1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Aka-Aka

Chaostheoretiker
http://www.heise.de/newsticker/meldung/90752

Gut, ich habe die Überschrift etwas reisserisch formuliert. Aber das Thema ist ernst und ich bin weit davon entfernt, es so spöttisch zu "nehmen".

Klaus Jansen, Bundesvorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK), sieht derzeit die straf- und zivilrechtliche Verfolgung von Computerkriminalität nicht sichergestellt. "Die Polizei ist im Internet eigentlich nicht unterwegs"
Klasse, dass dies mal so deutlich gesagt wird!
Klar, Jammern alleine bringt es noch nicht, aber so tun, als wäre alles ok, wenn es nicht so ist, ist (wenn es um Strafverfolgung geht) durchaus demokratiegefährdend, mindestens aber ein Verrat an der polizeilichen Aufgabe, die Bürger zu schützen.

Warum? Weil die personelle und technische Nicht- bzw. viel-zu-wenig-Existenz der Ermittler im Internet nicht nur zu einem eklatanten Mangel an Ermittlungsarbeit führt, sondern auch zu Willkür und Zufall bei der Ressourcenverteilung und folglich bei der Ermittlungsarbeit. Dies gilt selbst in einem Idealszenario, also ohne dass politische oder sonstige Hintergründe die Verteiligung von (insbesondere) Manpower verzerren.

Die meisten hier können ein Lied davon singen, was der Mangel an adäquater technischer und personeller Ausstattung in dem Bereich bewirkt, in dem der Themenschwerpunkt dieses Forums liegt.

Ob ein Dialerbetrüger oder ein 0137-Pinger (nur mal als zwei Beispiele, wo ich mir ein wenig mitreden zu dürfen erlauben darf) überhaupt irgendeine Angst vor Strafverfolgung haben muss, das ist doch weniger davon abhängig, was er genau gemacht hat, sondern eher davon, ob es zufällig auf dem Schreibtisch der "richtigen" Staatsanwaltschaft landet, wo der Mangel an Ressourcen durch ein Übermaß an persönlichem Einsatz zumindest ansatzweise wettgemacht wird.

In dem Heiseartikel wird dann größtenteils mehr auf die technischen Seiten hingewiesen, auf die ganz naheliegenden "alltäglichen" konkreten Auswirkungen des ausgesprochenen Mangels leider eher weniger.
Jansen betonte, dass es ihm gar nicht um die umstrittene "verdachtsunabhängige Recherche" [einer meiner Lieblingsasudrücke!] zur Prävention von Straftaten im Netz gehe, sondern allein um eine angemessene Strafverfolgung.
Genau diese scheint im Internet auch jenseits von terroristischer Gefahr nicht gegeben und von daher stehe ich dem Beitrag sehr positiv gegenüber und halte die Häme, die in einigen Kommentaren ausgeschüttet wird, für unangemessen und diskussionsschädlich. Dem ja auch hier anwesenden opensky kann ich nur von ganzem Herzen zustimmen:
und auch in Kommentaren wie
++ für soviel Aufrichtigkeit ...
und an Euch .. die Kripo ist nicht euer Feind !
finde ich mich durchaus wieder.


Ältere Beiträge findet man über google, z.B.
Aber wie kann man sich vor Betrug im Internet schützen? Der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Klaus Jansen, forderte gestern eine erhebliche personelle und statistische Verstärkung bei der Bekämpfung von Internetkriminalität. Denn die Internet-Fahnder, die bisher im Einsatz sind, suchen hauptsächlich nach Pädophilen oder im Bereich Terrorismus. Verbraucherschutz im Internet wurde bisher eher vernachlässigt.
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Dass er selbst manchmal, wie bei seinem Ausspruch "Das Internet entwickelt sich zur Fernuniversität von Straftätern und Terroristen" Wasser auf die Mühlen unseres Innenministers schüttet, der so etwas gerne in seinem (un-?)Sinne aufgreift (siehe auch heise), ist mir schon bekannt (und sollte nicht die Diskussion um obige Ausführungen beeinträchtigen)
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Deswegen will Schäuble ja die On-Line Untersuchung.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/90535
Die Verfassung muß weg!
Nein. Warum der die Onlineuntersuchung will, weiß ich nicht. Womöglch wird er nach seiner Amtszeit Aufsichtsratsvorsitzender einer schwäbischen Datenspeicherfirma. Solche Dinge sind ja oft starke Argumente, z.B. pro Biometrie. Stimmt's, Otto?
Die Abschaffung der Verfassung brauchen "die" doch gar net...
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, was das Ganze denn soll. Außer dem nicht unüblichem Gejammer "wir sind zu schlecht ausgerüstet, haben zu wenig Personal" finde ich da kaum Bemerkenswertes.

