1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Im Strafrecht gehts nicht nach Wahrscheinlichkeiten, sondern nur nach Beweisen.
Das Problem ist, dass man die Notwendigkeit sicherer Beweise nicht schon bei der Ermittlungsarbeit zur Bedingung machen darf. Jeder gute Kriminalist nützt doch auch Phantasie oder "Gespür", um den Weg zu sicheren Beweisen zu finden [z.B. nimmt er halt mal an, dass in einem Raum geschossen wurde, in dem es nach Pulver riecht. Das heisst ja noch nicht, dass er hergeht und den Nächstbesten, der den Raum betritt, vor Gericht schleift. Aber er könnte sich ja mal Gedanken machen, wer Zugang zu dem Raum hatte und wer davon evtl. in der nächsten Woche wieder in der Nähe eines Raumes auftaucht, in dem es leider wieder nur noch nach Pulver riecht][bitte verlange keine 100% passenden Analogien]

Vielleicht ein blödes Beispiel: "Gesichtskontrolle" bei Verkehrskontrollen. Immer wieder hört man da Polizisten sagen, dass sie die Leute, die sie rausziehen, nach "Gefühl" auswählen. Und wenn ich mich da an manche Personenkontrolle nachts in der "Ulmer Straße" erinnere, kann ich Dir sagen, dass sich Polizisten da - lediglich durch ihr "Gefühl" legitimiert - manchmal ganz schön viel rausnehmen. Und sei es nur, mich nach der Herkunft von Gegenständen zu fragen, die ich dabei habe ("wo haben sie denn diese Bierflasche her?" [geklaut?])
Nach derselben Logik hätte man zu Dialerhochzeiten Hunderte von Firmendurchsuchungen machen können - oder wenigstens die bekannten Internetseiten kontrollieren können. Ohne konkreten Anlass, nur so "aus dem Gefühl heraus"
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Das Problem ist, dass man die Notwendigkeit sicherer Beweise nicht schon bei der Ermittlungsarbeit zur Bedingung machen darf. Jeder gute Kriminalist nützt doch auch Phantasie oder "Gespür", um den Weg zu sicheren Beweisen zu finden.

"Gespür" entwickelt sich aus Erfahrungen und Tätigkeiten in der Vergangenheit heraus. Wie soll sich das Gespür denn bei Internetermittlungen aufbauen, wenn es de facto keine gibt?
 
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Stimmt.
Jetzt sind wir wieder am Anfang.
Aber da waren wir doch schon vor Jahren.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

ich erwarte, dass sie die Probleme öffentlich machen anstatt hinter verschlossenen Türen zu jammern - und das macht Jansen (und selbst wenn man sagen kann "Na, der kann sich das halt erlauben" bleibt es doch lobenswert, denn sich etwas erlauben können ist ja noch lange nicht hinreichend dafür, es wirklich zu tun).
M. E. labert Jansen dummes Zeug und wirft Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. Was aber meint er wirklich? Er will Geld für Schreibtisch-Jobs. Vermutlich muss man, um dass Ziel zu erreichen, bei den Politikern, die auch keine Ahnung haben, nicht besser argumentieren als Jansen. Es ist natürlich viel angenehmer am Schreibtisch zu sitzen - im Winter heimelig warm bei Hitze klimatisiert und mit Sicherheit trocken - als sich der Kriminalität außerhalb zu stellen. Wäre ich Polizist, ich würde mich sofort um die Verbrecherjagd im Internet bewerben. Ich war nämlich nie sonderlich gut zu Fuss und meine herausragenste "sportliche Leistung" bestand in einem Kommentar zum 3.000m-Lauf: "man ist dann 7 1/2 mal da, wo man hin wollte!" Also 'ran an den PC, surfen bis die Augen eckig werden, Videoüberwachung und ggf. - so wie in England - auch schon 'mal Leute per Lautsprecher verwarnen: "Sie, ja Sie mit der blauen Jacke am Strassenrand! Heben Sie sofort den Kaugummi wieder auf !" Das ist bequem, die Chancen körperlich unbeschadet und ohne lästigen Publikumskontakt die Pensionsgrenze zu erreichen sind ausgesprochen gut; was will man mehr?

