Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

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Trost


Schnecken mit und ohne Flecken,
die mit ihren Gecken necken
die in Brombeerhecken sich verstecken
und lüstern an den Beeren lecken.

Adele, was hast Du mit den Wirbellosen?
Schau Dich um, die gibt es doch in Massen,
mit wenig Hirn, doch reichlich vollen Hosen,
die sollte man in Frieden lassen.

Pferde haben Rückgrat und auch große Köpfe
sie können galoppieren und auch denken.
Die Schnecken, Zecken und die müden Tröpfe
kannst Du dir gerne schenken.

Fünfzehn ausgediente Texaspferde
traben über die Prärie in Richtung Norden.
Verjagt von ihrer Heimaterde,
sie seien nutzlos und zu alt geworden.

Keine Cowboys mehr auf ihren Rücken,
stolz zu reiten in den Sonnenuntergang.
Am Lagerfeuer Rinderherden zu entzücken
und Mädchen betören mit Westerngesang.

„Romantik der Prärie, Gott mag sie schützen!
Wir suchen unser Glück nun in der Ferne!
Warum sollen wir denn nichts mehr nützen?
Wer verzichtet auf Erfahrung gerne?

In Hollywood sucht man jetzt Filmstatisten
für einen Mammutfilm und eine Western-Posse.
Zum Casting wurden eingetragen sie in Listen,
und nummeriert die schönsten aller Rosse.

Am Ziel erwartet sie die erste Nabelschau
nach Geschlecht und Alter streng getrennt.
„Den Hengst will ich!“ ruft eine blonde Frau
die ihr Wappen schnell in seinen Hintern brennt.

Er bäumt sich auf und wiehert vor Schmerz,
die blonde Dame ruft begeistert:
„Der hat Feuer im Hintern und auch ein Herz!
Er hat die Prüfung mit Bravour gemeistert!“

Ist das die hochgelobte Glitzerwelt
wo man sein Glück jetzt will versuchen?
nicht für Reichtum, nicht für Geld.
Ein wenig Hafer nur, vom großen Kuchen.

Vorm Garderobenspiegel sitzt der Hengst ´
und versucht, den Schwanz sich zu frisieren.
„Das ist diffiziler als du denkst
die Nägel mußt du auch lackieren.“

Das sagt eine Stute, reich an Jahren,
die ihr faltenreiches Antlitz ölt und fettet.
Das jetzt glänzt unter falschen Kunststoffhaaren,
die sie mit dem Bügeleisen glättet.

„Ich war in Stummfilmzeiten schon ein Star!“
Charlie Chaplin ist oft auf mir geritten.
Auch Clark Gable, als er noch jünger war
und nicht unter Hämorrhoiden hat gelitten.

Filmgeschichte habe ich geschrieben,
den Oskar hätte ich fast bekommen
für den Streifen „Mit wem´s die Götter trieben.“
als ich mit Luis Trenker den Watzmann erklommen.

Auf meinem Rücken sang Caruso mit Maria Lanza.
Ich spielte einen Hockelgaul auf einem Karussell.
Die schönsten Rollen gab es bei Bonanza
als mich ritt der Wilhelm Tell.

Sie schminkt und bürstet sich die Wimpern
und übt den Text für ihre große Rolle.
Sie soll heute mit den Wimpern klimpern,
wie es die Gattin des Produzenten wolle.

„Das Licht beim Film ist oft zu grell,
was bei uns Pferden wirkt zu künstlich.
Wir kommen dann im Bild zu hell,
was für unser Image ist nicht günstig.“

D´rum wird mit brauner Farbe eingeschmiert
hochglanzlackiert vom Kopf bis zu den Füßen.
Dann noch schnell die Schwänze glatt frisiert,
weil sie jetzt gleich zum Drehen müssen.

Dann geht es im Galopp ins Atelier
wo eine Kunstprärie ist aufgebaut.
Der Regisseur ruft vor Schreck „Oh weh.
Wer hat die Gäule so versaut?“

Auch die Reiter sind nicht sehr begeistert,
nur ihre Herzensdamen freuen sich.
weil Ihre Helden hinten ganz bekleistert.
Die braune Farbe war noch frisch.


Gruß Avor
 
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Dumm gelaufen

Die Herren Reiter, namens Westernhelden,
die schauten pikiert und ziemlich verdutzt,
als sie sich hinab bemüht von den Pferden.
So waren noch nie ihre Hintern beschmutzt.

