Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

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Zum einstweiligen, aber nicht grundsätzlichen, Schluss eine kleine Gemeinheit zu diesem Thema...

Vergebliche Sehnsucht

Das Mäuschen und das Warzenschwein
die wollten gern zusammen sein.
Zu groß war ihre Liebe
und brennend scharf die Triebe.

Sie knutschten und sie schmusten arg,
wie war die Sehnsucht doch so stark,
bis sie zu der Erkenntnis kamen:
Sie passten nicht zusammen.

Wie schön, dass Tiere doch so unverfänglich sind. Gelle??
 
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Tor – Tor- Tor -Tor….!!!

Ein Fußball-Märchen

Ich war ein Fußball-Millionär
in einer Nacht voll süßer Träume.
Die Weiber liefen mir hinterher
und immer traf ich alle Neune.

Zu Füßen lag mir die Welt –
ich ließ die Puppen tanzen.
Ich hatte Geld und das gefällt
den Schönen und den Pomeranzen.

Menschenmassen jubelten und Tiere,
auch die Gäule der Queen in ihren Boxen.
Bei Real Madrid frohlockten vor dem Tod die Stiere
Und auf den Tribünen die anderen Ochsen.

Wo lernte ich denn Fußball spielen?
Diese Frage drängte sich mir auf.
Es war wohl eine Kunst von vielen,
die mir die Götter gaben, zuhauf.

Ich konnte malen und auch modulieren.
Für die Damen Nasenringe schmieden aus Gold.
Mit Tatoos durfte ich sie auch verzieren,
wann und wo immer von ihnen gewollt.

In Mailand durfte ´ ich in der Scala singen,
der Papst kam mit seinen Nonnen geeilt.
Frau Merkel kam mit Engelsschwingen .
Es war eine Nacht voller Seligkeit.

Die "Hymne an die Freude" sang ich für Millionen,
Mister President wollte lieber ein Autogramm ,
dafür hat er mir das Großkreuz der Nationen
um den Hals gehängt – und salutierte stramm.

Die Queen knüpfte mir den Hosenbandorden
mit zarten Fingern um den Bauch.
Zum Ehrenritter bin ich dann geworden
und „Sir“ nannte sie mich auch.

Zum Ehrenbürger wurde ich gemacht ,
vom bayerischen Kaiser persönlich,
dann hat der Franz verschmitzt gelacht:
Meine Fußballkunst sei ungewöhnlich.

Ungewöhnlich? - So wie alle meine Künste?
Wer fragt da noch, wo man´s gelernt?
Und in der Träume webender Dünste
hat man sich vom Boden schnell entfernt.

Mit meinem Jaguar lass ich es krachen,
weiß Gott, wo der die Bremsen hat?
Ich hebe ab mit tausend Sachen –
ich will schreien, doch es kam nur matt.

Ich aber höre Menschenmassen schreien,
im Stadion, wo ich mit dem Fallschirm lande
um mich in die Mannschaft einzureihen,
die ich bis dato noch nicht kannte.

Wie immer öffne ich die Oberlippe,
wenn die Hymne feierlich erklingt
Doch was hör´ich jetzt in der Equipe?
Die Marseillaise meine Mannschaft singt?

„Einigkeit und Recht …“
hör´ich später aus der Ferne.
Wo bin ich? Mir wird schlecht
Der Trainer ruft: Dich nehm´ ich gerne!

Ehe ich´s begriffen
und langsam wieder zu mir kam,
wurde unter Jubel angepfiffen,
und der Ball zu mir geflogen kam.

Frau Merkel sah ich, händeringend,
fahnenschwenkend rufend: „Einigkeit und Recht!“
Für´s Vaterland den Sieg erzwingend -
ich denke auch, das ist gerecht.

Oh Gott, ich kann ja Fußball spielen,
von denTribünen fliegen Rosen.
Im Minutentakt jetzt meine Tore fielen
in´s Tor von den Franzosen.

"Deutschland", riefen wild die einen,
die anderen schwenkten Trikoloren.
Fußball kann die Welt vereinen
und ich bin dazu auserkoren?

Leider war zu kurz die Pracht,
den Göttern wurde es zuviel.
Sie beendeten die Fußballnacht:
Das war mein letztes Spiel.

