AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?
Das ist genau der Punkt meiner Kritik. Du wirfst unterschwellig undifferenziert jedem Polizisten vor, er schiele nur nach einem Schreibtischjob. Und das ist schlicht falsch.
Hoppala! Daher also weht der Wind. Ich versichere Dir, dass ich schon zu unterscheiden weiß zwischen denen, die in der Regel die Arbeit machen, und denen die in der Öffentlichkeit das Maul aufreissen, politische Statements abgeben usw. Zumal eher erstere zu meinem Bekanntenkreis zählen.
Die Politik schielt danach, möglichst viele erkennbare Polizisten auf die Straße zu bringen um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben,
Die Polizei, soweit sie sich organisiert artikuliert, macht dabei doch willig mit. Z. B. bei der (sicher notwendigen) Modernisierung der Uniformen. Der wurde von einem Farbwechsel begleitet. Und der führt dazu, dass es - wegen der für viele Bürger ungewohnten Farbe - so aussieht, als ob mehr Polizei unterwegs wäre. Es sind aber eher weniger. Dass die Mützen der neuen Uniformen aussehen, als ob man sie einem amerikanischen Fernsehcop vom Kopf gerissen hätte, nur am Rande.
notwendig werden aber gleichzeitig immer mehr ermittelnde Jobs.
Darüber läßt sich streiten. Es ist doch klar, dass man nie 100% aller Straftaten aufklären kann. Die jährlich mit viel Tamtam publizierten Berichte zeigen m. E. nicht, dass man sich heute unsicherer fühlen muss, als vor 40-50 Jahren. Aber es gelingt immer wieder das Gefühl von Unsicherheit zu verbreiten. Wem nützt das eigentlich? Ich wende mich auch nicht gegen eine gute Ausstattung der Polizei. Aber diese Gläubigkeit, dass ein hoher und immer höherer Technikeinsatz proportional oder sogar überproportional Ermittlungserfolge nach sich zieht, ist nachgerade niedlich, auch für mich, der ich sicher eine hohe Technikaffinität besitze. Und die Überwachungsphantasien werden von sehr ähnlichen Überlegungen genährt. Technokraten fangen aber keine Gauner. Wer heute auf dem Bahnsteig oder vor dem Bahnhof überfallen wird, hat vielerorts gute Chancen, dass dies Ereignis auf Video aufgenommen wird. Dass ihm das etwas nützt, wenn ihm z. B. ein Messer zwischen die Rippen fährt, bezweifle ich, selbst wenn man den oder die Täter anhand der Aufnahmen fassen sollte - was nicht einmal sicher ist. Früher war Personal da und von Überfällen auf dem Gelände des Bahnhofs habe ich praktisch nie gehört. Und ich war schon immer viel mit dem ÖPNV unterwegs. Nun folgt das Gleiche im öffentlichen Raum, auf Plätzen, Strassen usw. D. h., die Polizei zieht sich de facto aus dem öffentlichen Raum zurück, zugleich erzeugt die Politik mit der Technikdiskussion in den Medien und der erwähnten neuen Kleidung vorübergehend allerdings den gegenteiligen Eindruck. Mir ist der Preis für diese Show-Effekte einfach zu hoch.
Die ungenaue Gewerkschaftsdarstellung ist so dümmlich wie notwendig (weil die Politiker das sonst auch nicht verstehen), wenn man aber drüber diskutieren will, dann sollte man das etwas umfassender sehen...
Ich bezweifle nach wie vor, dass massive Simplifizierung, noch dazu wenn man sie an die Öffentlichkeit trägt, der Sache, die man vertritt, wirklich und auf Dauer nützt.
M. Boettcher