Dialer und Dienstzeit

Der Jurist

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http://www.welt.de/data/2005/09/12/773886.html

LKA warnt: Internetbetrüger werden immer geschickter
Kriminelle bauen seriöse Internetseiten täuschend echt nach - Selbst Polizei soll ausgetrickst werden - Verfolgung über Ländergrenzen


von André Zand-Vakili

Internetkriminelle werden nach Darstellung des Landeskriminalamts (LKA) immer geschickter. Mit täuschend echt nachgebauten Internetseiten würden sie Internetnutzer und selbst die Polizei austricksen, sagte der Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im LKA, Kriminaldirektor Thomas Janssen. Die Ermittlungen gegen die Täter seien schwierig, weil sie weltweit operierten und ihre Herkunft oft sehr gut verschleierten.

Janssen berichtete von einem typischen Beispiel, wonach das Internetangebot ein echtes Schnäppchen versprach. Für wenig Geld sei ein Auto angeboten worden. Auf das Angebot hätten sich viele Interessenten gemeldet. Sie kontaktierten den Anbieter, und der sagte das Geschäft zu. Allerdings gab er vor, noch einige Wochen im Urlaub zu sein. Als Sicherheit wollte er deshalb eine Anzahlung haben. Den Interessenten versprach er eine risikolose Abwicklung.

"Der Mann gab vor, daß eine bekannte Internetplattform für Autoverkäufe eine Versicherung für solche Anzahlungen anbietet", sagte Janssen. Die Adresse habe er gleich mitgeschickt. Der Interessent landete dann auf einer seriös gestylten Seite, die scheinbar echt war. "Der Trick ist, daß man, egal welche Funktion man drückt, auf die Folgeseiten der echten Internetseite weitergeleitet wurde. Der Nutzer hatte die Illusion, tatsächlich auf der Internetseite der Autoplattform zu sein", sagt Janssen. Tatsächlich sei die Seite jedoch eine Fälschung gewesen. Die abgeschlossene Versicherung habe es nicht gegeben. Die Anzahlung sei in so einem Fall verloren.

Selbst die Polizei wird nach Angaben des Kriminaldirektors gezielt getäuscht. "Wir haben gegen den Betreiber einer Internetseite ermittelt, von der aus heimlich und ohne Wissen der Besucher ein Dialer auf deren Computer gespielt wurde", sagt Janssen. Die erhielten überteuerte Rechnungen und monierten den Betrug. Die Polizei ermittelte und stieß auf eine Internetseite, die scheinbar korrekt lief. Tagsüber - zur Dienst- und Ermittlungszeit der Polizei - hatten die Betreiber die Seite normal laufen lassen. Lediglich in der Nacht wurde den Besuchern der Seite heimlich das Programm auf den Computer geladen, das dann automatisch und unbemerkt einen überteuerten und kostenpflichtigen Anschluß anwählte. Die Geprellten sahen zunächst aus wie Lügner.

An die Täter kommt die Polizei nur sehr schwer. "Zunächst ist die Frage, wo überhaupt der Tatort ist, der die Zuständigkeit regelt", sagt Janssen. Das könnte der Standort des Servers sein, auf dem die Internetseite hinterlegt ist, oder der Ort, von dem die Seite an den Server gesendet wurde. Oft würden die Internetseiten über verschiedene Server, die immer in anderen Ländern stehen, geleitet. "Wir können in solchen Fällen nur mit Rechtshilfeersuchen arbeiten", sagt Janssen. Es dauere oft Monate, bis die Polizei Zugriff auf den Server mit den betrügerischen Seiten habe. "Dann stellen wir oft fest, daß der tatsächliche Standort ein anderer Server in einem anderen Land ist", sagt Janssen. Ein neues Rechtshilfeersuchen muß gestellt werden. "Das kann mehrmals so gehen. Am Ende sind die Seiten dann abgemeldet und die Daten des Betreibers nicht mehr gespeichert."

Ins Netz der Kriminalisten gehen dagegen oft kleine Handlanger, die in Deutschland sitzen. Sie würden über Annoncen geködert und stellten gegen Provision ihre Konten für Geldtransaktionen zur Verfügung, sagt Janssen. Auf dieses Konto fließe das Geld des Betrogenen. Der Inhaber schicke das Geld weiter über Western-Union, einen Geldtransfer-Service, mit dem man weltweit Geld bar abheben könne. Der Empfänger sei in dem Fall nicht mehr ermittelbar. Werde der Betrug vom eigentlichen Opfer bemerkt, mache es die Überweisung rückgängig. Belastet werde in so einem Falle jedoch das Konto des Komplizen, der auf dem Schaden sitzen bleibe und sich vor Gericht wegen Geldwäsche verantworten müsse.

Artikel erschienen am Mon, 12. September 2005
 
Ich wollte das eigentlich ironisch kommentieren... Aber es gelang mir nicht. Das mag damit zu tun haben, dass das ständige den-Kopf-schütteln über diesen Artikel mein Hirn lähmt.
Hmm.