Ich hatte blaue Flecken im Gesicht.
Der Angstschweiß perlte aus den Füßen.
Was hinten abging, sah´ ich nicht
Die Trainerbank ließ fluchend grüßen.

Fünfzehn Eigentore hätte ich geschossen,
schimpft der Coach von Gottes Gnaden
Franzosentränen sind geflossen
Die Equipe national verlor den Faden.

Jubel herrschte auf der deutschen Seite.
„Köpft ihn!“ rief ein betuchter Franzose.
Ich wollte suchen schnell das Weite
und hab´ vor Angst geschissen in die Hose.

Schweißgebadet bin ich aufgewacht.
Das Bett war nass und ganz verschlissen
Ein Volksheld war ich, nur für eine Nacht
Jetzt quält mich mein Gewissen.

Kein Fußball-Idol und auch kein Millionär -
kein Weib dreht sich jetzt nach mir um.
Auf die Guillotine muss ich auch nicht mehr.
und kein Mensch fragt: Warum?


Schönes Wochenende bei Sport und Spiel!

Avor
 
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Lebenserfahrungen


Wo bin ich? Was soll es bedeuten,
dass es so dunkel hier und stickig ist?
Umgeben von Ratten und anderen Leuten,
die sich kringeln im stinkenden Mist?

Eine weiße Taube - im Abschaum gefangen
fragt unter Tränen: „Wo sind wir hier?“
Die Antwort kam: „Wir sind dahin gegangen,
wir wurden gefressen von einem Tier!“

„Hier werde ich bestimmt nicht alt“
ruft ein Buntspecht, blass und nicht mehr bunt ,
als kopflos eine Katze auf ihn knallt,
die herunterkam aus selbigem Schlund.

Eine Maus kommt kichernd hinterher,
weil sie der Katze draußen entwischte.
Die rief: „Wo ist mein Kopf, ich seh´nichts mehr?
„Der hängt am Schwanz von deiner Nichte!"

Draußen rülpst und furzt das Riesenvieh
zum Segen für die freche Maus:
Der genmanipulierte Stinkbock spieh
und kotzte sie lebendig wieder raus.

Selbiger Stinkbock atmet schwer:
„Ich sollte mich gesünder ernähren.
Ihr Ratten schmeckt scheußlich und bläht zu sehr
Euch kann ich keine Heimstatt gewähren.

Lasst mich hier raus, ruft eine Eule,
lädiert, am Hals mit einem großen Biss.
Benommen, vom Geruch der Fäule,
erblickt sie ein Licht in dieser Finsternis.

Ein kleines Loch, geht auf und zu
Die Sonne scheint nur kurz herein .
Die Eule erkennt ihr Glück im Nu:
Dies Loch kann meine Rettung sein.

Mit einem Ruck will sie ins Freie
Und versinkt in einer Portion Hühnerklein
„Du bist noch längst nicht an der Reihe!
Im Loch steckt noch mein Gallenstein.

Das waren die letzten, weisen Worte
von einer schwarz gefärbten Schlange,
sie wartete geduldig vor der Pforte
und wartete noch lange.

Der Stinkbock starb, er hat den Magen sich verdorben.
In dem gefangen viele Leute.
Und sind sie nicht gestorben,
dann leben sie noch heute.


Gute Nacht!

Avor
 
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Was für´ n Glück

Ich lebe noch, so jubelte ein Schweinchen,
verlor es doch beim Schlachter nur ein Beinchen.
Freut sich der Schlemmer noch an seiner Hax´ n
macht längst das Schwein auf Krücken seine Faxen.

Lebendig und fast vollständig aus dem Schlachthaus ... ach nee, heißt wohl Krankenhaus..... zurück und bereit für neue Untaten.....
 
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Lied zur Laute an Adele

Ach Adele, welch ein Glück !
Fast vollständig bist Du zurück!
So frag´ich Dich ganz unverhohlen:
Hat man Dir Dein Herz gestohlen ?

Der Chefarzt oder Krankenpfleger,
Der Halsarzt oder Schornsteinfeger?
Wer der Empfänger war auch immer,
Deinen Kopf , den kriegt er nimmer.

