Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Verwandlung

Die Trauerschar zieht jammernd durch' s Gelände
zu tragen und begraben einen Hund,
erhebend klagend Pfoten, Klauen, Hände,
und weiß es doch: Der trieb es oft zu bunt.

Geheimnisvoll sind stets des Lebens Pfade.
Aus Üblem wird bald Schönes. Wunderbar!
Nur Edles wird besungen mit der Klage,
gleichgültig, wie der Tote wirklich war.

Der kleine Feigling wird alsbald zum Stillen,
der duldsam trug des Lebens schwere Last.
Der Raufbold, der mit unbarmherz' gen Willen,
mutiert zum Helden, wurd' er auch gehasst'.

Zum besten Wesen wird, wer erst gestorben,
und ruht in seinem letzten, kühlen Haus.
Und auch bei Brutus wird das Gute nur beworben.
Dem Kater ist das klar. Er spricht es aus.
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 2


Im tiefen Walde sind sie angekommen,
die Tiere der Welt, die einen Köter beweint
und die Worte von der heiligen Asche vernommen,
die sie friedlich im Leben und Sterben vereint.

„Schluss mit euren Frömmeleien
Jetzt machen wir ein Fest!“
Rufen fünfzehn Papageien
aus einem Storchennest.

„Traurigkeit muß Grenzen haben
wenn Durst und Hunger quälen!
Halali, wir wollen uns jetzt laben!
Und nicht vorher Kartoffel schälen.“

Die Hühnersuppe dampft, dann macht es „gluck“ -
eine vergammelte Henne guckt nass geschwitzt heraus.
Sie reibt sich die Augen und sagt : „Guck,
draußen feiern sie Brutus´ Leichenschmaus. "

Streit gibt es bei Trauerfeten immer,
von den Menschen hat man es gelernt.
Nur unter Tieren ist es schlimmer:
Die Schwachen werden gleich entfernt.

Die flinken können sich noch retten,
wenn sie sich gesichert haben ihre Happen.
Doch nicht gelingt´s den friedlichen und netten
auch nicht den zaudernden und schlappen.

So nimmt das Große Fressen seinen Lauf
und geräuschvoll das Gefressenwerden.
Wer Federn lassen muss, nimmt es in Kauf
Ein Löwe brüllt: „Wo sind die Rinderherden?“

Friedfertige, die um Einigkeit und Recht gerungen,
ewig Gestrige müssen vergessen ihren Freidenswahn,
wenn sie von den Großen sind alsbald verschlungen.
„Wer war Brutus?“ Fragt ein weißer Schwan.

Mit dieser Frage, die er stellte
sollte sein nahes Ende gekommen sein.
Ein Hund in der Ferne zornig bellte:
„Feiger Verräter , du bist ein Schwein!“

„Hyänen sollen Dich fressen!
Unwürdiger Gefährte aus glücklichen Tagen!"
Ein Freund, der seine Freunde muss vergessen,
weil opportun sind nur noch dumme Fragen?“

Eine Raubtier ist zum Sprung bereit,
den Wunsch des Hundes zu erfüllen
Ein Schwan, vom seinem Federkleid befreit
kann aber nur den gröbsten Hunger stillen.

Im Wind ein halber Flügel weggeflogen ist,
herausgerissen von einer wilden Hyäne.
Doch das Beste sie dann doch nicht frißt:
„Oh Jammer - mir wackeln alle Zähne!“

"Sie wackeln seit dem letzten Schmaus.
Ein Kamel mit einer Nebenfrau von einem Scheich.
Bei diesem Fraß flog gleich ein Eckzahn raus,
denn hart wie Leder war das Fleisch.

Eine zimtfarbene Ziege liegt auf dem Rücken
und klatscht in die Hände voll Entzücken.
"Zum Lachen, eine Hyäne ohne Gebiss?
Ich bleibe am Leben, das weiß ich gewiß!"

Neben ihr gähnt ein Krokodil, Herr Meier,
es verspeiste einen Hering und drei Eier.
Später war die Ziege auch verschwunden.
Sie wurde nicht gesucht und nicht gefunden.

Ringsherum im Walde hört man Schmatzen,
„Ich habe Hunger, ruft Luchsi, ein Luchs
Raubkatzen lecken genußvoll die Tatzen
Hunger hat auch Fuchsi, ein Fuchs.

