Heiko schrieb:
dass ich als Fahrgast dauerhaft nicht in Frage komme.
Das ist aber schade!
Auch ich hatte — neben selbstverständlich vielen unerfreulichen Erfahrungen, die sich jedoch wieder ein wenig relativieren, wenn man öfter in Mittelosteuropa mit der Bahn unterwegs ist — ein lustiges Erlebnis mit dem «Unternehmen Zukunft»:
Vor anderthalb Jahren habe ich mich von
Frankfurt (Oder) nach
Hof aufgemacht, um das dort
in der Nähe befindliche
Grenzmuseum Mödlareuth Töpen zu besuchen.
Eine preislich günstige und auch zeitlich erstaunliche Alternative zum ICE der DB bot der Interconnex zwischen
Berlin-Schönefeld und
Leipzig. Tja, und dann stand der RE wegen irgendwelcher Bauarbeiten bereits wenige Kilometer nach Frankfurt (Oder) auf freiem Feld und bewegte sich eine halbe Stunde nicht mehr. In Berlin angekommen hatten ich und mein mich begleitender Hamburger Kollege bereits ein wenig an
contenance verloren. Nebenbei: Die meisten anderen Fahrgäste, überwiegend Brandenburger und Berliner, die offensichtlich vom Schnäppchenjagen aus Polen zurückgekehrt waren und also mit allerlei Plunder, wie Korbmöbeln, Autositzbezügen, Plastikblümchen in Glaskugeln, Zigaretten, Schnaps... beladen waren, und nun mit uns im Zug saßen, hatten aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums weniger Probleme mit der
contenance, als vielmehr mit der
continence bzw. Inkontinenz.
In der Schlange vor dem Info-Point des Ostbahnhofs bereitete ich mich innerlich schon einmal auf die zu erwartende verbale Inkontinenz der Diensthabenden vor, indem ich verschiedene Szenarien durchspielte. Problem 1 war nämlich, dass, da Interconnex Tickets nur im Zug verkauft (hat), mir ein Beweis dafür fehlte, dass ich wirklich beabsichtigt hatte, mit eben jenem Zug zu fahren, Problem 2, dass ich nun — ohne Nutzung eines ICE/ IC der DB — mit inakzeptabler Verspätung in Hof, wo ich mit einem Wagen abgeholt werden sollte, ankommen würde.
Als Antwort auf meine Frage «Grüß Gott! Ich habe den Anschlusszug nach Leipzig verpasst, weil der RE von Frankfurt Verspätung hatte. Ich habe hier einen Ausdruck des aus dem Internet, der veranschaulicht, dass ich beabsichtigt hatte, mit dem Interconnex zu fahren. Wenn ich nun die Regionalbahn nehme, komme ich mit einer mehr als zweistündigen Verspätung in Hof an. Deshalb würde ich gerne den nächsten ICE nutzen. Außerdem bin ich nicht dazu bereit, für die DB-Verbindung Berlin-Leipzig mehr zu zahlen, als ich für dieselbe Verbindung bei Nutzung des Interconnex gezahlt hätte. Wie können wir das Problem lösen?» hatte ich also
1. «Ditt gloob ich nich! Ditt kann ja jeda saagn!! Wissn Se, watt ick jedn Tag hia aleeb, mit de Russn un de Pooln... Jeen Se ma schöön weita, oda ick ruf da Pollezai.»
oder
2. «Früja waa allet bessa jeweesn. ßu DeDeEa-ßaitn wäan Se übahaup nich nach Hof jekomm. Blaim Se ma in Baliin. Is ooch schön, wa.»
oder
3. «Ja, Meesta, ick vaschtee Dir schon. Moment mal!
[zur Kollegin]: Ey, Schakkliin, da issn Kundä, däa will umsons nach Laipßich. Machma nich, wa? Hamwa noch nie jemach, wa?
[ohne eine Antwort von Jacqueline abzuwarten, zu mir]: Nee, weeß ick jetz ooch nich. Machma nich!»
erwartet.
Wie hatte ich mich getäuscht
: Der Mann am Schalter warf, nachdem ich ihm die Situation geschildert hatte, einen kurzen Blick auf meinen Internetausdruck, blickte auf die Uhr, sagte «Nee, da können Sie nichts mehr machen!», schrieb «Ist gültig als Fahrschein für den ICE Nr. ...» auf den Ausdruck, drückte einen DB-Stempel darüber und entließ mich mit den freundlichen Worten: «Gute Reise!».
Im ICE Berlin-Leipzig war man einigermaßen verwundert über den unkonventionellen Fahrschein. Nach telefonischer Rücksprache mit irgend jemandem teilte man mir dann mit: «Ist OK.»
Ja, so bin ich also einmal von Berlin nach Leipzig umsonst gefahren. Den «Fahrschein» habe ich übrigens aufbewahrt... falls ’mal jemand kommt und sagt «Ditt gloob ich nich!»