Vorsicht, Hausaufgabenhilfe

Reducal

Forenveteran
Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr. 26, Mittwoch 2. Februar 2005, Seite 38

SZ schrieb:
Vorsicht, Hausaufgabenhilfe

Dialer-Gefahr: Ministerium warnt Kinder vor Internet-Foren


  • Von Marten Rolff

Die Gefahr für Jugendliche, im Internet auf so genannte "Dialer" hereinzufallen ist nach Einschätzung von Verbraucherschützern wieder gestiegen. Bayerns Schulen haben daher jetzt einen Brief vom Kultusministerium erhalten, in dem dringend vor der Nutzung von Text- und Hausaufgabenbörsen im Netz gewarnt wird. Auf den einschlägigen Seiten, die Schüler vor allem zur Arbeitserleichterung durch den Tausch von Facharbeiten, Referaten oder Hausaufgaben nutzen, seien in den vergangenen Monaten verstärkt Dialer, also Programme, über die unbemerkt eine kostenpflichtige Telefonverbindung aufgebaut wird, installiert worden, heißt es in dem internen Schreiben. Als bedenklich gelistet werden nahezu alle gängigen Angebote.

Im Ministerium verweist man auf zahlreiche Hinweise aus den Schulen. Angebot und Risiken im Internet seine derart gestiegen, "dass wir zum Handeln genötigt waren", sagt ein Sprecher. Das größte Problem sieht das Ministerium in den Kostenfallen, in die viele Schüler durch die Dialer geraten; hinzukomme, dass der Hausaufgabentausch den lernerfolgt beeinträchtige. Auch stößt man sich an den Links zu kommerziellen Angeboten, Werbung mit anzüglichen Fotografien oder anderen "problematischen Inhalten" wie Hinweise auf Single- oder Flirtbörsen.

Die Warnungen der Politiker seien "geschäftsschädigend und realitätsfern", findet S. K., Chef des Dürener Portals "pausenhof.de". Es gebe keine Dialer auf "unseren für Schüler zugänglichen Seiten", zudem habe der Jugendschutz Priorität. Auch andere Anbieter wie das Berliner Forum "schoolunity.de" verweisen auf die Transparenz ihrer Preise und die "Unzulässigkeit von Dialern bei uns". Man wolle nicht mit den schwarzen Schafen der Branche in einen Topf geworfen werden.
Ein Problem, für das man bei der Münchner Verbraucherzentrale kein Verständnis hat. Bei so genannten Seiten zur Hausaufgabenhilfe handle es sich "fast durchweg um unseriöse Angebote", kein einziges sei schützenswert, urteilt Markus Saller, Jurist bei der Verbraucherzentrale. "Die Warnung durch das Ministerium hat daher unsere volle Unterstützung".

Nach dem Mehrwertdienst-Gesetz vom Dez. 2003 müssen Anbieter auf die Kostenpflichtigkeit von Dialern hinweisen. So habe sich der Schutz zwar verbessert, doch seien die Angebote immer noch nicht sauber, weil viele Kostenhinweise versteckt würden, sagt Saller. Die Folgen ließen sich an den Anrufen einer Hotline für Fragen zum Telekommunikationsrecht ablesen, die die Verbraucherzentrale zwischen September und Dezeber 2004 einrichtete. Rund ein Drittel der mehr als 1100 Anrufer seien auf Dialer hereingefallen, erzählt Saller.

Probleme gibt es auch mit der Bezahlung über die so genannte "Premium-SMS, die bei einigen Anbietern von Hausaufgabenseiten ebenfalls üblich ist. Weil hier Richtlinien über zulässige Preise fehlen, gerieten jugendliche in Bedrängnis, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Neulich erst sei eine 13-Jähriger zur Beratung erschienen, der sein Handy nicht nutzen konnte, weil er sich versehentlich das Abonnement eines Klingeltonanbieters runtergeladen hatte. "Die Kosten waren so hoch, dass seine Handy-Karte beim Einschalten des Gerätes jedes Mal leer gebucht wurde", erzählt Saller.

Den Nutzen von Hausaufgabenseiten hält man bei der Verbraucherzentrale für fragwürdig. "Die Aufgaben", so Saller, sollen die Kinder allein erledigen."

Hervorhebung von mir - interessant, wie tief das Ministerium einsteigt.
 
Reducal schrieb:
Hervorhebung von mir - interessant, wie tief das Ministerium einsteigt.
Diese Halbherzigkeit der Politik ist der Grund, warum bis heute die Neppdialer so verbreitet sind. Natürlich hätte das Ministerium auf das sofortige Verbot dieser Angebote und Dialer drängen müssen.

Dietmar Vill
 
Reducal schrieb:
Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr. 26, Mittwoch 2. Februar 2005, Seite 38
[.....]
Hervorhebung von mir - interessant, wie tief das Ministerium einsteigt.
Das kann den Dialerdrückern eigentlich egal sein.
Weisen sie doch auf ihren Seiten darauf hin, Hausaufgaben oder Malvorlagen seien für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet. :wink:

Gruß A. John
 
A John schrieb:
Das kann den Dialerdrückern eigentlich egal sein.
Weisen sie doch auf ihren Seiten darauf hin, Hausaufgaben oder Malvorlagen seien für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet. :wink:
Das wird vermutlich sogar stimmen. Inhalte, die Kindern/Schülern nützlich sein könnten, vermute ich hinter solchen Angeboten grundsätzlich nicht.
 
Zurück
Oben