AW: Allgemeine Hinweise zur Vorbeugung gegen Betrug durch Internetshops
Recherche für Otto Normalverbraucher
Hier ein paar einfache Recherchetipps, die auch ein nicht so erfahrener Internetbenutzer leicht befolgen kann.
Suchmaschinen-Recherche
Geben Sie abwechselnd aus dem Impressum der Webseite den Firmennamen und den Namen des Geschäftsführers bei Google, Bing, Yahoo oder sonstwo ein.
Falls mehrere Namen von Geschäftsführern auftauchen, probieren Sie alle durch.
Sollten Sie dann schon Einträge bezüglich "Abzocke", "Betrug", "Insolvenz", Lieferverzögerung oder anderes finden, wissen Sie gleich,
woran Sie sind, und sollten dann besser die Finger von dem Angebot lassen.
Probieren Sie die Google-Recherche dann auch noch einmal mit der Adresse und mit der angegebenen Support-Telefonnummer, auch mit der Kontonummer des Unternehmens, und schauen Sie, ob Sie dort Auffälligkeiten finden.
Adressrecherche bei Google-Maps
Geben Sie aus dem Impressum die Adresse bei
Google-Maps ein. Schauen Sie sich das zugehörige Satellitenbild an (auf "Satellit" klicken)..
Sie erkennen dort bei Google-Maps z.B. sofort, ob es die Straße in der angegebenen Stadt überhaupt gibt. Betrügerische Fake-Shops verwenden oft ganz falsche Angaben mit nicht existierenden Straßennamen. Manchmal stimmt auch die Postleitzahl zum angegebenen Ort nicht. Allerdings werden von den Betrügern auch oft tatsächlich existierende Straßen hergenommen. Dann können Sie bei Betrachtung des Satellitenbildes trotzdem oft schon erkennen, ob möglicherweise irgend etwas faul ist. Handelt es sich um eine Einfamilienhausgegend, wo es eher unwahrscheinlich wäre, dass ausgerechnet dort der Geschäftssitz eines Shop-Betreibers ist? Denken Sie logisch, wenden Sie bei der Recherche immer wieder Plausibilitätsüberlegungen an. Wenn sich z.B. der Geschäftssitz in der Fischbude am Hafenanleger der abgelegenen Insel Hiddensee (bei Rügen) befinden soll, dann sollte Ihnen bereits Ihr Bauchgefühl sagen, dass diese Angabe eher nicht stimmen kann. Sicherlich weiß der Fischbudenbesitzer dort überhaupt nichts von seinem "Glück", dass er angeblich Betreiber eines Internetshops sein soll. Ebenfalls kann etwas nicht stimmen, wenn sich an der angegebenen Adresse ganz offensichtlich nur der Geschäftssitz eines Großunternehmens befindet, das sicherlich keinen kleinen Webshop als Untermieter aufnehmen wird. Oder wenn es sich um eine ganz kurze Straße mit offensichtlich nur zehn Grundstücken handelt, obwohl aber im Impressum eine Hausnummer "127" angegeben wird. Schon das sollte Sie stutzig machen. Sie sollten allerdings auch beachten, dass bei Google-Maps die Angabe der Hausnummer nicht immer exakt arbeitet. Aber Sie sehen: mit logischer Überlegung und konsequentem "Nachbohren" findet man bei betrügerischen Shops oft gleich mehrere Anhaltspunkte, viele kleine Details.
Recherche in Verbraucher-Test-Portalen
Es gibt Testportale wie "ciao.de" oder "doyoo.de" und andere, wo über Internetshops Erfahrungsberichte von Kunden veröffentlicht werden. Wenn es einen Internetshop bereits lange gibt (das ist am Datum des ersten Eintrags erkennbar), und wenn überwiegend positive Erfahrungen veröffentlicht sind (einige wenige negative gibt es immer mal...), dann spricht grundsätzlich schon einmal aus dieser Ecke nichts gegen den Shop. Wenn Sie dort dagegen viele Einträge zu Lieferverzögerungen u.a. finden, dann kann es z.B. sein, dass der Anbieter Zahlungsschwierigkeiten hat und nicht liefern kann bzw. bald in Insolvenz geht. Wenn Sie als Kunde da Vorkasse geleistet haben, dann werden Sie immer ein großes Problem haben, aus der Insolvenzmasse noch das Geld zurück zu bekommen, wenn der Anbieter nicht liefert.