Vor Lachen warf jemand einen Scheinwerfer um,
zu spät kam ein Helfer herbei gerannt,
das war gefährlich und auch ziemlich dumm,
denn das Ding setzte gleich die Prärie in Brand.

Das Kunststoffgrünzeug im Westernstudio
begann zu kokeln und stank ungemein,
und Qualm durchzog schnell das Chaos-Szenario,
schon setzte die Sprinkleranlage ein.

Die duschte Kulissen und Darsteller schließlich,
dafür ist ja so eine Anlage da,
Es schaute der Regisseur ganz verdrießlich,
weil diese Szene zum Teufel war.

Von fünfzehn Rössern die Schminke lief ab,
sie floss hinunter in Striemen und Streifen,
die Stute dachte: Das wird mein Grab,
dieses Schlamassel konnt' sie nicht begreifen.

Die Wimperntusche war völlig verlaufen,
mit Wimpern klimpern war jetzt nichts mehr,
die falschen Haare könnt' sie sich jetzt raufen,
die waren klitschnass, die Frisur hielt nicht mehr.

Der Boden war ein Mix aus klebrigen Massen,
aus Farbe, Ruß, Plastik und Haufen, recht groß,
aus Schreck hatt' die Stute was fallen lassen,
sie wieherte kläglich: Was mach' ich jetzt bloß.

Aus dem Matsch kam noch eine Schnecke gekrochen,
die wollte auch gerne ein Westernheld werden,
doch als sie die Pferdeäpfel gerochen,
hielt sie in dem Studio rein gar nichts mehr.

Auch war ihr die Studiobeleuchtung zu heiß,
sie schwitzte erbärmlich und trocknete schon,
das ist nichts für Schnecken, wie ein Jeder weiß,
Gekränkt machte sich das Weichtier davon.

So, Avor. Das hast Du nun davon. Was machst Du jetzt mit Deinen Gäulen? Viel Vergnügen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Adele
 
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Vergnügen?

Das ist wirklich kein Vergnügen,
Adele, mußt Du immer übertreiben?
Dein Weichtier liegt doch in den letzten Zügen,
meine Hengste werden leben bleiben.

Warum? Muß ich mich wiederholen?
Sie haben Rückgrat und Verstand ,
das lernt schon jedes Fohlen
Die Schnecken haben´s nie gekannt.

Es ist im Film so wie im prallen Leben
Kriechtiere sind sehr wohl gelitten,
die sich leicht zufrieden geben.
Sie werden auch nicht oft geritten.

„Wenn ich ein Mensch wär, fragte das Pferd
„wer würde dann auf meinem Rücken sitzen?
Wär´ ich oben, oder ist´s verkehrt?
Wer würde dann an meinem Hintern schwitzen?

„Ruhe!“ ruft der Regisseur.
„Mir scheint, ihr denkt zuviel!“
Warum macht ihr mir das Leben schwer?
In diesem Saustall kommt man nicht zu Ziel

Manche denken wenig, andere viel,
was man denken darf und wie man denkt.
Oft führt es aber nicht zum Ziel
wenn´s in die falsche Richtung lenkt.

Denken darf man über ungelegte Eier
was alles denkt Herr Schulze und Frau Meier.
Was sie denken , wenn sie zanken.
Gut, daß man nicht lesen kann Gedanken.

Das Herz soll man beim Denken sprechen lassen.
Wenn´s im Drehbuch steht, auch den Verstand.
Auf Stichwort dann den Mut zu fassen,
damit die Wahrheit wird auf Zelluloid gebannt.

„Klappe!“ ruft der Regisseur,
die Prärie ist wieder aufgeräumt.
Nur die alte Stute kann nicht mehr.
Ihr Traum vom Ruhm ist ausgeträumt.


Gruß Avor
 
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Kleine Schneckenverteidigung

Manch' Übertreibung nennt man auch Satire,
das nutzen viele, grad' im Kabarett,
selbst, wenn ich Pferden Schminke in die Mähne schmiere,
als Überspitzung ist das doch sehr nett.

Und stell Dir vor, 'ne kleine Schnecke,
mit Cowbyhut und Stiefel an dem Fuß,
die träumt von dem, was Mancher gerne hätte,
wär' als Cartoon ganz sicher ein Genuss.

