Wie immer
Tante Klara geht ins Herrenzimmer
um den Gipsstaub wegzuwischen,
dann duscht sie sich wie Samstags immer,
sich für den Romé-Abend zu erfrischen.
Während sie sich mäßig eingeseift,
Napoleon traurig durch das Zimmer streift
und fragt, als sie sich trocken abgerieben:
“Wo ist nur Onkel Ewald abgeblieben?"
Nachdem die Tante ist erfrischt ,
wird noch was zum Knabbern aufgetischt.
Brot, belegt mit Käse, Wurst und Schinken.
Fünf Flaschen Trollinger dann noch zum Trinken.
Dann kommen sie, die Nachbarsdamen,
frohgelaunt und auch frisiert wie immer,
doch dann traurig davon Kenntnis nahmen
daß ihr Ewald sie begrüßt jetzt nimmer.
Ein Armleuchter steht jetzt dort herum,
wo Ewald stand in Gips gegossen
Wo sie seinen Mannesduft genossen.
Er war keine Leuchte, doch auch nicht dumm.
Niemand macht Witze, erquickend und labend.
Tante Klara guckt streng und selbstgerecht.
So zieht sich hin wie Gummi der Abend.
Bis zur dritten Flasche ist die Stimmung schlecht.
Napoleon ist im Zimmer hin und hergerannt:
“Warum wurde Ewald und nicht ich verbannt?”
Doch Tante Klara gibt die Antwort nicht.
Versteinert ist ihr Herz und das Gesicht .
Die Nachbarinnen mit den Romékarten fächeln
ein warmer Hauch sie jetzt durchdringt.
Nach tiefer Trauer kommt ein Lächeln:
Ewalds Stimme in der Ferne klingt .
Sie schauen sich an: Es ist ein Wunder!
Freude kommt auf , sie jubeln vor Entzücken.
Der Armleuchter fällt um mit all dem Plunder.
“Ewalds Geist wird in Zukunft uns beglücken!”.
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Schönes Wochenende
wünscht Avor