Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread

Der Ring des Zornes


Durch fremde Gärten streift ein Feldkarnickel,
als es im Grase einen gold´nen Ring entdeckte.
"Das ist vielleicht ein Scherzartikel,
in dem einmal ein Finger steckte."

Als der Hase den Fund beäugte,
erwachte vor´m Haus der wachhabende Hund,
der nicht von allerbestem Zustand zeugte,
alt aussah, verwirrt und nicht gesund.

"Ein Jammer, Frauchen hat Herrchen fort gejagt,
Er sei ein Weiberheld und Schwerennöter.
Den Ring warf sie in den Dreck und hat gesagt:
Nimm auch mit, den blöden Köter!
"Sie meinte mich, wie ich das Weib jetzt hasse!
Eine Hundsgemeinheit war das von der Alten.
Ich entstamme einer gut sortierten Rasse!
Geh heim, Hase - den Ring darfst du behalten."

Frauchen weint dicke Tränen in ihr Kissen.
Die letzten Worte haucht der lungenkranke Köter:
"Lebt wohl, ich werde mich vermissen."
Dann war er tot – und wurde immer töter.


Eine gute Nacht wünscht Avor
 
Eine unmögliche Freundin

Meine Freundin Hildegund
hält nicht viel von Etikette,
beim Speisen redet sie mit vollem Mund
und schneuzt in die Serviette.

Entstammend einem guten Schlage
ist sie doch kein Kunstwerk der Natur
Nicht schön, doch kräftig außer Frage,
fast mannhaft kantig die Statur.

Sie ist alles, nur kein Schmeichelkätzchen
sie kleidet sich auch nicht sehr modisch
sie wird böse, wenn ich zu ihr sage „Schätzchen“
Sie zu küssen findet sie idiotisch.

Im Zorne ihre grünen Augen blitzen
wenn sie sich nicht gut behandelt fühlt.
Dann werden ihre Hiebe sitzen,
wo es wehtut, wenn sie gut gezielt.

Stets vermeide ich, mit ihr zu streiten,
Hildegund hat nämlich immer Recht.
Ich verstecke mich beizeiten
wenn die Zeichen stehen schlecht

Langeweile macht sich bei uns nicht breit
Sie mag das Leben kunterbunt.
Seltsame Wünsche äußert sie von Zeit zu Zeit.
Öfter mal was Neues hält gesund.

Manchmal darf ich sie nicht stören,
In seltenen, kurzen Phasen der Erneuerung
Ihre innere Stimme möchte sie dann hören.
Den Zustand nennt sie „geistige Befeuerung“

Auf Nervenkitzel ist sie immer gierig,
sie liebt das Abenteuer, höchst extrem.
Dann wird das Leben mit ihr schwierig
weil ich es lieber mag bequem.

Mit Banalitäten ist sie nicht zufrieden,
ich sei ein Spießer, sagt sie keß.
Ich müsste ihr mehr Power bieten.
Das bringt mich immer sehr in Stress.

Auf Extremsport ist sie ganz versessen.
Mit einem Ruderboot will sie die Welt umsegeln.
Im freien Fall mit mir will sie vergessen
die Gesetze der Natur und alle Regeln.

Oh Hildegund du bringst mich in Bedrängnis,
wie kann ich deine Phantasieen zügeln ?
Wird dir meine Hütte wirklich zum Gefängnis?
Suchst du Freiheit hinter den sieben Hügeln? „

Wir könnten Bücher lesen oder Verse dichten
ich zeige dir, wie´s geht bei Tag und Nacht.
Wir könnten auch mal Hausarbeit verrichten.“
Doch Hildegund hat spöttisch nur gelacht.

Sie will immer spielen mit dem Feuer.
Könnten wir nicht mal in Liebe machen?
Das kann man lernen und ist nicht teuer.“
"Idiot", faucht sie mich an, der Drachen.

Langeweile pur ist programmiert bei uns im Bett.
Hildegund ist nicht auf alte Sitten und Gebräuche süchtig.
Ich rate ihr: „Surf doch ohne Virenschutz im Internet,
man wird nicht schwanger dort und das ist wichtig.“

Neuland wirst du finden im weltweit digitalen Geflecht
Schöne Fassaden und auch Fratzen wirst du dort finden.
Raubtieren und Mistkäfern darfst du dich stellen zum Gefecht
und wirst vielleicht deine gefährliche Sucht überwinden.