Der kleine Held, bekannt als "lonesome rider",
grad' wie John Wayne, mit Flinte und nicht bang,
doch fehlen ihm dafür die Hände, leider,
zu reiten in den Sonnenuntergang.

Und sind die Wirbellosen ohne Hirn und Geist,
nicht all die viel umworb' nen großen Massen,
die auch bei Werbung, Shows und Serien, wie Du weißt,
nicht unerheblich viel die Kassen klingeln lassen.

Der kleine Bürger, dem wir stets begegnen,
mag er auch nicht so sehr gebildet sein,
der von 'nem Häuschen träumt und einem guten Leben,
und eher schuftet statt zu reden wie Einstein,

sich nicht dem hehren Geiste widmet, nein,
mit Anstand durch das Leben geht, auch ohne Rücken,
dafür mit Muskelkraft und manchmal etwas Schleim,
der muss trotz klein sein viel zu oft sich bücken,

Sie braucht den Schleim, auf dass sie sich nicht schneide,
und das erspart ihr manchmal manche Qual,
die Schneck' hat keine schönen, schnellen Beine
sie bleibt ein Opfer, jetzt wie dazumal.

Die großen Pferde, die mit Rückrad und viel Geist,
die wiehern gerne auf die vielen Kleinen,
die es auch häufig hier zu schützen heißt,
durch Große, die schnell handeln, statt zu weinen.


Ach ja:
Wunschtraum einer Schnecke: Einmal in eine Radarfalle zu geraten.

Keine Bange: Die nächsten Verse gelten wieder den edlen Rössern, mit und ohne falsche Wimpern.
 
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Schneckendämmerung


In der Pfanne streiten sich zwei Schnecken
wer die Schönste wohl von ihnen sei.
Doch was soll der Streit jetzt noch bezwecken,
Schönheit und Geschmack sind zweierlei.

Die Zeit wird rar
schnell wird man gar.
beenden sollten sie den Streit,
wenn die Zwiebel sind bereit.

Die Vorspeise ist schon angerichtet
der Gourmet hat ein Gedicht gedichtet
von Schnecken-Schönheit und Vergänglichkeit,
und in der Hoffnung auf Verträglichkeit.


Guten Appetit wünscht Avor
 
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Hallo,

auch ich stimme dem Vorschlag voll zu. Adele hat längst bewiesen, daß sie zu uns gehört.

"Adele, die Forenpoetin" klingt doch viel schöner als "Adele, der Erfahrene Benutzer".

In diesem Sinne!

Avor
 
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Oh, Mann......

Nicht von mir, kein Gedicht, schön, aber schön schwer nachzuvollziehen
ein Jahresrezept, dass von Goethes Mutter stammen soll:

Man nehme 12 Monate, putze sie
ganz sauber von Bitterkeit, Geiz,
Pedanterie und Angst und zerlege
jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so
dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.
Es wird jeder Tag einzen
angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen
Frohsinn und Humor. Man füge
3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu
1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie
und 1 Prise Takt.
Dann wird die Masse sehr reichlich
mit Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man
mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten
und serviere es täglich mit Heiterkeit
und mit einer guten erquickenden
Tasse Tee.
 
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Mit Reimen ist jetzt erstmal Schluss
weil ich erneut auf Reha muss.

Bis demnächst mal wieder
Reinhard
 
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Lieber Reinhard.

Komm heil, frohen Mutes, bester Laune und vor Allem lebendig wieder zurück!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Adele
 
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Die Party

„Willkommen zum Feste!“
begrüße ich die Gäste,
„frisch gewaschen und gebadet
hätt´ auch manchem nicht geschadet,
der nur zum Fressen hergekommen
und schon besoffen Platz genommen.“

Die Gäste, bewegungslos mit starren Minen
die wie glanzlackierte Mumien schienen.
Räuspern hört man, niemand lacht
über den Scherz, den ich gemacht.
Auch dann beim ernsten Teil der Rede kein Applaus
Wie komm ich aus dem Dilemma raus.
Die Bilder drehen sich in schrillem Reigen
Um mich herum Beklommenheit und Schweigen

Ich steh belämmert rum und dumm
vor dem erlauchten Publikum.
Eisiges Schweigen, manche gähnen
es bleibt mir nur, jetzt zu erwähnen:
„Das Buffet ist angerichtet,
wir fühlten uns dazu verpflichtet.“

Von Platte fristgerecht der Einzugsmarsch erklang
„Wie schön!“ ruft eine Dame von höherem Rang
und fixiert das Buffet, gierig und gespannt
und ist dann plötzlich losgerannt,
die anderen Gäste gröhlend hinterher,
meine Gattin mit dem Sekt ruft: „Bitte sehr!“
doch das hören nicht die wilden Horden,
der Begrüßungstrunk ist warm geworden.

