Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Anklage erhoben

sascha

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Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Wegen Millionen-Betrugs mit 0190-Dialern hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück Anklage gegen vier Männer erhoben. Die Verdächtigen sollen unter den Firmennamen Central 24 und Liquid Inc. mehr als 100.000 Internet-Nutzer geschädigt worden. Den Gesamtschaden bezifferte der zuständige Staatsanwalt Jürgen Lewandrowski einem Zeitungsbericht zufolge auf zwölf Millionen Euro.

Gut zwei Jahre lang waren die Namen Central 24 und Liquid Inc. eine feste Größe, wenn es um Beschwerden über unseriöse Dialer ging. In den Jahren 2002 bis 2003 kam immer wieder der Verdacht auf, dass die „Teen XXX“- und „Qdial11“-Dialer der angeblich in USA und Panama ansässigen Firmen sich automatisch über teure 0190 Nummern einwählten – und anschließend vom PC löschten. Und schon sehr früh kam auch der Verdacht auf, dass die Hintermänner dieser Firmen in Deutschland sitzen, dass der als Verantwortliche genannte „Mike Moore“ eine reine Erfindung ist. Der Verdacht bestätigte sich: Im November 2003 durchsuchten Fahnder in Heppenheim und Meerbusch die Sitze von Unternehmen, die 0190-Nummern an die Liquid Inc. und deren Hintermänner weitervermietet hatten. Dann übernahm die Staatsanwaltschaft Osnabrück das Ermittlungsverfahren – und griff zu ungewöhnlichen Mitteln, um das Verfahren voran zu treiben: Über das Internet suchten die Fahnder nach möglichen Zeugen und Geschädigten der beiden Firmen. Mit Erfolg: Wie das „Westfalen-Blatt“ berichtet, konnte die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen die insgesamt vier Tatverdächtigen erheben.

"Das Geld ist weg"

Die Anklage wirft den vier Beschuldigten aus Paderborn, Essen, Mettmann und der lettischen Hauptstadt Riga bandenmäßigen, gewerbsmäßigen Computerbetrug sowie Datenveränderung vor, wie das Blatt schreibt. Internet-Nutzern, die unverfänglich wirkende Seiten angeklickt hatten, war demnach unbemerkt ein Dialer auf den Computer geladen worden. Dieses veränderte zunächst die Sicherheitseinstellungen des Computers, stellte dann unbemerkt eine kostenpflichtige 0190-Verbindung her und löschte sich schließlich selbst. Dialerschutz.de hatte schon sehr früh vor genau dieser Masche gewarnt. In Einzelfällen summierten sich die Kosten trotzdem auf 3000 Euro. „Mehrere Millionen dieser betrügerisch erlangten Gebühren überwiesen die Telefongesellschaften an die Inhaber der 0190-Nummern“, wird der zuständige Staatsanwalt Lewandrowski in dem Bericht zitiert. Er gehe davon aus, dass etwa 6,5 Millionen Euro auf Konten der Bande geflossen sind. „Das Geld ist weg“, sagte der Staatsanwalt. Zumindest indirekt half den Tätern dabei auch die deutsche Justiz: Teilweise landeten abgezockte Nutzer nämlich sogar vor Gericht, weil sie sich weigerten, die ihrer Meinung nach illegal entstandenen Dialer-Gebühren zu bezahlen. Und längst nicht alle Richter entschieden dabei so wie das Amtsgericht in Trier. Das wies eine Klage der Telekom gegen eine Betroffene ab. Sie musste 371 Euro Einwahl-Gebühren über einen Liquid Inc-Dialer nicht bezahlen. Begründung: Bei einer heimlichen Dialer-Installation trage das Telefonunternehmen das Kostenrisiko und nicht der Kunde.

Auslieferungsverfahren laufen

Offenbar in dem Wissen, dass die Bande eines Tages auffliegen werde, hatte sie in den USA, Estland und Lettland ein Netz von Konten eingerichtet, zwischen denen das Geld hin- und hergeschoben werde. „Wenn wir endlich eine Bank ausfindig gemacht haben, ist das Geld längst weitergereist. Wir kommen an die Beute nicht heran“, sagte Lewandrowski dem Bericht zufolge. Gegen zwei lettische Programmierer und einen lettischen Anwalt, der der Bande geholfen haben soll, liefen derzeit Auslieferungsverfahren.