Die Erde dröhnt,
ein Rindvieh stöhnt
von einem Tiger verhöhnt
und vom Schwanze entwöhnt.

Ein Reh, ganz hoch in eines Baumes Wipfel,
versteckt zwischen Kohlmeisen und Raben.
Sie schimpfen: „Was ihr treibt, das ist der Gipfel!
Wir wollen auch was von der Suppe haben!"

Fortsetzung folgt
 
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Kleine Zwischenbemerkung

Es prahlt ein Mensch, und wird' s nicht müde,
damit, wie tolerant er sei.
Doch stört etwas sein Selbstgefüge,
ist schnell die Toleranz vorbei.
 
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Toleranz, ausnahmsweise ungereimt

Danke Adele zu Deinem Stichwort "Toleranz". Das drängt es mich direkt zu früher Morgenstunde auch was zum Thema beizutragen.

Wie definiert man Toleranz? Etwa so?:

Die Toleranz zwischen meiner Toleranz und der Toleranz der anderen beträgt = ??? -Wischi-Waschi , oder doch nicht? - vielleicht doch, wenn...? Nein, Ich glaube, da wird nichts draus! Toleranz, wie sie jeder gerne hätte, möglichst modifiziert für unterschiedliche Befindlickeinten oder nur zeitlich begrenzt, je nach Lust und Laune? Das hat mit Toleranz nichts zu tun und die ist mir schon immer höchst verdächtig gewesen.

Ich ziehe Toleranz als mathematischer Begriff vor. Nur der schafft Vertrauen und Ehrlichkeit. Er liefert objektive und unmanipulierbare Zahlenwerte und bietet deshalb auch genaue Vergleichsmöglichkeiten. Alles andere ist Augenwischerei, besonders auch von Politikern gerne verwendet


Avor



Avor
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 3


Fressen und gefressen werden.
Der Mensch macht´s mit Verstand,
pflegt Schweinemast und Rinderherden
läßt´s vermodern und nennt sich tolerant

Tiere wollen ihren Hunger stillen
das ist auch gutes Menschenrecht
doch sich fressen lassen wider Willen
ist nicht tolerant und ziemlich schlecht.

Gedämpfte Tischmusik man gerne hört.
Tiere speisen flexibel, doch mit Etikette,
Ein Fuchs begleitet am Klavier wie sich´s gehört
eine Giraffenkuh mit Klarinette.

Geben sie dem Fuchs am Klavier
noch ein Tier - noch ein Tier...
Ein Elefantenrüssel kommt auf einem Teller.
Der Rest kommt später - es ging nicht schneller.

.Ein Hecht fragt nach der Hühnersuppe.
Ein Specht pickt eine Bandwurmpuppe.
Schlechte Lieder werden nach dem Mahl gesungen,
Moritaten, osbzön und auch nicht gut gelungen:

„Es wackelt mit dem heilen Schwänz´chen
der Gamsbock und die geilen Gäns´chen.
Die Fischlein machen es im Wasser
und werden unten immer nasser!“

Ganz oben wollen sie nur lecken
Die Zecken lecken Schnecken
den Schnecken schmecken Zecken
Die Frösche lecken sich am Bauch
und manche Menschen auch
auf der Rückseite vom Bauch.

Die Bäuerin sagt zum Bauer:
“Laß die Sau heraus!”
Er tat´s, jetzt ist sie sauer,
der Bauer schläft nicht mehr zuhaus.

Er schläft bei seiner Lieblingsmagd
in einem Futtertrog in Oberhessen
und geht in Frankfurt auf die Trieblingsjagd.
Die Sau zuhaus hat er vergessen.

Refrain

Es wackeln mit den Schwänz´chen
der Gamsbock und der Gänserich
der Gänserich heißt Häns´chen
Der Gamsbock nennt sich Heinerich:“


„ Skandal!“
Ruft ein Schakal.
„Die Texte sind idioterisch!“
verplappert sich ein Enterich.

Der Unglücks-Sänger war ein Pottwal aus der Schweiz,
neu eingebürgert und noch nicht geübt im Jodeln.
Die Stimme ohne Schmelz und ohne Reiz.
Heraus kam nur ein dumpfes Brodeln.

Andere jubeln, Beifall klatscht ein Murmeltier,
junges Rindvieh ist nicht mehr zu halten
Der Fuchs haut zorng auf´s Klavier
Dann jubeln auch die Alten!

