AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread
Leichenschmaus für einen Hund
Teil 2
Im tiefen Walde sind sie angekommen,
die Tiere der Welt, die einen Köter beweint
und die Worte von der heiligen Asche vernommen,
die sie friedlich im Leben und Sterben vereint.
„Schluss mit euren Frömmeleien
Jetzt machen wir ein Fest!“
Rufen fünfzehn Papageien
aus einem Storchennest.
„Traurigkeit muß Grenzen haben
wenn Durst und Hunger quälen!
Halali, wir wollen uns jetzt laben!
Und nicht vorher Kartoffel schälen.“
Die Hühnersuppe dampft, dann macht es „gluck“ -
eine vergammelte Henne guckt nass geschwitzt heraus.
Sie reibt sich die Augen und sagt : „Guck,
draußen feiern sie Brutus´ Leichenschmaus. "
Streit gibt es bei Trauerfeten immer,
von den Menschen hat man es gelernt.
Nur unter Tieren ist es schlimmer:
Die Schwachen werden gleich entfernt.
Die flinken können sich noch retten,
wenn sie sich gesichert haben ihre Happen.
Doch nicht gelingt´s den friedlichen und netten
auch nicht den zaudernden und schlappen.
So nimmt das Große Fressen seinen Lauf
und geräuschvoll das Gefressenwerden.
Wer Federn lassen muss, nimmt es in Kauf
Ein Löwe brüllt: „Wo sind die Rinderherden?“
Friedfertige, die um Einigkeit und Recht gerungen,
ewig Gestrige müssen vergessen ihren Freidenswahn,
wenn sie von den Großen sind alsbald verschlungen.
„Wer war Brutus?“ Fragt ein weißer Schwan.
Mit dieser Frage, die er stellte
sollte sein nahes Ende gekommen sein.
Ein Hund in der Ferne zornig bellte:
„Feiger Verräter , du bist ein Schwein!“
„Hyänen sollen Dich fressen!
Unwürdiger Gefährte aus glücklichen Tagen!"
Ein Freund, der seine Freunde muss vergessen,
weil opportun sind nur noch dumme Fragen?“
Eine Raubtier ist zum Sprung bereit,
den Wunsch des Hundes zu erfüllen
Ein Schwan, vom seinem Federkleid befreit
kann aber nur den gröbsten Hunger stillen.
Im Wind ein halber Flügel weggeflogen ist,
herausgerissen von einer wilden Hyäne.
Doch das Beste sie dann doch nicht frißt:
„Oh Jammer - mir wackeln alle Zähne!“
"Sie wackeln seit dem letzten Schmaus.
Ein Kamel mit einer Nebenfrau von einem Scheich.
Bei diesem Fraß flog gleich ein Eckzahn raus,
denn hart wie Leder war das Fleisch.
Eine zimtfarbene Ziege liegt auf dem Rücken
und klatscht in die Hände voll Entzücken.
"Zum Lachen, eine Hyäne ohne Gebiss?
Ich bleibe am Leben, das weiß ich gewiß!"
Neben ihr gähnt ein Krokodil, Herr Meier,
es verspeiste einen Hering und drei Eier.
Später war die Ziege auch verschwunden.
Sie wurde nicht gesucht und nicht gefunden.
Ringsherum im Walde hört man Schmatzen,
„Ich habe Hunger, ruft Luchsi, ein Luchs
Raubkatzen lecken genußvoll die Tatzen
Hunger hat auch Fuchsi, ein Fuchs.
Die Erde dröhnt,
ein Rindvieh stöhnt
von einem Tiger verhöhnt
und vom Schwanze entwöhnt.
Ein Reh, ganz hoch in eines Baumes Wipfel,
versteckt zwischen Kohlmeisen und Raben.
Sie schimpfen: „Was ihr treibt, das ist der Gipfel!
Wir wollen auch was von der Suppe haben!"
Fortsetzung folgt