Ekelhaftes Ausnutzen von Armut

Vielleicht sollten wir mit einem zu raschen Urteil über eine derartige Praxis etwas vorsichtiger sein. Die Geschichte hat, wie so Vieles, mehr als nur eine Seite. Dass überhaupt mehr oder minder skrupellose Händler ihr Geschäft mit Neugeboren machen können ist die eine, die Not der oft erst halbwüchsigen Mütter, die in lateinamerikanischen Ländern kaum eine Chance auf ein würdevolles Leben haben, eine andere Sache. Wenn auch um des "Geschäftes" willen ist, bekommen diese jungen Lieferantinnen von Säuglingen einen Krankenhausaufenthalt bezahlt, den sie sich sonst nicht leisten könnten, um nicht in irgendeinem dreckigen Loch gebären zu müssen, was ansonsten die Kinder- und Müttersterblichkeit erhöht. Ich denke auch, dass diese Mädchen ihre Kinder nicht weggeben würden, wenn sie die Möglichkeiten für ein Leben hätten, das mehr bietet, als gerade zu überleben. Sie können davon ausgehen, dass ihre Kinder ein voraussichtlich gutes Leben haben werden, weil sie woanders heiß ersehnt sind. Gerade in Deutschland ist der Adoptionswunsch kinderloser Paare mit enormen bürokratischen Hürden gepflastert, was vielleicht vom Gesetzgeber gut gemeint war, für Viele aber eine Adoption unmöglich macht oder bis zum Sankt Nimmerleinstag hinaus zögert. Eine andere Möglichkeit ist die Kindstötung, in vielen Kulturen über die Jahrhunderte hinweg eine probate Möglichkeit der Familienplanung. Das passiert heut zu Tage im Rahmen der Zwei-Kind-Politik nicht nur im überbevölkerten China, wo dann die wenig erwünschten Mädchen getötet werden, sondern es kommt, wie wir wissen, auch in unserer ach so KInder liebenden Gesellschaft immer häufiger vor, dass Kinder auf dem Müll landen. In der ehemaligen Sowjetunjon sind statt einer vernünftigen Verhütung, Abtreibungen, manchmal bis zum sechsten Monat, gängige Praxis. Nicht nur in Peru und ach so fernen Ländern wären soziale Einrichtungen und Auffangstationen für junge Mütter gefragt, die eher aus einer sozial schwachen Gesellschaftsschicht stammen. Aber wenn Menschen in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft leben, bleibt dies nur ein frommer Wunsch. Und hier zu Lande bräuchte es eine gelockerte Adoptionspolitik, damit adoptionswillige Paare nicht ins Ausland reisen müssten, um unter dubiosen Umständen an ein kleines, vielleicht noch nicht von üblen Lebensumständen geprägts, Kind zu kommen. Dann hätten Händler, die sowohl die Not der jungen Frauen als auch die Sehnsucht kinderloser Paare für sich ausnutzen, keine Chance für ihr lukeratives Geschäft.

Ihr könnt Euch ja gerne über meine Meinung ärgern.

Adele :crys:
 
Adele schrieb:
Ihr könnt Euch ja gerne über meine Meinung ärgern.

Adele :crys:
Nein, dazu besteht überhaupt keine Veranlassung, zumindest nicht für denjenigen, der die beiden Seiten der Medaille betrachtet. Meine Frau hat aus ihrer ersten Ehe zwei Kinder, die beide Adoptivkinder sind. Eines der beiden Kinder ist aus Südamerika, ganz offiziell, mit dem Segen der in- und ausländischen Behörden, aber trotzdem: diesem Kind (das mittlerweile erwachsen ist) geht es in Deutschland gut, aber wie ginge es ihm in seinem Herkunftsland, falls er da überhaupt zur Welt hätte kommen dürfen?
 
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