„Was den Menschen heilig, kann ich auch:
Pseudovolksmusik für Kleinvieh und gehörnte Deppen!"
Bei mir kommt´s aus dem Herz und aus dem Bauch
nicht wie im Fernseh´n, die Kundschaft zu neppen.“

Heute wurde neue Kunst geboren,
kreiert von einem Pottwal aus der Schwei!z
Von der Musikmafia schon auserkoren
Tiere kennen keine Copy Right´s.

„New Knipppnopp“ heißt der neueste Schrei,
der nun in Festivals und Discos grassiert
Ganz hoch in die Charts ging´s eins zwei drei,
weil kulturell beim Kipppnopp nichts passiert.

Eine Taube ruft: „Das ist nicht schön!“
Das glaubt ihr aufs Wort eine Hornisse:
"Du sollst mit New Knipppnop zur Hölle gehen!
Stirb an meinem Schlangenbisse.“

Hadrian, den Kater hört man schmatzen
die Auswahl ist dank Brutus heute reichlich
Zwei Mäuse, eine Ratte und zwei Spatzen
Noch warten Köstlichkeiten, unvergleichlich:

Amsel Drossel Fink und Star
und die ganze Vogelschar.

„Es ist noch Suppe da!“
trällert eine Ackerkuh,
als sie den Kater Vögel fressen sah.
„Gnufleisch vom Feinsten gibt es auch dazu!“

Da erscheint das Ungeheuer vom Loch Ness
gramgebeugt mit schweren Rückenschmerzen
„Hier hast du einen Knochen, fress!
Von einem Dinosaurier mit gebrochenem Herzen.“


Fortsetzung folgt
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 4

Doch Nessi hat dezent verschwiegen,
woher er konnt' den Knochen kriegen,
und weitere, die er verteilt,
an Viecher, die schnell angeeilt,

und die ganz gierig d' rauf versessen.
Egal woher; man kann es fressen,
mitsamt dem Fleisch und alten Sehnen.
Den Pottwahl packt das große Gähnen.

Erbärmlich, wie die Meute frisst,
was offensichtlich nahrhaft ist.
Doch letztlich ist dies Nessies Oma,
die lang zuvor noch lag im Koma,

bevor sie kürzlich ist verstorben.
Das machte Nessi erst viel' Sorgen.
Denn wie im Westen auch im Osten,
sehr hoch sind die Bestattungskosten.

Doch dann, mit arg betrübtem Herzen,
das machte ihm die Rückenschmerzen,
konnt' er die Oma doch zerteilen,
ganz zügig, ohne zu verweilen.

Denn schließlich kamen schon Bestatter,
und Stadtbeamte an das Gatter,
das fein sein Häuschen hat umzäunt.
D' rum hat er schnellstens aufgeräumt.
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 5

Nessie dieses böse Ungeheuer
frißt seine Oma, ie ihm einst lieb und teuer
und die Knochen, die der Lump nicht mag,
verschenkt er am Welthungertag

Hadrian hat dankend abgelehnt
ihm wurde Besseres geboten:
Mit Gnufleisch hat man ihn verwöhnt,
auf geschälten Bambusschoten.

An der Hühnersuppe hat er nur geleckt
eine Ratte hat er sich dann einverleibt.
Zwei Vögel, die er fing, hat er versteckt
damit ihm noch ein Nachtisch bleibt.

Aufregung kommt auf im Wald
Die Zecher halten inne.
Nessie ruft: „Ich komm ja bald!“
Hadrian schwinden die Sinne.

„Bruno, der Bär ist los!
Es flüchten rückgratlose Wirbeltiere,
Auch Mistkäfer und Ameisen, die nicht sehr groß.
Um ihr Leben rennen auch bayerische Stiere.

„Bruno ist doch längst schon tot!“
Ruft ein Haubentaucher mit Tirolerhut.
„Der singt jetzt Lujah mit Brutus im Abendrot.
Der Bär, den ihr gesehen habt, war Knut!“

Die Aufregung hat sich gelegt.
Ein Bärenkind ist nicht gefährlich.
Schmackhaft vielleicht, in Essig eingelegt
doch wenn man satt ist, ist´s entbehrlich.