Ich wünsche dir Glück an der neuen Freiheit Hort,
wo sich nicht nur freundliche Leute versammeln in Massern.
Ich mag es lieber ruhig, sage Tschüss und gehe jetzt fort.
Deine Siege gegen die Ungeheuer werde ich verpassen.“


Epilog


Ich habe eine Freundin, sie heißt Hildegund,
Ich darf sie küssen und sage zu ihr „Schätzchen“.
Lädiert sitzt sie im Rollstuhl, nicht mehr ganz gesund.
Mit gebrochenen Rippen nennt sie mich jetzt „Spätzchen.
 
Jau Avor, schön dich wieder mal zu lesen. Hats in deinen Ohren geklingelt, weil ich letztens weider an dich dachte, als ich das Forum durchsuchte und dich dabei mal wieder in einem älteren Beitrag las?
 
Ja Ben, mir klingelt es öfters in den Ohren. aber meistens dann , wenn das Hörgerät spinnt. Aber trotzdem denke ich auch noch gerne an die Zeiten zurück, wo neben dem Kampf gegen das Dialergesindel auch noch Zeit für Späße blieb, oft bis spät in die Nacht und Sascha eingreifen musste wenn es zu dolle kam. Schön, wenn Du die alten Sachen noch liest. Mir treibts immer die Schamröte ins mittlerweile älter gewordene Antlitz, wenn ich sehe, was ich oft für einen abendfüllenden Mist gepostet habe. Weil ich immer so spontan posten wollte um aktuell zu sein. Das waren halt die Jugendsünden, heute nehme ich mehr Zeit zum Korrigieren der Werke der abgehobenen Dichtkunst. Die Qualität soll besser werden, doch in China arbeiten zu lassen wenn die Einfälle ausbleiben, halte ich noch für verfrüht.

Einen schlönen "Frühlingssonntag" wünscht Avor
 
Hallo Avor, ich bin ein "neuer" der Dich nur von Deinen Texten her kennt, aber so ein gelegentliches Schmunzeln haben sie mir auch schon in die Mundwinkel getrieben ;)
 
Ach was kann man alles lesen,
von Reinheit und so mancherlei,
würd man auch mal die Maus bewegen,
scrollen auch dabei,
wär manche Lösung nah gewesen.

Im Netz da tummeln sich Gestalten,
wollen deine Kohle klar,
wer nicht auf der Hut gewesen -
findet Mahnungen nicht wunderbar.

Schaut AGBs mit Wachsamkeit,
denn kostenlos hat seine Tücken,
so manche Gauner denken sich -
ich finde schon des Users-Mücken.
Denn zahlen nur ein paar fürwahr,
werden die reich und reicher gar.

Seht die Sache nur gelassen,
wissen Abzocker ganz genau -
das sie Gesetze übertreten,
also User seid nur schlau.
Bezahlung, hahaha - ich kann nur lachen,
kann man andere Dinge mit den Euros machen.

Mahnungen die sind schon dreist,
doch fehlt den Gaunern der Beweis,
dass alles sei doch angegeben,
ist die Behauptung sehr verwegen.
Mit ein paar Klicks, seid ihr schnell ausgetrickst.
Gesetze sind dem Gauner fremd,
zocken User ungehemmt:AB.

Wovon will ich hier berichten,
sicher auch noch etwas dichten,
doch als Mahnung soll dies sein,
Aufmerksamkeit die wäre fein,
schont die Nerven, euer Geld,
damit ist Ärger aus der Welt.
 
Sauwetter

Das Land versinkt im Niederschlag,
es schifft des nachts und auch am Tag.
Die Flüsse sind ein Strudelfass
und wir wer'n schirmlos pudelnass.

Am Überweg hält eine Fähre
als wenn sie denn ein Taxi wäre
und Alte schrein in ihrer Not:
"Komm nimm uns auch noch mit ins Boot!"

Die Amseln sind auch nicht mehr dieselben
sie flattern träg in schweren gelben
Jacken und leiden dumpfe nasse Not.
Beim Maulwurf sind die Jacken rot.

Es regnet Fäden, regnet Zwirn,
anscheinend läuft mir's ins Gehirn,
drum dieser versliche Erguss:
Weils Wasser irgendwo hin muss...

