Razzia bei Münchner Rechtsanwalt - Hauptverdächtiger in Haft

Der Jurist schrieb:
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0 schrieb:
Behörden sind Tausenden Nutzern auf der Spur
Wie heute morgen in den Nachrichten des MDR gemeldet wurde, ist die Datenbank der Kunden nun geknackt - die Nutzer sind offen gelegt, tausende von Verfahren werden offensichtlich angestrebt.

Womöglich hilft das ja der StA Mühlhausen, um nicht wegrationalisiert zu werden, wie in anderen Nachrichtenrubriken derzeit erwähnt wird.
 
Ich weiß beim besten Willen nicht, was daran neu sein soll ;)
Es mussten keine Datenbanken "geknackt" werden, sondern die Ermittler haben die Userlisten längst im Klartext.
Und zwar nicht nur die Webserver-Anmeldungen, sondern vor allem die exakten Belege des deutschen Abrechnungsdienstes, bei dem ja am Tag der Verhaftungen ebenfalls eine Razzia stattgefunden hatte.
 
@ CP,

... ups, ich übersah das Datum des Postings - wollte ja auch nur mal was sinnreiches posten. Aber immerhin kommt allein durch die Entwicklung des Falles in der Öffentlichkeit die sachbearbeitende Behörde in Zugzwang, tatsächlich etwas gegen die vielen User zu unternehmen. Falls nicht, dann müsste man sich Fragen hinsichtlich von Strafvereitelung im Amt gefallen lassen und das will bestimmt keiner.
 
In den Nachrichten hört sich das natürlich erst mal wie eine echte Neuigkeit an. Ich bezog mich auch nicht auf dich, Reducal, sondern auf die Zeitung, die das als angebl. heiße Neuigkeit verkauft.
Ich kenn so was: Da recherchiert jemand eine Story nach, freut sich über ein Statement des LKA und gibt das als Vorabmeldung an die Nachrichtenagenturen raus. So gelangt es zu Spiegel Online, Radio etc.
Im Übrigen hatte der Spiegel diese Infos auch schon mal selber vorher gebracht...
Der Prozess gegen die vier "Macher" soll AFAIK im späten Frühjahr bis Sommer beginnen.
Wann und wie viele User belangt werden, ist dagegen noch völlig offen, darüber sollen jetzt die örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften entscheiden. Voraussichtlich werden nur FTP-Welt-Abonnenten und andere "Poweruser" mit besonders großem Download-Volumen wirklich Ärger bekommen.
 
Reducal schrieb:
Aber immerhin kommt allein durch die Entwicklung des Falles in der Öffentlichkeit die sachbearbeitende Behörde in Zugzwang, tatsächlich etwas gegen die vielen User zu unternehmen. Falls nicht, dann müsste man sich Fragen hinsichtlich von Strafvereitelung im Amt gefallen lassen und das will bestimmt keiner.
??? Ist so was tatsächlich faktisch ein Problem??? Soll heissen: Gibt es Präzedenzfälle für "Strafvereitelung" im Amt? Was müsste ein Staatsanwalt unterlassen unter welchen Bedingungen, um einem solchen Vorwurf ausgesetzt zu werden??? Wer kann einen solchen Vorwurf wem gegenüber äußern? Muss ich da zur Polizei laufen und sagen: In diesem und jenen Fall findet Strafvereitelung statt? Wie soll man das machen, ohne zu wissen, was ermittelt wird???
Da dieser Fall so heikel ist wegen der anderen Aktivitäten einiger Verdächtigter, sollte man da tatsächlich sehr genau kucken, was weiter passiert. Immerhin wären Tausende von Anzeigen ein ungeheurer Arbeitsaufwand... Und sonst wird doch gejammert. Irgendwas passt mir hier nicht, hmm...
Wie lautet die Standardantwort all jener, denen man private "Ermittlungsergebnisse" zur Verfügung stellt? "Wir bleiben dran".

Eine Frage noch, die mich schon lange beschäftigt: Was gab es eigentlich VOR ftp-welt? ...wir bleiben dran...

stgb(?) schrieb:
§ 258 Strafvereitelung
(1) Wer absichtlich oder wissentlich ganz oder zum Teil vereitelt, daß ein anderer dem Strafgesetz gemäß wegen einer rechtswidrigen Tat bestraft oder einer Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8 ) unterworfen wird, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer absichtlich oder wissentlich die Vollstreckung einer gegen einen anderen verhängten Strafe oder Maßnahme ganz oder zum Teil vereitelt.
(3) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die für die Vortat angedrohte Strafe.
(4) Der Versuch ist strafbar.
(5) Wegen Strafvereitelung wird nicht bestraft, wer durch die Tat zugleich ganz oder zum Teil vereiteln will, daß er selbst bestraft oder einer Maßnahme unterworfen wird oder daß eine gegen ihn verhängte Strafe oder Maßnahme vollstreckt wird.
(6) Wer die Tat zugunsten eines Angehörigen begeht, ist straffrei.
@juristisch kundige MitleserInnen:
gibt's einen für einen Laien nachvollziehbaren Fall dazu?
 