Den brauchst Du hier zum Dichten
um Trübsal zu vernichten,
und Angst hervor gerufen von Halunken,
die uns immer schon gestunken.

Neue Untaten wir von Dir erwarten,
das Tierreich ist ein großer Garten
in dem man sich bedienen kann.
Auch beim Homo sapiens, dann und wann!

Gruß Avor
 
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Nummern, Nummern und kein Ende

(Alte Probleme, neu erfunden)

Ein eingedeutschter gelber Vogel
braucht für seine Steuer eine Nummer.
Seinen Ei-Die-Cod sucht er bei Googel
und findet nichts , zu seinem Kummer.

Einen Ident-Code hat er nie gekannt ,
in seiner Heimat ist der Quatsch nicht üblich.
Auch ein Passwort ist im Hirn nicht eingebrannt.
Der Amtmann sagt. „Das ist betrüblich!“

Seiner Ahnen Stammbaum ging verloren
auf einer langen Reise in den Norden.
Er weiß nicht, wie und wo er ist geboren,
was aus seiner Sippe ist geworden.

Ob er normal ist, oder eine Frühgeburt?
Ob man seinen Sexus schon erkennen kann?
„Bist Du…“ der Meldeamtsbeamte murrt:
„…noch ein Weibchen oder schon ein Mann?“

„Das Herkunftsland will er erfahren,
ob auch die Eltern gelbe Vögel waren ,
wieviele Kid´s er in die Welt gesetzt,
welches Handling dabei eingesetzt?“

„Bist du getauft mit Wasser? Oder ein Indianer?
Bist du vom Festland? Oder Insulaner?
Bist du noch ledig oder schon verschlissen?“
will der Meldeamtsbeamte wissen.

Bei Intimitäten wird oft gern gelogen.
Drum kriegt er einen Fragebogen.
In Kästchen soll er Kreuze machen
und Kreise für die geistig schwachen.

Bist Du katholisch oder Terrorist?
Bist Du Moslem, Neger oder Christ?
Bist Du ein Nazi mal gewesen,
oder hast Du lieber Marx gelesen?

Bist du krank, tut dir was weh?
Was hältst du von der SPD?
Oder neigst du mehr zur Linkspartei?
Kannst du zählen bis auf drei?

Beherrschst du auch das ABC?
Was bedeutet CDU und FDP?
Leidest du an Mundgestank?
Hast du ein Konto auf der Bank?

Bist Du ein Lustmolch oder schwul?
Findest grüne Würmer wonderfuul?
Hast du welche schon gefressen
und im Gefängnis schon gesessen?“

Der Vogel liest den Mist entsetzt,
in seiner Würde fühlt er sich verletzt.
“Warum wollen die hier alles wissen,
ob ich grüne Würmer tot gebissen?

Was für blöde Fragen ohne Sinn:
Ob normal ich vögle oder lesbisch bin?”
“Man wird mit diesen Fragen nicht entehrt!”
wird er vom Amtmann dann belehrt:

„Jede Kreatur hat heute einen EI-DI-Codus,
erweitert durch den BCL-geclearten Kryptomodus,
der im abgescannten EGO-Metric-Biochip
im Multiplexverfahren formt den Basistyp.
der global und internetgalaktisch abgespeichert
mit Zusatz-Infos chemisch angereichert,
im ICL-Verfahren ergometrisch transcodiert
mit Overkill im Understreaming endfinalisiert
der endogene Typus auf ein Minimum gerafft
Dann ist das Allergröbste schon geschafft.
Du bist geplustercliert - dreidimensional.
Das reicht für gelbe Vögel allemal.

“Ist das alles?” fragt der gelbe Vogel
“Nein, du mußt zuerst zu Googel
und besorgen deinen Ei-Die-Cod
sonst bist du morgen klinisch tot!”

“Was soll ich denn noch machen?
Das googlen ist für mich nicht easy.
Ich versteh nicht diese neuen Sachen
kann nur voglen im Wald und auf der Wiesy.