M. Boettcher
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Es ist natürlich viel angenehmer am Schreibtisch zu sitzen - im Winter heimelig warm bei Hitze klimatisiert und mit Sicherheit trocken - als sich der Kriminalität außerhalb zu stellen. Wäre ich Polizist, ich würde mich sofort um die Verbrecherjagd im Internet bewerben.

Unabhängig davon, dass Du in einzelnen Teilen Deines Postings durchaus Recht hast bin bin ich eigentlich was besseres von Dir gewohnt als eine solche, von keiner Fachkenntnis getrübte, pauschale Aussage.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Unabhängig davon, dass Du in einzelnen Teilen Deines Postings durchaus Recht hast bin bin ich eigentlich was besseres von Dir gewohnt als eine solche, von keiner Fachkenntnis getrübte, pauschale Aussage.
Heiko, ohne das hier nun lang auszuwälzen: Wenn ich den ersten Teil Deiner Bemerkung aufgreife und dann auf meinen Post sehe, so frage ich mich, was Dich eigentlich stört. Dass Jansen Dinge durcheinanderwirft ist offensichtlich und wurde von Dir schon festgestellt. Das solches Lamento weniger die Öffentlichkeit adressiert als die Geld verteilenden Politiker, ist gewiß nicht originell, dennoch richtig und gilt erkennbar auch hier. Der Trend zu Schreibtischjobs (auch bei der Polizei) besteht und meine Skizze der möglichen Motivation basiert u. a. auf Aussagen mir bekannter Kriminalkommisare (von denen ich auch den schönen Ausdruck "Tintenpisser" gelernt habe). Wenn ich auch kein Insider bin, heisst das nicht, dass keine Sachkenntnis vorhanden ist. Und selbst wenn: schließlich gilt das auch für die Entscheider in der Politik. Wenn man sich dann bei der Argumentation um mehr Geld so wenig bemüht wie Jansen, so ist es wohl naheliegend anzunehmen, dass nach dessen Erfahrungen mehr Mühe gar nicht erforderlich ist. Videoüberwachung haben wir hier übrigens in jeder Bahn, bereits in vielen Bussen und auf öffenlichen Plätzen. Forderungen nach Ausweitung derselben gibt es fast jede Woche und es ist absehbar - siehe England - wo das letztlich hinführt. Zusammen mit den anderen Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen nämlich geradewegs dahin, wo ich diesen Staat auf keinen Fall haben will.

Was bleibt? Ach ja, der Sport. Die Platzrunde kommt auf 400m. Rechne es nach.

M. Boettcher
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Der Trend zu Schreibtischjobs (auch bei der Polizei) besteht und meine Skizze der möglichen Motivation basiert u. a. auf Aussagen mir bekannter Kriminalkommisare (von denen ich auch den schönen Ausdruck "Tintenpisser" gelernt habe).
Das ist genau der Punkt meiner Kritik. Du wirfst unterschwellig undifferenziert jedem Polizisten vor, er schiele nur nach einem Schreibtischjob. Und das ist schlicht falsch.
Fakt ist, dass diese "Schreibtischjobs" immer seltener werden. Es gibt in bestimmten Bereichen etliche solche Stellen, dort wo die eigentliche Polizeiarbeit gemacht wird, sterben sie aber aus.
War es früher noch so, dass man irgendwann einem Streifenpolizisten (mit 50 Jahren oder so) mal einen Tagesdienstposten geben konnte, damit sich der Fast-Senior nicht mehr mit den 20jährigen Ladendieben herumstreiten muß (die ihm in der Regel körperlich eh überlegen sind), gehen heute immer mehr mit 60 Jahren aus dem Schichtdienst in Pension. Hier in der Gegend kann man immer öfter 100 bis 110 Jahre Lebenserfahrung zusammen auf Streife sehen. Und: den 50jährigen kann man in der Regel für den Bereich der Internetermittlung auch nicht brauchen weil er sich damit nicht auskennt.
Die Politik schielt danach, möglichst viele erkennbare Polizisten auf die Straße zu bringen um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben, notwendig werden aber gleichzeitig immer mehr ermittelnde Jobs.
Die ungenaue Gewerkschaftsdarstellung ist so dümmlich wie notwendig (weil die Politiker das sonst auch nicht verstehen), wenn man aber drüber diskutieren will, dann sollte man das etwas umfassender sehen...
 
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Also mal langsam.

