Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Aka-Aka

Chaostheoretiker
In einer Parlamentsrede in Australien fand ein Politiker deutliche Worte zum Thema "SMS-Spam" und "SMS-Abzocke". Zur Erinnerung: Australien ist dieses nette kleine Land weit weg, in dem z.B. das Dialer-Trauerfenster schon lange Usus war, Jahre bevor es endlich in Deutschland eingeführt wurde und Dialerabzocke "über Nacht" beendete.
Die deutschen Regulierer brauchten unverständlich lange, bis sie es eingeführt haben (es waren ja auch noch andere wichtige Dinge wie die Änderung des Namens zu erledigen)

Ok, zur Sache:
“Mobile service providers are going to have to sharpen up their game very quickly and stop this ridiculous practice where people are being ripped off quite dishonestly,” Mr Hawker said.
“It is clear that mobile phone service providers have to take a lot more responsibility than they do at the moment.”
(...)
It seems that there is no level below which some of these people will stoop when it comes to trying to rip off innocent consumers,” he said.
“It is a scam any way you define it, and it really has to be dealt with.
(...)
“The communications industry is on notice. I know the federal government is aware of this, but it too has to move a lot faster than it has so far.
Hawker slams text scams
- - - - - - - - - - - -

(via The Scream)
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Man braucht doch eigentlich gar nicht so weit zu gehen.

Der Blick über den Kanal reicht schon. Auch dort ist natürlich vieles zu kritisieren und nicht alles Gold.
Aber lesen wir mal das hier:

Channel 4 fined 1.5m over unfair phone-in competitions | Media | The Guardian

Channel 4 fined £1.5m over unfair phone-in competitions

Da ging es um einen Fernsehkanal und um unfaire Quizspiele mit Anrufen auf Mehrwertnummern. Na, kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? :-?

Aber dort musste der Fernsehkanal 1.5 Millionen britische Pd-Sterling zahlen. Entspricht momentan über 1.9 Millionen Euro.

Und bei uns?

Der ehrenwerte Unterhaltungskonzern, der das ähnliche Geschäftsmodell bei uns exerziert, legt mit einer einstweiligen Verfügung erstmal erfolgreich eine Internetplattform lahm.
Ohne politische Deckung, ohne aktives Wegschauen der Landesmedienanstalten, wäre überhaupt dieses Geschäftsmodell gar nicht denkbar.
Man möchte gar nicht wissen, wo die überall ihre Griffel drinhaben, um das machbar zu halten.
Von irgendeiner Anklage o.a. ist da schon überhaupt keine Rede.

Bei uns nennt man das dann: "innovative Geschäftsidee moderner Unterhaltungsmedien am Wirtschaftsstandort Deutschland".
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Dass die britischen Regulierer unter massiver Kritik stehen (und zwar völlig zurecht - der dort von der Lobby finanzierte Regulierer hat sich eine große Anzahl von "unglücklichen Aktionen" geleistet), ist die eine Sache.

Dass die aber eine Arbeit leisten, die in nahezu allen entscheidenden Bereichen erfolgreicher ist als die der deutschen Regulierer, ist die andere Sache.

Dass trotzdem die deutschen Regulierer den Ruf haben, effektiv zu sein, ist ... unbelievable...

Ich könnte viele Dinge aufzählen, die ich in UK gut finde. Dort sind zum Beispiel Werbeanrufe mit automatischen Anwählsystemen prinzipiell verboten und es gab Strafen deswegen

Verantwortliche und verantwortliche Firmen bei Gewinnanrufen werden namentlich genannt

s.a.
http://forum.computerbetrug.de/plau...itt-im-vorstand-der-regulierungsbehoerde.html

Die einschlägigen britischen Gesetze sind gut ausgearbeitet und enthalten sinnvolle Regelungen. Deutschland ist im Vergleich ein Entwicklungsland.

