Angeklagte gestehen Dialer-Betrug mit Millionen-Beute

Es wird den Hamburgern relativ wurscht sein, aber aus UK vernahm ich, man sei "stunned" über die Entwicklung. Man denke daran, die Sache "genau zu studieren". Immerhin gab es 2004 rund 11,000 Beschwerden in UK und man geht dort davon aus, dass Firmen des Dänen für bis zu 20% der Summe der Dialerfälle aus 2004 verantwortlich sein könnten und dass der Schaden europaweit "im zweistelligen Millionenbereich" (in Pfund) liegen könnte...
Man sei im übrigen erstaunt darüber, dass die deutschen Ermittler ausdrücklich betonen, wie bedeutsam es gewesen sei, dass erstmals der Einsatz von "Auto-Dialern" zugegeben wurde. Denn der Einsatz von Autodialern durch eine Firma des Dänen sei in UK schon seit 2002 bekannt:
Monitoring by the Secretariat found that one of the URLs from which the service could be obtained contained a dialler that downloaded automatically without authorisation and connected to a premium rate number without the knowledge or consent of the user
(Eine Überprüfung der Regulierungsbehörde fand heraus, dass eine URL, über die der Dienst abgerufen werden konnte, einen Dialer enthielt, der automatisch und ohne Zustimmung downgeloadet wurde und ohne Wissen oder Billigung des Nutzers mit einer Mehrwertenummer verbunden hat)
Quelle: ICSTIS, "Monthly Report", No. 87, Februar 2002, S. 15).

Sun Telecom did not respond directly to the breaches but expressed a desire to comply with the Code.
(Sun Telecom hat nicht direkt auf die Rechtsverletzung [den Vorwurf der ~] reagiert, drückte aber seinen Begehren aus, die Rechtsbestimmungen einzuhalten). (ebenda)
 
http://www.rtvp.de/news-20051217-prozess-internet-betrueger-319.html
Opfer müssten nun zivilrechtlich Klage einreichen - aber selbst das wird wenig bringen, die Täter sind nun ohnehin pleite und auch weiterhin schwer greifbar!"
Von wem stammt den dieser Quatsch? Dass sie jetzt wieder schwer greifbar sind, hätte man ja verhindern können und dass "er" pleite ist, kann ich einfach nicht glauben...
Der Prozess vor dem Amtsgericht jedoch zeigt nun: Die Männer haben nichts davon: "Das wird für die ein Fiasko - hoch defizitär", beschreibt Spendel. Denn neben einer Geldstrafe von 2,1 Millionen Euro und Haft auf Bewährung sind die Firmen auch geschlossen und die Internetseiten schon lange gelöscht! Da die Männer angeblich beschauliche, fast biedere Leben zum Beispiel in Spanien führen, wollten sie unbedingt unerkannt bleiben
bei der "Branchenmesse" in Mallorca neben den "Großen" der Szene war er nicht so gschamig. :evil:

Entweder in den unzähligen Berichten zu dem Fall steht viel "Dazujournalisiertes" - oder aus Hamburg kam jede Menge komisches Zeugs. ..
 
Somit bleibt das flaue Gefühl, dass der Staat keine "scharfen Waffen" hat, um Computerbetrug zu unterbinden.
Der Staat verfügt durchaus über geeignete Waffen, sie kommen aber hauptsächlich aus 2 Gründen nicht zur Anwendung:
1.) Die Justiz bekommt keinen Druck, weil weder ein lobbybewehrter Großkonzern (z.B. aus der Musikindustrie), noch staatliche Stellen (z.B. Fiskus) geschädigt wurden.

2.) Wenn 1.) nicht zutrifft, der Fall aber hinreichend komplex ist, werden die Urteile regelmäßig im Hinterzimmer ausgedealt. Die Gerichte und StAen werden dazu praktisch genötigt, weil sie sonst davon ausgehen müssen, dass der Prozess nach jahrelangem herumtaktieren im Sande verläuft, oder durch irgendeinen (provozierten) Formfehler platzt.

Zudem sind viele Richter gerade beim Thema Computer und Internet hoch befangen und ohne jedes Verständnis. Sie bekommen Herzrasen bei der Vorstellung, jahrelang mit Begriffen wie "Dialer" oder "IP-Adresse" traktiert zu werden.