Aka-Aka schrieb:
Eine Frage noch, die mich schon lange beschäftigt: Was gab es eigentlich VOR ftp-welt?
Kommt drauf an, wie die Frage gemeint ist: Die "Macher" waren vorher (mutmaßlich) bei Eself**** und Bitf**** aktiv.
Ersterer Betrieb wurde dann (mutmaßlich) an die Firma F* veräußert, für die ein bestimmter Anwalt zeitweilig als Admin-C fungierte.
Danach gab es im Dreieck Ammersbek /Thüringen/ München (mutmaßlich) andauernde Kontakte und Kooperationen.

Im Übrigen brauchen die Staatsanwälte keine Tritte, um gegen User zu ermitteln, sondern es ging bisher schlicht um die Priorität der Ermittlungen gegen die Betreiber. Mit den Verhaftungen war längst nicht alles getan.

P.S. Zufällig springt mir gerade ins Auge, an welchem Tag ein Dialer-Branchenforum seinen bislang größten Zulauf hatte:
Rekord: 259 am 16.09.2004 at 18:53.
Da waren die Verhaftungen gerade bekannt geworden.
 
Nachrichten-Recycling betreibt auch :
Die Welt vom 13. Dezember 2004

Jagd auf Internet-Piraten
Das LKA Thüringen hat eine Adressenkartei mit mehreren tausend Nutzern einer illegalen Seite geknackt
von Michael Fuchs
Berlin - Ja, die Welt auf FTPWelt.com, die war noch in Ordnung: Die neuesten Kinofilme konnte man hier herunterladen, Software und tolle Spiele - und alles für ganz wenig Geld. Kein Wunder, daß mehr als 45 000 Internet-Surfer nicht die Finger von den Früchten des virtuellen Schlaraffenlands lassen konnten. Doch sie waren verboten, diese Früchte, und deshalb wird es für mehrere tausend Surfer jetzt wahrscheinlich sehr teuer. Die "Thüringer Allgemeine" schreibt von möglichen Ermittlungen gegen 16 000 Personen. Das LKA Thüringen wollte noch keine konkreten Zahlen nennen - die Angaben schwanken zwischen 8000 und 20 000. ....
 
http://www.heise.de/newsticker/meldung/61119
FTPWelt.com: Erste Strafverfahren gegen Nutzer eingeleitet

In einem der bislang größten aufgedeckten Fälle von Internet-Piraterie und Raubkopiererei sind die ersten von bis zu 15.000 Verfahren gegen Nutzer eingeleitet worden. Die kommerzielle Download-Plattform FTPWelt.com hatte von Mai 2003 bis September 2004 unter anderem raubkopierte Filme und Software zum Herunterladen angeboten. Den so genannten "Highspeed-Service" ließen sich die Betreiber von ihren Nutzern nach Transfervolumen vergüten.

Die den Fall ermittelnde Staatsanwaltschaft Mühlhausen sieht auch im Download von Raubkopien eine strafbare Handlung. Nach Ermittlung der Klarnamen habe sich die ursprünglich angenommene Zahl von 45.000 Beschuldigten allerdings deutlich reduziert, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Dirk Germerodt. Parallel zu den Ermittlungen gegen die Nutzer werde die Anklage gegen die vier mutmaßlichen Drahtzieher aus Südthüringen und München vorbereitet, teilte Germerodt mit. (hob/c't)
cp
 
Der Lawblog meldet:
Viele frühere User von ftpwelt.com erhalten derzeit Schreiben ihrer Banken. Darin wird ihnen mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft Mühlhausen um Kontonummern, Anschrift und ggf. weitere Daten gebeten hat.

Ich habe heute in einer dieser Sachen mit der Staatsanwaltschaft gesprochen. Die Schreiben bedeuten nicht, dass gegen den Kontoinhaber ermittelt wird. Vielmehr handelt es sich um Ermittlungen, die sich derzeit noch gegen die Betreiber von ftpwelt.com richten. Das von Banken mitgeteilte Aktenzeichen 685 Js 56650/04 gehört zum Ausgangsverfahren gegen die Hauptverantwortlichen.

Mir wurde mitgeteilt, dass längst noch nicht klar ist, ob und in welchem Umfang gegen einzelne Nutzer (es war von mehr als hunderttausend die Rede) tatsächlich Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Bislang gibt es wohl nur einige Ermittlungsverfahren, es soll sich um “krassen Fälle” handeln.