Übrigens ist alles, was in UK passiert, hier im Forum dokumentiert
http://forum.computerbetrug.de/plauderecke/48938-uk-79-der-call-in-user-misstrauen-den-spielen.html

Es gibt da ja gewisse Kooperationen, wie man sogar in Düsseldorf bei der Vision schon bemerkt hat :)
CB & The Scream - a powerful team since 2005
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Ganz aktuell ein nettes Posting von Mike,
Zed boss launches withering attack on PhonepayPlus - The Scream!
Okay, part of the problem has been no regulation - or at least no meaningful regulation. As PP+ [PhonePayPlus, ehemals ICSTIS, also die Regulierungsbehörde] finally begin to address this (or so they would have us believe) they find themselves being drawn into specifying an ever more complex array of things that are allowed and not allowed. The crooks, as ever, are forever thinking up new ways to rob and defraud people.

The solution, IMHO, is to shift this whole burden over to the industry. While it is very difficult in advance to think of every possible type of scam that might occur, it is, 99% of the time, simple common sense to spot a scam that has taken place. While PP+ has to be quasi-legalistic, a company that trades with anyone company can simply cut through the "crap" and tell them to clean up their act or bugger off.

PP+ should ignore the SPs and the IPs and the whole of the technology and simply say to the networks something like: "You are responsible to delivering fair and honest services. How you do that is up to you, but if you team up with any firm that runs any kind of dishonest service, we shall come down on you like a ton of bricks and fine you a shed load of money." Each case could be decided on its own merits against general principles (like "fairness") and there would be no need for PP+ to try and think, in advance, of every possible way in which the PRS crooks might be "unfair".

At the moment it all reminds me of the child who, when her parent return from shopping, pleads: "But you didn't actually say that I wasn't allowed to gloss paint the cat".
Das ist etwas, was mich auch seit Beginn meiner Beschäftigung mit dem Thema nervt: Es kommen immer neue Ideen der Abzocker und die Bundesnetzagentur (RegTP) jammert seit ich sie kenne "Ach, da gibt es ja leider keine Gesetze, es gibt aber bald dieses und jenes Gesetz, diese und jene Änderung im TKG, diese und jene Pseudomaßnahme... was dieses und jenes verhindern soll" - und bis dann was passiert, gibt es die nächste Abzockvariante. Und das ungleiche Rennen geht von vorne los.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

In Deutschland gibt es ja in der StVO das Prinzip der Halterhaftung. Jemand, der einem anderen sein Fahrzeug überlässt, hat für Ordnungsgelder etc. aufzukommen, falls der tatsächliche Fahrer nicht ermittelbar ist.

Im "aufstrebenden Markt der neuen Medien" am Wirtschaftsstandort Deutschland jedoch ist es so, dass sich betrügerische Mehrwertunternehmen hinter ihren "technischen Dienstleistern" verstecken können. Das wird auch noch aktiv mit Gummiparagraphen im TKG unterstützt. Der § 45 h TKG ist z.B. so einer.
TKG - Einzelnorm

(1) Soweit ein Anbieter von Telekommunikationsdiensten für die Öffentlichkeit dem Teilnehmer eine Rechnung erstellt, die auch Entgelte für Telekommunikationsdienste, Leistungen nach § 78 Abs. 2 Nr. 3 und telekommunikationsgestützte Dienste anderer Anbieter ausweist, die über den Netzzugang des Teilnehmers in Anspruch genommen werden, muss die Rechnung dieses Anbieters die Namen, ladungsfähigen Anschriften und kostenfreien Kundendiensttelefonnummern der einzelnen Anbieter von Netzdienstleistungen und zumindest die Gesamthöhe der auf sie entfallenden Entgelte erkennen lassen.

"Anbieter von Netzdienstleistungen...": wer ist das? Das ist im TKG nirgends legaldefiniert, sagt auch der Beck´sche Kommentar zum TKG.

Genau diese Gummiformulierung wird nun aber von den "technischen Dienstleistern" dahingehend ausgenutzt, dass auf den Rechnungen nicht der Endanbieter der Mehrwertdienstleistung genannt wird. Vielmehr erscheint dort nur der Verbindungsnetzbetreiber, der sich dann aber auf Anfrage bedeckt hält. Regelmässig wird auf dieser Grundlage mit den Verbrauchern ein widerwärtiges Katz- und Mausspiel betrieben.