Im vorliegenden Fall dürfte auch die StA froh über den Deal sein, weil sie wahrscheinlich eh nicht viel formalrechtlich Verwertbares hatte.
Die Behauptung allerdings, die verhängte Strafe wäre für die Täter ein Fiasko, zeugt entweder von eiskalter Volksverdummung oder bodenloser Naivität.
Nach Presseberichten haben die Täter (ihre Verteidiger) freiwillig 2,1 Mio angeboten, wenn dann Ruhe ist. Mir erzählt niemand, dass die sich freiwillig an den Bettelstab bringen.

Der Hinweis, die Opfer könnten gegen die Täter zivilrechtlich vorgehen, ist zwar formal richtig, defacto aber blanker Zynismus.

Gruß A. John
 
A John schrieb:
Im vorliegenden Fall dürfte auch die StA froh über den Deal sein, weil sie wahrscheinlich eh nicht viel formalrechtlich Verwertbares hatte.
Eine persönliche Meinung, mehr nicht! Wenn man sich dahingegen das Ergebnis des sachverständigen Gutachten betrachtet, könnte man auch zu einer ganz anderen Meinung neigen.
 
Phänomenologe schrieb:
Eine persönliche Meinung, mehr nicht! Wenn man sich dahingegen das Ergebnis des sachverständigen Gutachten betrachtet, könnte man auch zu einer ganz anderen Meinung neigen.
Deshalb formalrechtlich mit Unterstrich.
Das Gutachten mag belegen, dass in der EDV zig hunderttausend Adressdatensätze von Opfern gefunden wurde. Belegt es aber auch exakt, wer genau wann, für was und wie viel bezahlt hat? Lässt sich für jeden einzelnen Datensatz eindeutig belegen, dass die jeweils erfolgte Zahlung zu Unrecht gefordert wurde? Der Anwalt wird notfalls beantragen, alle in der EDV gefundenen Personen als Zeugen zu laden. Dem kann das Gericht natürlich nicht Folge leisten und da haben wir schon die erste Revisionsfalle.
Das Gutachten mag auch belegen, das (mindestens) 3,5 Mio Einnahmen über Einzahlungen von jeweils 30 – 80 EUR erfolgt sind. Sagt es auch etwas darüber aus, welchen dieser (nimmt man das Mittel) ca. 70.000 Einzahlungen genau ein Betrug zu Grunde liegt und wie hoch genau die Schadenssumme ist?
Der Anwalt wird jeden Cent bestreiten, der nicht hieb und stichfest nachgewiesen wurde.
Und Geld über Briefkastenfirmen auf Offshore-Banken zu verschieben, ist erstmal auch nicht illegal.
Das Gutachten mag haarklein und präzise die technische- und zeitliche Abfolge aufzeigen.
In wieweit sich daraus für jeden Einzelfall eindeutig strafbares Handeln nachweisen lässt, ist aber eine ganz andere Frage.

Die sicher richtige Aussage: "Insgesamt gesehen, haben die nachweislich eine gigantische Sauerei abgezogen", gibt formalrechtlich nicht allzuviel her.

Gruß A. John
 
Ach, das ist ein schöner alter Thread. Aber manchmal gräbt man so etwas aus wie einen guten Knochen. Ist eigentlich die nette Badewanne des "Paten des Dialerbetrugs" schon fertig? ("piscina de Santa Ponça"=Hallenbad von Santa Ponsa)

Er findet ja offenbar auch genug Zeit für andere Aktivitäten, nach seiner rätselhaften Mitwirkung bei der Story vom pleite gegangenen Skype-Gründer...

zur Badewanne:
http://ultimahora.es/mallorca/notic...-anos-despues-de-poner-la-primera-piedra.html

zum Thema Skypegründer:
http://www.fyens.dk/article/1068916:Business-Fyn--Millionanklager-efter-Nyhedsavisens-doed

anders als die Richter, die lächerliche Bewährungsstrafen verhängen und gut ist's, bin ich in steter Sorge um die Resozialisierung des dänischen Dialerkönigs...

P.S.: ich habe gerade erfahren, dass die Badewanne mittlerweile endlich genutzt wird :)
http://www.diariodemallorca.es/part...arios-5-meses-despues-inaugurarse/655765.html
 
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