Insider
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Seit etwa 2018 macht sich ein Massenphänomen in Sachen Amazon bemerkbar: Brushing
Leute bekommen unerwünscht Pakete zugesandt und/oder einfach nur Zahlungsaufforderungen von der Arvato Payment Solutions GmbH und schließlich der infoscore Forderungsmanagement GmbH. Zahlt ein vermeintlicher Schuldner nicht, wird die Forderung zuerst über einen Mahnbescheid und dann vermutlich bis hin zum Vollstreckungsbescheid beigetrieben.
Aber was ist passiert hier? Die allermeisten „Schuldner“ sehen die Bestellungen gar nicht in ihrem Amazon-Account.
Kurzum, die Rede ist hier von s. g. Schattenaccounts, also solchen, die mit den Daten der Amazon-Kunden kreiert worden sind, aber mit einer abweichenden eMailadresse.
Während es freilich immer wieder Betrüger gibt, die mit den Daten anderer einkaufen und die Sendungen mit dem falschen Datensatz dann abphishen, möchte ich hier kurz das zuvor aufgerufene Massenphänomen erklären:
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…gewerbsmäßige Marketplace-Händler bieten ihre Waren palettenweise oder vom Kollie über den Onlineshop amazon.de an. Die Waren werden dann in Kommission von Amazon vertickt. Aber was passiert mit den Ladenhütern, mit der Ware, die niemand kauft? Die muss anscheinend nach einer gewissen Lagerfrist zurück zum Händler. Nur, der Händler ist irgendwo auf der Welt, zumeist in China, Litauen oder sonst wo. Eine Rücknahme der Artikel ist nicht wirtschaftlich und vermutlich gar nicht beabsichtigt. Wir reden hier von Klamotten, Schuhen, Plüsch-Einhörnern, E-Zigaretten, Billighandys, neonfarbenen Hoodys usw., die kein Mensch braucht und die erst recht nicht über Amazon reißenden Absatz finden.
Damit die Händler nicht vom Amazon-Marketplace ausgeschlossen werden, kommt nun ein Trick ins Geschäft. Die Händler machen Accounts mit fremden Daten auf – Schattenaccounts – und kaufen die liegengebliebene Ware einfach bei sich selbst ein. Als Zahlungsmittel wird z. B. entweder Amazon APE oder die neumodische Monatsrechnung gewählt. In Einzelfällen wurden angeblich aber auch schon bestehende Amazon-Accounts gekapert und die Buchung darüber durchgeführt.
Wo ist das Problem?
Amazon fordert die Zahlung von dem vermeintlichen Kunden. Da der aber davon wegen der abweichenden eMailadresse nichts erfährt, wird irgendwann die Arvato Payment Solutions GmbH ungeduldig und schreibt einen Brief. Reagiert der Kunde hier ebenso nicht oder unzureichend, geht die Forderung auf dieinfoscore Forderungsmanagement GmbH paigo GmbH über und die zieht dann so richtig vom Leder!
Arvato und infoscore sind Schwesterunternehmen im selben Haus, in Verl und Unternehmen des Bertelsmann-Konzerns. Die mahnen auch ungeniert für PayPal.
Mein Tipp: … sowohl der Arvato Payment Solutions GmbH, als auch der infoscore Forderungsmanagement GmbH, immer aber nur einmalig widersprechen – schriftlich, nicht telefonisch – per eMail ist ausreichend. Die eMailadresse steht jeweils auf dem Forderungsschreiben. (Das ist keine beabsichtigte Rechtberatung, nur eine unverbindliche Empfehlung!)
Die beteiligten Unternehmen fordern Beschwerdeführer zur Anzeigenerstattung bei Polizei/StA auf. Aber ist das nötig? Eigentlich - nein - aber die bestehen darauf, ohne Rechtsanspruch!
Weil: ...es ist sehr wahrscheinlich nicht möglich, den Sachverhalt gerichtsfest zu klären, insbesondere weil es unbekannt ist, was hier gespielt wird, Amazon das Problem anscheinend egal ist und die Marketplace-Händler eigentlich immer im Ausland sind und deshalb für dieses Bagatelldelikt nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Liegt denn überhaupt ein Betrug vor? Jein! Hintergrund des Szenarios ist nicht die Bereicherungsabsicht des Händlers, denn der wird der ja von der Amazon Payment EU S.C.A. bezahlt, sondern das effiziente Ausdünnen der Lagerbestände bei Amazon. Nur, Amazon zahlt und fordert dann freilich bei den echten Dateninhabern. Beim Zahlungsausfall ist die Amazon Payments EU S.C.A. die Geschädigte. Also doch Betrug? Niemand interessierts anscheinend, vor allem weil Amazon etwas behäbig ist und es nur um geringfügige Hauptforderungen geht. In diesen Supf einzusteigen würde bedeuten, Amazons Geschäftsmodell mit den Marketplace-Händlern zu hinterfragen. Die Amazon LLC hat aber ihren Sitz in Seattle und Dienstreisen über den Teich, von Strafverfolgungsbeamten wegen Peanuts im Einzelfall, wird es wohl kaum geben.
Wer nun meinen mag, dass das Problem nur von ein paar schwarzen Schafen ausgelöst werden würde, irrt vermutlich. Das ist ein Geschäftsmodell, das womöglich von sehr vielen Marktplace-Händlern praktiziert wird.
Es gibt dazu gut zu lesenden Artikel in der WiWo: https://www.wiwo.de/unternehmen/han...n-pakete-sorgen-fuer-verwirrung/23978624.html
https://www.wiwo.de/unternehmen/han...cht-bestellt-und-doch-geliefert/23773462.html
Noch Fragen? Bitte gerne hier!
