Angeklagte gestehen Dialer-Betrug mit Millionen-Beute

Captain Picard

Commander
http://www.heise.de/newsticker/meldung/67456
Im Prozess um einen Internet-Pornocoup mit einer Beute von rund 3,2 Millionen Euro haben zwei Männer aus Dänemark die Tat zugegeben. Die beiden Angeklagten hätten vor Verhandlungsbeginn ein schriftliches Geständnis abgelegt, sagte der Staatsanwalt vor dem Amtsgericht Hamburg-St. Georg am Freitag. Im Gegenzug habe er den Männern im Alter von 38 und 64 Jahren eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren sowie von einem Jahr und sechs Monaten zur Bewährung und eine Geldbuße von insgesamt 2,1 Millionen Euro angeboten. Die Richter beraten nun, ob sie der Vereinbarung zustimmen wollen.
 
Am besten gefällt mir der letze Absatz:
"Das Unternehmen war verlustreich", sagte die Verteidigerin des 64-jährigen Angeklagten. Die beiden Männer hätten vorab viel Geld investieren müssen. Das Geschäft habe erst im Laufe der Jahre Gewinn abwerfen sollen. Die Angeklagten sitzen zur Zeit in Untersuchungshaft. Sie leben seit mehreren Jahren in Spanien. (dpa) / (pmz/c't)
Mir kommen gleich die Tränen.
 
stieglitz schrieb:
Am besten gefällt mir der letze Absatz:
"Das Unternehmen war verlustreich", sagte die Verteidigerin des 64-jährigen Angeklagten. Die beiden Männer hätten vorab viel Geld investieren müssen. Das Geschäft habe erst im Laufe der Jahre Gewinn abwerfen sollen. Die Angeklagten sitzen zur Zeit in Untersuchungshaft. Sie leben seit mehreren Jahren in Spanien. (dpa) / (pmz/c't)
Mir kommen gleich die Tränen.
Mich auch, aber vor Lachen. :vlol: So ist es Recht.
 
Also ich muss sagen, ich bin eher schockiert über so manche Aussage in diesem Artikel. Vor allem "Es waren Priester, Nonnen und auch viele Frauen dabei, die angeblich diese Erotik-Abonnements hatten, und da fragt man sich, lügen die alle". Da bleibt mir echt der Mund offen stehen. Ich falle unter keine dieser Gruppen, also wenn ich da geschädigt worden wäre und mit mir nur Männer, wären wir dann alle Lügner gewesen?
Und das Strafmaß? Wie können da Bewährungsauflagen gestellt werden? Verbietet man den Typen, aus Mallorca auszureisen und sie müssen sich einmal die Woche bei der dortigen Polizei melden? Diese Strafe hätte ich auch gern.
Mal so zum Verständnis: die 2.1 Mille Strafe, die gehen doch nicht an die Opfer. Haben diese schon ihre Kohle erhalten? Ich denke doch mal sicher nicht, oder?

Grüße

Sascha
 
Reducal schrieb:
Scheint so:

"Die Ermittlungen und eine Hausdurchsuchung in den Firmenräumen der beiden Angeklagten deckten den Angaben zufolge schließlich ein ausgeklügeltes System für erwerbsmäßigen Betrug auf: Die beiden Männer hätten präparierte Werbebanner im Internet geschaltet. Wer darauf geclickt habe, sei automatisch auf eine ebenfalls präparierte Erotik- oder auch Lifestyle-Seite weitergeleitet worden. Dadurch habe sich ein versteckt installiertes Einwahl-Programm automatisch gestartet, mit dem der Nutzer von ihm selbst unbemerkt bei der Festnetznummer einer Firma angerufen habe. Der Anruf sei dort gespeichert worden und Grundlage für die komplette Datenermittlung des Internet-Nutzers gewesen."
(http://www.xdial.de/arch/2005/kw50/s19802.html; ebenso http://www.pcwelt.de/news/recht/127725/)

Passt jetzt doch zu meinen Erinnerungen ... [Nacheditiert nach Kurzrecherche ...]
 
Aus dem Heise-Forum zu diesem Thema.
Diese Problematik hat sich mir bisher noch gar nicht erschlossen:
;)
Erschreckend: Deutschen IT Start-Ups geht zu früh die Puste aus
Schaulustiger (168 Beiträge seit 19.5.04)


Nach den anfänglichen Boom-Jahren der Dialconomy geht nun das grosse
Dialersterben in Deutschland um. So beklagen Hamburger Unternehmer
die hohen Anlaufkosten, die beim Aufbau eines Firmennetzes mit
betrügerischer Absicht entstehen würden und verweisen in diesem
Zusammenhang auf die Konkurrenz aus osteuropäischen Ländern, wie
Lettland und Estland.