Bedenken Sie, dass solche Einträge bei Testportalen prinzipiell auch vom Anbieter selbst getürkt worden sein können. Wenn der Shop offensichtlich noch ganz neu ist, und wenn dort trotzdem in kurzer Zeit gleich mehrere überschwänglich gute Kommentare zu finden sind, dann sollten Sie mißtrauisch werden.
Recherche in Handelsregistern
Hier ein Link zur Recherche in Handelsregistern in Deutschland bzw. weltweit:
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http://www.antispam-ev.de/wiki/Handelsregister
Wichtig ist besonders der Link zum HR des Bundesministeriums der Justiz:
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http://www.unternehmensregister.de/
Dort können Sie bei einer deutschen Firma schnell einmal prüfen, ob eine GmbH tatsächlich im Handelsregister eingetragen ist.
Manchmal lohnt auch ein Blick in die Insolvenzbekanntmachungen:
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https://www.insolvenzbekanntmachungen.de/cgi-bin/bl_suche.pl
Sie sehen also, dass Sie auch als Laie eine ganze Menge an Möglichkeiten haben, um einen Betreiber von Ihrem PC aus, ohne dass Sie das Haus verlassen müssen, über das Internet "auf Herz und Nieren" zu checken. Es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn Sie nicht bereits mit diesen Mitteln schon einen Betrüger entdeckt hätten. Die Betrüger können ihre Spuren verwischen, dies gelingt aber nie vollständig, und wenn man nur weiß, worauf man achten muss, dann verraten sich die Betrüger immer wieder meistens gleich anhand mehrerer Anzeichen. Aber schon dann, wenn nur ein einziges der hier aufgeführten Merkmale ein Fragezeichen aufwirft, sollten Sie im Zweifel lieber die Finger von dem Angebot lassen.
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Recherche für erfahrene Nutzer
Hier ein paar Recherchetipps, zu denen man etwas Übung bzw. Erfahrung braucht. Es lohnt sich aber auch für den Laien, sich hiermit einmal auseinanderzusetzen.
Whois-Abfrage der Domain
Jede Internetseite braucht eine sogenannte "Domain", das ist vereinfacht gesagt der Name der Webseite (z.B. "Computerbetrug.de"). Diese Domain muss angemeldet werden, und zwar eigentlich mit gültigen persönlichen Daten des Webseitenbetreibers. Diese Daten können Sie online abfragen, z.B. auf der Seite:
Deutsche Domains (mit deutscher Endung auf ".de"):
=>
Whois DE, whois.de, Whois Suche, Whois Search, Domain Suche, Domain Search - European and Generic Domain Names - Whois.de
Rechts oben ins Eingabefenster bei "Search" den Domainnamen eingeben. Dann "Search" klicken. Dann erhalten Sie die Angaben. Prüfen Sie die Angaben auf Schlüssigkeit, ob sie z.B. mit den Angaben im Impressum übereinstimmen. Wichtig sind besonders die Angaben zum Domainbesitzer.
Internationale Domains (nicht mit deutscher ".de"-Endung, sondern ".com" oder andere):
=>
Domain Dossier - Investigate domains and IP addresses, get owner and registrar information, see whois and DNS records
Geben Sie ins Suchfenster den Domainnamen ein, aktivieren Sie den Haken bei "domain whois record", dann erhalten Sie die gwünschten Angaben.
Sie werden am Anfang etwas Übung brauchen, um die Whois-Angaben zu durchschauen. Hellhörig sollten Sie immer dann werden, wenn Sie hier irgendwelche "Mickey-Maus"-Namen finden, die ganz offensichtlich frei erfunden wurden, oder Telefonnummern wie "+122233334444", oder nicht existierende Straßennamen (schauen Sie bei
Google-Maps nach!). Ganz besonders verdächtig ist es, wenn die Namensangaben zum "Domain-Owner" mit einem "Whois-Protected"-Vermerk versehen sind. Dann will der Domainbesitzer seinen Namen nicht nennen, er will lieber nicht gefunden werden.
