Politiker drohen Amazon mit Boykott

AW: Politiker drohen Amazon mit Boykott

Die "gewissenhafte" Reaktion gegen extremistische Phänomene ist verständlich, verdient ein zurückhaltendes Wohlwollen und kann dennoch kein vorbehaltloses Wohlgefallen erwecken.
Es ist äusserst zweischneidig, Gruppierungen anders Orientierter, Gepolter (nach andern Polachsen ausgerichteter) oder vielleicht gar Geschalteter in die Rolle Missverstandener, Verfolgter, Geächteter zu drängen. Ihre Exixstenz, ihr Gedankengut, ihre emotionalen Muster und ihre Gefühlswelt sind gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Realität, die von ihrer Umgebung mitbedingt und verursacht ist, ähnlich wie der Klimawandel, welcher von den Zivilisationen jeden Entwicklungsgrades bewältigt werden muss, ob nun A oder B dafür ursächlich, verantwortlich oder gar daran schuld sein soll und ob das einer "Mehrheit" oder "Minderheit" passt oder nicht.
Man soll die Schwierigkeiten, die sich aus extremen Tendenzen ergeben, im Auge behalten und sich anstrengen, bessere, attraktivere Alternativen zu den extremistischen und repressiven Modellen zu entwickeln, vorzustellen und ihre Verwirklichbarkeit nachzuweisen. Repression jeder Art bestätigt die Haltung derer, die sich in verabsolutierten, autoritären und entsprechend fundamentalistischen Ordnungskonzepten einigeln oder dann das Heil in zentaurisch destruktiv anarchistischer Entfesslung der Triebe und Gewalten suchen. Beides sind - einander scheinbar entgegengesetzte - Formen nachhaltigen Zivilisations- und Kulturverlustes.
Amazon zu boykottieren, weil sie auch Gruppierungen mit nicht leicht erträglichem Gedankengut Plattformen ermäglicht, ist keine gute Antwort auf das sperrige Gedankengut selbst, jedenfalls so lange nicht, als Amazon keine eigenmächtige, einseitige Zensur oder Bevorzugung nachzuweisen ist.
 
AW: Politiker drohen Amazon mit Boykott

Manchen Websites / Gruppierungen ist das ja auch sehr schwer nachzuweisen, die sind da sehr gefuchst im Sinne von ausdrücken und co - haben auch sher gute Netzwerke untereinander, ich finds gut wenn man einen Blick wirft auf das Geschehen, was wirkt komisch und dann einfach Sites wie Amazon mal erst drauf aufmerksam macht und wartet was sind denn da Reaktionen...
 
Boykottaufforderungen hatten wir doch auch schon in der Zeit von 33 bis 45.
Und schließlich sollte man aus der Geschichte lernen.
Nur wohin das führt, geht die derzeitigen Machthaber offenbar nichts an.
traurig, traurig.
 
Hallo Heiko,
hatte eben noch mit "Nein" geantwortet.
Nach Blick in Wikipedia etwas schlauer: Es ist also nicht opportun,
auf Fehler der Vergangenheit hinzuweisen und diesbezügliche
Vergleiche anzustellen. Richtig ist vielmehr, das, was "politisch
korrekt" ist, ohne eigene Überlegung nachzukauen.
Dann hat der Gesetzgeber zu §§ 20f GWB (s. z.B.Schönfelder
"Deutsche Gesetze" lfd.Nr. 74) sich auch zu Unrecht "erinnert".
Merkwürdig; aber zwangsläufig dürfte Godwin nicht falsch liegen.
 
Nein, das Problem ist anderer Art. Godwins Gesetz ist aus meiner Sicht deutlich vielschichtiger.
Man sollte nicht nur, man muss sich sogar erinnern, um Fehler der Vergangenheit nicht mehr machen zu müssen.

Das eigentliche Problem: gerade Vergleiche mit dem Dritten Reich werden gerne als Killerargumente verstanden. Jeder, der dann noch was dagegen sagt, muss sich fast als Neonazi hinstellen lassen. Und das ist nicht gut.
Es gibt Bereiche, in denen solche Vergleiche passen. Dummerweise werden die aber zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten herausgekramt. Deshalb bin ich da etwas vorsichtig geworden.
 
Hallo Heiko,
jetzt kann ich Deine Frage ("kennst Du...") richtig einordnen. Das, was Du mit..."jeder ... muß sich fast als Neonazi hinstellen lassen" beschreibst,
trifft den Nagel auf den Kopf. Leider ist das bei meinen Vergleichen häufig der Fall, da auf der Gegenseite die geschichtlichen Hintergründe zu fehlen scheinen, wie mir seit meiner Studienzeit noch gut in Erinnereung ist. Mußte häufig erst bei "Adam und Eva" anfangen ehe verstanden wurde, was gemeint und beabsichtigt war.
Mein Diskusionsbeitrag sollte auch nur auf die Erfahrungen hinweisen, wohin Boykottaufrufe führen können: und da bietet sich nun mal die jüngste Deutsche Geschichte an (hätte auch auf Frankreich im Verhältnis zu England hinweisen können,m als keine engliche Waren importiert werden durften).
Aber ich will es damit genug sein lassen.
Gruß aus Spandau bei Berlin
Schiebedach
 
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Boykotte in bestimmten Bereichen was bringen können.
Von politischer Seite aus kann das wohl passieren, man sollte das aber nicht ganz so vermarkten. Das bekommt einen komischen Beigeschmack.
 
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich! Ich halte es wie Heiko auch für problematisch, bei einem Verbraucherboykott als Gegenargument die Boykottaufrufe gegen jüdische Einzelhändler in der Endzeit der Weimarer Republik heranzuziehen. In meinen Augen ist das an dieser Stelle ein Totschlagargument, das jede Differenzierung erschwert. Ich boykottiere z. B. seit Jahren Produkte der Firma Nestle und glaube, gute Gründe für mein Verhalten anführen zu können. Bin ich jetzt auch ein Nazi?
"Kauft nicht bei Juden" ist die Schlagzeile, die uns allen dazu sofort einfällt, wenn man Schiebedachs Post liest. Und damit ist dann jeder Boykott, egal gegen was, grundsätzlich diskreditiert. So kann keine Diskussion funktionieren.
Die Frage lässt zweiteilen: Ist das Ziel richtig? und: Hat der Boykott Erfolgschancen?
Nüchtern betrachtet hat dieser damalige Boykott (leider) funktioniert. Legitim war er definitv nicht. Sondern ein Beispiel dafür, wie menschenverachtend Menschen mit Menschen umgehen können.
Im Ausgangspost gings ja aber wohl darum, einen Boykott zu starten um organisierten Nazis zu schaden. In meinen Augen ist das eine legitime Form des Kampfes gegen Rechts.Diese Aktion per Hinkevergleich in die Nähe des Antisemitismus zu zerren, ist unpassend und verschroben. Und als Argumentation etwa so folgerichtig, wie alle Vegetarier und Veganer zu Nazis zu erklären, bloß weil Herr Gröfaz Magenprobleme hatte.
Der große Gandhi, der ja wohl über jeden Verdacht, Faschist zu sein, erhaben ist, war auch Vegetarier. Und gegen einen ordentlichen Boykott, der die Briten so richtig fein geärgert hat, hatte Gandhi nicht wirklich was. Gewaltfreier Widerstand nannte sich das.
 
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