Genau das ist die Professionalität deutscher Rechtsnormen. Auf Betreiben einer marktschreierischen Lobby, die immer im Gesetzgebungsverfahren quasi mit am Tisch sitzt und ihre Interessen durchsetzt, wo es nur geht, werden Gesetze hintenrum gezielt verwässert, die uns dann vornerum als "Fortschritt im Verbraucherschutz" verkauft werden.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Und jetzt gucken wir mal über den Teich. Was macht man in den USA mit Wirtschaftskriminellen?

Schauen wir uns mal den Fall eines betrügerischen Möbelhändlers an:
S.C. man convicted in on-line furniture scam / - Crime Headlines for Augusta, Georgia and the CSRA
A South Carolina furniture salesman has
been convicted in North Carolina of scamming hundreds of online
customers out of millions of dollars.
[...]
P[.] faces up to 20 years in prison and a fine of up to $2.5 million.

Einem virtuellen Möbelhändler, der seine Kunden abgezockt hat, droht eine Knaststrafe von 20 Jahren nebst Strafzahlung von 2,5 Millionen Dollar.
"Wire Fraud" kann in den USA so richtig sauteuer werden.
Hier bei uns kommt es aber wohl nicht gleich ganz so schlimm. Ich vermute mal, allenfalls 1-2 Jahre, vielleicht sogar auf Bewährung.

30 Monate Knast kriegt in den USA jemand, der Telefonleitungen mietet und mit einem Betrugsschema die Anbieter von toll-free 0800-er Nummern betrügt:
Berkeley Residents Get Prison Time For Pay Phone Scam By RICHARD BRENNEMAN. Category: News from The Berkeley Daily Planet - Tuesday May 10, 2005

D[.], Berkeley resident and son of well-known chef and wine expert Narsai David, was sentenced to 30 months in federal prison Friday for his role in a phone scam.
[...]
The two leased 24 pay phone lines, of which 23 were routed to an office space in South San Francisco where an automatic phone dialer was rigged to make endless calls to toll-free 800 numbers.

The scam netted 24 cents per call that phone companies give to pay phone owners for calls made from their leased lines to toll-free numbers. The phone companies are automatically reimbursed by the businesses that operate the toll-free numbers.

Hier ein alter Fall aus 1991, wo es nur um versuchten Betrug ging:
Man, 23, Convicted In Attempted Fraud Using Beeper Calls - New York Times

A Manhattan man has been convicted of leaving messages on thousands of beepers for a telephone number that cost $55 to call.

While the 23-year-old defendant, M[.] B[.], never made a dime, prosecutors said he stood to make millions before he was caught last year. They said he tried to defraud thousands of potential victims.
[...]
And after his conviction on Wednesday he faces up to five years in prison and a fine of $250,000 when he is sentenced on Oct. 28. He is free on $30,000 bail.

Hier ging es um Mißbrauch von den damals verbreiteten Funkruf-Piepser-Systemen. Der Betrüger wollte mit "Beeper-Calls" auf teure Nummern locken (55 $ per call). Das ging gründlich in die Hose. Er kam nicht einmal dazu, einen einzigen Cent zu kassieren. Trotzdem: verknackt zu fünf Jahren und Strafe von 250000 Dollar.

Ob da in Deutschland überhaupt Anklage erhoben worden wäre?
- "Ööööhm-ja-nöööööh.... schließlich wurde ja niemand geschädigt...mööööh..."
schaf.gif


Weiter geht´s:

Houston company fined in E-Rate fraud case - PC-WELT

NextiraOne LLC, a networking equipment and services vendor, was sentenced Thursday to paying more than US$4.5 million in fines and restitution for defrauding a U.S. government program intended to bring the Internet to schools and libraries in poor areas, the U.S. Department of Justice (DOJ) announced.
Jemand, der dort die Regierung mit einem Wohlfahrtsprogramm betrügt, zahlt 4.5 Millionen Dollar.

Ich bin jetzt aber nicht gleich so böse und sage: bei uns kriegt er zur Belohnung einen Sitz in irgendeinem Stadtrat, vielleicht auch einen Bundestagssitz.

Was macht man in den USA mit 419-Mugus, wenn man sie denn mal erwischt (was allerdings selten ist)?
Greetings from the DOJ: Four indicted in Nigerian e-mail scam

Man steckt sie für 30 Jahre in den Knast.