Fortsetzung folgt

Schönen Sonntagabend und eine ertragreiche Woche

wünscht Avor
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 6

Ein Bärenkind ist nicht gefährlich?
Diese Bemerkung ist entbehrlich.
Wer sagt denn das? Wer meint denn dies?
Wen g' rade wohl der Geist verließ?

Zu reden solche Albernheiten,
ist nicht sehr achtsam, denn beizeiten,
wird aus dem Bärchen auch ein Bär,
der kräftig ist und ziemlich schwer.

Und dann, zum allergrößten Übel,
wurde auch Knut zum weißen Rüpel,
ein Jugendlicher, pubertär,
dem hinzulangen fällt nicht schwer.

Selbst, wenn er es recht freundlich meint,
sind seine Krallen auch nicht weit,
die scharf wie seine Zähne sind.
So viel zum braven Eisbärkind.

Der Haubentaucher soll sich hüten,
zu reden Stil- und Wörterblüten.
Es könnt' sonst sein, dass dieser Knut,
ihn schnell verspeist, ganz wohlgemut.
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 7

Ruhig wird es nach dem großen Fressen.
Die Räuber schlafen und die Satten.
Die Überlebenden haben zitternd dagesessen,
es wimmern die Angefressenen und Matten.

Knut, das Eisbärbaby hat geknurrt
als ein unbekanntes Tiere ihn hat beleidigt,
eine Bestie sei er, hat das böse Tier gemurrt,
drum hat er sich auch gleich verteidigt:

„Das was du sagst, das ist nicht fein -
ich spiele nur , so wie es alle Babies machen.
Was man hinhält, kommt gleich in den Mund hinein
ob Hand, ob Arm und andere Sachen.“

„Salemaleikum -“
schreit besoffen ein Hai rum
"Ich will Weirum
und Petroooooleum!"

Drei Giraffen beten mit gesenkten Köpfen
und verrenkten Hälsen: „Dem Himmel sei Dank!
daß wir nicht verweilen müssen jetzt in fremden Kröpfen
bei der Hitze und dem Gestank.“

Eine Schleiereule betet stumm.
Ein Schmetterling läßt einen Furz,
dann sagt er: „Das war dumm!“
Ein Esel sagt: „Er war zu kurz!“

Es träumt ein alter Killerwal
vom wunderschönen Zillertal.
es träumt auch seine Frau
von der Donau, ach so blau.

Sie träumt vom Großen Walzertal
wo sie tanzt mit jungen Burschen
Häßlich, sagt der fette Killerwal,
Deine Haut ist voller Furchen .

Friedlich und zur Einkehr nun bekehrt,
auch die toten Tiere friedlich schlafen.
Am Klafünf hat sich der Fuchs beschwert:
„Die Gangster sollte man bestrafen!“

„Die schnarchen jetzt mit vollem Bauch,
mir gaben sie nur einen Rüssel.
Leere Versprechungen, - Schall und Rauch.
Ist noch Suppe in der Schüssel?“

Drei Brüllaffen sitzen schweigend am Bach,
spielen Mensch ärgere dich nicht und Schach.
Dem Kleinsten wurde die Dame weggenommen,
dann ist er ohne sie nach Haus geschwommen.

Kater Hadrian windet sich auf einem Kissen.
Eine Schlange hat ihn in den Schwanz gebissen.
Er muß kotzen: Eine Maus und eine Ratte,
die er zum Gedenken an Brutus verschlungen hatte.

Die Vögel sind noch nicht verdaut,
das Gnufleisch war mit Bakterien versaut.
„Ich sterbe!“ sagt der einst so stolze Kater schwach.
Dann liegt er wortlos auf dem Kissen flach.

Nessie, das Ungeheuer ist herangetreten
um für Hadrian, den Freund zu beten.
Ein Pinguin im Frack gibt ihm den letzten Segen.
„Es lohnt nicht mehr, ihn noch zu pflegen.

"Baldrian", das war sein letztes Wort,
dann trugen ihn drei Störche fort.
Ein lädierter Igel trug ein Dankgebet vor.
Die Hinterbliebenen sangen im Chor:

"Wir kommen alle, alle in den Himmel -
die Menschen auch, welch ein Gewimmel .
Nur Falschmünzer und Sauertöpfe wollen wir nicht haben!“
Sangen a capella zehn verhüllte Küchenschaben.