“Du blöder Dau, nicht registriert?”
Wird er vom Amtsgehilfen hart brüskiert:
"Ohne macrophylem Biometrieabguss und so -
wirst mit deiner nonkompatiblen Norm nicht froh.
Ohne Deutsch in angelsachs-geschönter Vollversion
bleibst du ein totgeborener Hundesohn.

Du bist IMHO ein fulnegierter Schlappie,.
Und wirst zyklopisch niemals verry happie!
Du bist logistisch nicht erfaßt in einem Pool,
statisch nicht mobeil, das ist high-andercool!
Du willst bei uns Karriere machen wohl?
ohne Greencard? Ich muss lachen °lol°

Dich wird hier IMHO nehmen keine Sau,
ohne Steuernummer in der EDV?
Wer hier nicht megaoptimal ist registriert,
ist mausetot und hat nie existiert!”

„Auch dieser Rat bringt mich nicht weiter.
Der Jüngling war kein sehr gescheiter.“
Schimpfend hat der Vogel sich entfernt:
„Wo habt ihr Kreaturen Deutsch gelernt?“

Da kommt ein alter Herr mit seiner Mutter,
die tröstet ihn und gibt ihm Futter.
„Gib auch Du!“ Ruft sie dem Sohn zur Mahnung
Doch der hat von Vögeln leider keine Ahnung.

Die alte Dame, gebildet noch zu Kaisers Zeiten
hört die Klage und will zur Tat nun schreiten:
“Wir Deutschen haben uns´re Sprache reformiert,
auch bei Google ist das Neudeutsch generiert.“

Sie nimmt hurtig einen Laptop aus der Tasche,
Ihr Nachwuchs nimmt ein Schlück´chen aus einer Flasche
Als Suchwort trägt sie „Gelber Vogel“ ein
dann „Ei-Die Cod für Greencard“ müsst´es sein.
Das ist bei allen Kreaturen symptomatisch
Dann kommt die Steuernummer automatisch.

Mit gichtsteifen Fingern und falscher Brille
tippt die Greisin alle Daten ein.
Ein Pfeiton hört man - dann ist Sille
„Das wird das Login bei Google sein.“

Dann sieht man Werbung auf dem Monitor
„Die Deutsche Bank lässt grüßen!“
der gelbe Vogel erwartungsvoll davor,
sieht Kinder, die auf Tauben schießen.

Er wartet auf das Wunder, ganz gebannt,
mit sich und dieser Welt noch nicht im reinen,
die Schnabelnerven zum Zerreißen angespannt.
Mit starrem Blick und zittrigen Gebeinen.

Fliegende Hitze überfällt ihn und ein Bangen:
Wird er seine Greencard je erlangen?
Und die Steuernummer, die er braucht zum leben?
Herr Google wird ihm Rat jetzt geben.

Dann guckt die alte Dame sehr betroffen
Als „Error“ auf dem Bildschirm stand
Ihr Sohn guckt nicht, der ist besoffen
Der arme Vogel wird weiß jetzt wie die Wand.

Dann trifft ihn der finale Schlag,
Worauf er tot am Boden lag.
Die ganze Mühe war umsonst gewesen
Die Weisheit kann er nicht mehr lesen:

”What is Ei-Die whot have you mint?
We can „Jellobörd “ not find!”
we can not „steuern grüne Karten “
We find nur „grüne Bohnen“ in the Garden.

Die Greisin ist etwas verwirrt
weil die Suchmaschine sich geirrt.
"Ihr Bürokraten seid doch so gemein!
Wieviele Nummern sollen es noch sein?"

Den toten Vogel wickelt sie in ein Tuch
tippt "Nächster Friedhof" ein und geht auf "Such"
Der Sohn trinkt johlend seine Flasche leer.
In seinem Alter fällt das Denken schwer.


Einen schönen Tag und den besten Weg durch alle bürokratischen Hürden

wünscht Avor
 
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Ein gelber Vogel

Ein gelber Vogel saß auf einer Leine.
Dort hing die Wäsche, grobe und auch feine.
Der Piepmatz wollte dort ein Weilchen bleiben,
um an der Welt und an sich selbst zu leiden.

Er wünschte sich beherzt auf die Kanaren,
wo seine Eltern und die Oma waren.
Dort hoffte er, dabei war ihm nicht bang,
wohl zu entfliehen dem Weltuntergang.