In Deutschland dagegen wird häufig nicht einmal ermittelt. Selbst, wenn es konkrete Hinweise auf einen Mugu gibt, der aus Deutschland mailt, sagt der StA dazu: "Das ist eine straffreie Vorbereitungshandlung. Das Verfahren wird eingestellt."
So ist das richtig. Denn: Arbeit zieht bekanntlich Arbeit nach sich.
Auch, wenn der § 263 StGB den Versuch des Betrugs unter Strafe stellt: es wird alles erdenkliche, nur irgend herbeiziehbare aufgeboten, um nur ja nicht ermitteln und sich unbequeme Arbeit aufhalsen zu müssen.

Mein ganz persönlicher Eindruck: kaum irgendwo gibt es ein besseres Biotop für Wirtschaftskriminalität und Internet-Betrug, als in der Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich geht das nur in Russland noch ungestörter.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Jaja, jetzt verklagt ein Betrüger den anderen. :smile:
Es geht dabei um die schmeichelhafte Frage, ob der Betrüger, der das Spiel von dem anderen Betrüger gekauft hat, von vornherein wusste, dass der andere bereits wusste, dass es Betrug war.
Ob der Käufer also "Kenntnis von dem Betrug gehabt haben musste". - Oder ob er nicht geradezu damit rechnen musste, dass es Betrug ist.
Was für ein Schauspiel.

Was dort jedenfalls inzwischen offiziell Betrug genannt werden darf, ist hierzulande immer noch ein geduldetes "innovatives Marketingkonzept". Die betreffenden Veranstalter haben erheblichen Einfluss nicht nur im Medienbereich, sondern auch in der Politik.
Eine Webseite, die unter Namensnennung über diese Geschichten informieren wollte, müsste vollanonym im Ausland betrieben werden. Schon aus Selbstschutz für den Betreiber heraus.

Ich hoffe nur, dass denjenigen Leuten, die das hier wissentlich dulden, einmal ihr kandiertes Perlhuhnbrüstchen auf pochierten Kichererbsen (dazu ein lecker Moselchen...) nebst unter dem Teller liegendem Briefumschlag im Halse stecken bleibt.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Was dort jedenfalls inzwischen offiziell Betrug genannt werden darf, ist hierzulande immer noch ein geduldetes "innovatives Marketingkonzept".
Vorsicht! Ich muß Dich bremsen! Hier wurde nur dann von Betrug gesprochen, wenn es für Anrufer nicht möglich war, bei dem Spiel zu gewinnen.
Beispiel: Es wird ein Auto verlost, man kann bis 24.00 Uhr anrufen - der Gewinner wurde aber bereits um 18.00 Uhr der TV-Firma mitgeteilt. Anrufe zwischen 18.00 Uhr und 24.00 Uhr durften zahlen, ohne eine Gewinnchance zu haben --> Betrug.

Oder: aufgrund eines "technischen Versehens" klappte die Bestimmung des Gewinners nicht und man hat dann einfach irgendwelche Leute herbeigezaubert als "Gewinner". Auch hier: Anrufer hatten keine Chance auf Gewinn, daher Betrug.

Wenn Dich das näher interessiert, musst Du ein wenig bei "The Scream" lesen (siehe hier oder die Links oben) oder nach phone-in scam googeln. Es gab mehrere unterschiedliche Fälle in UK. Bei einer Kindersendung wurde z.B. ein Mädchen, das zufällig gerade im Sendegebäude war, als Siegerin des Gewinnspiels präsentiert - man tat so, als würde sie aus London im Studio anrufen. Dieser Vorfall bei der BBC soll aber - anders als die systematische Betrügerei bei anderen - ein einmaliger Vorgang gewesen sein.