Reinhard
 
Ein neuer Frühling

Regenwolken sich im Kreise dreh´n
uns zu spenden kostbares Nass.
Doch zuviel davon ist auch nicht schön,
wenn überläuft das Regenfass.

Wenn die Bächlein über ihre Ufer treten,
in linder Maienluft vom Eise befreit.
Wenn Flüsse überschwallen, hilft kein Beten,
dann wird’s zum Nageln höchste Zeit.

Türen und Fenster sind gut abzudichten,
es hilft dabei die Bundeswehr.
Sandsäcke schnellstens aufzuschichten,
ist auch für Kinder nicht zu schwer.

Doch unaufhaltsam strömen Wassermassen .
In schäumenden Wogen schwimmen Wohnmobile.
Ein Campingfreund schreit: „Es ist nicht zum Fassen!“
An einen Baumstamm geklammert, mit unbekanntem Ziele.

Andere flüchten auf Bäume und Dächer,
um dort ihren Urlaub zu verbringen.
Um zu warten, bis der Regen wird schwächer
doch das wird in diesem Frühling nicht gelingen.

Die Feuerwehr bringt Pumpen und schuftet mit aller Kraft.
um abzudichten einen gebrochenen Damm.
Dann fällt der Strom aus und ohne elektrischen Saft
versinken die Pumpen im Schlamm.

Es wird kalt...“ sagt in freundlich beschwingter Weise,
der Wettermann im Fernsehen und erklärt uns auch, weswegen.
Er zeigt die Wolken, die sich unaufhörlich dreh´n im Kreise
und verkündet für die nächsten Tage Regen.“

Der Nordpol schmilzt vor sich hin und dampft.
Verdursten werden wir nicht in unseren Breiten.
Wir haben unsere Landschaft in Beton gestampft,
statt unser Hirn zu gebrauchen, beizeiten.

Ist dort, wo Hirn sein sollte, jetzt Platz für Regenwasser?
Reinhard, denkst du das wirklich, oder nur als Dichter?
Wenn es bei Euch in Nürnberg auch wird nasser ,
dann hilft vielleicht ein Trichter?!

Gibt es bei Euch noch Amseln, gelb umhüllt oder in rot ?
Oder Bienen, die an blühenden Bäumen den Nektar einsammeln?
Dann freue dich, bei uns ist das Kleinvieh längst schon tot.
Und die süßen Kirschen werden unreif vergammeln.

So werden die Tage bald wieder kürzer werden.
Aus Regen wird Schnee und die Nächte bitter kalt.
Weihnachtsglocken verkünden Friede auf Erden.
Freuet Euch! Ein neuer Frühling kommt bald!“



Schönen Sonntag

wünscht Avor
 
Mal was von mir, aber nicht meins...


Die Linde​
(eine ostdeutsche Ballade)
Es war im 5. Jahr nach unserer Wende,
da war in meinem Garten uns’re alte Linde am Ende.
Kein Blatt im Geäst, furztrocken und krumm,
also dacht ich, am Sonnabend, da hauste sie um.
Das machste ganz locker auf kurzem Wege
mit ’ner Black und Decker, einer ganz neuen Säge.

Ich denk noch, ruck-zuck, dann ist sie vergessen,
da sagt doch mein Nachbar, ein Beamter aus Hessen:
„Für das, was de vorhast, ich sag’s dir nur, gelle,
da musste laut Vorschrift en Antrag stelle.
Der wird dann geprüft mit Gebühr, also Geld,
und wenn du keins hast, wird der Baum nicht gefällt!“

Na gut, dacht ich, für das bisschen Krempel
gehste am Montag früh los und holst dir den Stempel.
Ich ging zur Stadtverwaltung, da stand an der Türe:
„Anträge: Montags von Dreie bis Viere.
Abgabe: Mittwochs von Achte bis Neune,
aber nur für das Fällen der Nadelbäume.“

Ich hab dann am Dienstag, was soll ich Euch sagen,
dem Beamten dort mein Problem vorgetragen.
Bat ihn um Erlaubnis von Amtes wegen,
die tote Linde im Garten umzusägen.
Da sagt der zu mir: „Was sie sich da dachten,
zum Antrag gehört noch ein Wertgutachten.
Ein Formblatt natürlich, beglaubigt von einer Kanzlei
und wenn sie das wollen, ich helf’ ihnen dabei.
Ich kenne drei Notare, alle aus Kassel,
Dr. Rafke, Herr Klau und von Kettenrassel.
Macht 500 Mark, ist nicht einmal teuer,
aber cash auf die Hand, vorbei an der Steuer.“

