AW: 0137-Lockanrufe Pfingsten/Sommer 2006: Hier melden
Bei Strafanzeigen bitte unbedingt darauf achten, dass Ihr ausdrücklich
Strafantrag stellt. Das ist deshalb erforderlich, weil das bei geringfügigen Schäden eine Voraussetzung für die Strafverfolgung ist, es sei denn die Staatsanwaltschaft bejaht ihrerseits das besondere öffentliche Interesse.
Die folgende (relativ ausführlich formulierte) Strafanzeige geht morgen an die für meinen Wohnort zuständige Staatsanwaltschaft raus:
Strafanzeige gegen Unbekannt wegen (versuchten) gewerbs-/bandenmäßigen Betrugs
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erlaube mir, Ihnen den folgenden Sachverhalt zur Anzeige zu bringen:
Ich bin Inhaber eines Mobilfunkanschlusses bei dem Netzbetreiber eplus unter der Rufnummer 0177-xxxxxxx. Dieser Anschluss wird in der Regel von meiner Ehefrau <name> genutzt.
Am 28.07.2006 erreichte uns ein Anruf. Bevor meine Ehefrau ihn annehmen konnte, legte der Anrufer wieder auf. In der Rubrik „entgangene Anrufe“ erscheint die Nummer 01377379996. Dabei handelt es sich um eine kostenpflichtige Rufnummer. Wir haben den erwünschten Rückruf nicht vorgenommen. Ein Vermögensschaden ist bei mir deshalb nicht eingetreten.
Meine bisherigen Nachforschungen ergaben, dass die Nummer 01377379996 an eine
dtms AG, Isaac-Fulda-Alle 5, 55124 Mainz,
vergeben wurde. Dabei handelt es sich um einen Provider, der derartige Rufnummern blockweise erwirbt und an einzelne Kunden weiterverkauft.
Weitere Recherchen im Internet-Forum computerbetrug.de bzw. dialerschutz.de lassen vermuten, dass an diesem Wochenende massenhaft 0137-Nummern in vergleichbarer Weise missbraucht werden, die über die dtms AG vertrieben werden. Das lässt sich den Einträgen entnehmen, die Sie unter
http://forum.computerbetrug.de/showthread.php?t=40814&page=14 sowie auf den vorhergehenden und nachfolgenden Seiten finden können. Besonders instruktiv für die derzeitigen Aktivitäten ist die vorläufige Zusammenfassung in Thread #138.
Eine ähnliche „Welle“ von Lockanrufen zu 0137-Anbietern gab es Ende Mai 2005. Auf dem Handy meiner Ehefrau sind noch die folgenden Anrufe gespeichert:
- 01377771215 am 28.05.06, 23:06 Uhr,
- 01377771235 am 28.05.06, 12:37 Uhr,
beide zugeteilt einer NEXT ID technologies GmbH, Deelbögenkamp 4c, 22297 Hamburg,
- 01377270047 am 20.05.06, 18:24 Uhr,
zugeteilt einer Colt telecom GmbH, Herriotstraße 4, 60528 Frankfurt am Main.
Mir ist bewusst, dass der Schaden bei dem einzelnen Geschädigten relativ gering ausfällt (regelmäßig um die 1,50 Euro pro Rückruf). Der Gesamtschaden pro „Welle“ soll aber in fünf- bis sechsstellige Beträge gehen. Die Bagatellgrenze ist jedenfalls weit überschritten. In der Vergangenheit sollen erfolgreich Sammelverfahren wegen des Missbrauchs gebührenpflichtiger „Mehrwert“-Rufnummern durch die Staatsanwaltschaften Augsburg (Az. 304 Js 103092/03) und Hildesheim (Urteil des LG Hildesheim vom 15. Februar 2004, 26 KLs 16 Js 26785/02) durchgeführt worden sein.
Die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der erleichterte Informationsaustausch unter den Geschädigten (wie in dem o.g. Forum) haben dazu geführt, dass die Provider von Mehrwertdienst-Rufnummern wie die oben genannten Unternehmen innerhalb kürzester Zeit von den Missbräuchen informiert werden. Eine Abschrift meiner heutigen Email an die dtms AG füge ich bei. Zumindest die Nutzer des o.g. Forums verfahren in ähnlicher Weise.
Diese Provider erhalten selbst einen Anteil der Telefongebühren, die durch die betrügerischen Anrufe erwirtschaftet werden. Ich bitte Sie höflich um Überprüfung, ob sich nicht auch diese Provider strafbar machen, wenn sie von betrogenen Nutzern auf die Machenschaften hingewiesen werden und dennoch Auszahlungen an die Letztveranwortlichen vornehmen und den auf sie selbst entfallenden Gebührenanteil behalten.
Ich stelle Strafantrag.
Ich bitte Sie höflich, die Ermittlungen aufzunehmen und mich zu gegebener Zeit über deren Ergebnis zu unterrichten.
Mit freundlichen Grüßen