AW: Neue Kundschaft - der Lyriker-Thread
Ein gelungener Fernsehabend
Auf der großen Bühne, knallig bunt
geht´s bei Gottschalk wieder rund.
Mit seinem Mundwerk sprengt er Ketten,
verspricht Kurzweil und gewagte Wetten.
Die Sendung läuft stets wie geölt,
bis zum Schluss der Wettkönig gewählt.
Man ist zu Gast, dank Zett de Äff
auf der Couch beim Künstlertreff.
Es plaudern die vom Glück verwöhnten
mit längst Vergilbten und Geschönten.
Tommy, wie immer schlagfertig und kess
im zeitlos angepassten Abenddress.
Filme oder Platten werden vorgestellt,
von den Könnern dieser Welt,
damit wir morgen gleich ins Kino laufen
und nicht vergessen, uns die Songs zu kaufen.
Mit Clips, von Agenturen ausgeliehen
darf man Sendezeiten überziehen,
weil Geld bringt Werbung und Reklame.
auch wenn noch unbekannt der neue Name.
Dann kommt die erste Wette dran:
Zehn Frauen fesseln einen Mann.
Das erfordert Augenmaß und viel Geschick,
denn der Mann ist schwer und ziemlich dick.
Doch kurz nachdem man hat begonnen
war die Wette mit Bravour gewonnen.
Tommy kündet eine Gruppe an,
die er mit Pathos jetzt begrüßen kann.
Teenies schreien und toben vor Glück,
schwenken Plakate mit glasigem Blick
und bereit mit Tränen in den Augen
ihre Stars mit Blicken aufzusaugen.
Sie geraten kreischend außer Rand und Band
Tommy mahnt und hebt die Hand.
Erfolglos und man könnte schwören:
Die wollen gar nicht diesen Singsong hören.
Ein Jüngling mit gepresster Stimme singt,
die saftlos und nach Trockenbeeren klingt.
Um ihn hüpfen Damen und auch Herren
die Hou-Hou und Jäh-Jäh plärren
bis eine Lady brüllend sich zur Seite dreht
und mit dem Mikrofon zu Boden geht.
Dort kriecht sie rum die arme Frau,
das ist erst der Anfang von der Schau.
Die Sangeskünste sind erbärmlich
Der Dame Timbre mehr als ärmlich
Der Jüngling kommt herbei geeilt,
derweil sie auf dem Boden weilt.
Sie verzerrt beim Singen ihr Gesicht
Nur was sie singt, versteh ´ich nicht.
Wie ein Scheunentor groß ist ihr Mund
die Kamera fährt hinein bis in den Schlund.
Gelber Rauch kommt aus den Ritzen,
Frau Intendant gerät ins Schwitzen.
Applaus kommt von den ersten Reihen,
weil Plastikschlangen Feuer speien.
Der Jüngling versucht, sie auszublasen.
Die Teenies auf den Rängen rasen.
Mir reicht es, ich bin Kunstbanause.
und gönn mir eine Kaffeepause.
Ich beeile mich jetzt ohnegleichen
dieser Hölle schadlos zu entweichen.
Dieser Kunstgenuss ist mir zu dumm.
Mit der Fernbedienung schalt´ ich um.
Dann erwartet mich der nächste Schock:
Im Ersten läuft “Herr Doktor Brock“,
der Landarzt, der auch Tiere heilt
und auch gratis mal zur Kundschaft eilt.
Eine Wiederholung ist es, oft gesehen
die zehnte Staffel sie jetzt drehen
Gelangweilt schalte ich zum Dritten
wo zwei Bauern um die Erbschaft stritten
und das Familiendrama tödlich endet.
Doch gleich die Stimmung fröhlich wendet
Mit lauten Trailern, die verheißen Glück:
Jetzt kommt Tralala und Volksmusik.
Gähnend schalt´ ich ab, die Kiste ,
ich kenn´ die Interpretenliste.
Die Lieder tausendmal schon dargebracht
Ich geh´ ins Bett jetzt. Gute Nacht!
Und guten Empfang
wünscht Avor
PS: GEZ-Gebühren schon bezahlt?