Kanzlersharing

Captain Picard

Commander
Captain Picard schrieb:
dafür gibt´s ja vielleicht "Kanzlersharing"
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,376286,00.html
Demnach würde zuerst Schröder zwei Jahre einer Großen Koalition vorstehen und dann den Stab an Angela Merkel übergeben
Du kannst davon ausgehen, dass weit mehr als 90% dessen, was im Spiegel steht, gelogen ist. Die möchten, da die Kampagne für den Neoliberalismus - Aust im Verein mit Dieckmann von Bild - beim Wähler nicht den gewünschten totalen Durchmarsch der "Initiative Neue soziale Marktwirschaft" von Gesamtmetall herbeiführte, im Nachgang sozusagen "gewinnen". Und deshalb werfen sie auch jede Menge Nebelkerzen, Verdrehungen und freie Erfindungen auf den Markt. Dazu:

http://www.jungewelt.de/2005/09-23/023.php
F: Sie und weitere Angehörige der künftigen Bundestagsfraktion der Linkspartei können sich laut dem Internetportal Spiegel online vorstellen, eine von Gerhard Schröder (SPD) geführte Minderheitenregierung zu tolerieren. Was ist dran an der Geschichte?

Das ist Kampagnen-Journalismus der übelsten Art. Hier wurde ein Fetzen aus einem langen Interview herausgerissen und mir als Aussage in den Mund gelegt, die jeder Wahrheit entbehrt. Ich habe immer wieder betont, daß Schröder mit meiner Stimme unter keinen Umständen rechnen kann. Eine Fortsetzung der »Agenda 2010« wird es mit uns nicht geben. Dabei bleibt es.

F: Wie ist das Gespräch mit Spiegel online abgelaufen?

Die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, Schröder zu wählen, habe ich unmißverständlich verneint und meine Gründe angeführt. Die WASG ist bekanntlich aus einer Bewegung gegen die langjährige soziale Kürzungspolitik und gegen Bundeskanzler Schröder entstanden, der für diese Politik steht. Daraufhin wurde ich gefragt, unter welchen Umständen mir die Wahl Schröders möglich würde, woraufhin ich aufzählte: Erhöhung des Spitzensteuersatzes, Ausbildungsabgabe, Abschaffung von »Hartz IV«, Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan. Dabei habe ich aber bekräftigt, daß diese Umstände definitiv nicht eintreten werden, weil sich die SPD für diesen Fall völlig neu erfinden müßte. Diese Passage hat der Interviewer unterdrückt und die ihm genehme Story gestrickt.

http://www.taz.de/pt/2005/09/17.nf/magText.tname,a0015.re,do.idx,0
Über H & M, dem billigsten Laden in der Nobelzeile, residiert der Spiegel. Bürochef Gabor Steingart, 43, ein König der Hauptstadtpublizistik, fläzt auf der Ledercouch und sagt eine Cola lang, was Sache ist. Sein Blick spricht Bände: "Ich spiele bei den Großen mit, Kleiner. Mach's kurz."

Seine Lässigkeit Sir Steingart ist ein moderner Journalist. Er, sagen die Kenner, hat politisch Carte blanche von Chefredakteur Aust, sorgt forsch dafür, dass der Spiegel heute dem neuen Mainstream vorantrötet und die letzten kulturpessimistischen Bedenkenträger endlich aus ihren Löchern treibt, all diese altlinken Multikultisozialromantiker, Gewerkschafter und andere "Gutmenschen". Steingart hat geholfen, den Spiegel, das einst so stolze "Sturmgeschütz der Demokratie", umzurüsten zur Spritzpistole der Angela Merkel.

Er hat auch ein Buch geschrieben: "Deutschland - der Abstieg eines Superstars". Laurenz Meyer war ganz aus dem Häuschen vor Glück. Das derzeit übliche, flott-dramatisch zugespitzt: Staat verschlanken, Wohlfahrtsunwesen abbauen, Tod dem Tarifkartell - Hausmannskost à la Westerwelle. Was man eben so schreiben muss, wenn man ganz vorne mitmischen will beim "Agenda-Setting".

