"Sasser"-Programmierer kommt vor Gericht

Captain Picard

Commander
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,357984,00.html
Millionen von Rechnern legte der "Sasser"-Wurm im vergangenen Jahr weltweit lahm.
Jetzt kommt der Viren-Programmierer vor Gericht. Ihm droht eine jahrelange Haftstrafe.
Der 19-Jährige Sven J. wird bald vor Gericht stehen. Der junge Mann muss sich wegen
Datenveränderung, Computersabotage und Störung öffentlicher Betriebe verantworten,
wie das Landgericht Verden in Niedersachsen am Freitag mitteilte.
cp
 
Auf das Urteil bin ich wirklich gespannt. Sven hat (wie man hoerte) zwischenzeitlich eine Anstellung in einer renomierten Programmiererfirma und zeigt (angeblich) keinerlei neue Aktivitaeten hinsichtlich erneuter Stoerung des gemeinen Internetwohls - ob das wohl die Richter gnaedig stimmt, niedersaechsische Richter?
 
http://www.heise.de/newsticker/meldung/61392
Die Verhandlung nach dem Jugendstrafrecht ist nicht öffentlich. Das Urteil soll laut dpa am Donnerstag, den 7. Juli verkündet werden. Der 19-Jährige hat die Taten gestanden. Aufgeflogen war er im Mai 2004 durch einen Tipp aus seinem Bekanntenkreis. Die Staatsanwaltschaft Verden hat einen Schaden von rund 130.000 Euro durch Sasser ermittelt. Allerdings wird weltweit mit einem Schaden von mehr als einer Million Euro gerechnet. Die Geschädigten können ihre Ansprüche in einem gesonderten Zivilverfahren geltend machen.
Nach dem Strafgesetzbuch droht Erwachsenen für diese Vergehen eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Im Jugendstrafrecht geht es dagegen mehr um Erziehung; deshalb müsse das Gericht die Strafe so bemessen, dass eine erzieherische Wirkung auf den Jugendlichen noch möglich sei, hatte eine Sprecherin des Landgerichts vor wenigen Tagen betont.
Selbst wenn er strafrechtlich mit einem blauen Auge davon kommt, zivilrechtlich
kommt wahrscheinlich weniger glimpflich davon

cp
 
Selbst wenn er strafrechtlich mit einem blauen Auge davon kommt, zivilrechtlich
kommt wahrscheinlich weniger glimpflich davon

Problem wird wohl werden, den tatsächlichen Schaden zu beziffern. Zudem haben offenbar ja vor allem Privatpersonen Anzeige erstattet. Wie machen die einen finanziellen Schaden glaubhaft?
 
sascha schrieb:
Wie machen die einen finanziellen Schaden glaubhaft?
Wenn nur einige Unternehmen die Rechnungen von IT-Spezialisten vorlegen, die für die Beseitigung von Sasser und der
Schäden, die durch Sasser verursacht wurden, eingesetzt werden mußten , ist er für nicht absehbare Zeit finanziell am Boden.

cp
 
Wobei ich mich frage...

...ob da den einen oder anderen nicht eine Mit- oder Eigenschuld wegen allzu sorglosen Umgangs mit seinem System trifft. Es ist ja beileibe nicht so, dass man sowas wie "Sasser" schutzlos ausgeliefert war. Wenn ich mich recht entsinne, gab es Anfang/Mitte April 2004 erste Hinweise auf die Sicherheitslücke, ziemlich zeitnah hat MS Patches dagegen veröffentlicht. "Sasser" konnte dann Ende April/Anfang Mai diese Sicherheitslücke auf Systemen ausnutzen, auf denen der Patch nicht installiert worden war. Sicherlich war es nicht schön, was der Bursche da getrieben hat und es läßt sich auch nicht mit deutschen Gesetzen in Einklang bringen, aber dass ihn nun die Leute, die zu bequem waren, einen Patch zu installieren, bis ans Lebensende ruinieren, kann es ja nun auch irgendwie nicht sein...
 
Re: Wobei ich mich frage...

Bomi schrieb:
...Mit- oder Eigenschuld...
Wohl kaum, wenn es ein Fremder darauf abgezielt hat, einen Schaden zu produzieren!