Was er nicht sah in seinen dunklen Träumen,
das war die Katze in des Nachbars Bäumen.
So fand er doch, und das ging ganz behende,
noch vor dem Weltentod sein traurig' Ende.
 
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Warten auf das Glück

Ein Menschenkind, dem käme wohl gelegen,
und sollte ihm zu seinem Dasein reichen,
begegnet' ihm das Glück auf seinen Wegen.
Es dürfte nicht von seiner Seite weichen.

So wartet er, und blickt auch gern zum Himmel,
ob denn der liebe Gott in seiner Gnade,
und unbeeindruckt von der Engelschar Gewimmel,
nicht doch Erbarmen mit dem Menschlein habe.

Doch Jener, fern von irdischem Belange,
baut auf die eig'ne Kraft der vielen Leute.
Das Menschenkind, mal mutig und mal bange,
das wartet weiter auf das Glück bis heute.
 
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Alter

Die Weisheit hast du schon gepachtet,
ein Ratschlag fällt dir niemals schwer.
Du hoffst darauf, dass man dich achtet,
fällt dir auch längst das Laufen schwer.

Du siehst die Menschen, wie sie hetzen,
verkaufen oftmals ihren Traum.
Du siehst, wie sie die Säbel wetzen,
jedoch dein Mahnen hört man kaum.

Du wirst nichts ändern, lieber Alter,
und liebe Alte, glaube mir.
Ein Jeder ist sich selbst Verwalter,
d' rum schon dein Hirn und trink ein Bier.

Denn du erreichst nur, wer von selber
die Augen öffnet und sich schickt,
gut zu bestellen seine Felder,
auf denen er das Wohl erblickt.
 
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Es weihnachtet überall


Leise pieselt die Fee
in den heißen Wüstensand.
Sie ruft vor Schreck: Oh weh!
Der Schnee riecht schon verbrannt!“

„Wo bin ich hier, in welchem Land ?
Wo ist Knecht Ruprecht abgeblieben?
Mit dem Sack in seiner Hand?
Wo hat der Sturm mich hingetrieben?“

Gott sprach: „Ich habe euch geschickt,
im Heiligen Lande Frieden zu verkünden!
Mir ist´s bisher noch nicht geglückt
Allah will sich nicht mit mir verbünden.“

Göttliche Worte, die niemand hat vernommen .
„Wo ist Knecht Ruprecht?“ fragt die Fee.
Wo ist der Schnee nur hingekommen?“
Fragt Ruprecht ein verirrtes Reh.

„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum… “
erklingt es hoch von Minaretten.
Die Wiener Sängerknaben - ist´s ein Traum?
Nomaden wälzen sich in ihren Betten.

Leise wieselt das Reh: Wo ist die Fee?“
auch ein ungetaufter Ochse wieselt.
„Wo ist der schöne deutsche Schnee,
in den die Fee so gerne pieselt.“



Geruhsame und möglichst abzockerfreie Vorweihnachtszeit!


Gruß Avor
 
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"Leise wieselt das Reh" - sehr schön :-D

Dir auch geruhsame Tage - und danke euch Poeten für eure immer wieder wunderbar zu lesenden Zeilen :cool:
 
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Hallo Sascha!

Dir als einem unserer treuesten Kunden widme ich die folgende, bis auf wenige dichterische Freiheiten fast wahre, aber vor einer Woche selbst erlebte Geschichte mit gutem Ausgang.


Sichtweisen

In einer Klinik bin ich gewesen,
in der Spezial-Abteilung für Chinesen
Auch Typen, deren Augen fehlgeschlitzt.
die werden auf Normalmaß dort geschnitzt .

Auch ich sollte Lust dazu bekommen ,
um zu sehen wieder - nicht verschwommen,
ungeschlitzt für alle Lebenslagen,
wollte man das Wagnis wagen.

Auf eine Pritsche wurde ich gebunden,
zu klein für mich, hab´ ich empfunden.
Grün verhüllte Schwestern mich versorgten
und eine Flasche Alkohol entkorkten.

Sie ließen mich davon nicht trinken,
um ins Vergessen tiefer zu versinken.
Alkokol gibt´s nur zum Händewaschen!
Nicht ein Schlückchen durfte ich erhaschen.