Gar keine Frage, dass so einer mehr sein will als ein Chronist. "Wir sind nicht nur Zaungäste", erklärt Steingart. "Wir haben letztlich eine ähnliche Rolle wie unsere Vorvorgänger bei Willy Brandts Ostpolitik." Sein Spiegel, sagt er, sei schlicht "vorangegangen". Klar, die letzten Linken der Redaktion hatten es schwer seit Lafontaines Abgang. "Journalismus braucht zuweilen Wirtstiere", meint er lächelnd.
Rudi Augstein wird im Grab wohl mit Hochtouren rotieren.

M. Boettcher
 
im NDR Zapp war einer der wenigen (printmedien)kritischen Beiträge in der deutschen Medienlandschaft
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID1812944_REF2488,00.html
Die mediale Selbstüberschätzung im Wahlkampf
Denn nicht nur die Demoskopen, sondern auch der größte Teil der deutschen Medien von "Bild" bis "Spiegel" hätten Angela Merkel schon als neue Kanzlerin gefeiert, so der Vorwurf. Zapp über die Medienschelte des "Medienkanzlers" und das kollektive Versagen der Journalisten in der Wahlkampfberichterstattung.
Sie oder er: "Der Kanzler-Krieg", "das Kanzler-Chaos". Und vielleicht die "Jamaika-Koalition". Ratlosigkeit auch bei den Journalisten, für die vorher alles klar schien. Denn ihn hatten viele Journalisten auf seiner Abschiedstournee gesehen als Kanzler von gestern: Gerhard Schröder. Sie galt als die kommende Kanzlerin, als Ergebnis der Wechselstimmung bei den Wählern: Angela Merkel. Passend dazu nicht nur die "Spiegel"-Schlagzeile: "Keine Macht für niemand". Udo Röbel, ehemaliger "Bild"-Chefredakteur: "Dieses Wahlergebnis war nicht nur ein Debakel für die Demoskopen, sondern auch ein Debakel für manch selbsternannten Medienexperten." Siegfried Weischenberg, Professor für Journalistik, Universität Hamburg: "Die Demoskopen hatten sich sehr frühzeitig darauf festgelegt, dass diese Regierung abgewählt wird. Und die Medien sind da brav hinterher getrottet, und das war, glaube ich, ein Fehler." Udo Röbel: "Ich glaube, die Medien sollten dieses Ereignis zum Anlass nehmen und vielleicht selbstkritischer über ihre Rolle nachdenken, wo ich heute eine Menge Selbstherrlichkeit, Arroganz und Selbstverliebtheit sehe - was eigentlich mit Journalismus nicht mehr viel zu tun hat."
Die Bildzeitungskampagne geht hemmungslos weiter, heute eine Riesenschlagzeile
"Will Schröder ewig Kanzler bleiben?" oder so ähnlich mit Lorbeerkranz auf den Kopf montiert.
Schröder hat nicht mal die Hälfte der Zeit des übergewichtigen Vorgängers absolviert.
Weil man demonstriert bekommen hat, daß der Wähler sich nicht, angefangen vom Spiegel, FTD, Welt, Zeit oder TAZ
beeinflussen läßt, ist man "geleidigt". Sie sollten auf den ehemaligen Bildchefredakteur hören,
der sollte am besten wissen, wie man Schmutzkampagnen "kreiert"....
Susanne Gaschke: "Ich glaube, dass durch so eine Art Osmoseprozess also sehr viele Journalisten zu einem sehr ähnlichen Urteil kommen. Und wenn das unglücklicherweise ein ganz anderes ist als das, was die Bevölkerung zum Beispiel findet, dann entsteht natürlich eine Spannungssituation. Und dann fühlen sich Leute von den Medien auch auf einmal gar nicht mehr repräsentiert." Udo Röbel: "Das kommt natürlich auch daher, dass die Medien in den letzten Jahren, glaube ich, in eine Art Machtrausch verfallen sind, wo sie glauben, dass sie die Politik bestimmen. Und das ist auch kein ‘Bild’-Phänomen, das geht von ‘Bild’ bis zum ‘Spiegel’."
cp
 