Ein abgenagter Truthahnschenkel fliegt mir ins Gesicht.
„Sorry“ ruft eine Dame von Über-Gewicht
„Du stehst mir im Weg, du blöder Lümmel!“
Sie bahnt sich wieder den Weg in das Getümmel
um zu erhaschen die letzten Köstlichkeiten
bevor wir zum fröhlichen Teil der Party schreiten.

Das Buffet, wie von Bestien bestialisch zerstört,
die Pappteller haben sie gleich mitverzehrt.
Einem Schlachtfeld gleich, alles vernichtet
was mit Liebe wurde liebevoll angerichtet.
Meine Frau ist entsetzt und hat mir gedroht
„Du redest nur Unsinn, du bist ein Idiot.
Warum verzapfst du immer so einen Quatsch,
der Teppich ist ruiniert und voller Matsch.“

Als die Gäste waren endlich satt
und vom Überlebenskampfe matt
hat man noch den warmen Sekt getrunken
obwohl man schon nach Schnaps gestunken
und das Bier bereitstand schon zum Saufen,
dann ist die Party ganz normal verlaufen.

Über teure Autos wurde geredet und über Politik
über den Bezinpreis und den Börsenknick.
Die Damen haben ihre Krankengeschichten ausgetauscht
und dabei ein junges Pärchen beim Schmusen belauscht,
das sich in der Ecke herzte und küßte
Lang, lang ist´s her, wenn ich das alles noch wüßte

Gewagte Witze wurden zum Besten gegeben
eine Dame gröhlte und benahm sich daneben.
Ein Paar wiegt sich holprig im Tangoschritt
der beleibte Herr kommt luftlos aus dem Tritt
Die Dame schimpft : „Der untere Fuß ist meiner!“
Er schimpft zurück: „Sie waren früher auch schon feiner
als sie den Schnaps noch nicht aus der Flasche soffen“
Sie faucht und hat ihn mit dem Fuß am Kinn getroffen.

Gläser klirrten, es roch nach verkohltem Teppich.
Ein Saustall - zum Nachtisch gab´s Gurken und Rettich.
Eine Dame am Boden, ein Rollmops daneben.
Dreimal erschallt der Ruf: „Hoch soll sie leben!“
Doch sie wollte lieber unten bleiben
und sich dort die Zeit vertreiben.
Doch plötzlich schreit die Dame „Au!
Ich blute ja wie eine Sau!“

Sie hat sich in ein zerbrochenes Sektglas gesetzt
und sich dabei am Allerwertesten verletzt.
Meine Frau und ich, wir wußten Rat
und schritten mutig gleich zur Tat.
Das junge Pärchen wurde angehalten
den dicken Hintern festzuhalten,
der - oh Schreck - war tätowiert
und mit Unaussprechlichem verziert.

Ich habe sie verbunden und in mein Bett gelegt
und mehr schlecht als recht gesund gepflegt.
während Rockmusik zu Mitternacht erklungen
und eine Lady in schlechtem Englisch schlechter noch gesungen.
Besoffen zappelt sie auf unsrer Küchenleiter,
dann ging´s mit ihrem Solo nicht mehr weiter.

Ihre Stimmbänder kamen in hohem Bogen
aus dem schmerzverzerrten Mund geflogen.
Sie landen in Herrn Pastors Suppe,
der ruft: „Gottlob, jetzt ist sie still, die Puppe
die vor Schreck kann nur noch lallen,
weil die Leiter ist dann umgefallen.

Das Kleid hat sich verfangen an der Lampe
und dort zappelt jetzt die Schlampe.
Der Pfarrer war der Retter in der Not.
Er aß noch schnell ein Stückchen Brot.
Mit einem Schlückchen Wein macht er sich frisch,
dann stellt er einen Stuhl auf einen Tisch.

Er steigt hinauf und öffnet mutig ihr das Kleid
und hat Knopf für Knopf die Maid vom Kleid befreit
was ihm mit Gottes Hilfe auch gelungen.
Flugs ist er dann vom Tisch gesprungen
und hat die Dame unten aufgefangen
und ist mit ihr ins Bad gegangen.

