
Auch der Rest der Tierwelt trauert sehr.

Trauer tragen muss auch eine Maus,
die während der Ölung von einem Kater verschlungen,
der nicht warten konnte bis zum Leichenschmaus,
der jetzt der Maus verwehrt ist, notgedrungen.

Hadrian, der Kater war der Bösewicht,
der von Brutus immer wurde angebellt,
mit Wut im Bauch und zornigem Gesicht.
„Endlich ist der Sauhund aus der Welt!“

Der lange Trauerzug kommt in Bewegung
Gesetzten Schrittes geht der Marsch in Richtung Wald.
Oldenburger Legehennen voraus in stiller Erregung
wohl wissend , dass sie Suppenhühner sind alsbald.

„Wir kommen alle, alle in den Himmel!“
Gemeinsam sie singen , zwitschern und Summen.
Welch ein Festzug, welch buntes Gewimmel.
Elegant die straffen und hinkend die Krummen.

Am Schluss des Zuges trompeten zentnerschwere Elefanten.
Auf ihren Rüsseln hüpfen junge Äffchen kess,
Weit hinten mit Sonnenbrand und Anverwandten
auf Krücken gestützt: Das Ungeheuer vom Loch Ness


Fortsetzung folgt


Gruß Avor
 
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