AW: Leutheusser-Schnarrenberger zu Telefonbetrug, oder: Bla Bla mit Bundesadler
Wir haben wiederholt schon versucht, der politischen Ebene bzw. den Lobbyisten klar zu machen, dass man nicht einerseits Wachstum im Bereich neuer Medien/Internet/TK erwarten darf, andererseits aber meinen darf, den Verbraucher mit den Auswüchsen des gerade dort praktizierten Liberalismus einfach im Regen stehen lassen zu können.
Es gibt doch beste Beispiele dafür, dass der Bürger den neuen Medien mit einem erheblichen Mißtrauen begegnet, und dass dies auch zu einer spürbaren Bremsung des Wachstums dieser Märkte führt.
Beispielsweise ist vielen Privatverbrauchern das Internet-Banking seit den Phishing-Wellen ab 2004 einfach nur noch suspekt. Viele Leute weigern sich rundheraus, das anzufangen, und bleiben bei der konventionellen Überweisung.
Das ist die Quittung dafür, dass es die Politik versäumt hat, z.B. Einfluss auf die liberale Vergabepraxis von IP-Adressen beim RIPE-net in Amsterdam zu nehmen. Phishing läuft zu nahezu 100 % seitens russischer Verursacher, aber Russland liegt netzwerktechnisch in der Versorgungszone des europäischen RIPE.
Warum dreht man nicht den russischen Gangsternetzen des RBN oder webalta.ru und wie sie alle heißen, die IPs ab? - Stattdessen faselt man von einer "Ethik des Internet"...
Das IP-Payment ist so gut wie tot. Auch solche modernen Bezahlsysteme, die sicher etwas für sich hätten, sind dem Verbraucher angesichts der vielen hier möglichen und auch tatsächlich passierenden Mißbrauchsszenarien nur noch suspekt. Kein Mensch hilft dem Verbraucher, wenn er hier Probleme bekommt. Da kann er sich einen teuren Anwalt nehmen und erstmal versuchen, die sogenannten "Anscheinsbeweise" der sich in solchen Streitsachen völlig merkbefreit gebenden TK-Provider zu erschüttern.
Kein Wunder: niemand will das mehr, und z.B. die T-Com stellt IP-Payment m.W. demnächst ganz ein.
Die digitale Signatur wird sich breitenmäßig nicht durchsetzen. Auch das ist den Verbrauchern nicht vermittelbar, es ist ihnen einfach nur suspekt.
Weiter geht es mit dem neuen Service einer digital signierten e-Mail. Auch das will kaum jemand haben, die Leute beginnen bereits zu ahnen, dass es auch hier neue Mißbrauchsszenarien gibt.
Die Lobbyisten in Deutschland verweigern sich konstant der Grundsatzdebatte um den Schutz der rechtlich unerfahrenen Verbraucher vor aggressiven Geschäftspraktiken, wie sie in Frankreich schon jetzt regelrecht strafbar sind, in Deutschland aber (als Erfolg jahrzehntelanger Lobbyarbeit...) als Kavaliersdelikte geduldet werden.
Deutsche Lobbyisten sind der Meinung, dass ein nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg am "Wirtschaftsstandort" angeblich nur unter Inkaufnahme eines gewissen Anteils an aggressiven Geschäftspraktiken gegenüber Verbrauchern möglich ist. Maßgeblich sind in erster Linie die angeblichen Interessen des "Wirtschaftsstandorts" und nicht die Belange rechtsunerfahrener Verbraucher, besonders alter Leute bzw. Jugendlicher. Diese Zielgruppen liegen bevorzugt im Beuteschema der Abzocker, und denen hilft kaum jemand.