Auf jeden Fall werden alle Verfahren gegen User an die Staatsanwaltschaften abgegeben, die für den Wohnsitz des Betroffenen zuständig sind. Sofern es dazu kommt, werden die örtlichen Staatsanwaltschaften noch einmal in eigener Regie zu prüfen haben, ob sie überhaupt einen Tatverdacht bejahen.
http://www.lawblog.de/
 
Der Spiegel

"Der Spiegel" meldet (vorab):"Ermittlungen gegen Raubkopierer bei über 1000 Banken":
Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem im Herbst 2004 aufgeflogenen Raubkopie- Portals ftp-welt.com nehmen gigantische Ausmaße an. Um an die genauen Personalien der über 15000 Kunden zu gelangen, die über Monate illegal Filmhits, Musik, Software und Spiele heruntergeladen hatten, hat das Landeskriminalamt Thüringen inzwischen bundesweit 1009 Banken angeschrieben. "Derzeit liegen 1003 Antworten vor", sagt ein LKA-Sprecher, "sechs Anfragen befinden sich noch in Bearbeitung". Gegen wie viele Kunden bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, ist jedoch noch unklar. Darüber "entscheiden die zuständigen Staatsanwaltschaften für die ermittelten Heimatanschriften", heißt es beim LKA.
 
Man muss sich hier schon genau anschauen, wie ermittelt wird und mit welchen Ergebnissen. Das ein oder andere, was öffentlich bekannt wird, ärgert mich ein wenig. Aber man wird sehen, wohin dieses Verfahren läuft. Aufwand? Angemessenheit? Gleichbehandlung? öffentliches Interesse?
Es gibt da schon Fragen, zumindest im Moment und zumindest "von aussen"...
Hat man z.B. in vergleichbaren Fällen (z.B. Hausdurchsuchung bei Dialerfirmen) davon gehört, dass es zu Folgeermittlungen bei allen greifbaren Kunden der Dialerfirma gekommen wäre? Mag ja sein, dass es so ist. Angemessen wäre das wohl. Auch "Gleichbehandlung" wäre so gewährleistet. "Öffentliches Interesse" doch wohl auch...
Wie gesagt: Augen offen halten. Kritische Demokratie ist immer wichtig... [Was ich damit sagen will ist: Ich vertraue unseren Ermittlungsbehörden im Großen und Ganzen - aber ich muss denen ja nicht blind vertrauen]
 
Mich würde viel mehr interessieren, was mit den Drahtziehern der ganze Sache wird. Also denen, die das Portal betrieben und die Gelder verteilt haben.

War da nicht zufällig ein gewisser Münchner Anwalt sehr tief mit verstickt? Wo bitte bleibt hier der Prozess?
 
zum Beispiel war es ja damals offenbar möglich, den Geldfluss in die Karibik, konkreter ins "legendäre" Postfach 875 in Tortola, nachzuverfolgen. Der Spiegel titelte damals "Karibische Kungeleien" und brüstete sich damit, genau zu wissen, wer da wann mit wem in "Road Town" geredet hat (wahrscheinlich mit Blick über "Wickhams Cay"...).

Was aber ist mit den anderen Firmen, die dort gemeldet waren?

Die "iload/powerwissen"-Inhaber z.B. - oder überhaupt die Firmen dieses Registrierungsservices mit netten Adressen wie

Suite 2, Portland House,
Glacis Road,
Gibraltar

"Drummoral House, Isle of Whithorn"

Room 1106, Remington Centre,
23 Hung To Road, Kwun Tong, Hong Kong

EL DORADO, ZONA 6
PANAMA CITY, REP. OF PANAMA

7 Old Street
Roseau,
Commonwealth of Dominica

The Hallmark Building, Suite 227,
Old Airport Road,
The Valley, Anguilla , B.W.I.

Suite 206, Victoria House,
State House Avenue,
Victoria, Seychelles

Wenn es in einem Fall möglich ist, Geldwege zu verfolgen und im anderen Fall stellen sich deutsche Ermittler ernsthaft hin und jammern "Das Geld ist eh schon in der Karibik, da können wir nichts machen" - kann man das als einigermassen kritischer Bürger noch einfach akzeptieren oder wird damit nicht ein Gefühl provoziert, das eben eine gewisse "Unterschiedlichkeit" des Einsatzes von Maßnahmen zu resümieren nahelegt inklusive der damit verbundenen Fragen nach dem "Warum"?

Natürlich wird man öffentlich keine Kommentare hören, was da alles läuft - nur wird es, wenn man einen Hauch von Ahnung hat, was da gelaufen sein mag, zu spät sein.
 
Antidialer schrieb:
Mich würde viel mehr interessieren, was mit den Drahtziehern der ganze Sache wird.
Rechne mal mit einer Anklageerhebung im Oktober. Das ist jedenfalls mein Kenntnisstand, den ich - vor nunmehr schon wieder ca. 6 Wochen - bei der StA Mühlhausen erfragt hatte.
Edit 6.12.05
Anklage wurde soeben erhoben laut Pressemitteilung der StA Mühlhausen. Ein kurzes Zitat findet sich in einem anderen Thread
 
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