Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Erste Urteile gefallen

sascha

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Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Erste Urteile gefallen

Im Osnabrücker Prozess wegen Millionenbetrugs mit illegalen 0190-Dialern sind am Donnerstag die ersten Urteile gefallen. Das Landgericht sprach zwei der vier Angeklagten des gewerbs- und bandenmäßigen Computerbetrugs für schuldig. Die Männer, die ein Geständnis abgelegt hatten, wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Gegen ihre mutmaßlichen Komplizen wird weiter verhandelt.

Ein Jahr und zehn Monate Freiheitsstrafe für Jan A., ein Jahr und sechs Monate für Ralf K, so lautete das Urteil der 10. Strafkammer des Landgerichts Osnabrück. Beide Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt. Ralf K. muss zudem 1400 Euro als Bewährungslage bezahlen. Bei ihm waren zuvor 3000 Euro sichergestellt worden, die aus den Dialer-Betrügereien stammten, bei Jan A. sogar 110.000 Euro. Beide erklärten sich damit einverstanden, dass dieses Geld einbehalten wird.

Dass die Männer mit Bewährung davonkamen, lag vor allem an ihren Geständnissen. Die beiden hatten bereits bei ihrer Festnahme eingeräumt, an der größten Betrugsserie mit Dialern beteiligt gewesen zu sein, die es je in Deutschland gab. Versteckt hinter Briefkastenfirmen mit Namen wie „Liquid Inc.“ und „DYI Media Inc.“ hatten die Täter in den Jahren 2002 und 2003 tausenden Internetnutzern illegale Dialer untergejubelt. Dialerschutz.de hatte mehrfach darüber berichtet. Die Einwählprogramme, die sich auf Internetseiten und hinter Werbebannern versteckten, installierten sich auf den Rechnern der Betroffenen und wählten sich dann unbemerkt von den Opfern über teure 0190-Nummern ins Internet ein. Dabei entstand in Einzelfällen ein Schaden von bis zu 3000 Euro. Die Geschädigten hatten es danach allerdings schwer, den Betrug nachzuweisen: Die Dialer waren so programmiert, dass sie sich nach den Einwahlen automatisch von den Rechnern löschten. Insgesamt soll die Bande mit ihrer Masche zwölf Millionen Euro erbeutet haben.

Nachdem Jan A. und Ralf K. gestanden hatten, konnte in ihrem Fall auf eine umfangreiche Beweisaufnahme verzichtet werden. Ihr Verfahren wurde abgetrennt und am Donnerstag abgeschlossen. Die Urteile gegen sie sind bereits rechtskräftig. Anders sieht es mit Edward B. und Jörg H. aus. Gegen die beiden Männer, die als eigentliche Drahtzieher gelten, wird weiter vor dem Landgericht verhandelt. Der Prozess wird am 20. Juni fortgesetzt. Dann werden weitere Zeugen und Sachverständige gehört. Ein Urteil wird für Anfang September erwartet.

http://www.dialerschutz.de/aktuelles.php?action=output&id=364

cu,

Sascha
 
AW: Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Erste Urteile gefallen

sascha schrieb:
Dass die Männer mit Bewährung davonkamen, lag vor allem an ihren Geständnissen. Die beiden hatten bereits bei ihrer Festnahme eingeräumt, an der größten Betrugsserie mit Dialern beteiligt gewesen zu sein, die es je in Deutschland gab.
Offenbar war es schwer möglich, Beweise zu finden, sodass das Geständnis eine solche Rolle spielen konnte. Das ist sehr bedauerlich. Es liegt aber wohl auch daran, dass zur damaligen Zeit viele "Unbeteiligte" den Betrügern "unfreiwillig" beste Unterstützung gaben. Allen voran natürlich dadurch, dass Leuten, die behauptet hatten, sich nicht bewusst eingewählt zu haben, einfach nicht geglaubt wurde. Weiteres Problem: Selbst wenn es Spuren gegeben hätte, wären die längst gelöscht gewesen, auch deshalb, weil es überhaupt so lange gedauert hatte, bis prinzipiell eingeräumt wurde, dass Betrug vorlag und dass Datensicherungen eine solche Rolle spielten. Die Meldungen zu Liquid hier im Forum waren ja schon lange da, aber der Aufruf der Osnabrücker kam erst letztes Jahr. Zu spät [edit: Das soll nicht Osnabrück in die Schuhe geschoben werden, aber das müsste man intern schon mal klären, warum es so lange gedauert hat].
Aber trotzdem ist für mich das Urteil hier nicht vergleichbar mit dem skandalösen Hamburger Urteil gegen den dänischen "Dialerpaten". Das vor allem deshalb nicht, weil beim Dänen weniger Zeit vergangen war, weil die Fakten noch viel greifbarer waren - und weil der Däne doch noch eine grössere Nummer war als die beiden hier. Außerdem waren die dänischen Fallen auf großen deutschen Internetportalen installiert, zwei Klicks entfernt beispielsweise für alle, die über einen gewissen Hamburger Internetanbieter ins Internet gingen, der zwangsweise eine bestimmte Seite zur Startseite gemacht hat - eben zwei Klicks entfernt von den Dänen (wie hier berichtet wurde).

Das Strafmass ist lächerlich niedrig - aber anders als in Hamburg war offenbar nicht mehr drin. Schade. Was man natürlich nicht weiß, ist, was denn genau gestanden worden ist, denn die entscheidende Frage ist ja auch hier: Wie wurden die Leute auf die Gaunerseiten gelotst? Wer bekam welches Geld für welchen traffic bei wie viel Mitwissen? Auch hier könnte zu viel Zeit vergangen sein, um das zu klären.

Ich bin gespannt, ob und wie die internationale Webmasterszene die milde Strafe für "k[...]" kommentiert...

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AW: Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Erste Urteile gefallen

Die Masche mit technisch manipulierten Einwahlen erweist sich als unnötig riskant.

Mit Dialern, die die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllten, aber als "rechtskonform" ausgewiesen wurden, liefen die Geschäfte ungestört und brachten sicherlich weit mehr als 11 Mios ein.

Mit verwirrenden Layouts, kleinen Schriften und schlechtem Kontrast konnte man Dialer registrieren, die sich genügend lange in der Registrierungsdatenbank halten konnten, um fett hinzulangen.

Dann drückten die Verbraucher selbst den Auslöseknopf, wenn auch in einer irrigen Einschätzung über den Ablauf, aber alles war legal.

Man musste nur rechtzeitig vor jeder Deregistrierungswelle genügend modifizierte Dialer nachschieben, um über Jahre gute Kasse zu machen, völlig unbehelligt von der Justiz.

Kostenlos waren die Registrierungen außerdem, weil die Behörde sich nicht entscheiden kann, angemessene Gebühren festzulegen.

Der Bürger zahlt für jeden Verwaltungsakt, die Registrierung fragwürdiger Dialer mit geringen Haltezeiten in der Registrierungsdatenbank ist für Dialeraufsteller bislang für lau.

Dietmar Vill
 
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