Die Dialer sind zurück - als 0900- oder WAP-Billing-Mehrbetrug-Apps

Nachdem man jetzt ziemlich der Letzte war, der das noch nicht hatte, will man das wohl als große kundenfreundliche Innovation verkaufen, oder?
 
Betrug mit modernen Kommunikationsmitteln zählt irgendwie nicht als solcher: http://www.heise.de/ct/artikel/WAPzocke-1370330.html
Weil all dies so perfide ineinandergreift und die Kunden oft erst beim Lesen der Mobilfunkrechnung merken, dass sie in eine Falle getappt sind, funktioniert die WAP-Abzocke nach wie vor. Für den einzelnen Nutzer handelt es sich um Kleinbeträge, für die Anbieter läppert sich aber einiges zusammen. Auf unsere Nachfrage vor einem Jahr hin hatten die Mobilfunkanbieter versichert, schwarze Schafe unter den Billing-Partnern notfalls vom Factoring auszuschließen – MyDoo und Jamba waren bereits damals sehr umtriebig. Aktiver Kundenschutz der Netzbetreiber sieht anders aus. Berater aus Verbraucherzentralen bestätigten uns im Gegenteil, dass die Fälle von WAP-Abzocke eher zunehmen – bedingt auch durch die immer höhere Verbreitung von Android-Handys und iPhones.
 
Heise schrieb:
Wenn der Gesetzgeber durch negative mediale Berichterstattung aufgeschreckt wird, reagieren Konzerne der IT-Branche gerne mit hehren Versprechen der Selbstregulierung. Im Januar 2011 war dieser Reflex bezüglich der WAP-Billing-Kritik zu beobachten: „Vodafone Deutschland hat eine Qualitätsoffensive bei mobilen digitalen Services gestartet“, tönte der Mobilfunkriese. Die Telekom sekundierte: „Das ist die Branchenlösung, an der wir gemeinsam arbeiten.“ Ein Kontrollsystem gegen den Missbrauch werde schon in den kommenden Wochen eingeführt.
Passiert ist in den folgenden zehn Monaten allerdings nicht viel. Darauf angesprochen versicherte uns ein Vodafone-Sprecher Ende Oktober 2011, dass „die betroffenen Unternehmen bereits darüber informiert und aufgefordert sind, die Vorgaben in den kommenden drei Monaten umzusetzen“, also bis Ende Januar 2012.
Das spricht eigentlich eine klare Sprache: "Betroffene Unternehmen" sind für mich die Mobilfunkanbieter selbst. Es ist schlicht eine Frechheit auf der einen Seite den Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen und auf der anderen Seite zu behaupten, es gar nicht gewesen zu sein. Und natürlich will man noch das Weihnachtsgeschäft mitnehmen. Ich bin mir sicher, dass der ergaunerte Anteil des Umsatzes sich noch im Wachstum befindet. Und wer will da jetzt schon einen Riegel vorschieben? Bei der Suche nach dem passenden Mobilfunkanbieter stehen dem Verbraucher da nur Pest oder Cholera zur Auswahl.
 
Als Vorbeugung und Schutz gegen diese Form der Abzocke ist Smartphonebesitzern
insbesondere auch und gerade Jugendlichen dringend die Einrichtung einer
Drittanbieter- und Premiumsperre anzuraten.
Provider, die diese Möglichkeit angeblich nicht anbieten können, ( oder eher nicht wollen )
sollten gemieden werden.
 
Da sind wir aber wieder beim alten Problem - die juckts alle nicht bevor es nicht am Konto/Guthaben gerappelt hat.
Und dann ist das Geschrei groß und sie fangen an im Netz zu suchen was sie sich da eingefangen haben.
 
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadg...hone-eltern-in-der-knuddelfalle-a-724345.html
WAP macht es möglich: Die Trickser setzen bewusst den veralteten Mobilnetz-Standard ein, weil hier beim Aufruf der Seite die MSISDN (Mobile Subscriber Integrated Services Digital Network Number) des aufrufenden Mobiltelefons übermittelt wird - und damit auch alle notwendigen Daten für die Abrechnung des vermeintlichen Vertrags. Der Netzbetreiber, der an dem Vorgang mitverdient, zieht dann das Geld über die Telefonrechnung ein. Man kann seinen Moblifunkanbieter jedoch anweisen, keine solchen Verbindungen zu Drittanbietern zuzulassen, in der Regel genügt ein Anruf bei der Hotline des jeweiligen Mobilfunkers.

Nach dem Gesetz sind die Anbieter verpflichtet, dem Kunden mitzuteilen, dass er gerade ein Abo abgeschlossen hat. Tatsächlich schicken Anbieter wie die Kölner Firma W2Mobile eine SMS. Die lautet dann aber zum Beispiel: "Die suessesten Videos fuer dein Handy bei Knuddel TV!" - kein Mensch hält das für eine Kaufbestätigung.
 
Das ist insofern veraltet, als es meines Wissens eine Firma W2Mobile in Köln nicht (mehr) gibt. Aber auch dieses Kasperltheater mit Sockenpuppen- und Briefkastenfirmen kennt man aus Dialerzeiten.


