Prozess in Holland gegen Cracker

stieglitz

Mitglied
Dass kriminelle Cracker Viren, Trojaner und andere Tricks nutzen, um Rechner heimlich zu "Zombie-Netzen" zu verbinden, ist lang bekannt. In Holland stehen drei solche Cracks vor Gericht. Der Prozess zeigt, wo das Problem wirklich liegt.
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Zunächst hatte es geheißen, ihnen werde die Manipulation von über 100.000 Rechnern vorgeworfen. Falsch war das nicht, aber auch nicht unbedingt präzise: Am Donnerstag erklärte die Staatsanwaltschaft in Breda, nun gehe es um 1,5 Millionen PCs, die die drei angeblich zu einem Zombie-Netzwerk verbunden haben sollen.

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Dass trotzdem 1,5 Millionen Rechner von dem Wurm "geöffnet" worden sein sollen, ist ein Armutszeugnis. Während Otto Normalverbraucher allabendlich sein Haus verrammelt, als stünde der Einfall der Hunnen bevor, ist der Umgang mit Computernetzen nach wie vor von zu großer Sorglosigkeit geprägt.

Hervorhebung durch mich. Mehr braucht man da garnicht zu sagen.

http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,380875,00.html
 
stieglitz schrieb:
Spiegel schrieb:
Während Otto Normalverbraucher allabendlich sein Haus verrammelt, als stünde der Einfall der Hunnen bevor, ist der Umgang mit Computernetzen nach wie vor von zu großer Sorglosigkeit geprägt.

Mehr braucht man da garnicht zu sagen.
Doch. Das "Verrammeln" der Tür ist mit geringer Sachkenntnis schnell gemacht. Das nötige Material gibt es im Baumarkt und Fachbetrieb, soweit man sich nicht auf eingebaute Sicherungen (Türschloß) verlassen will. Wem die Türe zu unsicher ist - Hartfaser auf Lattenrahmen - kann als Mieter nichts tun. Als Hausbesitzer vermeidet man solchen Dreck natürlich. Dafür beschafft man ein solides Stück Wertarbeit, an dem man Jahrzehnte Freude hat. Z. B. 66 mm starke Tür, Holz oder Kunststoff mit Metalrahmen verstärkt, Schloß mit Kernziehschutz, Sicherheitsbeschlag, Rundumverriegelung mit Sicherheitsbolzen, optional Zusatzschloß und Querriegel etc.. Wartungsaufwand: säubern, ggf. Öl oder Fett, bei Holztüren alle paar Jahre etwas Farbe. Erläuterungen zum Problematik und zum Einbau geben Fachbetriebe, Messen, Fernsehen und Rundfunk und - last not least - die Kriminalpolizei.

Nun Computer: das Fachchinesisch der Experten versteht kaum einer, der nicht Informatik oder Ingenieurswissenschaften studiert hat. Die Werbung suggeriert ein ausgereiftes Produkt - zum spielen, mit tollen Multimedia-Eigenschaften, das so einfach wie ein Fernseher zu bedienen ist. Sicherheitsfeatures werden am Rande gelobt, bieten in der Regel aber deutlich weniger als zugesagt. Das Produkt ist von Haus aus fehlerträchtig, - schlechtes Systemdesign mit aufgemotzter Oberfläche - muss ständig verändert und bei der Nutzung durch weitere Produkte ständig abgesichert werden, die ihrerseits wiederum nahezu täglich aktualisiert werden müsssen, weil täglich bis zu 10 potentiell gefährliche Komponenten das Produkt gefährden. Ursache des Problems: häufig genug die schlampige Arbeit, die die Entwickler des Systems und von Anwendungen geleistet haben. Im Gegensatz zur soliden Sicherung des Hauses, die klassischen Kriminellen weniger Chancen gibt ihr Handwerk auszuüben, hat die Arbeit der Software-Branche neue Kriminaltätsbereiche erzeugt, wobei allen Anstrengungen zum Trotz die Fälle nicht weniger sondern mehr werden.

M. Boettcher
 
@drboe
Ich kann mich immer wieder nur wundern, wie du aus zu einfachen Vergleich, der sicherlich hinkt aber das Problem veranschaulicht, ganz
Romane schreiben kannst.
Mit dein Ausführungen hast du ja recht!
 
stieglitz schrieb:
@drboe
Ich kann mich immer wieder nur wundern, wie du aus zu einfachen Vergleich, der sicherlich hinkt aber das Problem veranschaulicht, ganz
Romane schreiben kannst.
Uih! Da musst Du mich aber völlig misverstehen. Das bezog sich nicht so sehr auf den Vergleich des Spiegel, sondern einzig auf Deine Feststellung: "Mehr braucht man da gar nicht zu sagen." :)

Was Deine Verwunderung angeht: ich wundere mich viel mehr, mit welcher Blauäugigkeit die Anbieter komplizierter Produkte argumentieren, wenn ihre Kunden bei der Nutzung der mit Marketing-Sprechblasen aufgepusteten "Innovationen" erhebliche Problemen haben oder ziemlich herb und kostenträchtig auf die Nase fallen. Entweder versteht man die Kunden nicht, oder - schlimmer - will sie gar nicht verstehen und zieht die eiskalt über den Tisch. So gesehen ist der Unterschied zwischen einem PC-Verkäufer oder Software-Anbieter einerseits und der Dialer-Mafia andererseits vielleicht nicht so groß, wie man es sich wünschen würde. Das der Spiegel das merkt, ist allerdings unwahrscheinlich.

Zu guter Letzt: Warum viele Worte? Ehrlich gesagt, ständig Sachverhalte hochkomprimiert als "bullshit" zu bezeichen, kommt nicht so wahnsinnig gut an. :) Womit ich - damit bitte kein Misverständnis aufkommt - nichts gegen Deinen Hinweis auf den Spiegel Beitrag oder andere Posts von Dir gesagt haben will.

M. Boettcher
 
drboe schrieb:
Im Gegensatz zur soliden Sicherung des Hauses, die klassischen Kriminellen weniger Chancen gibt ihr Handwerk auszuüben, hat die Arbeit der Software-Branche neue Kriminaltätsbereiche erzeugt, wobei allen Anstrengungen zum Trotz die Fälle nicht weniger sondern mehr werden.
Treffend bemerkt!

Die BZ erwähnte mal, dass die Anzahl der Taschendiebe am Alex und am Kudamm auf das erträgliche Mass der üblichen Beschaffungskriminalität zurück gegangen sei. Ähnliche Phänomene erlebt man auch im Bereich des Nürnberger Plärrer oder am Münchener Marienplatz. Stellt sich die Frage nach dem: "...wo sind sie denn, die Halunken?"
Selbst so klassische Delikte wie die Autobumserei (versicherungstechnisch gesehen), Fahrzeugaufbrüche und -Diebstahl gehen drastisch zurück (siehe Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistiken der IM der Länder). Doch die Fachdienstellen der Polizei werden anscheinend allenorts nur träge aufgekellt!
 
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