AW: APT vs OPTUS - Entscheidung im Juni!?
The lawsuits were triggered by a falling out between Optus and its pornography partners and other telcos that teamed up to profit from a loophole in international telecommunications rules.
Wie so oft kam hier also einiges ans Licht, weil sich die Beteiligten nicht über die Beuteverteilung einig waren. Das kennt man ja auch aus Deutschland, ich erinnere mich da an einen Fall, finde aber die Geschichte nicht mehr. Außer Technofreak oder Dvill wird sich aber eh keiner erinnern können
Wichtige Formulierung hier: Optus (ehemals Cable&Wireless)
teamed up [with pornography partners and other telcos] to profit from a loophole in international telecommunications rules ("Optus machte gemeinsame Sache mit den Partnern im Pornobereich und anderen Telekom-Unternehmen,
um von einer Lücke in den internationalen Telekommunikationsregeln zu profitieren.")
Die Frage muß erlaubt sein, wer diese internationalen Regeln gemacht hat... Etwa
die ITU? Welchen Einfluß hatten die Lobbygruppen auf die Entscheidungen dieser UN-Behörde? Da wäre beispielsweise die ITA zu nennen, die in dieser britischen parlamentarischen Anfrage zum Thema Dialer aus dem Jahr
1996 (!) erwähnt wird.
britische Parlamentsprotokolle schrieb:
8. Mr. Timms: To ask the President of the Board of Trade what assessment he has made of the level of fraudulent charging for international calls to premium rate telephone services available outside the United Kingdom. [36074]
The Minister for Science and Technology (Mr. Ian Taylor): International audiotext services are not billed in the distinctive manner of domestic premium rate services, and are not easily distinguishable by telecoms operators from other international services[Das stimmt so nicht, wenn große britische Telcos selbst in die Verträge involviert waren, z.B. via "Concert", einem joint venture unter Beteiligung von BT].
I am therefore not aware of any assessments of the amount of fraud arising from international audiotext services.
Mr. Timms: Did the Minister read an article in the Scottish Sunday Mail a week ago, which documented a number of cases of people who had received large bills for calls to overseas premium rate services that they were adamant they had not made and no one else had access to their telephone lines to make? Does the Minister agree that British Telecom's approach--that those people are all lying or are grievously mistaken--is growing thin? Will the Minister use his influence with British Telecom, through the Office of Telecommunications, to ensure that the company takes seriously the increasing likelihood that serious fraud is being perpetrated?
Mr. Taylor: The hon. Gentleman has raised an article from the Scottish Sunday Mail in June. We have considered it and British Telecom was concerned about the matter. I am not sure that the problem is fraud so much as misuse. Those numbers have been misused because of the failure to use the facility of the bar in equipment in a person's property. We are concerned whether there is genuine abuse of international calls. I am delighted that the International Telemedia Association has been formed and I hope that it works with the Independent Committee for the Supervision of Standards of Telephone Information Services, which is considering premium rate services in this country. If those two organisations compare notes, perhaps the surface operators can devise a set of standards that can be commonly applied.
Wie gesagt, das war 1996!
Das Geschäftsmodell funktionierte so: Beworben wurden Telefonnummern auf Südseeinseln, z.B. Vanuatu. Ein Anruf dort kostete den Nutzer (beispielhaft) 5 Dollar. Der Anruf kam aber nie dort an, sondern wurde nach Australien geleitet. Das kostete dann 1 Dollar. Die 4 Dollar Differenz teilten sich die Beteiligten.
Außerdem war das praktisch, da der Dienst offiziell ja aus Vanuatu kam. Dort gab es keinen Jugendschutz, keine Inhaltskontrolle und damit keinen Einfluß. Dieser unmoralische Teil des Themas war allen Beteiligten bekannt.
Sehr erhellend sind die Berichte, dass die beteiligten Unternehmen sich offenbar regelmäßig gegenseitig betrogen haben. Die Australier benutzten beispielsweise ohne Vertrag Telefonummern aus Vanuatu und zahlten den Insulanern deren beuteanteil nicht aus. Außerdem wurden standardmäßig einige % der generierten Anrufminmuten unterschlagen.
Der für dieses Geschäft zuständige Manager bei Optus wurde vom Richter folgendermaßen charakterisiert:
Justice R. Mc D. was much harsher with B***, saying he had no regard for the truth, except for when it suited him
(Richter R. Mc D* war wesentlich härter mit B* und sagte (über ihn), er habe keine Achtung gegenüber der Wahrheit, außer wenn sie ihm dienlich ist)
Deutlicher kann ein Richter einen Menschen wohl kaum als Lügner bezeichnen...
Global Internet Billing and MDC (Europe) started in 1999 using the stolen numbers and a similar product to Gilsan. It offered its calls to customers in Italy, South Korea and the US. APT sold calls to customers in the US, Italy and the Philippines, while Gilsan sold to the US, Italy, Greece and Turkey.
Von Deutschland ist nirgends die Schreibe. Das deckt sich damit, dass es vor 2001 tatsächlich kaum Berichte zu dem Thema gibt, die Deutschland als Ziel sahen. Die Firmen sind aber bekannt und die amerikanische Verbraucherbehörde FTC hatte bereits 2000 ganz klar zum Ausdruck gebracht, was sie von "Global Internet Billing" halten. Ich werde dieses Thema mal bei Gelegenheit mit den Australiern diskutieren... War dieses Geschäft nur unmoralisch oder auch kriminell?
Auch die Frage, wer oder was "MDC Europe" ist, wird mich noch beschäftigen. Der angegebene Verantwortliche der MDC ist bekannt. Er taucht auch später mit anderen Firmen in Dokumenten der britischen Regulierer auf.
Wie schon erwähnt, brach das große Geschäft zusammen, als die Amerikaner die Gesetze änderten und Auslandsgebühren beschnitten haben:
halted almost overnight in 2001 when the American Federal Communications Commission changed the law so it was not nearly as lucrative. Instead of dividing $US4 a minute between the telco and its porn partners, they were now left with just US48c a minute to divide between them.
Given that more than 90 per cent of the traffic was from the US, it was no longer commercially viable.
([der Geldfluß] wurde2001 beinhae über Nacht unterbrochen, als die Amerikanische FCC [~Telekomregulierer] das Gesetz veränderte, wodurch das Modell nicht einmal mehr annähernd so lukrativ war.
Anstatt 4US$ pro Minute zwischen dem Telco und seinen Pornopartnern aufteilen zu können, blieben diesen nur mehr 48 cents und da der Löwenanteil des Traffics aus den USA kam, war das Modell nicht mehr gewinnbringend durchführbar)
Auch das ist bekannt und ich habe darüber schon mal irgendwo was geschrieben. Das bedeutet aber nur, dass die in den jeweiligen Ländern existierenden "normalen Mehrwertnummern" nun nicht mehr nur konkurrenzfähig waren, sondern mehr Profit versprachen. Daher dürfte der Einsatz von Dialern mit "normalen" Mehrwertnummern nach 2001 stark zugenommen haben. Nicht erstaunlich, dass zur selben Zeit die ersten Missbrauchsfälle auftauchten. Ich kenne kein Mehrwertgeschäftsmodell, dessen Existenz der allgemeinen Öffentlichkeit anders als durch Betrugsfälle bekannt geworden wäre
Die Anwälte von "Telecom Vanuatu" überlegen übrigens, ob es gegen das letzte Urteil einen Einspruch gibt. Ich hoffe, es gibt eine Revision, um noch mehr Spaß mit diesen Gerichtsfällen zu haben.