Bomi schrieb:
...aber dass ihn nun die Leute, die zu bequem waren, einen Patch zu installieren, bis ans Lebensende ruinieren...
Wird schon nicht passieren, leider!


____________________________
Entschuldigung, dass ich lebe!?
 
Re: Wobei ich mich frage...

Bomi schrieb:
aber dass ihn nun die Leute, die zu bequem waren, einen Patch zu installieren,
bis ans Lebensende ruinieren, kann es ja nun auch irgendwie nicht sein...
Schwachsinn, das wäre der Freibrief für jeden Hacker und Virenprogrammierer
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,363797,00.html
Der Angeklagte war Fachmann: Er besuchte eine Berufsfachschule für Informatik und seine Eltern betreiben ein Computergeschäft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen fünf mutmaßliche Komplizen aus dem schulischen Umfeld von J., will aber das Ergebnis des ersten Prozesses abwarten.
cp
 
http://www.heise.de/newsticker/meldung/61416
Sasser/Netsky-Programmierer legt umfassendes Geständnis ab
http://www.heise.de/newsticker/meldung/61427
Die Forderung nach harten Strafen für Programmierer von Computerviren ist in der Vergangenheit immer wieder laut geworden. Im Fall des zurzeit vor Gericht stehenden Urhebers des Sasser-Wurms sind sich Experten jedoch nicht einig, ob es sich um eine vorsätzliche oder eher gedankenlose Tat handelt. Eine harte Strafe als Abschreckung würde nach Einschätzung von Andreas Lamm, Sprecher des Antiviren-Spezialisten Kaspersky, in diesem Fall kaum helfen.

Man müsse berücksichtigen, dass sich der Täter der Tragweite seiner Tat vermutlich gar nicht bewusst war. "Die ganzen Verfahren und drohenden Schadenersatzklagen, die der Junge jetzt am Hals hat, sind vermutlich schon erzieherische Maßnahme genug", meinte Lamm am Dienstag. Theoretisch könnten zahlreiche Unternehmen, die Opfer der Wurmattacke geworden waren, zwar hohen Schadenersatz einfordern, sagt auch der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer. Doch sie würden vermutlich auf eine zivilrechtliche Klage verzichten, da der Junge kein Geld hat, das einzuklagen wäre.
"Das ist äußerst ärgerlich."
so kann man das auch ausdrücken....

cp
 
Captain Picard schrieb:
Doch sie würden vermutlich auf eine zivilrechtliche Klage verzichten, da der Junge kein Geld hat, das einzuklagen wäre.
Ich denke, daß viele schon deswegen darauf verzichten, weil sie einräumen und auch beweisen müßten, daß der Wurm in das Firmennatz eingedrungen ist. Und welches Zeugnis stellen sich die Verantwortlichen dieser Firmen damit: Ein miserabliges. Und wenn dann nichts zu holen ist, dann würde man dem schlechten Geld (dem Schaden) noch gutes Gekd hinterher werfen. Und das läßt man doch besser.
 
Hmmm...

http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,363797,00.html
Spiegel schrieb:
Die Verbreitung des Virus zwang den Softwarehersteller Microsoft, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit längerem bekannte "LSass"-Sicherheitslücke mittels eines umfangreichen Software-Updates zu schließen ("Service Pack 2").
Und das ist schlichtweg falsch: Über die Sicherheitslücke war bereits Mitte April informiert worden, zeitgleich stand ein Patch zur Verfügung, nach dessen Installation "Sasser" keine Chance mehr gehabt hätte. Von der strafrechtlichen Seite abgesehen - da sollte dem Burschen sicherlich gehörig auf die Finger gehauen werden-, müsste das doch meiner Meinung nach bei zivilrechtlichen Schadensersatzforderungen entsprechend bewertet werden. Wenn jemand sein Auto offen mit steckendem Schlüssel stehen läßt und die Kiste geklaut wird, handelt er leichtsinnig und muss sich eine Teilschuld zusprechen lassen - gleiches gilt aus meiner Sicht auch für die Admins betroffener Systeme: Wer sich 'nen Windows-Server hinstellt, weiß 1. wie löchrig die Dinger sind, 2. dass Microsoft seit Jahren einen kostenlos und gut funktionierenden Notifcation Service für Security Bulletins unterhält und 3. darüber oder notfalls über Windows Update die Patches ruckzuck installiert sind. Insofern würde ich es eher so sehen, dass die betroffenen Firmen sich die Halfte ihres Schadens beim "Sasser Man" holen und die andere Hälfte vom Gehalt ihrer Admins abziehen...
 