Trotz millionenschwerer Investitionen zum Aufbau der Infrastruktur
bleibt unter dem Strich oft nur noch ein Verlust für die innovativen
Start-Ups. Besonders kritisch ist das Abwandern des IT-Nachwuchs in
die Bereiche Phishing und P2P-Raubkopien zu sehen, wodurch es im
Dialer-Sektor an ausgebildeten Fachkräften mangelt.

Dialin Lama (Name von der Red. geändert), Entscheider einer großen
Dialer-Firma, beschreibt die dramatische Lage: "Die Anlaufkosten sind
durch die gestiegenen Preise für Server in Ländern, die nicht nach
Deutschland ausliefern, immens hoch. Schmiergelder für die örtlichen
Behörden, unzuverlässige Technik, auf die man keinen direkt Einfluss
hat. Kaum hatten wir den ersten Pornobanner geschaltet, da flatterten
schon Rechnungen über Lizenzgebühren für das verwendete JPEG von
Forgent und von SCO für das verwendete Linux auf dem Server in unsere
Briefkastenfirma auf den Kayman Islands. Dazu noch all die
Abmahnungen... wie soll ein ehrlicher Unternehmer da noch über die
Runden kommen?"

Durch den Niedergang der Branche sind allein in Deutschland ca.
10.000 Arbeitsplätze weggefallen, weitere 5.000 sind gefährdet. Mit
der Verpflichtung von Altkanzler Gerhard Schröder als
Interessenvertreter erhofft sich der Verband Deutscher
Dialer-Anbieter (VeDDA) einen Imagegewinn, der dem angeschlagenen
Traditions-Dienstleistungssektor wieder auf die Beine helfen soll.
http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9480504&forum_id=89526
 
Der Jurist schrieb:
stieglitz schrieb:
Am besten gefällt mir der letze Absatz:
"Das Unternehmen war verlustreich", sagte die Verteidigerin des 64-jährigen Angeklagten. Die beiden Männer hätten vorab viel Geld investieren müssen. Das Geschäft habe erst im Laufe der Jahre Gewinn abwerfen sollen. Die Angeklagten sitzen zur Zeit in Untersuchungshaft. Sie leben seit mehreren Jahren in Spanien. (dpa) / (pmz/c't)
Mir kommen gleich die Tränen.
Mich auch, aber vor Lachen. :vlol: So ist es Recht.

Ich finde es eher zum heulen!

Gewerbsmäßiger 1000facher Betrug, Schaden im Millionenhöhe, und die kommen mit Bewährung davon? Wo bitte ist da der Rechtsstaat?
 
Der Richter betonte, ihm sei insbesondere die Geldstrafe wichtig, da sich das Betrugsgeschäft damit "wohl als Nullsummenspiel für die Verurteilten" herausstelle. Dies habe eine "Pilot- und Warnfunktion" für andere potenzielle Täter.

Die beiden Angeklagten erklärten vor der Urteilsverkündung: "Es tut mir leid." Die erwirtschafteten Geldsummen wurden nach Angaben von Staatsanwalt Spendel jeweils unmittelbar nach Eingang über Umwege auf ausländische Konten geschafft und konnten nicht sichergestellt werden. Prinzipiell hat allerdings jeder, der eine der betrügerischen HAS-Rechnungen bezahlt hatte, nun die Möglichkeit, die Summe auf zivilrechtlichem Wege von den Tätern zurückzufordern.
Realsatire pur, die Jungs zischen wieder ab nach Spanien und lassen sich´s von der Beute
wohlergehen. Wo da die abschreckende Wirkung liegen soll, entzieht sich mir.
Die Bezeichnung "erwirtschaftete Geldsummen" ist besonders gelungen....
Das Urteil ist in meinen Augen eine Ermutigung, mit dubiosen Geschäften User abzuzocken.

cp

PS: Hamburg scheint in Bezug auf Rechtsprechung sehr eigenwillig zu sein...
 
In einem englischen Forum habe ich gerade geschrieben, dass mir selbst in meiner Muttersprache das Vokabular fehlt, diese skandalöse Entwicklung zu kommentieren. Wahrscheinlich würde ich, sollte ich es versuchen, nicht mit einer Bewährungsstrafe davon kommen...
 
Sportfreund2004 schrieb:
Mal so zum Verständnis: die 2.1 Mille Strafe, die gehen doch nicht an die Opfer. Haben diese schon ihre Kohle erhalten? Ich denke doch mal sicher nicht, oder?
Eben doch, aber nicht automatisch.
Prinzipiell hat allerdings jeder, der eine der betrügerischen HAS-Rechnungen bezahlt hatte, nun die Möglichkeit, die Summe auf zivilrechtlichem Wege von den Tätern zurückzufordern.
Das bedeutet, man nimmt sich einen Anwalt und der beantragt (einschl. seinen Kosten) den Schaden bei der StA HH. Das geht natürlich nur so lange, bis das Geld aufgebraucht ist. Wer zuerst kommt malt zu erst und die letzten beißen die Hunde!
 
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