@viele Themen durcheinander mischen
Jansens Aussagen fielen auf einer Konferenz, die ein bestimmtes Thema hatte
Die 6. Fachkonferenz des Deutschen Städte- und Gemeindbundes
„Bürgernahe Sicherheitskommunikation für Städte und Gemeinden“ am
6. Juni in Berlin, die zum zweiten Mal mit der Alcatel-Lucent Stiftung zusammen veranstaltet wird, will sich der Stärkung der Sicherheit in Deutschland, den Anforderungen an eine verlässliche Sicherheitskommunikation und der Sicherheit für Gemeinden in besonderem Maße annehmen. Neben dem Austausch aktueller Informationen über Fragen der kommunalen Sicherheit stehen die aktive Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen und komplizierten Thema und die Suche nach praktikablen Lösungsansätzen für den Bürger im Vordergrund der Tagung.
Er nahm dabei an einer Podiumsdiskussion zum Thema
Anforderungen an eine sichere und integrierte Sicherheitskommunikation in Deutschland
teil.
http://www.isb-ag.de/de/aktuelles/news/FlyerSicherheit-3.pdf

Dass das von mir herausgepickte Thema gar nicht das Thema der Veranstaltung war, habe ich vielleicht nicht deutlich genug herausgestellt.

Der Heiseartikel bringt eine Zusammenfassung dieser Podiumsdiskussion und schreibt darüber eine Überschrift, die mich aufmerksam werden ließ.

Kripo fühlt sich inkompetent im Kampf gegen Cybercrime

Jansens plakative Sätze wie der vom "Internet als Fernuni der Verbrecher" wurden in der Vergangenheit von Schäuble aufgegriffen (so erscheint zumindest der zeitliche Ablauf nach google) und gleich assimiliert zu einer Argumentation im Sinne von Schäubles... naja, nennen wir es mal... "Gedankengut"... :stumm:
Jansen tritt aber als Kritiker Schäubles auf und ich denke, dass er im Prinzip meint, was ich hier zum Thema gemacht habe: Die Polizei braucht nicht neue Gesetze, sondern neue Konzepte. Das findet meine vollste Zustimmung, was insofern einzuschränken ist, als ich kein "Insider" bin.
Jansen kritisierte, Schäuble fordere in atemberaubendem Tempo immer neue Gesetze, während der Sicherheitsapparat gleichzeitig aber eine alarmierend marode Struktur aufweise. Schäuble müsse sofort die "politischen Spielchen" einstellen und seine Hausaufgaben machen, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Die Politik gaukle den Bürgern eine Wehrhaftigkeit des Staates vor, die es in Wirklichkeit nicht gebe. Das Bundeskriminalamt, die Länderpolizeien und die Geheimdienste arbeiteten immer noch nebeneinander her. Schäuble solle eine wissenschaftlich fundierte Nutzenanalyse der bestehenden Sicherheitsgesetze vorlegen, ehe er immer Neues verlange.

Was aber meint er wirklich? Er will Geld für Schreibtisch-Jobs.
Dein flammender Vortrag gegen "Sesselpupser" und Deine für mich nicht nachvollziehbare Kritik daran, dass eine bessere Ausstattung der Polizei im Bereich Internetkriminalitätsbekämpfung natürlich zur Einstellung von "Sesselpupsern" führen würde (dafür braucht man keine Leute, die 7 1/2 Platzrunden laufen und danach locker lächelnd zwei randalierende Zuschauer unter Einsatz fortgeschrittener asiatischer Kampfsporttechniken unter Kontrolle kriegen) ärgert mich ein wenig. Ich denke, Du tust ihm hier Unrecht