Wenn da manche Bürger zu Unrecht wie Lügner da standen, ist das eine Sache. Aber die deutsche Polizei steht hier irgendwie da wie...
...
naja, mir fällt jetzt kein Wort ein, das weniger als 5000 Euro Kosten würde.

Vielleicht höre ich ja wieder mal auf mit dem Kopf schütteln...
 
KD T. J. schrieb:
...."Wir haben gegen den Betreiber einer Internetseite ermittelt, von der aus heimlich und ohne Wissen der Besucher ein Dialer auf deren Computer gespielt wurde", sagt Janssen. Die erhielten überteuerte Rechnungen und monierten den Betrug. Die Polizei ermittelte und stieß auf eine Internetseite, die scheinbar korrekt lief. Tagsüber - zur Dienst- und Ermittlungszeit der Polizei - hatten die Betreiber die Seite normal laufen lassen. Lediglich in der Nacht wurde den Besuchern der Seite heimlich das Programm auf den Computer geladen, das dann automatisch und unbemerkt einen überteuerten und kostenpflichtigen Anschluß anwählte. Die Geprellten sahen zunächst aus wie Lügner.
DAS wurde hier im Forum im Thread HAS schon lange vorher behauptet, als noch das Hamburger LKA jegliche Zuständigkeit von sich wies (ein genervter aus HH).
"Zunächst ist die Frage, wo überhaupt der Tatort ist, der die Zuständigkeit regelt", sagt Janssen. Das könnte der Standort des Servers sein, auf dem die Internetseite hinterlegt ist, oder der Ort, von dem die Seite an den Server gesendet wurde.
Was war mit den Rechungen, die von Hamburger Firmen kamen? Klar, den Matthias hat man zwischenzeitlich verwurschtelt und der operative Teil der Firmen in HH wurde "kalt aufgelöst" aber das Hamburger Phänomen geht weiter und weiter und weiter...
 
http://forum.computerbetrug.de/viewtopic.php?p=37640#37640
Es kann doch nicht Aufgabe der strafverfolgenden Behörden sein, wegen jedem Dialer und den daraus folgenden Zivilverfahren die Computer zu begutachten. Ich glaube hier hat sie keine Ahnung, wieviel Aufwand dahinter steckt einen Dialer beweiskräftig darzustellen. Wenn strafrechtlich etwas vorliegt, ok sonst nein. Und in diesem Fall neige ich derzeit dazu zu sagen, wenn geklickt wurde, dann ist das eine zivilrechtliche Sache, was natürlich nicht heißt, dass man je nach Vorgeschichte dem Ganzen nicht nachgeht.
Was rot hervorgehoben ist, ist etwas... wie nennt man das? "tautologisch"?

Wenn die Bedingung für eine Untersuchung, die strafrechtliche Relevanz ans Tageslicht bringen kann, ist, dass strafrechtliche Relevanz (mit Sicherheit) schon gegeben ist, dann beisst sich die Katze in den Schwanz. Das regt mich an dem Thema ja schon so lange auf...

Wenn bestimmte Firmen eben häufig durch illegale Dialer auffallen, warum tut man dann trotzdem bei jedem Fall wieder so, als ob man bei Null anfangen würde? Mit allen Konsequenzen... Man muss ja erst einmal abwarten, blablabla... und dann werden ein paar Lastwagenladungen aus der Spaldingstrasse gekarrt, Monate nach den ersten postings...

Keine Ahnung, wem der Gast das damals erzählt hat mit Crosskirk und so - aber bestimmt nicht der Polizei, sonst müsste man ja an der deutschen Polizei zweifeln... Nuicht wegen dieses gastpostings, sondern z.B. wegen so was:

http://www3.mdr.de/plusminus/240204/dialer.html

Wann hat der Herr P* das veröffentlicht? Februar 2004???

Erst wenn man diesen zugestimmt habe, könne eine Einwahl auf die Frankfurter Nummer erfolgen. Und in der Tat: Wer das Dialerprogramm st-olb000XX.exe isoliert ausführt, dem werden die AGB´s und der Preis angezeigt. Wir wollten aber auch wissen: Wie verhält sich der Dialer im Internet? Also eingebunden in irgendeine Webseite. Und siehe da: Der Dialer versteckt sich hinter Werbebannern, wird komplett im Hintergrund ausgeführt. An keiner Stelle tauchen Geschäftsbedingungen und Preise oder gar die Frankfurter Festnetznummer auf. So wird auch verständlich, warum so viele Dialeropfer nicht wissen, wann und wo sie sich den Dialer eingefangen haben.

Ach so, natürlich! Plusminus läuft ja ausserhalb der Dienstzeit!!!

Staatsanwälte ermitteln
Bei den Polizeidienststellen und Staatsanwaltschaften im ganzen Bundesgebiet sind inzwischen Hunderte von Strafanzeigen eingegangen. Bei der Staatsanwaltschaft in Hamburg liegen inzwischen 22 Strafanzeigen vor. Dort wird jetzt wegen des Verdachts des Betruges gegen die Verantwortlichen dieses neuen Tricks ermittelt.

Nein, ich sag nichts.
 
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