Der Reihe nach: wenn die BDK Seite gehackt wurde, dann ist das zwar ein Zeichen dafür, dass es Leute gibt die das können und offenbar auch tun. Vor allem aber ist das Angebot wohl weit weniger gesichert, als gewünscht bzw. erforderlich. Das läßt vermuten, dass es um die fachlichen Qualitäten des Verantwortlichen schlechter bestellt ist, als angenommen und erforderlich. Wenn der nun noch ein Polizeinetz aufgebaut hat, läßt mich das argwöhnen, dass es um dessen Leistungen und Sicherungen ggf. auch nicht gut bestellt ist, während der Bundesvorsitzender des BDK offenbar glaubt, dass dies ein absolutes Kriterium für alle möglichen Fähigkeiten des Betreffenden darstellt. (Ich kann übrigens Auto fahren. Jedenfalls habe ich schon mal ein Ziel nach einiger Zeit Fahrt im Kfz heil erreicht. Dass mich das schon geeignet macht einen Ozeandampfer durch die Elbe zu schippern oder eine Expedition zum Mars zu führen, halte ich sehr für fraglich.)

Auf die Frage: "welche Gemeinde es sich leisten könne, nach einem Netzangriff wochenlang im Web platt gemacht zu sein?" antworte ich: jede. Es gibt kaum eine wirkliche Abhängigkeit von der Funktionsfähigkeit der Webseiten der Gemeinde oder des Internetzugangs der Behörden. Also bitte keinen Popanz aufbauen.

Die Kommunikation der Behörden untereinander ist nicht auf das Internet angewiesen. Wenn doch, so ist das ein Design-Fehler, den es zu ändern gilt. Behörden sollte man besser vom Internet abkoppeln und mit Stand-/Mietleitungen vernetzen. Das kommt auch der Sicherheit zu Gute. Vielerorts existieren seit Jahrzehnten eigene Netze, die dazu ggf. ausgebaut werden müssen.

Die Forderung nach E-Mail-Verteilern für Bürgermeister oder Polizei-Einsatzführer ist in diesem Kontext, nämlich der Verfolgung von Computerkriminalität, m. E. albern und völlig fehl am Platz. Wo Mail genutzt wird, lassen sich Listen leicht einrichten. Die Bürgermeister mögen das einfach ihrem Mail-Admin mitteilen oder in Ihrem Mail-Client bei Bedarf selbst anlegen. Beim Polizeieinsatz aber ist ein asynchrones Kommunikationsmittel wie Mail völlig unangebracht. Beides hat nichts mit der Verfolgung von Computerkriminalität im Internet oder Recherche/Prävention zu tun.

M. Boettcher
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Behörden sollte man besser vom Internet abkoppeln und mit Stand-/Mietleitungen vernetzen.
Dem ist doch so, zumindest bei den Sicherheitsbehörden - du schreibst es ja selbst:
Das kommt auch der Sicherheit zu Gute. Vielerorts existieren seit Jahrzehnten eigene Netze....
Beim Ankoppeln sind kommunale Behörden Vorreiter, vor allem Verwaltungen. Die altbewährten Systeme stehen nach wie vor und sind vom Internet unabhängig. Was der Käse mit den eMailadressen für Polizeiführer soll, erklärt sich mir nicht, weil außer Ratschen darüber nix brisantes zu laufen hat.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Die Forderung nach E-Mail-Verteilern für Bürgermeister oder Polizei-Einsatzführer ist in diesem Kontext, nämlich der Verfolgung von Computerkriminalität, m. E. albern und völlig fehl am Platz.
Die schmeißen wieder mal einiges durcheinander.
Die Listen machen Sinn um Informationen schnell zu übermitteln - was aber aufgrund einer nicht real existierenden Sicherheitsarchitektur praktisch nicht nutzbar ist.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Wenn ich zwischen Schäuble und Verfassung wählen könnte, würde ich nicht die Verfassung abschaffen...
Der Gastposter hatte sicherlich die passenden Smilies vermißt, als Gast stehen die
in der Postingeingabe nicht zur Verfügung. Allerdings finde ich auch unter den angebotenen
Smilies nicht das, was meiner Gemütslage zu dem Thema entspricht.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Jetzt sind wir doch wieder von dem Thema weg, um das es mir eigfentlich ging. Schade...
Übrigens
Jansen betonte, dass es ihm gar nicht um die umstrittene "verdachtsunabhängige Recherche" [einer meiner Lieblingsasudrücke!] zur Prävention von Straftaten im Netz gehe, sondern allein um eine angemessene Strafverfolgung.
Da wollte ich noch auf zwei Dinge hinweisen:
1. Ich weiß nicht genau, was jansen mit "verdachtsunabhängiger Recherche" hier meint, v.a. im Zusammenhang mit "angemessener Strafverfolgung", um die es ihm geht und
2. Die Anmerkung "einer meiner Lieblingsausdrücke" ist insofern irreführend, als ich das ganz anders meine (glaube ich) als (zB) Schäuble. "Verdachtsunabhängige Recherche" ist ein Teil meiner chaostheoretischen Suchmethoden - daher ist das einer meiner Lieblingsausdrücke