Fortsetzng folgt
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 8

O weh, die Trauer nimmt kein Ende,
auch, wenn zuvor man hat behende
sich gegenseitig umgebracht.
Das zählt ja nicht, dann gute Nacht.

Nun ist also der Kater dran,
der eins so stolze Hadrian.
Man steht herum, auf dass man heule,
dabei sind wieder Dachs und Eule.

Doch ist die Trauerschar nun klein,
gärt im Gedärm nebst Schnaps und Wein,
die Unzahl vieler Trauergäste,
die kamen ganz naiv zum Feste,

um zu betrauern einen Hund.
Doch das war ziemlich ungesund,
für jene ohne scharfe Zähne.
Der Pottwal glaubt, dass er gleich gähne.

Das Ungeheuer von Loch Ness,
denkt sich im Stillen “Nimm und fress“,
und legt ins Grab die Blauforelle,
die er gefangen auf die Schnelle,

auf dass der Alkohol im Tiere
den Hadrian noch konserviere,
dass dessen Schönheit noch bestehe,
in Ewigkeit, was er erflehe.

Um eine Mumie zu gestalten,
fehlen ihm Binden und auch Salben.
Wenn Mensch nimmt dafür Spiritus,
das auch bei Tieren klappen muss.

Der Dachs, der gräbt ein Loch sodann,
dass Hadrian man begraben kann.
Der Fuchs spielt eine Trauerweise,
zur Abwechslung ganz zart und leise.

Und wieder ist das Lied erklungen,
von wundersamen Verwandlungen,
zur Sanftpfote wird nun der Bengel,
der sanft mutiert zum Katerengel.
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 9


Sanftpfoten und Katerengel -
auf Wolke siebzehn herrscht Gedrängel.
"Jagt zum, Teufel die Besessenen!
Laßt auf der Erde die Vergessenen!"

Ein Silberpfau mit weißer Weste
sammelt Knochen auf und Speisereste.
Auch den Totenkopf von einem Gold-Uhu,
der Fuchs spielt einen Trauermarsch dazu.

Unaussprechlich ist, was dann geschah.
Schamhaft hält sich der Chronist bedeckt.
Er wurde, als er dem sicheren Tode nah
von einer ortskundigen Wühlmaus versteckt.

Viele Flüchtlinge hat die Retterin gerettet.
Sie erhält jetzt die verdiente Ehrung:
Mit Gänsefett wird sie leicht eingefettet
Ameisenbutter bekommt sie zur Verzehrung.

Zum Trocknen wird sie aufgehängt
im Netze einer Riesenspinne.
ein Feuerdrachen hat sie angesengt
dann entschwinden ihr die Sinne.

Ehre, wem Ehre gebührt!
Wühlmaus vom Grill ist eine Köstlichkeit.
Das weiß auch der Wolf, der sie entführt
und schamlos ruft: „Es tut mir leid!“

Alle sind entsetzt und voller Trauer
sie bedecken ihr tränenreiches Antlitz mit den Pfoten.
Auch der Wolf heult auf, der sich glaubte schlauer.
Er streckt sich gen Himmel, dann sinkt er zu Boden.

Was ist gescheh´n?
wer hat´s geseh´n?
"Nessun dorma - keiner gähne!"
Ruft eine wache Wachtel mit Migräne.

Eine Hafereulenkuh aus Essen
wollte als Zeugin etwas sagen,
Doch sie hatte es vergessen
und vergaß danach, danach zu fragen.

Ein Regenwurm die Antwort weiß,
Alle Tiere lauschten still:
„Die Wühlmaus war zu heiß!“
Sie lag zu lange auf dem Grill!“

„Der Wolf, in seiner Gier verstrickt
ist an der heißen Mahlzeit schier erstickt.
Verbrannt das Maul, es kocht der Schlund
Für Wölfe ist das ungesund!“

Fortsetzung folgt
 
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Leichenschmaus für einen Hund

Teil 10

A: Schluss mit Lustig

Sie kommen alle, alle in den Himmel
Mensch und Tier und schräge Vögel
Zucht und Ordnung? Ein Gewimmel.
Jetzt ist Schluss mit dem Geblödel!

Ein Wesen hatte man vergessen,
Kein Fisch, kein Mensch, kein Tier.
Es stöhnt und krächzt infolgedessen:
"Warum laßt ihre mich alleine hier?"