Dort versuchte er die Restaurierung,
das Kleid blieb an der Lampe zur Verzierung.
Ich holte eine Zange aus dem Keller
meine Frau kam mit Herrn Pfarrers Teller.
Die Suppe mit den Stimmbändern, die stark verzogen
und von Hochwürden wieder glatt gebogen
setzt er gekonnt ins Hälschen ein
damit die Stimme klingt bald wieder rein.

Dreiuhrzwanzig zeigt die Uhr,
die Augen sind glasig, die Blicke stur.
Über die Witze kann niemand mehr lachen.
Vor der Toillette steht man Schlange um etwas zu machen.
„Das dauert ja ewig!“, rufen die einen
„Nur Haltung bewahren auf wackligen Beinen!"

Es riecht nach kaltem Tabak und schalem Bier.
Ein Herr verabschiedet sich und geht zur Tür.
Reste vom kalten Buffet in den Hosentaschen
unter der Jacke zwei halbleere Kognakflaschen.
Meine Frau ruft: „Die Party ist jetzt aus!“
Und gibt der Katze den letzten Knochen vom Schmaus.

Der Dicken mit den Glassplittern im tätowierten Po
wünscht man baldige Genesung sowieso.
Gestützt vom Herrn Pfarrer und etwas verschüchtert
verabschiedet sie sich lautlos und halbwegs ernüchtert.
Die Herren gröhlen herum und tauschen Freundlichkeiten.
Morgen erinnert man sich wieder an Verbindlichkeiten.
Sie wissen, was sich geziemt als zivilisierte Leute
"Servus - und Danke für die gelungene Party heute!"


Gruß Avor
 
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Avor in Hochform :thumb:

eins der Highlights im Forum, es darf auch mal gelacht werden, der ansonsten
wenig erfreulichen Themen im Forum zum Trotz.


Gruß
tf
 
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Hitzestress


Die Sonne brennt,
kein Schwein, das rennt,
die Katzen liegen matt im Schatten
und auch die Ratten schnell ermatten.

Ein Hahn versucht zu krähen ohne Kraft
und auch die Hennen sind geschafft.
Sie gucken dumm und ganz benommen,
weil nur noch faule Eier kommen.

Die Hunde ziehen ihre Schwänze ein,
beim Pinkeln schmerzt das Hinterbein
Vor Durst kann man nicht bellen mehr,
die trockenen Hälse schwellen sehr.
Die Schlappies lassen sich nicht mehr bedrängen
und lassen lieber kraftlos alles hängen.

Die Vöglein haben keine Lust zum Singen
sie sind zu matt um sich empor zu schwingen
In der Hitze bringt der Storch auch keine Kinder mehr.
Nur Wespen fliegen durstig hin und her.
Zu ihren Kleinen sagt die Amselmutter:
Jetzt gibt es Würmer nur als Trockenfutter.

Die Fischlein schwitzen im seichten Wasser
Der Schweiß, der rinnt macht sie nur nasser,
doch er bietet keine echte Kühlung,
was fehlt, ist vom Himmel eine frische Spülung

Es schwitzen auch die Milben,
man sieht wie sie vergilben.
Ameisen, nicht mehr emsig flitzen
weil auch sie erbärmlich schwitzen.

Sie verziehen sich in Mauerritzen
um den Sand heraus zu ritzen
Sie wollen Durchzug sich verschaffen
damit sie nicht zu schnell erschlaffen

Ein Eiswurm ist auch sehr erhitzt
weil er auf dem heißen Blechdach sitzt
Im dicken Filz auch eine Filzlaus schwitzt
der beste Föhn ihr jetzt nichts nützt
So sucht sie Kühlung weiter unten,
doch die hat sie hier auch nicht gefunden.

Wer weiß, wie man sich vor Hitze schützt?
Manche Menschen gehen in den Keller!
Doch wenn man länger unten sitzt,
erkältet man sich schneller.

Zu was gibt´s Autos, voll klimatisiert?
Hier kommt Kühlung, wie geschmiert.
Das weiß doch jeder kluge Mann
und schaltet den Motor gleich an.
Dann geht es los mit hundertfünfzig Sachen
Über Hitze kann man doch jetzt nur noch lachen.

Im Freibad tummeln sich die Kinder
im Wasser schwimmen ist gesünder,
Ein Baggersee wär´ auch ein schöner Ort
um zu treiben Wassersport.

