AW: Abo- und Vertragsfallen > webdater.de
Und dazu braucht es eben eine Art Abkehr vom Prinzip des "Rechts des Stärkeren".
Dabei kommt man aber auch in immer größere Konflikte. Wenn man diese schwächeren Zielgruppen wirklich effektiv schützen will, muss man sie quasi "vor sich selbst schützen". Daher auch die Diskussion um die Ausweitung des Widerrufsrechts bei telefonischen Verträgen etc.
Allerdings kann ein solcher "Schutz vor sich selbst" auch zu einer Art Teilentmündigung führen. Man gerät damit zunehmend in Konflikt mit elementaren Bestandteilen unserer Rechtsordnung, etwa der "Vertragsfreiheit", wie sie einer der Grundpfeiler des BGB ist.
Diese Schritte muss man jedoch schon deshalb gehen, weil man in der Vergangenheit die Aufklärungs- und Bildungsarbeit sträflich vernachlässigt hat.
Wenn man Umfragen unter Schulabgängern macht, bin ich sicher, dass man feststellen würde, dass mehr als jeder zweite nicht einmal den Unterschied zwischen Straf- und Zivilrecht kennt.
So kommt es, dass diese ängstlichen, unsicheren Hänschen sich vor Angst buchstäblich in die Hose machen, wenn sie einen bösen Inkassobrief bekommen, wo von "Pfändung, Schufa-Eintrag" etc. schwabuliert wird.
Dass diese Durchschnittsbürger dann mit einem Kenntnisstand von nahezu Null auf die Verbraucherwelt losgelassen werden, wo hinter jeder Ecke und bei jedem Tastendruck auf dem Handy ein Abzocker lauert, scheint durchaus politisch auch gewollt zu sein.
Von Azubis mit 500 Euro Schulden auf dem Mobilfunk-Konto lebt doch schließlich eine ganze Industrie.
Die zunehmenden Risiken in den neuen Medien schlagen sich jedenfalls kaum in den Lehrplänen der Schulen nieder. Und das TV tut nun auch vergleichsweise wenig dazu, um die Verbraucher "fit for business" zu machen. Info-Sendungen zu verbraucherrechtlichen Themen wie Abo-Abzocke, die nun wirklich jeden etwas angehen, kommen bevorzugt auf späteren Sendeplätzen.
Derzeit ist es offenbar auch nicht politisch opportun, den Verbraucherzentralen mehr Gelder für die Aufklärungsarbeit bereitzustellen.
Die Untätigkeit in der Aufklärungsarbeit sowie die laissez-faire-Mentalität in der Gesetzgebung, auch in der Ausübung geltenden Rechts, wird man aber zunehmend mit einem Vertrauensverlust der Verbraucher und damit mit einem wirschaftlichen Rückgang im Internetbereich bezahlen müssen.
Meiner Ansicht nach ist z.B. für einen Großteil derer, die mal von den Beduinen o.a. abgezockt wurden, in Zukuft das Internet als Kaufplattform für lange Zeit gestorben.
Diesen Vertrauensverlust nimmt man jedoch in Kauf, weil man das Wolfsgeheul der Anwalts- und Inkassoverbände fürchtet, die sich mit Sicherheit gegen jedwede Beschneidung ihrer Freiheiten wehren werden. Freiheiten, die es für sie im Ausland in dieser Form kaum irgendwo gäbe.
Dabei wäre die absolute Majorität der Anwälte und Inkassobüros von den vorgeschlagenen Änderungen des Inkassorechts überhaupt nicht betroffen.
Ein echter deutscher Wolf heult aber lieber schon mal prophylaktisch, auch wenn er vor dem gefüllten Fleischtopf sitzt.