Von der Schadenssumme her ist das Osnabrücker Verfahren das Größte, das es jemals in Deutschland wegen Dialer-Betrugs gab. Erst im Dezember 2005 waren in Hamburg zwei Männer wegen Betrugs mit Dialern zu Freiheitsstrafen auf Bewährung und 2,1 Millionen Euro Geldbußen verurteilt worden. Die beiden Männer im Alter von 38 und 64 Jahren hatten eingeräumt, in den Jahren 2003 und 2004 Werbebanner im Internet derart präpariert zu haben, dass sich Internetsurfer beim Klick darauf Dialer einfingen. Diese übertrugen die Einwahldaten der Betroffenen an Server der Täter im Ausland. Über Rückverfolgung gelangten die Täter an die Adressen der Surfer und schickten ihnen anschließend im Namen der Firma „Hanseatische Abrechnungssysteme“ Rechnungen für angeblich abgeschlossene Erotik-Abonnements ins Haus. Den Ermittlungen zufolge wurden rund 360.000 Rechnungen und Mahnungen verschickt, immerhin 45.000 Betroffene zahlten. Der angerichtete Schaden belief sich knapp 3,2 Millionen Euro. Es war das erste Mal überhaupt, dass Täter vor einem Gericht die Existenz von vollautomatischen Einwählprogrammen bestätigten. „Dass es automatische Dialer gibt, die sich ohne Wissen der Betroffenen einwählen, wird in künftigen Strafprozessen nicht mehr diskutiert werden müssen“, war sich damals die Staatsanwaltschaft sicher. Die damit verbundene Hoffnung: Ähnlichen Tätern könnte in Zukunft einfacher das Handwerk gelegt werden.

Genau das wird sich jetzt wohl zeigen. Denn letztlich waren auch die „Teen XXX“- und „Qdial11“-Dialer vollautomatische Einwählprogramme. Sollte die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werden, drohen den Beschuldigten im Falle eines Schuldspruchs mehrere Jahre Haft. Ein Termin zur Hauptverhandlung steht noch nicht fest.

http://www.dialerschutz.de/aktuelles.php?action=output&id=338

cu,

Sascha
 
Die Nachricht klingt nicht schlecht. :)

sascha schrieb:
Im November 2003 durchsuchten Fahnder in Heppenheim und Meerbusch die Sitze von Unternehmen, die 0190-Nummern an die Liquid Inc. und deren Hintermänner weitervermietet hatten.
Gibt es Informationen darüber, ob die erwähnten Unternehmen sich ebenfalls verantworten müssen?
Wie sieht das mit der der "Farbe Magenta", also ···T·, aus?

sascha schrieb:
Internet-Nutzern, die unverfänglich wirkende Seiten angeklickt hatten, war demnach unbemerkt ein Dialer auf den Computer geladen worden.
Weiß jemand, um welche Seiten es sich handelte? Gibt es eine Liste o.ä.?
Mich würde — zumindest im Nachhinein — schon interessieren, wo ich mir das Ding eingefangen habe/ haben könnte. :wink:
 
Ich habe einen screenshot gefunden, aber den poste ich nicht... Du kriegst ihn exklusiv!
Ich bitte Dich aber, das noch nicht öffentlich zu posten, weil ich mir nicht 100%ig sicher bin...
 