Aber auch, wenn die Angaben hier nicht mit denen im Impressum übereinstimmen, ist das eigentlich immer ein Alarmzeichen.
Interessant ist auch die Angabe des Datums, an welchem die Domain registriert wurde. Dies wird als "Registration Date" bezeichnet.
(Bei denic.de und whois.de erfährt man das Datum für die .de-Domains leider nicht, aber bei der centralops.net-Abfrage erlauben die "changed"-Angaben beim Admin-C/Tech-C trotzdem manchmal Aufschlüsse. Centralops.net wirft aber wiederum leider bei .de-Domains nicht den Domainbesitzer aus, weil die DENIC das blockiert. Weshalb bei .de-Domains oft eine Prüfung mit beiden Tools sinnvoll ist.)
Wenn die Domain erst vor kurzem registriert wurde, kann das ein Zeichen dafür sein, dass man es mit einer betrügerischen Eintagsfliege zu tun hat, wo nach dem "hit-and-run"-Schema kurze Zeit abkassiert und dann abgetaucht wird.
Wer ist der Netzwerkbetreiber?
Mit dem o.g. Tool bei centralops.net können Sie zusätzlich noch durch "Häkchensetzen" andere Parameter abfragen, etwa den "network whois record", der Ihnen den Betreiber des Netzwerks angibt, auf welchem die Internetseite des Shops "gehostet" (betrieben) wird.
Ist der Netzwerkbetreiber in einem der folgenden Länder ansässig: Russland, Lettland, Estland, Ukraine, Kasachstan, China, Korea, Panama, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Brasilien, Nigeria und andere westafrikanische Länder, dann ist das zwar kein sicheres Indiz für Unseriösität, jedoch ein weiteres "Fragezeichen". Denn in diesen Ländern gibt es leider besonders oft unseriöse Netzwerkbetreiber, die entweder mit den Betrügern paktieren und sogenanntes "bulletproof hosting" (kugelsicheres Hosting) anbieten, wo man sich auf Beschwerden taub stellt.
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Was macht man, wenn man auf einen betrügerischen Webshop hereingefallen ist?
Wenn der geringste Verdacht entsteht: halten Sie verbleibende Zahlungen zurück.
Sichern Sie alle Beweise. Löschen Sie auf keinen Fall e-Mails oder sonstige Dokumente.
Fertigen Sie Screenshots der Webseite an (besonders: Impressum, Seite des Artikelangebots).
Holen Sie sofort Rechtsberatung bei einem Anwalt ein.
Erstatten Sie Strafanzeige wegen Betrugs.
Empfehlenswert ist auch eine Internetrecherche, z.B. hier im Forum bei Computerbetrug.de.
Sollte es sich herausstellen, dass der Verursacher im Ausland sitzt, so ist dieser meist nicht identifizierbar bzw. in einem Staat mit korruptem Rechtswesen sicher vor jeder Rechtsverfolgung. Sie sollten sich in so einem Fall keinen allzu großen Illusionen hingeben, dass Sie dann Ihr Geld wiederbekommen.
Leider gibt es aber auch zunehmend deutsche Internetbetrüger, die deutsche Geschäftskonten mit gefälschten Ausweisen eröffnen, und die deutsche Domains mit .de-Endung unter falschen Namen registrieren. Osteuropäische Banden agieren oft mit Hilfe sogenannter "
Mulis", das sind nichtsahnende Helfershelfer, die mit betrügerischen Jobangeboten für die Geldwäsche geködert wurden und ihre Konten zur Verfügung stellen.
Betrügerische Shops fliegen oft schnell auf und leben allenfalls wenige Wochen. Das reicht den Betrügern, um die Gelder ins Ausland zu transferieren. Die Ermittlungsarbeit ist auch bei deutschen Verursachern z.T. schwierig, bei ausländischen Verursachern, speziell aus Osteuropa, hat die deutsche Polizei ohnehin kaum Möglichkeiten.