Mal etwas Background:

Mit Gesellschaftsvertrag vom 31.03.2005 wurde eine "HOHENSTAUFEN ZWEIHUNDERTACHTUNDSECHZIGSTE (268.) Vermögensverwaltungs GmbH, Köln" gegründet (Börsenplatz 1, 50667 Köln).

Diese Vorratsgesellschaft wurde einige Tage später an Herrn Hj. F. übergeben.

"Wo der Herr F. ist, sind doch auch die Herren T. und W, nicht weit, oder?" fragt der Mehrwertszenenkenner.

Und schwupps, wurde die Firma umbenannt in W2Mobile GmbH. Bestellt als Geschäftsführer wurden: T*, Ch*, und W*, O* M*

Etwas klarer wird alles durch einen Beschluss vom Oktober 2006, der einen Gewinnabführungsvertrag verkündet zwischen der W2Mobile als beherrschter Gesellschaft und der Venista Holding GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln (Amtsgericht Köln, HRA 22732).

Da googlet es sich dann schon etwas zielgerichteter... und da wir hier ein einschlägiges Forum haben, reicht die Forensuche aus:
http://forum.computerbetrug.de/threads/betrug-mit-apps.38044/

2009 schon ist dann der Herr Hj. F. als GF ausgeschieden, Ende 2010 ist die Firma umgezogen in die Kaiser-Wilhelm-Straße 27 in Köln und man nannte sich nun "W2M GmbH"

zur selben Zeit gab es jede Menge Beschwerden in UK
http://whocallsme.com/Phone-Number.aspx/700034851
http://whocallsme.com/Phone-Number.aspx/08706091795/5

Vor einigen Tagen passierte dann dieses hier:


Veränderungen
08.11.2012
Der mit der Venista Ventures GmbH & Co KG mit Sitz in Köln (Amtsgericht Köln, HRA 22732, früher: Venista Holding GmbH & Co. KG) am 24.10.2006 abgeschlossene Gewinnabführungsvertrag ist durch Kündigung vom 03.09.2012 beendet. Als nicht eingetragen wird bekannt gemacht: Den Gläubigern der Gesellschaft, deren Forderungen begründet worden sind, bevor die Eintragung der Beendigung des Vertrages in das Handelsregister nach § 10 HGB als bekanntgemacht gilt, ist vom anderen Vertragsteil Sicherheit zu leisten, wenn sie sich binnen sechs Monaten nach der Bekanntmachung zu diesem Zweck bei ihm melden.



Was das bedeutet, weiß ich nicht. Aber das muß ich auch nicht wissen, um die Firma einschätzen zu können.

Im Februar schrieb ich bereits:
Vor 6 Jahren fiel die Firma Venista in Australien unangenehm auf, daher kam mir der Name der GF so bekannt vor.
http://forums.whirlpool.net.au/archive/510022

In UK werden die Venistas auch negativ erwähnt.

Nur in Deutschland nicht. Da darf man ja alles...
Die Firma führt u.a. zur Wapme. Bester deutscher Mehrwertsumpf. Toleriert und protegiert, weil die Frau Aigner nix kapiert. Oder so ähnlich.
Ist dem etwas hinzuzufügen?
http://venista-ventures.com/?page_id=47
8 November 2012
The new app economy
"app economy" ist ein netter Euphemismus für staatlich geförderte Abzocke, wenn sie so aussieht, wie es der Spiegel zeigt. Dort wird der Euphemismus auch deutlich demaskiert:
Spiegel schrieb:

Venista kriegt sicher bald auch einen Ehrenpreis als besonders innovatives Unternehmen. Oder die netten Herren verkaufen sich mal wieder an irgendeine klicki-bunti-Firma, wie damals bei Centrium/Wapme

So, if you are thinking outside of the box and have a clear, innovative idea, simply send us an email at incubator(at)venista.com to get the ball rolling.
wer also eine innovative Idee hat, wie man sich vor solchem Geschäftsgebahren schützen kann, darf seine innovativen Ideen gerne dorthin schicken. Mit liebem Gruß von mir.

Wie bei den Dialern wird auch seitens der Kölner das alte Blabla ggü. den Regulierern losgelassen, wie hier in einer Stellungnahme von Venista an die britische Regulierungsbehörde:
We would strongly appreciate it if the voice of the industry were to be heard in the consideration. It is our belief that regulators and (...) market players (...) share a common interest: a growing, transparent, fair and competitive market. And we’re happy to cooperate with you in shaping this market.
übersetzt: bloß nicht regulieren, alles laufen lassen, zum Wohle der Industrie. Während sich seit Jahren die paar Verbraucher beschweren, die sich auch von modernen Wegelagerern nicht alles bieten lassen...