Und so kam der Oktober, es pfiffen die Winde,
und noch immer stand sie da, die trockene Linde.
Mensch, war ich sauer, wollte rumtoben,
aber dann habe ich rechtlichen Einspruch erhoben.
Ich nahm mir ’nen Anwalt, der ging mir zu Hand,
er war der Jurist und ich sein Mandant.
Dann haben wir tatsächlich den Rechtsstaat verklagt,
das hätte vor 12 Jahren hier keiner gewagt.
Da hat auch niemand ’nen Antrag gestellt,
man nahm die Axt und dann wurde gefällt.
Ganz ohne Erlaubnis, bei Wind und bei Wetter,
früh waren’s noch Bäume und abends schon Bretter.

Der Winter war da, die Zeit ging ins Land,
da bekam ich Post vom Grundbuchamt.
Ein Freiherr von und zu aus der Stadt Peine,
behauptet da drin, meine Linde wär’ seine,
weil die Vorfahren von ihm mit Pfeil und Bogen
an ihr vorbei in Richtung Osten gezogen,
um dann beim Rückzug aus fernen Winkeln,
einmal an meinen Baum zu pinkeln.
Und daraus ihm ein Recht erwächst,
gemäß Absatz 10 nach folgendem Text:

Wo einst die Ahnen standen mit Schwert und Loden,
hat der Deutsche einen Anspruch auf Grund und Boden.
Genau nach ’nem Jahr, fast war’s dann soweit,
ich bekam zum Fällen den Vorentscheid.
Erst mal vorab, so gab man mir kund,
wegen ausstehender Prüfung vom Naturschutzbund.
Die ham’ dann geprüft und stellten fest,
im Geäst meiner Linde baut ’ne Schnepfe ihr Nest.
Aber nicht irgend eine, es war ’ne grün-rote,
und das war natürlich die vom Aussterben bedrohte.
Mit acht Wochen Brutzeit, so stand in dem Schreiben,
deshalb muss der Baum noch stehen bleiben.
Wenn dann im Herbst zieht der Vogel nach Süden,
kommen ’se her mit dem Antrag, dann wird er entschieden.

Da bin ich entnervt nach Hause gekrochen,
für mich war die Welt hier zusammengebrochen.
Verwaltung ist alles, sie kostet Millionen,
wo sind sie denn hin, des Kanzlers Visionen:
Aufschwung, blühende Gärten im Osten! Von wegen,
wenn du schon zwei Jahre brauchst, ’nen Baum umzusägen.
Eines Tages wurde es selbst meiner Linde zu dumm,
obwohl sie’s nicht durfte, sie fiel einfach um.

Im Jahre 8 nach unserer Wende
waren 3 Jahre Drama um die Linde zu Ende.
So dacht ich bis gestern, doch es trügte der Schein,
da holte mich wieder der Amtsschimmel ein.
Jetzt bekam ich per Post, nun gebt mal acht,
meinen Antrag zum Fällen der Linde gebracht.
Man stimmte ihm zu, im Großen und Ganzen
mit der Auflage aber, vier neue zu pflanzen
nach der Baumschutzsatzung, Abschnitt 5 und Paragraph 3,
wonach dann – wie folgt – zu verfahren sei:
Willst Bürger du, ’nen Baum pflanzen und eingraben,
musst du vom Ordnungsamt einen Schachtschein haben.

Dann beginnt von vorne das gleiche Spiel:
...Antrag schreiben, einreichen, prüfen, eh’ du kommst ans Ziel.
Inzwischen sind nun meine Haare grau,
drum Schluss jetzt damit, meine Freunde – und Helau!


Pöt aehm Poet unbekannt.... aber schön
 
Hi Hippo, schön wenn man im Ausland ohne Gema dann auch deinen Reinhard Mey Link hören kann :D
In De ist der Link dank Gema gesperrt.
Gruß aus Kroatien..


Hmmmm ist das jetzt eigendlich erlaubt, den hier zu hören?:eek:
 
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