Mit einem Laken haben sie mich abgedeckt.
„Bin ich schon tot?“ hab´ich gefragt, erschreckt
Auf den Kopf bekam ich eine grüne Kappe.
Ich soll jetzt endlich halten meine Klappe.

So lag ich sprachlos eine halbe Stunde.
Das Gesicht bedeckt - aus welchem Grunde?
Die Oberschwester fragte dumm;
„Warum liegen sie herum, so krumm?

„Mein Rücken schmerzt!“ Rief ich beklommen.
„Eine Spritze werden sie bekommen!
Das ist in diesem Haus nicht ungewöhnlich:
den Rest macht dann der Chef persönlich.“

Eine zweite Pritsche wird heran geschoben
von einem Hiwi, einem groben.
Eine Gestalt darauf, auch grün verhüllt,
leblos, auch zum Sprechen nicht gewillt.

Dafür höre ich im Düstern
zwei Schwestern leise flüstern:
Der Herr hier ist die Nummer sieben.“
Die Dame ist als Achte eingeschrieben.“

Eine Dame?! - Ein Gespräch will ich beginnen,
wie fängt man an - ich muss mich noch besinnen.
Dann sagt sie ungefragt: „Ich komme aus Wien,
ist das hier die Gerichtsmedizin?“

„Wenn Sie es meinen,
es könnte so scheinen.“
Ein Ruck - meine Pritsche machte eine Wende
und das Gespräch war hiermit schon zu Ende.

Bedeckt, damit die Augen nicht brennen
Kann ich ein gleisendes Licht erkennen.
Bin ich schon tot und werde jetzt obduziert,
frag´ich die Schwestern frech und ungeniert.

„Sie leben , hören sie nicht das Piepen?
Ihr Herzschlag wird damit geschrieben.“
Der Professor sagt“ „Es schlägt zu schnell,
es ist die Angst vor den Schwestern - gell?“

„Auch ich hab´ Angst vor diesen Schwestern
musste der Herr Professor auch noch lästern
eh´ er zückte sein Elektromesser
glühend heiß , das schneidet besser.

Es roch gleich nach verbranntem Braten,
Mehr will ich hier jetzt nicht verraten,
die kleinen Piekser nahm ich gern in Kauf,
wenn nur der Professor bleibt wohlauf.

Nach einer halben Stunde
als vernäht die letzte Wunde,
waren meine Augen ganz weit offen,
der Professor gesund und das läßt hoffen.

Nur die Schönheit die ich einst besessen
ist dahin, die kann ich nun vergessen.
Mein Bildnis lässt Blinde selbst erschauern,
Es wird noch ein paar Wochen dauern.

Das Antlitz blau und rot geschwollen,
Tränen fließen, die nicht enden wollen.
Wie neu geboren bin ich jetzt auf Krankenschein:
Als Monster von Herrn Frankenstein.



Einen schönen Advendsonntag

wünscht Avor
 
AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Weihnachten auf hoher See

Es zischt und brodelt das Meer,
der Wind bläst schaurig.
Der Käpt´n sieht sein Schiff nicht mehr,
nur einen Ölfleck, das ist traurig.

Er rettet mit letzter Kraft in tiefster Not
den Steuermann und die Matrosen.
Jetzt feiern sie Weihnachten im Rettungsboot,
frierend und mit nassen Hosen.

„Stille Nacht, heilige Nacht…“
ein Dankgebet aus Männerkehlen klingt:
„Das hat der Käpt´n gut gemacht
der uns gesund nach Hause bringt.“

Alle sind gerettet, das ist sicher
der Kapitän zählt dreimal ganz genau.
Dann aber stutzt der Hochseefischer:
„War nicht auf dem Schiff auch meine Frau?“


Trotzdem frohe Weihnachten!

wünscht Avor
 
AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Weihnachtszauber

Weihnachtszauber fällt hernieder
wenn es der Kalender sagt,
und der Klang der Weihnachtslieder
schon im Herbst die Ohren plagt.

Leise rieselt sacht der Regen,
zeigt uns klar, dass diese Welt,
bleiben wir auf alten Wegen,
bald nichts in den Angeln hält.