„Wir wollen dich im Himmel nicht,
du bist uns nicht geheuer!“
Tränen rinnen über sein Gesicht
„Komm ich dann ins Fegefeuer?“

"Oder erfrieren, am Ufer dieses See´s?
Sagt mir, was habe ich verbrochen?"
Die Antwort kommt mit Donnern und Getös:
„Nichts hast du getan, du hast dich nur verkrochen!“

„Tief unten im See, in Schluchten und Felsengemäuer
hast Du dich versteckt und bist nur aufgetaucht -
Du Dummkopf, geistlos, ohne Blut und Feuer -
wenn du was zum Fressen hast gebraucht!“

Deine Oma - Gott hab sie selig -
hast du auf gemeinste Art entsorgt.
Als sie kränkelte nur ein wenig
hast du ihre Knochen schon verborgt.

Die Erde bebt , das Wasser beginnt zu kochen.
Um das Ungeheuer herum spritzt es und zischt.
Nessie schreit: “Ganz weich sind meine Knochen!
Wer ist die Gestalt im düsteren Sonnenlicht?“

„Ich ! Brutus der Hund, das Jüngste Gericht!
Im eigenen Safte sollst du kochen!“
„Nein!„ Ruft Petrus „das geht bei dem nicht!
Das Scheusal besteht doch nur aus Knochen!“

„Nessie will sich ducken
weil Blitze um ihn zucken
doch mit steifem Rücken
kann es ihm nicht glücken.“

Der Pottwal jodelt
seine neuen Moritaten
während Nessie brodelt
und im Feuer wird gebraten.

„Die Sau ist tot!“
Rufen gemeinsam Engel, Mensch und Tier.
Fehlfarbene Braunbären, schwarz gefärbt oder rot
Joschka, ein vergilbter Hirsch verlangt ein Bier.

Fett thront er auf Wolke sechsundzwanzig
mit Heiligenschein und abgesägtem Geweih.
Umringt von Ziegen und Böcken, die schon ranzig
und Grünschnäbeln , die noch machen Geschrei.

„Gebt ihnen die Flasche,
die mit Weisheit gefüllt
Gesegnet sei eure Asche,
wenn der gröbste Durst gestillt!“

Im Wind verweht ein Häufchen Staub,
auf magerer Erde, an einem kalten See.
Auf den Wellen schaukeln ein paar Blätter Laub
Vom Himmel fällt weißer Schnee.



B: Neubeginn nach dem Chaos


Fröhlich schwirrt im Morgenrot
über die grüne Wiese eine Eintagsfliege.
Sie entdeckt eine Gestalt, die Gras frißt ohne Not
und ruft: „Welch eine wunderschöne Ziege!“

Die Ziege stellt sich vor: Ich heiße Bernhaardotto,
bin ein Dinosaureier aus uralten Zeiten.
„Ich werde dich verwöhnen mit Tutto und Frotto
und dich schwirrend im Morgenrot begleiten.

Von oben hört man einen Pottwal singen .
nicht züchtig und fromm, es klingt obszön und grob.
Mißachtend des lieben Gottes Händeringen:
Im Himmel singt man jetzt Knipppnopp.


Bem: Eventuelle Namensgleichheiten sind wie immer unbeabsichtigt und rein zufällig.

Danke für die große Geduld!

Avor
 
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Freiraum

Wie gut, dass es noch Freiraum gibt,
zu schreiben das, was uns beliebt,
mit uns' rer kruden Poesie
und durchgeknallter Fantasie.

Mag sein, dass uns in kurzer Zeit,
vielleicht ist das sehr bald soweit,
uns ausbremst ein Politiker,
oder Literaturkritiker.

Solang jedoch die Herren oben,
mit viel Blabla sich selber loben,
daneben auch gewisse Damen,
die sich viel Macht erworben haben,

und das vielleicht nicht immer redlich,
voraussichtlich nicht ständig ehrlich,
werden gewiss wir weiter dichten,
und uns nach uns' ren Träumen richten.
 
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Herbstlich

Die Blätter fallen von den Bäumen,
an Straßen, Wiesen und im Wald.
Vom gold' nen Herbst könnt' ich nun träumen,
doch dafür ist mir viel zu kalt.