„Ich will nicht schwitzen“ , ruft ein Tier
„was soll ich in der Sonne, ich bleib hier!
Ich will nicht sterben am Hitzestress!“
So ertönt es tief unten, im kalten Loch Ness.

Die Sonne war dem Ungeheuer dort nie geheuer,
d´rum bleibt es unten im Felsengemäuer.
„Man kriegt in der Sonne nur Falten ins Gesicht
und vorzeitig altern will ich nicht.“

Die Sonne brennt
nur ein Schwein, das rennt.
Es flüchtet vor einem Auto mit hundertfünfzig Sachen.
„In der Kurve dort vorne wird es gleich krachen.“


Gruß Avor
 
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Kleine Abkühlung

Gewitter ist' s, es fällt manch' mildes Tröpfchen
die Taube füllt sich rasch ihr ausgetrocknet' Kröpfchen,

und auch die Blumen, die schon fast verdorrt sind
saugen sich voll, wie an der Mutter Brust ein Kleinkind.

Der ausgedörrte Rasen, bisher Gärtners Liebling
wirkt in dem warmen Sommerregen nicht mehr mickrig.

Es dampft das Wasser von der heißen Erde,
empor, dass es zum wabernd dichten Nebel werde.

Und auch im Walde sich das Wildschwein freut,
weil seine Kuhle nicht mehr trockne Krümel streut.

Der Mensch, er atmet durch bei so viel Segen,
bei diesem frischen Klima lässt es sich doch leben.

Bald donnert' s arg, die Blitze fällen Bäume,
genervt entflieht der Mensch rasch in die Räume.

Stockdunkel wird' s, und ganz schön ungemütlich,
und auch der Wind erscheint nun nicht mehr friedlich.

Ein Sturm schlägt mit Gewalt sich eine Bresche,
fegt von der Leine auch die saub' re große Wäsche.

Die Kinder murren, müssen drinnen spielen,
der Strom fällt aus, das war' s mit Telefonieren.

Die Freizeitmöbel fliegen scheppernd durch den Garten,
zum Wiederfinden muss man jetzt auf bess' res Wetter warten.

Der Mensch schaut aus dem Fenster ohne Wonne,
und wünscht sich wieder seine strahlend helle Sonne.
 
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Kleinigkeiten am Rande

Frisch gestrichen ist die Bank ,
herbeigelockt vom Terpentingestank
kommen Mücken und ein Schmetterling;
Er ruft: „Es klebt doch noch, das Bretterding!“

Doch die Warnung wurde überhört,
was die Bank hat nicht gestört.
Sie lädt doch ein um auszuruh´n
oder anderes auf ihr zu tun.

Ein Liebespärchen setzt sich nieder
wie in Sommertagen immer wieder
Nur der Schmetterling ist nicht entzückt:
„Jetzt habt ihr alle Mücken platt gedrückt!“



Gruß Avor
 
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Das Kunstwerk

Das Pärchen packt das Grausen,
weil es grad' fest geklebt,
denn es sind Kunstbanausen,
die Edles nie erlebt.

Fest pappen ihre Kleider,
die Farbe, die ist zäh.
Die müssen bleiben, leider,
an dieser Bank, o weh.

Das Pärchen muss sie auszieh' n
und schleicht verschämt davon,
in Unterwäsche fort flieh' n,
den Falter killt sein Hohn.

Die Bank steht ganz gemütlich,
im warmen Sonnenlicht,
sie wirkt nun ganz vergnüglich,
trotz Falten im Gesicht.

Dies sieht ein Kunstkritiker,
der eben kommt vorbei,
er rennt die letzten Meter,
zu schauen, was dort sei.

"Das Werk von einem Meister",
wie es noch nie da war,
mit Farbe statt mit Kleister,
das ist sein Kommentar,

Die Linie ist so schwungvoll,
so kraftvoll die Struktur,
erhaben und gehaltvoll,
wie selten Kunst zuvor.

Und für zweihunderttausend,
kauft er die Bank sofort,
schleppt sie, vor Glück erschaudernd,
an einen andern Ort.

Jetzt steht sie im Museum,
bewundert und geblitzt,
doch fühlt sie sich sehr einsam,
weil niemand auf ihr sitzt.


Fällt bestimmt nicht auf, dass ich hauptsächlich über Kultur schreibe......
 
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