Teure Nummer ohne Auskunft
VON MATTHIAS NIEWELS, 28.07.04, 08:41h, aktualisiert 10:02h
Urlaubszeit ist Reisezeit - aber Vorsicht bei der Auskunft für Bahnreisen. Eine Bergisch Gladbacher Nummer kann teuer werden.
Bergisch Gladbach - Heidi Stäger wollte eine Bahnfahrt zu ihrer Freundin nach Herne buchen. Also schaute sie im Telefonbuch unter Bahnhof nach und fand folgenden Eintrag: „Bahnhof Allgemeine Infostelle rund um den Bahnhof in ihrer Stadt T. Schulz e.K.“. Heidi Stäger wählte die angegebene Nummer und wurde mit Musik vertröstet. Aber schließlich meldete sich eine freundliche Stimme und fragte nach dem Reiseziel und wurde verbunden - hörte Musik, wartete und wartete und legte schließlich auf. Eine Auskunft zur Zugverbindung hat sie nicht erhalten, dafür aber eine saftige Telefonrechnung. 21,03 Euro soll sie für die erfolglose Anfrage zahlen. „Eine Frecheit“, schimpft die Gladbacherin.
Das meint auch Heiner von der Laden, Sprecher der Bahn AG in Berlin. Von der Laden kennt die falsche Auskunftsnummer in Bergisch Gladbach. „Frau Stäger ist nicht die einzige, die auf einen Schwindel hereingefallen ist.“ In mehreren deutschen Städten werde versucht, mit der falschen Auskunft Geld zu machen. Nach welchem Muster die Städte ausgewählt werden, ist nicht klar. Fest steht, dass auch Bergisch Gladbach dabei ist.
Die Bahn hat inzwischen „juristische Schritte“ gegen den Betreiber der Rufnummer eingeleitet. Noch einmal von der Laden: „Wir versuchen uns und unsere Kunden zu schützen.“ Es sei nicht verständlich, warum die Nummer überhaupt noch frei geschaltet sei.
Bei der Telekom in Bonn wird jede Verantwortung für den Ärger mit der Bergisch Gladbacher Nummer weit von sich geschoben. „Wir haben damit nichts zu tun“, erklärt Frank Domagala. Zuständig sei die Regulierungsbehörde. Denn dort würden letztlich die 0180er Nummern vergeben. Domagala erklärt den Trick. Es wird eine unverfängliche Nummer angegeben, die eben nicht mit 018- oder 019- anfängt. Die wird angewählt und von dort zu eben jenen teuren Nummern verbunden.
Und tatsächlich ist bei der Regulierungsbehörde die Bergisch Gladbacher Nummer bekannt. „Wir können mitteilen, dass unter dem Eintrag einer Bahnhofsauskunft widerrechtlich mit 0190er Nummern gearbeitet wurde.“ Allerdings sei dies inzwischen erfolgreich abgestellt worden.
So richtig erfolgreich hat die Regulierungsbehörde allerdings noch nicht gearbeitet. Denn der Test des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergab, dass nun auf eine 0180er Nummer verwiesen wird. Bei der Bahn AG ist auch das bekannt. „Das Unternehmen wechselt ständig seine Strategie.“ Fakt bleibe, dass mit einer Auskunft geworben werde, die es nicht gebe.
Der Versuch mit dem umstrittenen Telefonunternehmen in Kontakt zu kommen, scheiterte gestern. Für die Bahn und auch die Regulierungsbehörde allerdings keine Überraschung: „Es ist da ein undurchsichtiges Netz von Firmenverflechtungen aufgebaut worden.“ Betreiber der Rufnummern ist eine Firma in der Schweiz - die sich dort allerdings auf Telefonsex konzentriert.
Wie viele Kunden tatsächlich geprellt worden sind, lässt sich wahrscheinlich nie mehr ermitteln. Gerade Kunden mit hohen Telefonrechnungen fällt die Abbuchung oft nicht auf, erklärt zum Beispiel die Verbraucherzentrale. Die Stängers haben ein sehr moderate Telefonrechnung. „Da fiel uns dieser teure Einzelposten direkt auf“, sagt Wolfgang Stäger. Die Familie ist da eine Ausnahme. Der Polizei in Bergisch Gladbach ist jedenfalls kein weiterer Fall bekannt. Die Deutsche Bahn AG will sich um den Fall Stäger kümmern. „Wir werden ihre Interessen juristisch vertreten.“ Die Stägers werden die 21,03 Euro nicht zahlen.