Davon abgesehen, dass ich heute nur zu gerne einer dieser "Sesselpupser " wäre, die mit glasigen Augen in Monitore starren und aus der Datenflut des Internets Fasern eines roten Fadens picken und es sehr bedauere, mich aus politischen Gründen in der Phase der beruflichen Entscheidungsfindung so fern ab von etwas platziert habe, was mir Zugang dahin verschaffen würde, bleibt natürlich festzuhalten, dass selbst "Internetpolizisten" wohl das Gros ihrer Zeit damit verbringen würden, "ganz normale" Polizeiarbeit zu verrichten. Und bei der Kriminalpolizei arbeiten halt eher die "Wühler" als die Streifenpolizisten. Einfach zu sagen
Es ist natürlich viel angenehmer am Schreibtisch zu sitzen - im Winter heimelig warm bei Hitze klimatisiert und mit Sicherheit trocken - als sich der Kriminalität außerhalb zu stellen.
ist doch wohl etwas unfair. Ob der eine Job angenehmer ist als der andere, das ist doch nicht die Frage - denn notwendig sind sicher beide Arten von Polizeiarbeit. Vielleicht vermischt Du hier ja auch ein wenig?
(Das überschneidet sich jetzt etwas mit Heiko, ich tippe wohl langsamer ;) )
Die Politik schielt danach, möglichst viele erkennbare Polizisten auf die Straße zu bringen um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben, notwendig werden aber gleichzeitig immer mehr ermittelnde Jobs.
Die ungenaue Gewerkschaftsdarstellung ist so dümmlich wie notwendig (weil die Politiker das sonst auch nicht verstehen), wenn man aber drüber diskutieren will, dann sollte man das etwas umfassender sehen...
Heiko braucht aber halt auch weniger Worte als ich - ich bin halt doch von der philosophischen Fakultät :saint:
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Jansen tritt aber als Kritiker Schäubles auf und ich denke, dass er im Prinzip meint, was ich hier zum Thema gemacht habe: Die Polizei braucht nicht neue Gesetze, sondern neue Konzepte.

Das stimmt teilweise.
Die Probleme gerade im Onlinebereich sind vielschichtig. Nur mal so lose aufgezählt:
  • Bei vielen Straftaten erschöpft sich die Polizeiarbeit darauf, festzustellen, dass der Täter im Ausland sitzt
  • Speicherfristen bei Providern werden unterschiedlich gehandhabt. Dem Bürger ist nur schwer vermittelbar, dass das nicht so klar erkennbar bzw. eindeutig geregelt ist.
  • Die Bürger gehen in der Regel viel zu spät zur Polizei. Wenn jemand, der im Oktober betrogen wurde, im April Anzeige erstattet, dann ist das nicht sehr zeitnah.
  • Der Apparat tut sich mit den bisweilen sehr langwierigen Ermittlungen sehr schwer.
  • (...)
Die Gesetze würden reichen, wenn man die Sache in manchen Bereichen nicht sehr halbherzig angehen würde.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Was aber meint er wirklich? Er will Geld für Schreibtisch-Jobs.
Dafür steht dieser Verein eigentlich weniger: Die 37 Forderungen des BDK

Und tut auch selbst was: Seminar "Tatort Internet"

Nicht nur, dass die Mitglieder ihren monatlichen Beitrag leisten, sie zahlen auch noch für ihre eigene Fortbildung. Ausgebucht.

Und wo außer am Schreibtisch vor dem Monitor sollen die ihr Können und ihre Motivation einbringen? Steuerzahler dankt's, dass drboe das nicht zu entscheiden hat.


Heiko schrieb:
Darunter fällt auch:
  • Anzeigenerstattung bei unkundigen Ansprechpartnern
Zwangsweise, denn wer Internet und Computer nicht als Hobby hat, woher soll der das Wissen haben? Auf der Straße braucht er es nicht, da muss er anderes wissen.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Und wenn ich mir den Zorn aller mitlesenden Gesetzeshüter zuziehe, das ist nichts als eine völlig hohle Phrase
Damit kann auch Schäuble seine Utopien rechtfertigen.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Und wenn ich mir den Zorn aller mitlesenden Gesetzeshüter zuziehe, das ist nichts als eine völlig hohle Phrase
Damit kann auch Schäuble seine Utopien rechtfertigen.
Nein, eine hohle Phrase ist das nicht. Das ist die Generalvollmacht für staatlich legitimierten Verfolgungswahn.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Nein, eine hohle Phrase ist das nicht. Das ist die Generalvollmacht für staatlich legitimierten Verfolgungswahn.
So meinte ich das. Etwas was hohl ist, kann beliebig besetzt werden und darum geht es in der gesamten Forderung nach noch mehr Schnüffelbefugnis.
Frei von jeder gesetzlichen oder richterlichen Beschränkung/Aufsicht Freibriefe zu bekommen, um beliebig agieren zu können. Die geistige Verwandschaft zu Überwachungsstaaten, die wir bei uns überwunden glaubten, ist fatal und unübersehbar.
 
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