DAY.DE schrieb:
Scheinbar sind nur Internetangebote gut weil sie kostenlos sind. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, daß kostenpflichtige Angebote zumindest langfristig sicher mehr Sinn bringen, da man den Content durch die Einnahmen besser pflegen kann. Viele Projektinhaber haben vor einigen Jahren eigene Projekte auf die Füße gestellt und diese dann mühsam am Abend und am Wochenende upgedatet. Die Bannereinnahmen haben dann oft nicht einmal gereicht um die Server- und Traffickosten zu decken. Kein Wunder deshalb, warum viele solche Projekte nun verkauft werden und dann zu Dialer- oder Firstgate Projekten werden.
Das sehe ich anders.
1. ist für die Qualität eines Angebotes der Preis kein gutes Kriterium. Das gilt offline wie online. Ob Autos, Kleidung, Möbel, Reisen, Bücher, Elektronikartikel, CD, Lebensmittel usw.: nur weil für etwas viel oder jedenfalls deutlich mehr als der Durchschnitt vergleichbarer Waren und Dienstleistungen verlangt wird, ist es nicht automatisch gut oder besser. Und umgekehrt ist nicht alles, was kostenlos ist, per se schlecht. Da bildet das Web keine Ausnahme.
2. das mit Einnahmen eine Leistung besser gepflegt werden kann als ohne, erscheint zunächst logisch. Prüft man aber genauer, so stellt man in nicht wenigen Fällen fest, dass die Erträge nicht zur Verbesserung des Angebotes reinvestiert sondern abgezogen werden. Zudem sind bestimmte Organisationen gar nicht auf Einnahmen angewiesen. Universitäten (und damit die Allgemeinheit) tragen z. B. bis heute wesentliche Teile der Infrastruktur. Ganze Firmen haben vor dem "großen Inkasso" ihre Angebote auf Servern von Unis gehostet; übrigens kostenlos.
Diesen Text hier gebe ich mit Firefox unter einem Linux System ein. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass dies schlechte "Ware" ist (Bill Gates Aussagen sind nicht objektiv) oder die Systeme schlecht gepflegt würden. Bis heute erhält man die wesentlichen Komponenten von Linux kostenlos. Selbst große Firmen, die natürlich kommerziellen Erfolg benötigen, verschenken einen Teil ihrer Leistungen, wenn sie Beiträge zu Linux leisten. Darunter z. B. Sun, IBM, Novell, Oracle, HP ...
Auch offline werden übrigens gute Leistungen von zig Non-Profit Organisationen erbracht, die der Arbeit der Profis nicht nachstehen und häufig von denen gar nicht erbracht werden. Weil es nämlich nichts oder nicht genug einbringt. Nicht immer ist Arbeit für Geld das einzig Wahre.
3. Ich bezweifle, dass der Aufwand für das Gros der "Projekte" rund um Partnermodelle hoch ist. Es geht nicht um den "Content", sondern um die Produktion von Einwahlen; je mehr, desto besser. Nicht zufällig bieten die Dialer-Hersteller den "Content" gleich mit an. Die Aufganbe des "Partners" ist es nur, soviel wie möglich Seiten ins Netz zu stellen, die die Installation der Dialer fördern. Natürlich schließt das nicht aus, dass einzelne Angebote etwas Besonderes sind und Dialer dann nur ein Bezahlmittel. Die Regel ist das wohl nicht; sicher nicht bei den Drop-Charge-Dailern.
DAY.DE schrieb:
Das Internet wird nun endlich erwachsen die Leute werden sich wohl oder übels daran gewoöhnen müssen daß im Internet nicht mehr alles kostenlos ist.
Auch hier erlaube ich mir ein paar Anmerkungen:
4. ist die Bewahrung eines Teils kindlichen Gemüts das Schlechteste nicht. Erwachsen sein steht ja auch für Langeweile, antiquierte Ansichten, konservative Kleidung, knappe Zeit, Wiederholungen, Mangel an Spontanität, usw. usf.
5. zahlt man für den Internetzugang schon immer. Früher sogar so viel, das sich kaum ein Privatmensch das leisten konnte. Aber auch in den Zeiten des WWW sind kostenpflichtige Angebote im Netz nicht erst seit gestern oder wegen der Dialer präsent. Reisebüros, Bücherversender, Elektronikshops etc. bieten Ihre Leistungen zwar meist günstig aber nicht für lau an. Im Unterschied zu den meisten "Projekten" der Dialerdrückerbranche kann man da aber prüfen, für was man sein Geld hinlegt, wenn man eines der Angebote annimmt. Und auch ohne das WWW wurde für Recherchen in Datenbanken schon immer Geld verlangt - und gegeben. Der Ruf der Anbieter stand und steht aber stets außer Zweifel. Bei der Dialerbranche scheint ein schlechter Ruf geradezu Garant für die Anerkennung zu sein. Anders sind das Geschäftsgebahren und der Ton in einschlägigen Foren und Kreisen kaum zu erklären.
6. vielleicht wäre es angebracht, das die Branche einmal Selbstkritik übt, bevor hier einer angeblich zwingenden Gewöhnung an steigende Kosten das Wort geredet wird. Auch übermorgen wird es Vieles, vermutlich sogar das Meiste kostenlos im Netz geben. Ich bekenne: ich fand die Idee des Micropayments ziemlich gut. Nur haben Dialer und Micropayment nicht das Geringste gemein (außer, dass es um Geld geht und Dialer meist gemein sind). Für die meisten Beträge, die mit dem Dialer-Inkasso abgegriffen werden, gibt es kostengünstigere Zahlungsmethoden. Dennoch hätte es für Dialer auch dauerhaft wohl eine Nische gegeben, hätte nicht die Gier zu Geschäftsmodellen geführt, die dies Werkzeug für alle Zeit diskreditiert haben.
M. Boettcher