Weihnachtsbäume wachsen munter
noch im schönen Sauerland
und wir feiern rauf und runter,
liegt in Bonn auch bald der Strand.

Doch trotz jedem bösen Omen,
weil die Zeit die Säbel wetzt,
wollen wir die Weihnacht loben,
denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ich wünsche Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und natürlich nur das Allerbeste für das kommende Jahr.

Adele
 
AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Einsam.........?????? Aber da fehlt doch noch das klassische Drama ...

Dramatischer Aspekt

Durch die Wälder geht ein Raunen
jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
denn ein gar ungläubig' Staunen
macht sich bei den Tieren breit.

Geht ein Kreischen durch die Tannen,
Kettensägen heulen auf,
denn das Grün muss reichlich fallen,
abgesägt für den Verkauf.

Transportiert auf langen Wegen,
selbst bis nach Absurdistan,
ein Symbol doch für den Segen
ist für uns der grüne Tann.

Bunt geschmückt und oft besungen
stirbt das Bäumchen vor sich hin.
Wenn die Lieder dann verklungen,
zielt sein Weg zum Abfall hin.

Vierzehhundertneunzehn war dies,
als der erste Tannenbaum
Bäckerknechten, wie es wohl hieß,
schmückte den Versammlungsraum.

Ach, wie gut Geschäfte laufen,
ist ein Traum erst etabliert,
und für gutes Geld zu kaufen,
ist, was Heim und Glauben ziert.

Wunderlich wird' s dem Kamele,
sieht es manchmal im Tiewie,
unter der Akazien Kühle
Weihnachtsbäume und auch Schnee.

Ach, wir hängen so an Zeichen,
an der sanften Lichter Schein.
Mag der Wald der Säge weichen,
Traditionen müssen sein.

Wie gut dass die Amis um die weltweiten Ölfelder kämpfen... So habe wir weiterhin die Chance auf den Segen der Petrochemie, sprich: künstliche Weihnachtsbäume ...
 
AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Neujahr

Kaum ist der Weihnachtsmann gegangen
hat fast das Neujahr angefangen.
Und mancher gut durchdachte Vorsatz
macht sich nun in den Köpfen Platz.

Da rührt sich manchmal das Gewissen,
wobei wir langsam alle wissen,
dass auf des guten Sektes Laune
man besser nicht die Zukunft baue.

Obwohl, man kann es ja versuchen,
und sich dann auf sein Konto buchen,
dass man es sicher ausprobiert,
weil das die zarte Seele ziert.

So stehen Reh und Fuchs und Hase,
was selten ist, nun Nas' an Nase.
und wünschen sich, das ist wohl wahr,
und uns dazu ein gutes Jahr.

Euch alllen wünsche ich ein gutes Neues Jahr voller Gesundheit und Erfolg und überhaupt alles nur Wünschenswerte.

Adele
 
AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Dumme Gedanken in der Finsternis


Ein gewellter Sittich klagt verbittert:
Meine Welt ist dunkel und vergittert
Wer hat diesen dummen Käfig nur ersonnen,
in dem all die Jugendträume sind zerronnen?

Verkrampft sind Flügel und Gebein,
weil auch das Guckloch ist zu klein,
um ins Morgenrot hinaus zu fliegen,
und kleine Sittiche zu kriegen.

So, wie die Brüder und die Schwestern,
wie es auch die Ahnen machten gestern,
naturgereifte Würmlein noch verzehrend,
nicht über Dosenfutter sich beschwerend.

Hungrig nach dem Leben möchte ich enteilen,
doch ich muss in Einsamkeit verweilen,
von Gott und allen guten Geistern verlassen,
Meine Herrin hat im Schrank nicht alle Tassen.

Sie füttert mich mit Körnerkram,
ich werde krank und flügellahm
Ich möchte nicht mehr diesen Dreck!
Ich will jetzt endlich von hier weg!

Doch wie komm´ ich durch das Nadelöhr?
Tausendmal hab´ich´s probiert, ich schwör!
Das schafft kein Mensch, und nicht mal ein Kamel
mit einem Beduinen d´rauf und zwei Sack Mehl.
 
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