Einfach schlicht: Alles dicht...

Telekomunikacja

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Grüß Gott!

Hier ’was Nettes aus dem BILD-Gespräch mit der CDU-Chefin — Frau Merkel, welchen Traum haben Sie noch? vom 30.11.2004:

BILD: Welches Empfinden weckt Deutschland noch in Ihnen?
Merkel (schmunzelt)
: Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen. Ich denke auch an eine bodenständige und herzhafte Küche. Ich denke an Laubbäume, an Buchen und Eichen. Ich denke an bestimmte Vögel, z. B. an Kraniche, Störche.

Hervorhebung durch Telekomunikacja

Einfach schlicht!

Gehörte dieses Zitat deshalb — statt ins “Off Topic / Geplauder“ — nicht besser in den Bereich “Extremismus“, gar “Unerwünschte Werbung / SPAM“ ?!? ;-)

Auf jeden Fall scheint es sich um ein politisches Statement zu handeln, wenn es sogar die Partei in ihr Angebot an Dokumenten aufgenommen hat... :oops:
 
Im genannten (und auch in anderen) Fall verwahre ich mich auf das entschiedenste, nur auf Grund der Tatsache
Deutscher zu sein, in Sippenhaft für dumme Sprüche von Politikern genommen zu werden.

j.

PS: Sprüche wie "die Deutschen" zeugen ebenfalls von Stammtischniveau
 
Tobias Huch schrieb:
dass dichte Fenster zur Schimmelbildung beitragen

... dazu auch der folgende sachliche Artikel:

Sind wir noch ganz dicht?
Angela Merkel sagt: In Deutschland werden die am besten isolierten Fenster gebaut. Stimmt das denn?


Was kommt Angela Merkel in den Sinn, wenn sie an Deutschland denkt? Als Erstes: das gemäßigte Klima. Und dann? Die Fenster! Das verriet sie vergangene Woche der Bild-Zeitung: "Kein anderes Land der Welt kann so dichte und so schöne Fenster bauen."

Merkels Patriotismus in allen Ehren, aber stimmt das denn? Ja und nein. "Deutsche Fenster gehören zu den besten weltweit", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim, falsch sei jedoch, dass nur in Deutschland dichte Fenster gebaut werden.

Ernst zu nehmende Konkurrenz kommt aus Holland, Belgien, Österreich und der Schweiz, auch die Skandinavier zählen zur Weltspitze. Dichte Fenster sind also eine zentraleuropäische Eigenheit. Angepasst an unser Winterwetter, sollen sie vor allem eins: Energie einsparen.

Der Ölkrise und der ökologischen Bewegung in den siebziger Jahren haben wir die dichten Fenster in Deutschland vor allem zu verdanken. Möglichst wenig Heizungsluft sollte durch das Fenster nach draußen strömen, die erste Verordnung zum Wärmeschutz trat 1977 in Kraft. Seitdem gelten in der Bundesrepublik Mindestanforderungen, wie etwa die so genannte umlaufende Gummidichtung, die seit gut 20 Jahren Norm ist. In anderen Ländern galt so etwas lange Zeit als Luxus, in Großbritannien beispielsweise gibt es strenge Vorschriften zum Wärmeschutz erst seit wenigen Jahren.

Wie viel Wärme durch ein Fenster kommt, sagt der Wärmedämmwert. Je kleiner dieser Uw-Wert, desto besser. Werden im Altbau Fenster ausgetauscht, ist 1,7 die obere Grenze. Festgeschrieben ist das in der Energieeinsparverordnung, die seit zwei Jahren gilt Und schon vieles von dem erfüllt, was mit einer EU-Richtlinie im Jahr 2006 europaweit Standard werden soll. Etwa, dass ein Neubau als Einheit gesehen wird. Hier gibt es, anders als beim Austausch alter Fenster, keinen höchsten Uw-Wert. Stattdessen wird die Gebäudehülle und mit ihr der Energiebedarf pro Jahr und Quadratmeter berechnet, für ein einfaches Reihenhaus gilt eine Grenze von etwa 1100 Litern Öl.

Aber wie sieht nun, rein optisch betrachtet, ein dichtes Fenster aus? "Es hat eine Mehrfachverglasung und Gummidichtung", sagt Gerald Schmidt von der Firma Weru im württembergischen Rudersberg, die zu den Marktführern im deutschen Fensterbau gehört. Entscheidend ist aber der Rahmen, weil dort der Wärmeverlust am größten ist. Speziell gedämmte Rahmen, in Deutschland meist aus pflegeleichtem Kunststoff, sind längst auf dem Markt. Die Luxusvariante hat bis zu sieben Kammern, längs aneinander gereiht und mit Luft gefüllt, halten sie die Wärme im Wohnraum.

In Ländern mit mediterranem Klima, in Spanien etwa, sind hingegen Fenster ohne Gummidichtung und mit Einfachverglasung üblich. Was seine Vorteile hat, denn moderne Fenster sind inzwischen so dicht, dass durch sie kaum noch Frischluft ins Haus kommt.

Und das ist gefährlich, wie Gerhard Lindner, emeritierter Professor für Baukonstruktion an der Universität Weimar, festgestellt hat. "Unser Lüftungsverhalten ist unterentwickelt, sagt der Professor und rät dringend zum Stoßlüften, in ständig genutzten Räumen dreimal täglich. Sonst droht, was ekliger ist als ein kalter Luftzug: Schimmel."

Madlen Ottenschläger

Quelle: Die Zeit, 09.12.2004, S. 63.

;-)
 
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