Es war das erste Mal überhaupt, dass Täter vor einem Gericht die Existenz von vollautomatischen Einwählprogrammen bestätigten. „Dass es automatische Dialer gibt, die sich ohne Wissen der Betroffenen einwählen, wird in künftigen Strafprozessen nicht mehr diskutiert werden müssen“, war sich damals die Staatsanwaltschaft sicher.
ICSTIS schrieb:
Service Provider
Sun Telecom, Palma de Mallorca (Spain)
Monitoring by the Secretariat found that one of the URLs from which the service could be obtained contained a dialler that downloaded automatically without authorisation and connected to a premium rate number without the knowledge or consent of the user
Häääh? Gab es denn Zweifel an Autodialern???
 
scotty2 schrieb:
Aka-Aka schrieb:
Telekomunikacja schrieb:
Weiß jemand, um welche Seiten es sich handelte? Gibt es eine Liste o.ä.?
Wenn's nicht Porno war, gab es da mal eine getürkte Virenschutzseite. Ich finde es in meinem Archiv gerade nicht.
Die Virenschutzseite gabs definitiv bei der H.A.S. - hier auch???
was ist damit gemeint? weiss wirklich keiner, welche Virenschutzseite bei HAS vorkam?
 
Dialer Verfahren Osnabrück

Das Problem in diesem Verfahren ist nicht, dass es bestimmte Seiten gab, sondern man ist an die Programmierer und Verkäufer der Dialer herangekommen und hat diese verhaftet und einige nach einer umfassenden Aussage entlassen. Es waren sog. autodialer, die sich nach einiger Zeit selbst gelöscht haben. Es ging dabei um eine Firma Liquid Inc.
Kanzan
 
Ich habe heute Post von der StA Osnabrück bekommen, Poststempel vom 19.06.2006 :eek: :

Staatsanwaltschaft Osnabrück
Kollegienwall 11
49074 Osnabrück

Geschäftsnummer XXX, 05. Mai 2006

Ermittlungsverfahren gegen ***
Tatvorwurf: Betrug
Tatzeit: 03.07.2003 - 11.07.2003

Sehr geehrte Telekomunikacja,

das vorgenannte Verfahren wird hier unter der angegebenen Geschäftsnummer geführt.

Das Verfahren - Dialereinwahl vom 03. - 11.07.2003 wurde von der Staatsanwaltschaft Darmstadt übernommen, soweit es die Dialerverwendet [sic!] betrifft. Im Übrigen verbleibt das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt unter dem Aktenzeichen YYY.

Hochachtungsvoll
Auf Anordnung
***
Was will man mir damit sagen? :gruebel:

Zusammenhang ist/ war:
 
AW: Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Anklage erhoben

StA Darmstadt? Zuständig für T-Com (Darmstadt) und GoodLines (Heppenheim) - wenn ich mich recht entsinne hattest du doch alle beteiligten Unternehmen angezeigt, oder?
 
Ja. Gegen zwei beteiligte Firmen wurde jedoch das Verfahren im November 2004 seitens der StA Cottbus, bestätigt im März 2005 durch den GStA Brandenburg, (aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar) nach § 170 Abs. 2 S. 1 StPO eingestellt.
 
AW: Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Anklage erhoben

http://www.heise.de/newsticker/meldung/72902
Zwölf Millionen Euro Schaden: Dialer-Betrugsprozess beginnt

Nachdem der Prozess ursprünglich bereits Ende April beginnen sollte, wird einer der bundesweit größten Internet-Betrugsfälle nun von Donnerstag, den 11. Mai, an am Osnabrücker Landgericht verhandelt. Verantworten müssen sich vier Männer aus Deutschland und Lettland, die mit der Installation teurer Internet-Einwahlprogramme (Dialer) einen Schaden von zwölf Millionen Euro verursacht haben sollen. Die mutmaßlichen Betrüger haben laut Anklagebehörde zwischen Juli 2002 und September 2003 mehr als 100.000 Internetsurfer geschädigt – ursprünglich war die Staatsanwaltschaft von über 50.000 Geschädigten ausgegangen.
http://www.neue-oz.de/homepageFullS...-20060509-4-dpa_11638698.txt&bereich=Computer
http://www.donaukurier.de/nachricht...37.html?fCMS=2dbc534df525d1108127ad86fda58ac4
cp
cp
 
AW: Millionenbetrug mit 0190-Dialern: Anklage erhoben

Da kommt heute auch was im TV dazu, weiß nur nicht wo (wahrscheinl. NDR/ARD).
 
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