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Quelle: Münchener Merkur, am 10.11.2004
Sex-Angebote auf Internetseite der SPD, www-Adresse ist nicht verlängert worden
Mich würde mal interessieren, was es kostet, in solchen publikumswirksamen Fällen eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Sex-Angebote auf Internetseite der SPD, www-Adresse ist nicht verlängert worden
Unterhaching - Als der Münchner Merkur gestern Mittag Unterhachings SPD-Bürgermeister E. K. bat, im Internet einmal die Seite der örtlichen Sozialdemokraten anzuklicken, stockte dem 62-Jährigen der Atem. "Hey, hey, hey", empörte sich K. "Wahnsinn, das gibt`s doch nicht! Da hat uns irgenwer was reingefunkt." Um genau zu sein: Via www.spd-unterhaching.de wurden tagelang obszöne Erotik-Angebote präsentiert. Ob Extrem-Porno-Webcams ab 9,95 Euro oder weiterführende Pikanterien unter Nutzung eines so genannten Dialers: Für Sex-Süchtige ließ die Internetseite der Unterhachinger SPD keine Wünsche offen.
"Das ist schon eine Schweinerei, zumal wir gegen so etwas kämpfen. Man ist sich heutzutage nicht mehr sicher, wo diese Kerle zugreifen können", schimpfte K. über die Tücken des weltweiten Datennetzes. Und klickte sich spontan rüber zur politischen Konkurrenz: "Mal schauen, ob bei der CSU auch sowas läuft." Fehlanzeige, deren Internet-Angebot funktioniert ohne pornographische Ausschweifungen.
Fragt sich bloß: Was ist passiert bei den Unterhachinger Genossen? Ein böser Scherz, ein Hacker-Angriff? G. v. d. H., Geschäftsführer des in Unterhaching ansässigen Fachmagazins "IT-Administrator", ging der Sache auf Anfrage des Münchner Merkur auf den Grund. Und er förderte ein verblüffendes Ergebnis zutage: "Bis auf eine mögliche Namensrechtsverletzung ist das ganz legal gelaufen." Die Unterhachinger SPD hatte nämlich vergessen, ihre www-Adresse bei der internationalen Registrierungsstelle "Denic" verlängern zu lassen - ab dem 4. November war die Domain frei, jedermann konnte sie erwerben.
Das tat die "Universal Boards GmbH und Co. KG" mit Sitz in München, Schwanthaler Straße 5. Deren Geschäftsführer M. D. hat sich offenbar auf den Erwerb frei werdender Internetadressen spezialisiert - und betreibt damit Sex-Seiten. Dolzers Mitarbeiterin S. M., von unserer Zeitung mit dem Barbusige Damen aus dem Netz genommen etwas ungewöhnlichen Sachverhalt konfrontiert, erklärte: "Wir registrieren jeden Tag automatisch eine bestimmte Zahl an Domains. Dabei achten wir nicht darauf, wem die Adressen gehören." M. signalisierte aber Gesprächsbereitschaft: "Natürlich geben wir die Seite wieder frei. Bislang haben wir in solchen Fällen immer eine Lösung gefunden, mit der beide Seiten zufrieden waren." Statt nackter Frauen lächelt bald also wieder der SPD-Vorstand vom Bildschirm; gestern Abend änderte sich schon das Erscheinungsbild, das virtuelle Rotlicht erlosch - und die SPD mutierte zu "Super Power Download".
Mich würde mal interessieren, was es kostet, in solchen publikumswirksamen Fällen eine einvernehmliche Lösung zu finden.