Es ging NICHT um die hierzulande so kritisierten Dinge (--> "grüne Gnome") und auch NICHT um die in UK ebenfalls auftretenden Fälle hundertfacher Anrufe bei TV-Gewinnspielen, für die es keine Erklärung gibt. Ich hatte hier mal ein Beipsiel aus UK verlinkt, da musste man eines von sechs Augenpaaren einer Person zuordnen - im Laufe der Sendung wurden alle sechs Augenpaare genannt - und dennoch gab es keine richtige Lösung. Das ist aber nicht das Thema dieser Sache hier.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

M.E. liegt aber z.B. dann ein Betrug vor, wenn der Moderator einer Quizsendung suggeriert, es habe noch niemand angerufen ("Warum ruft denn keiner an?"), wenn aber tatsächlich bereits tausende oder zehntausende von Anrufen eingegangen sind. Es gibt etliche Beispiele von Vorgehensweisen bei solchen Quizsendungen, die zumindest den Verdacht eines vorsätzlichen Betrugs entstehen lassen.
Selbst dann, wenn z.B. bereits tausende von Anrufen eingehen, wird niemand durchgestellt. Durch bewusste technische Manipulationen wird herbeigeführt, dass erst dann ein Anrufer zum Moderator durchgestellt wird, wenn eine gewisse Anzahl von Anrufen eingegangen sind.
Durch die technische Manipulation haben alle diejenigen Anrufer, "zu früh" anrufen, bevor der Anbieter nicht seinen Reibach gemacht hat, von vornherein nicht den Hauch einer Chance, durchgestellt zu werden.
Darin liegt. m.E. Betrug. Vorsätzlich.
Und zwar staatlich geduldet - von den Landesmedienanstalten.

Wann im Regieraum dann "das Zeichen" gegeben wird, dass jetzt ein Anrufer durchgestellt werden darf, das kann von den Zehntausenden Anrufern niemand wissen.
Damit haben diese Anrufe dann quasi den Charakter eines Glücksspiels. Mit dem Unterschied, dass die Bank auch noch den Zeitpunkt bestimmt, ab wann gewonnen werden darf. Alle Teilnehmer, die es vorher versuchen, haben von vornherein verloren.

Der Betrug liegt darin, zu suggerieren, dass ein Anrufer, der sich in den ersten Sekunden nach Einblenden des Rätsels meldet, eine irgendwie geartete Gewinnchance habe. Wer aber zu früh anruft, hat von vornherein verloren. Wer zum richtigen Zeitpunkt anruft (den er nicht wissen kann), hat eine statistisch geringe Chance.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Das brauchen wir aber nicht in diesem Zusammenhang diskutieren, weil es eine andere Sache ist als der nachweisbare Betrug bei den britischen Fällen.
Man muß da auch immer aufpassen, dass nicht ein paar Rechtsanwälte der Anbieter hier aufkreuzen, daher will ich mich dazu nicht so wirklich äußern.
es habe noch niemand angerufen ("Warum ruft denn keiner an?"), wenn aber tatsächlich bereits tausende oder zehntausende von Anrufen eingegangen sind.
Ich habe es nicht weiter verfolgt, aber ich glaube, in UK muß inzwischen die Zahl der Anrufenden eingeblendet werden. Kann aber auch sein, dass man diese Sendungen seitdem gar nicht mehr produziert. Ich werde mal fragen.
Da ist es
Now television quiz shows will have to reveal the chances of a caller getting on air by displaying the number of entries received in the preceding 15 minutes.
(April 2007)
Hier eine Erklärung des Kommunikationsministeriums OFCOM (ebenfalls aus dem April 2007)
http://www.guardian.co.uk/media/2007/apr/23/broadcastingethics.broadcasting2
New Ofcom guidelines will force call-TV quizzes to have "reasonable" solutions that are not "unfairly obscure", following a rash of complaints about contests with seemingly impossible answers.
...
Ofcom said that there must be an "explicit expectation" that the correct solution to any quiz should be "reasonable and certain" and not "unfairly obscure". "The answer to a quiz must be one which in Ofcom's view it would be reasonably possible for the audience to work out," Ofcom added. "The methodology must be clear, comprehensive and precise."
Hier einige beanstandete Sendungen:
An episode on Channel Five in September last year was censured after a presenter described a "difficult mathematics" game as "easy".

A game on the Quiz Call channel was also censured after viewers were asked to name a "thing in Australia" that began with "Alice" followed by seven asterisks. The answer turned out to be "Alice Springs Camel Cup", which no viewer got correct.

Ofcom ruled that the answer was "almost impossible" for callers to have considered.

The regulator also gave the example of a Quizmania phone-in on the ITV Play channel from September last year that asked for things that would be found in a women's handbag, with one of the answers set as "raw/rawl plugs".

