Angeklagte gestehen Dialer-Betrug mit Millionen-Beute

http://forum.computerbetrug.de/viewtopic.php?p=129726#129726
KatzenHai schrieb:
Ich finde das Hamburger Strafurteil nach den bisher vorliegenden Informationen vollkommen ok - Leute, es geht "nur um Geld",
Nochmal sorry, das seh ich völlig anders. Abertausende sind in Angst, Verunsicherung, Schrecken
und mit Sicherheit auch familiäre Krisen versetzt worden. Hier das Ganze auf rein pekuniäre Ebene
abzuwiegeln ist nicht in Ordnung. Das Gericht hat IMHO einfach nicht berücksichtigt, das es sich um eine
neue "Qualität" des Betruges handelt. Es ist eben nicht eine Feld,Wald und Wiesenabzocke.
Heise schrieb:
Einige Rechnungs-Empfänger meldeten sich allerdings auch bei der Polizei. "Es waren Priester, Nonnen und auch viele Frauen dabei, die angeblich diese Erotik-Abonnements hatten, und da fragt man sich, lügen die alle", sagte der Staatsanwalt. So sei die Polizei auf den Betrug aufmerksam geworden.
Was wäre wenn keine Priester, Nonnen und "auch viele Frauen" dabei gewesen wären?
Wären die Herrschaften bis heute noch aktiv, da Männer anscheinend alle Lügner sind?
Waren sie einfach nicht sorgfältig genug in der Auswahl der Adressen?

cp
 
KatzenHai schrieb:
... Und ausserdem wurden ja auch nur ganz normale Bürger abgezockt.
Wie hätte das Urteil wohl ausgesehen, wenn eine Großbank, oder gar der Fiskus das Opfer gewesen wäre?

Wenn der Heise- Artikel stimmt, wurden von 3,2 Mio Gewinn 2,1 Mio abgeschöpft.
Bleibt nach meiner Rechnung ein Restgewinn von 1.1 Mio.
Sorry, aber für 1,1 Mio (machen wir es glatt, 1 Mio) nehme ich auch 2 Jahre auf Bewährung.

Gruß A. John
 
A John schrieb:
Wenn der Heise- Artikel stimmt, wurden von 3,2 Mio Gewinn 2,1 Mio abgeschöpft.
Wenn der dpa Artikel stimmt (alle Veröffentlichungen stammen (mit einer Ausnahme = DS)
wortwörtlich aus ein und derselben Feder= dpa )
ist überhaupt nichts "abgeschöpft"
dpa schrieb:
Die erwirtschafteten Geldsummen wurden nach Angaben von Staatsanwalt S.
jeweils unmittelbar nach Eingang über Umwege auf ausländische Konten geschafft
und konnten nicht sichergestellt werden.

cp
 
Der Däne, der in Spanien lebt, will die Summe innerhalb der nächsten zwei Wochen überweisen. Sein Komplize erhielt ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe von 100 000 Euro
(Handelsblatt)
Dieses Geld wird fliessen. Und dann? Abwarten und das Beste hoffen, auch für die Betroffenen, die weder Priester noch Nonnen noch Frauen waren und daher erst einmal unter dem staatsanwaltschaftlichen Unwahrhaftigkeitsverdacht standen. Das Geld muss aber nicht aus dem ergaunerten Geld stammen, was die Frage aufwirft, ob man denn überhaupt den Kopf der Betrüger gefunden hat... oder nur den mallorcinischen Statthalter der "seit 1988 aktiven" "anderen"?
 
Captain Picard schrieb:
Wenn der dpa Artikel stimmt (alle Veröffentlichungen stammen (mit einer Ausnahme = DS)
wortwörtlich aus ein und derselben Feder= dpa )
ist überhaupt nichts "abgeschöpft"
OK. Ich hätte auch schreiben können: für (mindestens) 3,2 Mio Beute werden 2,1 Mio Strafe fällig. Kein schlechtes Geschäft.
IMO ist das kein Urteil, sondern Strafvereitelung.