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,376910,00.html
vermutete ein Bundestagsabgeordneter, der sich darüber wunderte, wie nachsichtig die Presse mit Schröder umgehe.
der liest offensichtlich weder Bild noch Spiegel, (bewußt in einem Atemzug, da der Spiegel
sich mittlerweile nicht mehr grundsätzlich von Bild unterscheidet) noch sonst eine der Publikationen
in denen Schröder demontiert wird.
Bin bestimmt kein Fan von Schröder, aber was da von den Printmedien veranstaltet wird,
hat mit Berichterstattung nur noch wenig zu tun.

cp
 
Captain Picard schrieb:
Bin bestimmt kein Fan von Schröder, aber was da von den Printmedien veranstaltet wird,
hat mit Berichterstattung nur noch wenig zu tun.
Ja, die "Schonung" Schröders hat der Spiegel vermutlich auch erfunden. Oder man hätte einen völlig unbelesenen Bundestagsabgeordneten im Parlament. Ich kann Schröder und seiner Regierung nicht sonderlich viel abgewinnen, aber die "Vorwürfe" grenzen ans Absurde. Die Bild fabuliert, er würde auf ewig an dem Amt kleben. Die Wahrheit: Schon mit dem Zusammentritt des frisch gewählten Bundestages ist er nur noch geschäftsführend tätig, bis ein neuer Kanzler gewählt wird. Kohl war 16 Jahre im Amt, das war lang - viel zu lang. Und ist es Wirklichkeitsverlust, wenn man feststellt, dass die Wunschkonstellation der Gegenseite (schwarz-gelb) ihr Ziel nicht erreicht hat? Es hat ja wohl ernstlich kein Sozialdemokrat geglaubt, die vor dem 18.09.2005 nie gefährdete Mehrheit würde mit Neuwahlen ausgebaut. Nahezu jeder, auch die SPD ist davon ausgegangen, dass das ein Spaziergang, ein Durchmarsch für schwarz-gelb wird. Jedenfalls bis die Linkspartei verkündete, dass man antreten wolle. Nun hat man den sicher geglaubten Sieg aber nicht herbeischreiben können und das kostet Politik und Journalisten offenbar den letzten Rest von Ratio. Schröder Bashing lag und liegt im Trend der Pressefuzzies, die nicht länger nur berichten, sondern selbst Politik machen wollen.

M. Boettcher
 
als "Wiedergutmachungsaktion" darf das wohl hier verstanden werden:
http://www.du-bist-deutschland.de

Heile Welt
Berlin, 26.09. 2005 18:47
„Du bist Deutschland“: Deutsche Medienunternehmen starten gemeinsame Kampagne für eine neue Aufbruchstimmung

• 25 Medienunternehmen stellen ein Mediavolumen im Wert von mehr als 30 Millionen
Euro unentgeltlich zur Verfügung
• Ziel der politisch unabhängigen und überparteilichen Aktion ist eine neue
Aufbruchstimmung in Deutschland
• Alle beteiligten Unternehmen, Agenturen, Produktionsfirmen und Prominenten
engagieren sich ohne Honorar
• Zweiminütiger TV-Spot startet am 26. September nahezu zeitgleich auf zahlreichen
TV-Kanälen
• Größte Social Marketing Kampagne in der deutschen Mediengeschichte
verlogen und heuchlerisch bis zum geht nicht mehr

cp
 
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,377453,00.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,377672,00.html
die Demontage der "Teilzeitkanzlerin" ist in vollem Gange
(nicht das ich mich von Schadenfreude freisprechen könnte..)
und die NeuNeuwahlen werden auch schon angedacht, der Wähler wird eben so lange zum Trog getrieben,
bis das Ergebnis der Herrschenden paßt ...
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,377647,00.html
SPD-Politiker setzen auf Neuwahlen
cp
 
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