Die Technik ändert sich. Aber die kriminelle Energie bleibt. Und die Blindheit der Politik auch. Und das Salz, das ihnen diese feinen Herren in die Augen streuen, das liest sich so:
Venista Ventures mit Sitz in Köln ist ein Inkubator und Early-Stage-Investor, der sich vor allem auf mobile Geschäftsmodelle spezialisiert. Venista Ventures bietet seinen Partnern Anschub-Finanzierung, technische Expertise, Marketingwissen sowie ein internationales Netzwerk, um mobile Geschäftsideen zur Marktreife zu entwickeln.
Klingt halt nicht nach "Geld her, Kunde!".
Schade, dass der Spiegel hier etwas früh zu recherchieren aufhört.
Anbieter wie die Kölner Firma W2Mobile
 
http://blog.eset.com/2012/11/29/and...rate-calls?goback=.gde_86774_member_191117953



Don’t pay high phone bills: SMS Trojans can trick you via premium-rate numbers

Once the users are tricked into downloading and installing the infected app, their mobile phones are infected. When the user executes the infected app, an SMS is sent to a premium-rate number, activating a subscription for which the user will be charged.

http://blog.eset.com/2012/11/29/android-boxer-a-worldwide-sms-trojan
Boxer is able to transcend regional barriers by including within its malicious routine 63 countries across America, Asia, Africa, Europe and Oceania. Out of these 63 countries, nine are Latin American. Consequently – and taking into account the fact that this threat was found in several malicious applications through Google Play – Boxer is considered to be among the most important SMS Trojans of the last year, and is the first one that has tried to target so many countries at the same time.

Ähnliche Malware gibt es dort (depositmobi.com) bereits seit mindestens Juli.
Auch Deutschland steht auf der Liste der Zielländer. Weiß jemand, welche Premium-SMS bei uns gewählt wird?


https://www.virustotal.com/file/eb9...3472bb082f7e7bf296a5e189572f2841240/analysis/


Solche Malware ist also eine internationale Bedrohung. Nur gehen die Länder unterschiedlich mit so etwas um. Während die britische Regulierungsbehörde schon länger vor solcher Malware warnt, hört man von der Bundeswattestäbchenarmee nichts. Und mit warnen meine ich nicht etwa eine Warnung der Verbraucher - sondern eine Warnung an die Mobilfunkunternehmer!
http://forum.computerbetrug.de/threads/uk-regulierer-veröffentlichen-leitfaden-für-apps-abrechnung.38081/#post-345460

Providers are asked to note that, where such malicious software (‘malware’) is found, then a Tribunal may not be likely to consider any proof of consent (including Mobile Origination messages or records of calls) to be robust enough.
 
http://www.otz.de/startseite/detail...u-viel-Kostenfallen-bei-Smartphones-643124054
Experten sprechen von "WAP-Billing" (Wireless Application Protocol). Die Abrechnungsmethode an sich ist nicht verwerflich, sie wird aber immer häufiger zum Missbrauch eingesetzt. Über eine Internetseite werden Rufnummern an das werbende Unternehmen übermittelt, erläutert die Verbraucherzentrale.

Dieses kann dann eine Abrechnung über den Mobilfunkanbieter veranlassen. Dahinter steckt freilich die Annahme, dass durch das Anklicken des Werbebanners ein Vertrag zustande gekommen sei.

"Diese Behauptung hält einer rechtlichen Prüfung nicht stand", meinen die Verbraucherschützer. Denn der Gesetzgeber schreibt vor, dass Kosten und Laufzeiten eines Abonnements klar erkennbar sein müssen. Das sei hier nicht der Fall. Für die abgezockten Nutzer bleiben trotz der für sie günstigen Rechtslage aber ganz praktische Probleme. Denn die Rückforderung der abgerechneten Beträge gestaltet sich schwierig.
 
http://winfuture.de/news,75039.html
Weiterhin sollten Eltern darauf achten, die sogenannte Drittanbieter-Sperre zu aktivieren. Dadurch ist es Dritten nicht möglich, vom Guthaben Geld für Zusatzleistungen abzubuchen. Damit kann ein Schutz gegen Abofallen, wie sie beispielsweise oft in Verbindung mit Klingeltönen daherkommen, gewährleistet werden.
So ändern sich die Zeiten.

In der Old Economy heißen Leute, die sich selbst am Vermögen Dritter bereichern, einfach Taschendiebe.

In der schönen neuen Welt der Mobilkommunikation heißen sie Drittanbieter. Und die Erstanbieter kooperieren als Mitverdiener mit diesen zum Nachteil der Kunden.
 
http://www.telecom-handel.de/Know-h...funk-Kunden/Haendler-koennen-den-Spuk-beenden
Händler können den Spuk beenden

Wenn sich ein Kunde wegen überhöhter Abbuchungen an seinen Händler wendet, lohnt sich zunächst ein genauer Blick auf die Rechnungen. Findet sich dort ein ungewünschtes Abo, sollte die Kostenfalle sofort storniert werden.
Bleibt die Frage, wie der Spuk ins Handy kommt.

Die Frage ist natürlich rhetorisch.

Sonst wäre der Mobilfunk kein Geschäft für das Gewerbe.
 
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