Hier sieht man allerdings wieder einmal sehr deutlich, wie lax es im Vergleich dazu in Deutschland zugeht.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Auch hier muß man sich mal den zeitlichen Ablauf geben! Im März 2007 kündigte BBC die Sendung über den Phone-In-Schwindel an, diese wurde im April ausgestrahlt. Innerhalb weniger Wochen gab es Reaktionen und neue Regeln. Das ist etwas, was in Deutschland undenkbar wäre.

Hier ist einer der frühen Berichte, unten stehen interessante Links, um einen Überblick zu kriegen, um was es da ging.

http://www.thisismoney.co.uk/campai...icle.html?in_article_id=418426&in_page_id=509

Welche drastischen Auswirkungen das für die Sender hatte, habe ich hier thematisiert
http://forum.computerbetrug.de/plauderecke/48944-uk-the-rise-and-fall-of-call-in.html

Ich hatte noch ein paar schöne Threads hier, als das UK-Thema in Deutschland aufschlug (Süddeutsche), aber die habe ich zurück gezogen, weil es zu dieser Zeit eine Welle von Maßnahmen der deutschen Anbieter gegen unliebsame Kommentare gab. Stichwort Grüne Gnome

Vor exakt einem Jahr schrieb ich hier
Die Teilnehmerzahlen an derartigen Spielchen sind in UK dramatisch zurück gegangen. Die großen Firmen dort haben extreme Gewinneinbrüche, die meisten derartigen Programme wurden gestrichen....

Grund war, dass das Thema in UK ganz groß in allen Medien war - angefangen bei BBC. Daraufhin gab es eine Welle von Maßnahmen, die von einer Reihe von Politikern mit angetrieben wurden. In Deutschland reichen vereinzelte Vorwürfe, wie damals von plusminus, offenbar nicht aus, um die Masse der Nutzer zu erreichen bzw. zu beeinflussen. Von Politikern, die aktiv werden, wollen wir hierzulande erst gar nicht reden...

Die fehlende Reaktion der Call-In-TV-User auf die Kritik mag mit der... naja... ääähmmm... eingeschränkten Wahrnehmung ... äääh.... der deutschen Call-in-Anrufer äääh... also.... die würden vielleicht reagieren, wenn die "Grünen Gnome" als tägliche Soap im US-TV laufen würden... Du weißt, was ich meine?
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Wenn in Deutschland die Zahl der Anrufenden eingeblendet werden müsste, dann würde es sofort auffallen, wenn über fünf Minuten lang der Moderator nur rumzackert und sein Kasperletheater aufführt, aber niemand durchgestellt wird.
Das ganze Geschäftsmodell wäre praktisch tot.
Und das werden in Deutschland die einflussreichen Bedenkenträger schon zu verhindern wissen.
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Das ganze Geschäftsmodell wäre praktisch tot.
Neulich hab ich mal wieder gekuckt und mich gewundert, was die Moderatoren jetzt alles ansagen und was da alles in den Laufbändern steht. Nun ja, es ist, wie es ist: Call-in-Formate sind out
Berlin (ddp). MTV Networks nimmt ab 1. Oktober das Call-In-Format »Money Express« aus dem Programm.
Gut so.
Das Unternehmen wolle den Zuschauern damit auch zu vorgerückter Stunde einen attraktiven Sendeplatz mit hochwertigen Programmen bieten, teilte der Sender am Donnerstag mit.
Ok, wer darüber jetzt noch nicht lachen musste, der wird gebeten, spätestens vor dem Lesen des nächsten Satzes alle in der Hand befindlichen Flüssigkeitsbehälter wegzustellen:
Call-In-Formate würden nicht mehr den Ansprüchen an zeitgenössische TV-Unterhaltung genügen, sagte Management-Direktor Dan Ligtvoet.
Boaaaah, was eine Heuchelei!