Leute bekommen unerwünscht Pakete zugesandt und/oder einfach nur Zahlungsaufforderungen von der Arvato Payment Solutions GmbH und schließlich der infoscore Forderungsmanagement GmbH. Zahlt ein vermeintlicher Schuldner nicht, wird die Forderung zuerst über einen Mahnbescheid und dann vermutlich bis hin zum Vollstreckungsbescheid beigetrieben.
Aber was ist passiert hier? Die allermeisten „Schuldner“ sehen die Bestellungen gar nicht in ihrem Amazon-Account.
Kurzum, die Rede ist hier von s. g. Schattenaccounts, also solchen, die mit den Daten der Amazon-Kunden kreiert worden sind, aber mit einer abweichenden eMailadresse.
Während es freilich immer wieder Betrüger gibt, die mit den Daten anderer einkaufen und die Sendungen mit dem falschen Datensatz dann abphishen, möchte ich hier kurz das zuvor aufgerufene Massenphänomen erklären:
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…gewerbsmäßige Marketplace-Händler bieten ihre Waren palettenweise oder vom Kollie über den Onlineshop amazon.de an. Die Waren werden dann in Kommission von Amazon vertickt. Aber was passiert mit den Ladenhütern, mit der Ware, die niemand kauft? Die muss anscheinend nach einer gewissen Lagerfrist zurück zum Händler. Nur, der Händler ist irgendwo auf der Welt, zumeist in China, Litauen oder sonst wo. Eine Rücknahme der Artikel ist nicht wirtschaftlich und vermutlich gar nicht beabsichtigt. Wir reden hier von Klamotten, Schuhen, Plüsch-Einhörnern, E-Zigaretten, Billighandys, neonfarbenen Hoodys usw., die kein Mensch braucht und die erst recht nicht über Amazon reißenden Absatz finden.
Damit die Händler nicht vom Amazon-Marketplace ausgeschlossen werden, kommt nun ein Trick ins Geschäft. Die Händler machen Accounts mit fremden Daten auf – Schattenaccounts – und kaufen die liegengebliebene Ware einfach bei sich selbst ein. Als Zahlungsmittel wird z. B. entweder Amazon APE oder die neumodische Monatsrechnung gewählt. In Einzelfällen wurden angeblich aber auch schon bestehende Amazon-Accounts gekapert und die Buchung darüber durchgeführt.
Wo ist das Problem?
Amazon fordert die Zahlung von dem vermeintlichen Kunden. Da der aber davon wegen der abweichenden eMailadresse nichts erfährt, wird irgendwann die Arvato Payment Solutions GmbH ungeduldig und schreibt einen Brief. Reagiert der Kunde hier ebenso nicht oder unzureichend, geht die Forderung auf die
Arvato und infoscore sind Schwesterunternehmen im selben Haus, in Verl und Unternehmen des Bertelsmann-Konzerns. Die mahnen auch ungeniert für PayPal.
Mein Tipp: … sowohl der Arvato Payment Solutions GmbH, als auch der infoscore Forderungsmanagement GmbH, immer aber nur einmalig widersprechen – schriftlich, nicht telefonisch – per eMail ist ausreichend. Die eMailadresse steht jeweils auf dem Forderungsschreiben. (Das ist keine beabsichtigte Rechtberatung, nur eine unverbindliche Empfehlung!)
Die beteiligten Unternehmen fordern Beschwerdeführer zur Anzeigenerstattung bei Polizei/StA auf. Aber ist das nötig? Eigentlich - nein - aber die bestehen darauf, ohne Rechtsanspruch!
Weil: ...es ist sehr wahrscheinlich nicht möglich, den Sachverhalt gerichtsfest zu klären, insbesondere weil es unbekannt ist, was hier gespielt wird, Amazon das Problem anscheinend egal ist und die Marketplace-Händler eigentlich immer im Ausland sind und deshalb für dieses Bagatelldelikt nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Liegt denn überhaupt ein Betrug vor? Jein! Hintergrund des Szenarios ist nicht die Bereicherungsabsicht des Händlers, denn der wird der ja von der Amazon Payment EU S.C.A. bezahlt, sondern das effiziente Ausdünnen der Lagerbestände bei Amazon. Nur, Amazon zahlt und fordert dann freilich bei den echten Dateninhabern. Beim Zahlungsausfall ist die Amazon Payments EU S.C.A. die Geschädigte. Also doch Betrug? Niemand interessierts anscheinend, vor allem weil Amazon etwas behäbig ist und es nur um geringfügige Hauptforderungen geht. In diesen Supf einzusteigen würde bedeuten, Amazons Geschäftsmodell mit den Marketplace-Händlern zu hinterfragen. Die Amazon LLC hat aber ihren Sitz in Seattle und Dienstreisen über den Teich, von Strafverfolgungsbeamten wegen Peanuts im Einzelfall, wird es wohl kaum geben.
Wer nun meinen mag, dass das Problem nur von ein paar schwarzen Schafen ausgelöst werden würde, irrt vermutlich. Das ist ein Geschäftsmodell, das womöglich von sehr vielen Marktplace-Händlern praktiziert wird.
Es gibt dazu gut zu lesenden Artikel in der WiWo: https://www.wiwo.de/unternehmen/han...n-pakete-sorgen-fuer-verwirrung/23978624.html
https://www.wiwo.de/unternehmen/han...cht-bestellt-und-doch-geliefert/23773462.html
Noch Fragen? Bitte gerne hier!
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