Re: Hmmm...

Bomi schrieb:
Wenn jemand sein Auto offen mit steckendem Schlüssel stehen läßt und die Kiste geklaut wird, handelt er leichtsinnig und muss sich eine Teilschuld zusprechen lassen

Haben sie aber nicht. Sie haben das Auto schon zugesperrt, aber es versäumt, einen Herstellungsfehler des Schlosses zu reparieren. Das ist für mich ein Unterschied.

Mindo
 
Re: Hmmm...

Mindolluin schrieb:
Bomi schrieb:
Wenn jemand sein Auto offen mit steckendem Schlüssel stehen läßt und die Kiste geklaut wird, handelt er leichtsinnig und muss sich eine Teilschuld zusprechen lassen
Haben sie aber nicht. Sie haben das Auto schon zugesperrt, aber es versäumt, einen Herstellungsfehler des Schlosses zu reparieren. Das ist für mich ein Unterschied.
Höchstens dann, wenn sie nichts davon gewußt haben. Der Autohersteller hat aber Bescheid gesagt, dass das Schloss kaputt ist, auf die damit verbundenen Gefahren hingewiesen und kostenlos Reparaturmittel bereitgestellt :gruebel:
 
Re: Hmmm...

Bomi schrieb:
Wer sich 'nen Windows-Server hinstellt, weiß 1. wie löchrig die Dinger sind, 2. dass Microsoft seit Jahren einen kostenlos und gut funktionierenden Notifcation Service für Security Bulletins unterhält und 3. darüber oder notfalls über Windows Update die Patches ruckzuck installiert sind.
Das Problem lag weniger bei den Servern, als viel mehr bei den Clients. Es ist nämlich nicht ganz trivial, die Patches auf tausende von Clients ad hoc auszurollen - SUS hin, SUS her.
 
Re: Hmmm...

Counselor schrieb:
Bomi schrieb:
Wer sich 'nen Windows-Server hinstellt, weiß 1. wie löchrig die Dinger sind, 2. dass Microsoft seit Jahren einen kostenlos und gut funktionierenden Notifcation Service für Security Bulletins unterhält und 3. darüber oder notfalls über Windows Update die Patches ruckzuck installiert sind.
Das Problem lag weniger bei den Servern, als viel mehr bei den Clients. Es ist nämlich nicht ganz trivial, die Patches auf tausende von Clients ad hoc auszurollen - SUS hin, SUS her.
Wenn die Workstations eines Firmennetzwerkes ungefiltert von außen zu erreichen sind, hat der Admin ein Problem ganz anderer Art 8)
 
Re: Hmmm...

Bomi schrieb:
Wenn die Workstations eines Firmennetzwerkes ungefiltert von außen zu erreichen sind, hat der Admin ein Problem ganz anderer Art 8)
Bedenk bitte, daß es immer eine gewisse Zeit dauert, bis die Signaturen bekannt sind. Außerdem gibt es immer die Gefahr, daß einer einen infizierten Rechner einfach ans Netz anstöpselt, ohne daß der Admin es merkt - es sei denn vor jeder Datendose steht ein Aufpasser. Letzteres war wohl auch das Haupteinfallstor in viele Netzwerke.
(Zur Verbreitungstechnik von Sasser: http://www.winfakten.de/dok31.html )
 
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,363957,00.html
KLAGEN GEGEN SASSER-AUTOR
Viel Schaden, wenig Ersatz
Die ersten Zivilverfahren gegen den 19-jährigen Programmierer der Internetwürmer
Sasser und Netsky sind abgeschlossen. In vier Verfahren einigten sich die Beteiligten auf Zahlungen unter 1000 Euro.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/61495
Sasser-Prozess: Staatsanwaltschaft fordert Jugendstrafe auf Bewährung
http://www.heise.de/security/artikel/61422
Dank Sasser ...

... ist das Internet ein Stück sicherer als vor der Wurm-Epedemie.
so kann man es auch sehen...

cp
 
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