Gruß A. John
 
Hong Kong oder Brasilien wäre logisch, aber er hat ja auch Familie... Interessant auch: was passiert mit den Firmen, die es ja weiterhin gibt (und die ich jetzt auch nicht wieder nennen will...). Und wer ersetzt ihn für die deutschen Anbieter hochfrequentierter Internetseiten als Werbesponsor?
 
http://www.welt.de/data/2005/12/17/818874.html
Aufgrund der Vielzahl der Opfer könne das Geld nicht erstattet werden.
Das ist also schon mal sicher..
Insgesamt seien rund 358 000 Rechnungen und Mahnschreiben verschickt worden.
Das sind natürlich auch schon beträchtliche Betriebskosten...
Alles in allem: die Staatskasse partizipiert wie bei jeder Lotterie und auch "anrüchigen" Geschäften
in jedem Fall. Also dürfen sich die Geschädigten damit trösten, etwas zur Linderung des desolaten
Haushaltsetats beigetragen zu haben.
 
Ein kleiner Hintergrundbericht zu diesem Prozess und dem Deal zwischen Angeklagten und Staatsanwaltschaft:

Dialerschutz.de schrieb:
Die Fahnder und die Dialer-Mafia

Ein schadenfrohes Grinsen konnten sich die Ermittler nicht verkneifen. „Von Deutschland habe ich die Schnauze voll“, meinte M. P., nahm seine Koffer und buchte die nächste Maschine nach Mallorca. Der 38-Jährige, frisch verurteilte Dialer-Betrüger, verließ das Amtsgericht Hamburg St. Georg am Freitag als freier Mann. Zwei Jahre auf Bewährung und zwei Millionen Euro Geldbuße lautete das Urteil gegen den Drahtzieher der Firma „Hanseatische Abrechnungssysteme“ (HAS). Hochgerechnet 3,2 Millionen Euro Schaden hatte der Däne in den Jahren 2003 und 2004 mit Auto-Dialern und fingierten Rechnungen angerichtet. Eine Bewährungsstrafe scheint da gering zu sein. Doch die Staatsanwaltschaft Hamburg ließ sich auf den Deal sehr gerne ein. „Die Wirkung dieses Urteils auf andere Betrüger wird verheerend sein“, sind sich die Fahnder sicher. Aus gutem Grund...

Zum kompletten Bericht: http://www.dialerschutz.de/aktuelles.php?action=output&id=311
 
dialerschutz.de schrieb:
Allein für die Platzierung ihrer Werbebanner bei großen Onlineportalen wie Freenet oder AOL hätten die beiden Täter bis zu 1,5 Millionen Euro bezahlt.
Das sind wohl die lachenden Dritten.

Sauber am Geschäft partizipiert, natürlich nie etwas gewusst, die Beschwerden diesbezüglich wahrscheinlich einfach nicht verstanden. Augen zu und mitverdient. So läuft das Geschäft.

Dietmar Vill
 
Dialerschutz.de schrieb:
„Die Wirkung dieses Urteils auf andere Betrüger wird verheerend sein“,
sind sich die Fahnder sicher.
Ihr Wort in Gottes Gehörgang, wenn das stimmen würde, warum gibt es dann immer wieder neue
"Geschäftsmodelle"? Dass der Herr jetzt ins Kloster geht und Buße tut, bzw einer ehrbaren Tätigkeit nachgeht,
ist ein löblicher Gedanke (gerade zur Weihnachtszeit) , allein mag ich da nicht so recht dran
glauben und die anderen glauben eben nicht daran, dass man sie erwischt , sonst wären die Fahnder ja arbeitslos...

"Der Mensch ist böse von Jugend auf" (1. Mose 6, 1 und 8, 21) "

cp
 
Captain Picard schrieb:
Dass der Herr jetzt ins Kloster geht und Buße tut, bzw einer ehrbaren Tätigkeit nachgeht, ist ein löblicher Gedanke (gerade zur Weihnachtszeit) , allein mag ich da nicht so recht dran glauben und die anderen glauben eben nicht daran, dass man sie erwischt, sonst wären die Fahnder ja arbeitslos...
Ins Kloster gehen wird der nicht, aber eventuell ein besseres Revier suchen. Es gibt Länder, die nicht über ein gut funktionierendes Forum wie dieses hier verfügen.

Dort gibt es größere Spielräume als hier seit einigen Monaten.