Mir geht es ausschließlich darum, dass er ganz klar sagt, dass die Polizei der Internetkriminalität nicht gewachsen ist!
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

1. Ich weiß nicht genau, was jansen mit "verdachtsunabhängiger Recherche" hier meint, v.a. im Zusammenhang mit "angemessener Strafverfolgung", um die es ihm geht

Das heißt nix anderes als, dass Polizisten vor dem Rechner sitzen und so lange surfen, bis sie auf eine Straftat stoßen. Aktuell sieht es leider oft so aus, dass der Geschädigte erst zur Polizei rennt und die dann zu Ermittlungszwecken surft. Da hat sie ja dann einen Verdacht.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Jetzt sind wir doch wieder von dem Thema weg, um das es mir eigfentlich ging. Schade...
Soweit weg vom Thema ist das nicht. Was erwartest du denn von den ausführenden Organen,
wenn die politisch Verantwortlichen auf populistischen Unfug setzen statt nach machbaren Lösungen
zu suchen.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Soweit weg vom Thema ist das nicht. Was erwartest du denn von den ausführenden Organen,
wenn die politisch Verantwortlichen auf populistischen Unfug setzen statt nach machbaren Lösungen
zu suchen.
Auch wahr, aber irgendwie sinds doch zwei Themen - wenn auch mit deutlich erkennbaren Überschneidungen.
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Aktuell sieht es leider oft so aus, dass der Geschädigte erst zur Polizei rennt und die dann zu Ermittlungszwecken surft. Da hat sie ja dann einen Verdacht.
...findet aber nix mehr und sagt "ad acta", statt sich zu überlegen "ja wo könnte es denn sonst noch was geben", was dann nicht verdachtsunabhängig wäre, sondern chaostheoretisch. Merke: Kommst Du in ein Zimmer, in dem es nach Pulver riecht, könnte dort ein Schuss abgegeben worden sein. Auch das Nichtfinden der Waffe widerlegt die These nicht :) (zumal es, um in der gewagten Analogie zu bleiben, bei (z.B. Dialer-)Geschädigten "Leichen" gibt)
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Soweit weg vom Thema ist das nicht. Was erwartest du denn von den ausführenden Organen,
wenn die politisch Verantwortlichen auf populistischen Unfug setzen statt nach machbaren Lösungen
zu suchen.
ich erwarte, dass sie die Probleme öffentlich machen anstatt hinter verschlossenen Türen zu jammern - und das macht Jansen (und selbst wenn man sagen kann "Na, der kann sich das halt erlauben" bleibt es doch lobenswert, denn sich etwas erlauben können ist ja noch lange nicht hinreichend dafür, es wirklich zu tun).
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

Nein, man darf seine Meinung schon äußern, sie wird aber schneller in die Mainstreamassimilierungsmaschine geschmissen, als man schauen kann - oder sie wird schlichtweg ignoriert. Vielleicht taucht in der Google-News-Suche ja wenigstens demnächst auch noch die Computerseite der Augsburger Allgemeinen auf. Dann landet's mit viel Glück tags darauf in der SZ...
Sascha? :)
 
AW: 1,2,3 - wo ist die Polizei? Hier jedenfalls nicht?

...findet aber nix mehr und sagt "ad acta", statt sich zu überlegen "ja wo könnte es denn sonst noch was geben", was dann nicht verdachtsunabhängig wäre, sondern chaostheoretisch. Merke: Kommst Du in ein Zimmer, in dem es nach Pulver riecht, könnte dort ein Schuss abgegeben worden sein. Auch das Nichtfinden der Waffe widerlegt die These nicht :) (zumal es, um in der gewagten Analogie zu bleiben, bei (z.B. Dialer-)Geschädigten "Leichen" gibt)
Im Strafrecht gehts nicht nach Wahrscheinlichkeiten, sondern nur nach Beweisen. Insofern wäre zu notieren, dass es nach Pulver riecht. Die Verteidigung wird dann aber ausführen, dass es nach $chemikalie gerochen hat, die den gleichen Geruch wie Schwarzpulver, aber überhaupt nix mit schießen zu tun hat.
 
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