Die feuchte Kälte lässt mich schnattern
und zittern wie das Espenlaub.
Zu schnell mir stets die Zähne klappern,
zu schnell werden die Finger taub.

Oft stöhne ich ein „Mein Gott, Walter“,
wenn ich doch vor die Türe muss.
Vielleicht spüre ich ja doch mein Alter
oder vom Herrgott einen Gruß.
 
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In Bezug auf

http://forum.computerbetrug.de/showthread.php?t=49720

Zwei Bengel und ein Engel
steh' n in der Gegend rum.
Sie machen viel Gequengel,
gebärden sich recht dumm.

Ein Teufel, ein ganz schriller,
der alles besser weiß,
der faselt noch viel irrer.
Vielleicht ist ihm zu heiß.

Doch hat wohl nicht das Sagen
hierbei die Wissenschaft.
Das schlägt dem auf den Magen,
der lieber Forschung macht.

Wenn heilloses Geschwafel,
der Talkshow Basis ist,
unhöfliches Gebrabbel,
bleibt übrig nur noch Mist.
 
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Freund und Helfer

Die Polizei, dein Freund und Helfer,
so sollte es auch wirklich sein.
Doch in des Dienstes Übereifer
fällt dies doch Manchem nicht mehr ein,

dem seine grüne Garderobe
doch Macht verleiht bei Tag und Nacht.
D' rum ich erfreut auch Jeden lobe,
der sich nicht selbst zum Herrscher macht,

und nicht sich sieht am neuen Ufer,
so gerne als ein Rechtvollstrecker,
der gern benannt wird als Paarhufer,
sondern sich stets erweist als Retter.
 
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Die wahre Kunst

Ein Künstler, welcher, alt an Jahren,
in Lebensdingen wohl erfahren,
freut sich an einem Abend sehr
über Besuch im Atelier.

Der, in der Kunst nicht g' rad Bewährte,
verlangt sogleich, dass man erklärte,
und hört nicht auf, danach zu fragen,
was denn der Künstler wolle sagen.

Der Künstler spricht von Emotionen
in Linien und im Farbenwogen.
Sein Gast fühlt sich nun dumm und klein,
sieht er doch nur drei Strichmännlein.

Der Künstler schwärmt mit Engelszungen,
wie gut ihm doch sein Werk gelungen,
die Aussage so erdenschwer.
Der Kunde kauft, beeindruckt sehr.

Der Künstler, großer Worte mächtig,
verdient an dem Geschäft ganz prächtig,
denkt heimlich, als der Deal gelaufen,
die beste Kunst sei das Verkaufen.
 
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Müde

Müde geh' ich an den Rechner
arbeiten ist angesagt.
Doch mich stört das Schmuddelwetter
und mich auch mein Rücken plagt.

Lustlos stöber ich in Seiten
die ich wirklich gar nicht brauch',
und ich spüre schon beizeiten,
im Gehirn gar dichten Rauch.

Wühle mich durch Kleinanzeigen,
find' auch manchen Obstanbieter,
lasse es dann schließlich bleiben,
sinnfrei fühle ich mich wieder.

Müde sitz´ ich am Computer,
ohne Lust auf Sensationen,
Chöre, Kunst und Unkenrufer,
Besser wär' s, ich koch' jetzt Bohnen.
 
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Weihnachtsstimmung

Man übt sich in der Weihnachsstimmung,
denn zu dem Feste der Besinnung
soll es doch recht beschaulich sein,
und mild gestimmt bei Kerzenschein.

So hetzt man über Weihnachtsmärkte.
Mit großem Ernst geht man zu Werke,
und auch mit reichlich Zähne knirschen,
um noch ein Schnäppchen zu erwischen,

das wirke dennoch möglichst teuer,
unter der Lichterketten Feuer.
Durch die Geschäfte sich nun plagen,
die Kunden mit den Einkaufswagen,

die, voll gestopft bald bis zum Rande,
belegen, dass man hier zu Lande
gewiss doch schnell verhungert ist,
wenn man zur Weihnacht nicht gut frisst.

Man ahnt nur noch des Engels Stimme,
der mahnt, dass man sich doch besinne,
dass einst im fernen Bethlehem,
für viele war dies unbequem,

ein Kind kam in der Menschen Leben.
Leicht ist' s in diesen Tagen eben,
des Engels Ruf zu überhören.
Er könnte schnell die Stimmung stören.
 
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