PS: Im November 2007 wurde von ME eine Sendung ausgestrahlt, bei der unzulässig Zeitdruck aufgebaut wurde. Im Mai 2008 (!!!) wurden deshalb die Macher der Sendung von der Landesmedienanstalt NRW aufgefordert, "dies bitte in Zukunft zu unterlassen."
Das ist keine Realsatire
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Es spricht sich eben unter den Zuschauern herum, dass es bei diesen Sendungen nichts zu holen, aber viel zu verlieren gibt. Die Claims aus der Schnittmenge solcher Zeitgenossen, die auch nach dem zehnten Anrufversuch nicht merken, was da gespielt wird, und die monatlich hunderte von Euro dort verzocken, sind zunehmend abgegrast. Wirkliche "Bestandskunden", die das mehrere Monate lang machen, wird es da zunehmend wenige geben.

Vermutlich handelt es sich besonders häufig um Leute aus prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, die dort auch noch ihr letztes verbleibendes Geld verzocken. Um es den eh schon schwerreichen Betreibern in den Rachen zu schieben.

Man darf auf das gespannt sein, was dann als "hochwertiger Ersatz" auf den Sendeplatz kommt.
Vielleicht erinnert man sich ja mal an die beliebten Spiele im alten Rom und führt die guten alten Gladiatorspiele wieder ein. Panem et circenses. Mit Direktübertragung im TV.
Da könnte man dann Call-in-Wetten starten, wer gewinnt: der Löwe oder der Gladiator.
Das sollte man machen. Das wollen die Leute sehen.
"Dieses Blutbad wurde ihnen präsentiert von..."
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Jetzt sind wir so weit vom ursprünglichen Thema weg, dass es auch schon egal ist...
Warum wurde in UK eigentlich so massiv der Call-In-Bereich abgestraft? Etwa weil die Schwiegermutter des Oberhauptes der Regulierungsbehörde betroffen war? Nur ein Witz ;)

Aber wer weiß es schon so genau... Vielleicht waren die Jeremiaden der Call-In-Lobby immer noch besser zu ertragen als die Vorwürfe der Schwiegermutter, wenn er nichts gemacht hätte?
kidding, friends, I'm only kidding
 
AW: Down Under: Nachhilfe für Seehofer und andere

Der Brite mag es überhaupt nicht, wenn er behumst wird. Da wird er äußerst ungemütlich. Und eine britische Schwiegermutter ist sicher schlimmer als ein ganzes Panzerregiment.

Während der Deutsche den gepflegten, raffiniert verpackten Beschiss schon fast als ganz normal empfindet.
Der Ausdruck "...selbst schuld..." ist ja auch etwas typisch deutsches.

Der Kniefall deutscher Politiker vor den ach so "innovativen neuen Medien" ist ebenfalls sprichwörtlich. Der schon vielzitierte Satz des schottischen Parlamentsabgeordneten (von einer Welt, die ohne Mehrwertdienste wohl auch kaum schlechter wäre...) käme einem deutschen Parlamentarier wohl kaum über die Lippen. Denn der weiß sehr wohl, mit wem er neulich erst fein essen war.

Im Bluffen und Sprücheklopfen sind wir Deutschen tatsächlich Weltmeister.
Wenn es dann aber z.B. um die Umsetzung geltenden Rechts geht, dann heißt es immer nur: man sollte, man müsste, man könnte, aber man kann ja nicht, weil die Durchführungsbestimmung im Ausführungsparagraphen 126 c Absatz 1 in der Fassung von 1958 es nicht ausdrücklich erlaubt, dass man so kann, wie man müsste, wenn man wollte, so wie man sollte.

Der Kniefall deutscher Politiker vor "innovativen Unternehmen" geht ja auch so weit, dass sich die Internet-Beauftragte einer großen deutschen Partei einmal nicht entblödete, einem windigen Porno-Spammer aus dem Bremer Umland ihre medienträchtige Aufwartung zu machen.
Das sind wohl die Unternehmen, die es politisch nach Kräften zu fördern gilt.

Da passt es nur zu gut, wenn man auf jedes Räuspern und Hüsteln aus Wirtschaftskreisen kuscht und in die Knie geht. Allein die Nennung des Zauberspruchs "Wirtschaftsstandort Deutschland" reicht anscheinend, um am grünen Tisch ausreichend Gehör zu finden. Je obskurer dabei ein sich angeblich freiwillig selbst kontrollierender Dachverband, je lauter das Wolfsgeheule bei jeder drohenden Verschärfung von Rechtsbestimmungen, desto mehr Gehör findet man.
 
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