Die schwarzen Schafe werden schnell lernen, wo es langgeht:
IM schrieb:
Zukünftig brauchen die Dänen ja auch keine AutoDialer mehr. Dann geht das Rechnungsstellen ja sogar Europaweit bei 450 Millionen Einwohnern in Europa.
Dietmar Vill
 
Captain Picard schrieb:
Alles in allem: die Staatskasse partizipiert ...
in jedem Fall.
Allenfalls zum Teil, denn mEn waren hier die Ermittlungskosten so hoch, dass ein nicht unerheblicher Teil der Geldbuße wohl schon aufgebraucht sind, z. B. durch die "Inanspruchnahme Dritter" und die Logistik bei den Ermittlungen.
 
http://www.teltarif.de/arch/2005/kw32/s18214.html

fand ich erst heute
Eine Verhinderung des Dialer-Schadens wäre vermutlich für einen Bruchteil dieses Betrages möglich. Man bräuchte dazu keine neuen Hundertschaften an Polizisten, keine neuen und umstrittenen Gesetze. Einige wenige IT-Spezialisten und diverse PCs wären vermutlich genug. Diese müssten ein System analog zu Microsofts HoneyMonkey aufbauen, und dann auf Ergebnisse warten. Deren Analyse ist dann die Aufgabe klassischer Polizeiarbeit: Erste Hinweise auf mögliche Täter liefern die Registrierungsdaten der Domains, oder die Abrechnungsdaten der Provider. Weitere Hinweise gibt es dadurch, dass Websites oft zu Netzwerken verlinkt sind, oder Schadcode von Drittsites nachladen. Auch die Schädlinge selber enthalten Spuren: Etwa die Einwahlnummer bei Dialern oder geöffnete Ports und Registrierungs-Webserver bei Trojanern.
Neue Gesetze sind nicht nötig. Das Absuchen des Internets nach Inhalten ist auch für die Polizei legal, das Anlegen einer Datenbank mit verdächtigen Websites ebenfalls. Ein sich versteckt installierender und agierender Dialer oder Trojaner dürfte - je nach genauem Ablauf - gleich gegen mehrere Strafgesetze verstoßen. Einschlägig erscheinen dem Autor insbesondere §263a StGB (Computerbetrug), §271 StGB (Mittelbare Falschbeurkunung), §303a StGB (Datenveränderung) und §303b StGB (Computersabotage). Selbst dann, wenn man bei gemeinschaftlich verwalteten Websites den genauen Täter nicht ausfündig machen kann, sollte die Beweislage zumindest ausreichen, um den Weiterbetrieb der Dialer bzw. Dialernummern zu verhindern, und die Geldströme zu kappen.
Klein-Aka nannte das vor längerer Zeit schon 'mal "aufsuchende Dialerforschung"

Ach so, das ist ja nicht direkt thematisch passend...

Den link dazu fand ich im Teltarif-Kommentar zu MSP:
http://www.teltarif.de/arch/2005/kw50/s19827.html

Auch ist mit der jetzigen Lösung keineswegs gesichert, dass alle illegalen Gewinne abgeschöpft werden. Bei früheren oder anderen "Geschäften" könnten ebenfalls hohe Beträge ergaunert worden sein, die genauso über Auslandskonten in Sicherheit gebracht wurden, wie die Erträge aus dem verhandelten Dialer-Betrug. Spätestens nach Erfüllen der Bewährungsauflagen haben die Täter das Recht, ihren Wohnsitz in eines der bekannten "Paradiese für schräge Vögel" zu verlegen, wo sie nicht allzusehr fürchten müssen, dass die restlichen Gelder doch noch beschlagnahmt werden. Andererseits: Der Staatsanwalt konnte den Verbleib der Einnahmen aus dem Dialer-Betrug nicht ermitteln. Hätten die Täter nicht freiwillig die hohe Geldbuße bezahlt, wären sie nach dem Absitzen der Strafe auf jeden Fall gen Südsee gereist, um ihre Millionen abzuheben, und es sich anschließend gutgehen zu lassen.
Somit bleibt das flaue Gefühl, dass der Staat keine "scharfen Waffen" hat, um Computerbetrug zu unterbinden.

off-topic:
http://www.mediabit.de/cd/piraterie/report50.html
 
Aka-Aka schrieb:
fand ich erst heute
Diese müssten ein System analog zu Microsofts HoneyMonkey aufbauen, und dann auf Ergebnisse warten.
Man kennt das, blos fehlt es am Interesse zu derartigen Experimenten (wegen der generell verbreiteten Ahnungslosigkeit) genauso wie am Material, den finanziellen Mitteln und vor allem dem Personal.
http://forum.computerbetrug.de/viewtopic.php?p=89680#89680
...man postiert einen jungfräulichen PC mit üblichen Komponenten sowie einer transparenten Firewall und loggt im Honeypotprinzip sämtliche Aktivitäten beim Surfen im Internet mit...
 
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